Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 3. 04 09

03.04.09, 02:31 | 'Public preview'
Der Riss in meiner Hand ist so tief, daß ich die Sehne sehen kann, und daß nicht einmal mehr die Tochter des Bauern mir glaubt, daß ich mit einer Katze gekämpft habe - mit einer zweibeinigen, wie ich versichere.

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Ich schütte versehentlich den Joghurt über den Tisch, und kratze die Reste mit dem Messer auf. Kratzen, abschlecken, und der neue Praktikant schaut konsterniert. "In Russland heißt es, daß nur böse Menschen von Messern essen."
Die Russen haben recht, sage ich, aber mein diabolisches Grinsen leidet sehr am joghurtenen Prusten. (Alle wissen sie hier, wer mich für einen schlechten Menschen hält. Die, vor denen ich geflüchtet bin.)

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Ich schneide und schweiße, und am Ende habe ich Sonnenbrand. Ich trage rechts einen ledernen Handschuh und habe den rechten Ärmel bis über die Schulter gekrempelt, weil mir der Riss im Arm sonst den Ärmel vollsauen würde. Ich hätte gern ein Bild vom Schattenwurf, den meine ungleichen Kleider auf mir hinterlassen.
Glühende Späne fliegen in den Schaft meines Handschuhs, und was bleibt mir, als zu fluchen?

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Kaba ist das Beste, was einem Kaffee passieren kann, wenn kein Zucke da ist, sage ich.

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Ich bin so weit, daß mich eine ausgefallene Mahlzeit, vulgo Hefeknöpfle und Süßzeug, an den Rand des Verhungerns bringt.

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Zehn Anrufe, und ich will so gar nicht.

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Mein Auto habe ich auch verliehen, und das will was heißen. (An den Vetter.)

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Mein Fahrrad habe ich in der falschen Größe bestellt. Herrjeh.

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Ich sollte bei tug sein, heute nacht.

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Wer ist es denn nun, fragen sie. Oder ist schon wieder alles vorbei?

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Das Loch im Strumpf macht einen dreckigen Zeh.

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Deinen Magen möchte ich nicht haben, Freund.

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Was muß der neue Praktikant von uns denken, die fluchend noch abends um neun über den Hof rennen. Ich fluche, weil es dunkel wird. Der Vetter flucht, weil ihm bei der Zweimannarbeit keiner hilft, und der Chef flucht, weil er seinen Feierabend entwischen sieht.

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Ich hoffe, ich habe alles.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Sonntag, 4. 01 09

04.01.09, 13:51 | 'Public preview'
Die Rückschau fällt zu schwer. Die Worte purzeln und stolpern und rennen und stoßen sich gegenseitig, sie fallen übereinander her, unentwirrbar.

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"Mein Fünfjahresplan ist völlig durcheinander" grinst mein Vetter hinter der Kaffeetasse, über den Tisch des Bauern. "Ich habe keinen, wenn man es genau nimmt." In fünf Jahren, sage ich, können wir längst irgendwo sein. Oder immer noch hier.

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"Freunde bleiben" sagtest Du so erwachsen, und ich habe genickt. Meine Freunde sagen nicht, sie sind und sie tun. Und als ich Dich bitte, lehnst Du schnippisch ab, und genauso lehne ich dann Deine Weihnachtsgrüße ab. Dinge, die man nicht tut, denke ich.

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Ich habe diesen Suchbegriff in der Liste gelesen, und möchte mich dafür sehr bedanken. (!)

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Und immer wieder der staunende Blick, und der Gedanke: Könnte ich nicht, mit ihr. Ertragen kann ich gut, wenn es nur Zentner sind. Aber Musik und Nähe und strafende Blicke, und dieses leidende Lächeln, als wäre man Kind und ungezogen und unverständlich; und wenn man das so aufzählt, dann versteht man sogar, aber ertragen kann man es trotzdem nicht.

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"Wo bist Du denn hin?" ruft man mir hinterher, durchs Telefon, weil sich da tatsächlich jemand darauf freut, sich mit mir die Hände zu waschen, die Kleider zu wechseln und am Vespertisch zu sitzen, bis die Lider zufallen.

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Frost ist mein Weihnachtsgeschenk. Pflügen macht Glück.

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Ich vergesse so viel und so schnell, und wenn ich nicht aufschreibe, nicht notiere, dann -. Erinnern! zwinge ich mich, doch vergehen ist leben und erhalten ist, ach.

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Immer noch der Umzug und die Hektik und Konfusion, und kein Auto und ein Parkhaus und irgendwann stehe ich in Arbeitskleidern in der großen Stadt, auf Kopfsteinpflaster, und die Leute schauen mich an, und ich schaue ins spiegelnde Schaufenster und auf meine zerschundenen Stahlkappen, und wundere mich, wie das denn nun wieder passieren konnte.

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Ich lasse mir das Feilen erklären, und er schaut meine Hände an und sagt "Weißfingerkrankheit", und daß man keine kalten Hände haben darf, und Klauen bekommt man, sagt er, und dann hat sichs mit den Mädchen.

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Wieso habe ich nur das alles wieder angefangen, frage ich mich, als am ersten Morgen gleich die Kettenbremse aufspringt und ich hilflos und fluchend eine Stunde in der Werkstatt verzweifle.
Ich wollte probieren, ob das noch so geht. Ob sich das Gefühl wieder einstellt nach sechs Jahren, im kalten Auto, rotes Radio, immer die selben dreizehn Lieder, das Egalsein, die völlig fehlende Angst vor Kurven und Zeit und Schnee, weil Leben keine Rolle spielt. Weil sich Bedeutung so völlig vernichtet hat; und überhaupt Vernichtung. Daß ich immer mit dem Glockenschlag ausgestiegen bin. Daß es dermaßen brannte, daß es eine Narbe gab. Durch die ich nichts mehr spüre, die taub ist und gefühllos.
Es wird nicht mehr so. Doch erschreckt stelle ich fest, daß es mehr die äußeren Zwänge, Joche, Gewohnheiten und Gewöhnlichkeiten sind, die es nicht mehr so werden lassen. Es liegt noch eine Überweisung hier, in dieser Kurve wäre es peinlich, und überhaupt die lange Haube und das glänzende Blech, und daß man mir dieses rotleuchtende Radio gestohlen hat.
Die Liebe zum Leben ist eine überflutete Insel im wogenden Meer, eine Kuppe, ein Riff, das aus der Brandung ragt. Und ich hangle mich von Klippe zu Klippe, und möchte ans Ufer, ich möchte Ebbe statt Flut und festen Boden, und vielleicht will ich doch viel lieber schwimmen. Deshalb sammle ich noch immer die lichten Momente, ich suche jeden Tag nach Schönem. Ich muß es nicht haben, ich möchte es nur bewahren, um zu beweisen, daß es sich noch einmal gelohnt hat.

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Der Bauer lispelt ein wenig, hat ein Kind und einen gebrochenen Daumen. Er ist so alt wie ich, und das kann es doch auch nicht sein, denke ich mir dann.

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Daß alles vergeht, und nur das sicher ist, das habe ich neulich jemandem geschrieben, und ob das nun Trost oder Furcht ist, dagegen kann ich nichts.

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Der Weihnachtsbrief, der mich lobt, er füllt mich mit Wärme. Hier sein zu dürfen, hier geholfen zu haben. Überhaupt eine Hilfe sein zu können, diesen Menschen, diesem knitzen Allkunn, dem seine Tochter am ersten Feiertag den Kopf schert.

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Verabschiede es und dann lass es gehen, habe ich irgendwo gelesen, und da steckt schon was drin. Genau wie im elefantösen Erinnern, Nievergessenwollen. Vielleicht ist es dazwischen, oder ganz weit weg davon.

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Was richtig ist, das weiß ich immer noch nicht. Aber es macht mir nichts aus, manchmal.

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Schnurgerade Furchen sogar, möchte ich dem roten Unglück zurufen. Doch es flieht die Zeit, es bleibt ein Blick, ein Glänzen in den Augen, dann ruft die Welt. Und wir klammern nicht, denn wir brauchen die Arme zum Schwimmen, und umarmend würden wir untergehen. Nur ganz kurz, wenn man Luft geholt hat, und sich emporgearbeitet, kann man sich berühren.
Dies ist Dein Bild, S.

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An der Wand hängt eine Schafwurst, zum Räuchern, grinsen wir.


Und ich sitze nun auch mal allein hier, und warte ruhig.

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Dort wäre es fast gewesen, ganz fast ganz knapp, und da saß ich dann auf meinem gepolsterten Hosenboden, und dachte so bei mir, daß es nicht tragisch gewesen wäre, aber ein ziemlicher Umstand, unversichert, und daß ich und sowieso und überhaupt, und was bildet sich diese Birke eigentlich ein? Und Träume von Mädchen in Schnittschutzhosen, auf einer Kellerstiege sitzend, an die glaube ich nun gleich gar nicht.

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Achteinhalb linker Hand. Warmschaffen, warmschaffen!

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Man kriegt mich ja immer, mit einem grünen Hemd in XL, und einem Katalog, "Komm, nimm den mit, wir einigen uns dann schon."

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Das Sprücheklopfen ist ein Handwerk, und ein Handwerk darf man bei keinem Pfuscher nicht lernen!

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Die ausgedachte Aussichtslosigkeit, von der ich erzählen wollte, die lasse ich nun im Knäuel, ohne die Fäden herauszuzupfen. Denn innendrin sind die Scherben, die spitzen Nadeln, und so kann ich es behutsam anfassen und irgendwo ablegen.

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Ich bemühe mich um Interesse beim Klassentreffen, und es fällt mir nicht mehr schwer. Ich bestaune Zugfahrten nach Paris und eine Apotheke in Fürstenfeldbruck, aufgebohrte Knochen und einen Master in Internationalen Beziehungen. Ich lächle ihm, der sich betrinkt, aufmunternd zu, und ihr, die sich unwohl fühlt. Und irgendwann schmeiße ich eine Runde und halte noch schnell eine Rede, drei, vier Worte, und weiß, daß ich das alles wirklich mag. Empathie, Empathie, und draußen beim Rauchen schaue ich so unauffällig auf die Schultern und Brüste und Hände, daß -.

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"Ich fand das sehr süß", sagt sie zu mir, und die Schwüle bilde ich mir sicher nur ein.

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"Eine Hüftoperation, das wäre was für Dich. Schlagbohrer und Zement und Dübel...", und ich frage lieber nach Bohrern als Hüften, aber blass werde ich schon lange nicht mehr.

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Natürlich darf ich nicht mit ihrem AMG fahren, nachdem ich derart schwungvoll neben ihr eingeparkt habe. Ich streiche mit der Hand über die Haube, über den Falz und das Emblem, sage "Dicker, wart hier auf mich!", und als ich auf ihrer Beifahrerseite einsteige, blinkt er zum Abschied. Automatik, sage ich naserümpfend, und das ist schon die Geschichte vom Fuchs und den Trauben.

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Ich bemühe mich, zu reden, und das ist tatsächlich etwas, das man Entwicklung nennen darf.

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Und die schönsten Sätze, die habe ich sowieso vergessen.

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Nur eins zum letzten Jahr: Zwei meiner Freunde haben sich das Leben genommen. Ich habe nur darüber nachgedacht.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Freitag, 7. 11 08

07.11.08, 21:00 | 'Public preview'
C zweizwanzig Sportcoupé exakt acht Liter, Dreizwanzig D vierkommaneun Liter. Beide Diesel.

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Stattdessen Siebzehnzöller für den Winter.
"Je oller, je doller", sagt der Bauer und grinst.

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Alles Scheiße im Güllekeller.
Bißchen wuschig vom Kohlenmonoxid, dank Zigarette keine Methanvorkommen entdeckt.

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Nun denn.
# |  4 RauchzeichenGas geben

Dienstag, 24. 06 08

24.06.08, 19:16 | 'Public preview'

Auf, auf!


Von oben.


Homeward bound.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Montag, 28. 04 08

28.04.08, 01:50 | 'Public preview'
Seit gestern weckt mich wieder die Sonne.
Es ist sehr schön, wenn man daran aufwacht, daß die Welt so hell ist, daß sie durch die geschlossenen Lider strahlt.

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Ich habe die Hand voller Metallspäne.

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Beide Haken zum Verdrehen der Hubspindeln abgerissen.

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Als ich die beiden Rohre der Zapfwelle auseinanderziehe, weiß ich, woher die Metallspäne kamen.
# |  6 RauchzeichenGas geben

Sonntag, 23. 03 08

23.03.08, 16:29 | 'Public preview'
"Per Anhalter durch die Galaxis" ließ mich seltsam enttäuscht zurück.

"I'm not there" ließ mich in dem Bewußtsein sitzen, daß ich keine Ahnung habe. Immerhin, den Gitarristen der "groovigen Coverband" habe ich erkannt, und die Beatles mochte ich noch nie. Nie konnte ich voraussagen, was in der nächsten Minute passieren könnte, nicht einmal habe ich nach der Uhr gesehen, und Richard Gere gefällt mir auch erst, seit er Brillen trägt und darauf verzichtet, Frauen anzulächeln.
# |  2 RauchzeichenGas geben

Samstag, 22. 12 07

22.12.07, 09:34 | 'Public preview'
Ach Pelzig! Daß die eichenen noch viel eichener sind als die eichenen der anderen, erklärt keiner schöner als Sie. Und was Gerüchte mit dem Markt, und der Markt mit dem Sex, und das alles mit einer freigelegten Schulter zu tun hat, kann nur eine Wirtschaftsanwältin erklären, die sich Chantal nennt und ihren Lebensunterhalt damit verdient, Gewerkschaftler an Heizkörper zu ketten. Daß nebenbei noch Rilke zitiert wird und die Unternehmensberater wunderschön schlecht wegkommen, daß sich alles um Einkaufswägen dreht und der Gärtner ein Doktor ist, der Fahrersitz elektrisch verstellbar, daß sich irgendwann ein Fenster öffnet und die alles entscheidende Frage gestellt wird: "Sind Sie das Arschloch?", und daß der Chauffeur ein ganz klein wenig nach Al Bundy aussieht, das macht diesen Film so liebenswert, daß man ihm das Ende gern verzeiht.

Und nicht vergessen: Blümchensex! Mehr Blümchen!

(Anschauen: Vorne ist verdammt weit weg
# |  Rauchfrei | Gas geben

Montag, 14. 05 07

14.05.07, 19:58 | 'Public preview'
Der Büchsenöffner ist an allem schuld, und daran, daß man mich montags nicht auf die Straße lassen kann.

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Morgens tapere ich in den Melkstand, frischgeduscht und abfahrbereit, grüße den Chef und reagiere instinktiv, als das Mädel zu meiner Linken das Melkzeug abstreift. Ich patsche mit der flachen Hand auf den Abschalttaster und greife mit der anderen nach dem Melkzeug. Dann wische ich mir das Unglück von der Schulter bis über den Handrücken und gucke einfach dumm aus der Wäsche, die grade eben noch frisch war und jetzt schon wieder reif zum Waschen ist, während der Chef von der hinteren Treppe hergröhlt.
Ich bleibe einfach noch ein Weilchen.

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Ich stehe auf Zehenspitzen auf der Leiter, den Kopf gegen die Hilti gepresst, und meine Zähne vibrieren im Takt des Schlaghammers, weil ich mich nirgends abstützen kann. Als ich den dritten Balkenschuh an den Sparren nagle, steht der Oberpirat hinter mir, streicht sich über den Schnauzer und murmelt anerkennend, daß er mir die Musik, die aus dem Musikofon scheppert, gar nicht zugetraut hätte.

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"Sonst tust Du doch auch immer wie eine Sau."

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Ach so, der Büchsenöffner. Ich sitze in der Küche, mir gegenüber die neue Mitbewohnerin und ihr Besuch, und bin gerade fertig mit Essen. Ich klappe die Büchse Bauernbrät zu. Doch die hat es sich anders überlegt und spuckt ihren Deckel federnd wieder aus, Brocken von Schmalz und Brät auf die Hose der Besucherin verteilend, die gerade aufdringlich laut die Vorzüge des Veganertums angepriesen hat. Ich mache mir noch eine Tasse Kaffee und setze mich wieder an den Rechner. Der Büchsenöffner ist an allem schuld, und Montage waren noch nie meine Stärke.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Mittwoch, 18. 04 07

18.04.07, 01:52 | 'Public preview'
Ich möchte so gar nicht wieder einsteigen ins Studieren. Ich möchte meine Freitage nicht aufgeben.

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Ich hab Dich angerufen, gestern. Als Dritte, weil ich immer einen Vorwand brauche. Hätte ich Dich erreicht, hätte ich Dich meine letzte Hoffnung genannt.
Und dann das Telefonklingen, kurz vor acht.
"Hi, was gibts? Ich hatte mein Telefon nicht dabei."
Und ich erkläre Dir, daß sich alles schon erledigt hat. Eine Gesprächshaltestelle nur für Dich, doch Du steigst nicht aus.
Ich hätte mich gern von Dir abschleppen lassen -.
Und ich werfe Dir meinen ganzen Ärger hin, den ganzen Haufen, und Du machst ihn lachend ganz klein, bis ich darüber lachen kann, daß ich sogar von einem Auto verlassen werde. Schlucken muß ich den Ärger noch selbst. "Mit dem Agrotron wär ich gekommen!" rufst Du, und ich grinse beim Gedanken, den Beemes mit der Schleifkette und dem Ackerschlepper über die Bundesstraße zu ziehen.
"Ich möchte nicht hier sein", teilst Du Dein Heimweh mit mir. "Und ich will zwar auf diesen Betrieb, aber nicht hier weg." Du teilst Dein Heimweh mit mir, und ich schnappe danach, um es Dir zu entreißen, Dir soviel abzunehmen, wie ich tragen kann.
Also, mach es gut in Frankreich, ich will Dich ja nicht länger aufhalten und Telefonieren kostet ja auch Geld. "Freiminuten" lachst Du noch durch den Hörer und ich heiße mich ein Rindvieh, während ich die Kakophonie des Abschieds abspiele, rauh und verzerrt vom Nichtgehenlassenwollen. Du weißt jetzt, wo mein Fahrrad hängt, und ich weiß, daß Du Deine Schuhe die Treppen hochträgst. Es ist ein seltsamer Tauschhandel, so ein Telefongespräch.
Komm mir heile wieder, ich sage es, als müßte ich die Worte mit Backsteinen auf dem Boden auslegen. Dein Ja haucht nur, doch es fühlt sich an wie ein Atemzug, der keine Kraft kostet, als würdest Du die Luft in mich pressen.

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Daß Du Dich nie neben mich setzt.

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Je öfter er Dich berührt, desto weniger lehnst Du ab. Irgendwann lehnst Du Dich an, und ich schaue mir beim langsamen Verlieren zu, während ich über die Bar rufe, daß ich wohl noch eins vertragen kann. Nur verschwommen kann ich euch überhaupt ertragen.

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Am Samstag erfand ich tausend Ausreden, um vorbeizufahren.

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Wenn siebenundzwanzig Kilo da sind und wir dreiunddreißig Kilo je Hektar ausbringen wollen, dann ist es eine total doofe Idee, mir den Bären vom halben Hektar aufzubinden. So saß ich dann nach achtzig Ar in der Sonne und wartete auf Saatgut.

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Nein, ich fahre nicht mit zum Mittagessen. Ich habe was im Rucksack.
Nun gut, meinst Du, setzt Dich in Dein Auto und nimmst meinen Rucksack mit zum Essen. Ich hänge meine Kleider zum Trocknen auf den Holzspalter und wache erst wieder auf, als mich ein Wanderer mit dem Spazierstock piekst. Vor lauter Schreck über die gähnende nicht ganz so tote Leiche fällt der gute Mann fast tot um, womit die Leichenbilanz trotz offensichtlicher Auferstehung aufgegangen wäre. Ich bedanke mich freundlich, ziehe mich wieder an und spalte weiter.

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Der Heimweg vom Berg ist genau so lang, daß man mit dem Dieselross bei Halbgas ein Schäferbier trinken kann, bis man zu Hause ist. Und ich bin mir verschmitzt sicher, daß die letzte Spitzkehre nur gebaut wurde, damit man eine Abkürzung querfeldein fahren kann, falls zufällig nur ein Pils zur Hand sein sollte.

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Wir tragen das Sofa nach innen, weil es draußen kühl wird. Wir stellen es ab und ich drehe mich auf dem Absatz, um mich zu setzen. Als das Mädchen hinter mir in ihren Sandalen aufgehört hat zu weinen, biete ich ihr als Entschädigung blauen Nagellack an, damit sich die Sache wenigstens gleich sieht.
Später antwortet sie auf die Frage nach ihrer Schuhgröße mit: "Sechsunddreißig links, und rechts mindestens vierzig, seit der Texanertrampel draufgetreten ist", und ich weiß, daß sie mir verziehen hat.

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"Schloß der Lüste"

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"Ich war so voll, ich hätte keine Alte mehr können - ich meine, mich nicht mehr halten können."

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Die Flasche Rama fürs Messerschleifen lehne ich ab. "Trinken wir zusammen, irgendwann." Manche Menschen besitzen ein sehr exaktes Gefühl für Schuldigkeiten.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Freitag, 9. 03 07

09.03.07, 02:06 | 'Public preview'
Wir haben über Arbeit geredet. Sehr eindringlich.

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Ich hab die beiden stehenlassen.

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"Die ist in Triesdorf". Stuttgart als Trotzreaktion, und warum hast Du mich nicht angerufen?

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Mittwochabend stehe ich an der Tür, die Flasche in der Hand. Drinnen ist es dunkel, und es sind immer die Mittwochabende. Ich schlendre zur nächsten bekannten Wohnung, und werde furchtbar sentimental ob der hell erleuchteten Fenster und der Vergänglichkeit des Wohnheimwohnens. Nein, das ist nicht richtig: Ob der Vergänglichkeit der Zeit des Freundefindens, vielleicht. Ob der ganzen Menschen, die man, eingeigelt, nicht zu Freunden gemacht hat. Und vielleicht ob der Zeit an sich, die einem Bewahrer, der doch Erlebtes niederschreibt, als Feind erscheinen müßte, da sie Veränderung bringt. "When I think of all the good times..." - Zeit verschwenden, um sie zu gewinnen. Das Ungenießbare der Zeit, die sich des Konservierens widersetzt. Vielleicht ist das Messen der Zeit bereits der falsche Weg.

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"Diese Rothaarige, sie verfolgt Dich doch ewig." Ach, stammle ich, ach, wäre es so: "The awful truth is awful bad..."
Nein, das ist es nicht. Signalfarbe, Signal, Ersatz mag sein. Eine Art Heiliger Gral, nach dem gesucht werden muß, ohne daß Suchen oder Finden das Ziel sein könnten. Ein jeder trägt sein Päckchen, und selbst der letzte Atemzug ist ein Kampf. Ich habe noch niemanden entschlafen sehen, sie alle sind kämpfend, klammernd entrissen worden. Keiner lief dem Licht entgegen: "Follow me and everything is all right..."

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Erneut der Mittwoch, erneut die Zeit. Halb eins war es, und ich konnte immer noch nicht ablassen, ihr Haar zu betrachten. "Nichts hält mich dort", hatte sie gesagt, und ich fürchtete ihre Einsamkeit, das Alleinsein durch Losgelöstsein. Sie strich eine Strähne hinters Ohr und drehte das Glas in der Hand, während ich mich sagen hörte, was mich alles zu hause hält. Von den Banden, den fesselnden. Die ich alle zur Hand nehme, ab und an, und sie infrage stelle. Fesselnd, ja, und kleidend. Bedeckend, schützend. Ich muß mich nicht erklären, wenn ich mich aufs Müssen reduzieren darf. Vielleicht frage ich auch zuviel, erkläre mich zerfasernd. "Don't die - you know the truth is some do..."

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Ode an einen Freund.

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Und morgen abend werden wir uns wieder gegenüberstehen, vornüber gebeugt, mit wippendem Zeigefinger aufeinander deutend. Und wir lachen über die Kopfschüttler, einen Schritt vor, einen zurück, die Faust erhoben, brüllend verzerrte Fratzen. Eine Träne, die den Weg nach außen nicht findet, brennt sich salzig den Weg. Und dann unser Refrain, den Kopf in den Nacken gelegt; in glühendem Schmerz geschmiedet wir beide, jeder für sich. "Für mich", und ich nicke: Für Dich. Nägel graben sich in eine Schulter, bis sie den Griff sprengt. Längst sind die Kopfschüttler zurückgewichen, und wir kämpfen gemeinsam, wir Unverstandenen, wir prügeln aufeinander ein und fallen uns schließlich in die Arme. "Einen noch?" - Mit Dir immer.

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Sechs Uhr früh, die Erde bebt
Weil mir danach ist.
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