18.07.16, 15:49 | 'Egalitaeten'
Wie wir auf der Terrasse saßen, zwischen uns süße Früchte und feuriger Wein, unsere sonnenheißen Arme berühren sich sacht, und im Dachfenster gegenüber spiegelt sich riesengroß der Mond, daß es mich fast blendet. Wie schnell er zieht! Ich folge ihm nicht mit dem Kopf, und bald schon ist er verschwunden, uns umfängt wieder Dunkelheit.
10.05.16, 11:46 | 'Egalitaeten'
Und wie ich so durch die wunderbar späte und laue Dämmerung radle, fliegt über mir eine beleuchtete Drohne, meine Schulter schmerzt, meine Arbeit liegt weit hinter dem Zeitplan, eine neue Arbeit ist noch in der Ferne, und ich bin trotzdem zufrieden mit der Welt.
01.03.16, 10:38 | 'Egalitaeten'
Aus einem augenzwinkernden "Lass es uns erst mal für uns behalten" wurde ein Zuwarten, daraus dann ein "Bitt gib mir noch ein wenig Zeit", und aus den Gutenmorgengrüßen und den Gutenachtküssen wurden wenige Nachrichten - "Ich bin da" und "Tut mir leid, daß ich mich nicht gemeldet habe." Wir sehen uns seltener, was nicht an mir liegt, und auch nicht unbedingt an Dir, sondern an den Umständen. Ich komme nicht klar durch meine Gedanken, ich kann überhaupt nicht denken gerade, zumindest keinen Gedanken bis zum Ende. Es ist der langsame Rückzug, der mich aufbringt, der mich nachzieht, bis ich zu weit gegangen bin, zu weit für mich, um mich zurückziehen zu können, weil ich ja genau das auch nicht will.
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Unausgegorenes Denken. Unausgegorenes Schreiben. Und das Offenlegen, das fällt mir auch nicht mehr so leicht.
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Zuversicht sollte es werden dieses Jahr. Stattdessen lese ich ein mehrschrittiges Programm zur emotionalen Stabilität. Unberührter zu werden.
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Gutes Radeln in der Kälte am Samstag. Kalt, aber sonnig, und ich bilde mir ja ein, daß meine rote Nasenspitze nur von der Sonne kommt. Hatschi.
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Daß mir auch alles zu Staub zerfallen muß, worüber ich rede. Und ich rede doch so gern.
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"Colonia Dignidad" hat mich sehr erschreckt. Der wahre Anteil daran, der im Film eben nur kurz auftaucht und gerade auf diese Weise unheimlich bedrückend wird. Der Abspann mit den Fotografien und den kurzen Texten. Bisher wurde noch kein Mitglied der Deutschen Botschaft dafür haftbar gemacht, schreiben sie da. Auch sehr erschreckend. Und in den letzten beiden Einstellungen macht der Film viel kaputt - mit Schreibfehlern. Ich habe beim Überfliegen einen gesehen, der kein Tippfehler sein kann, der ein Verständnisproblem anzeigt, und ich frage mich, wie das passieren kann. Liest das niemand durch? Kann denn überhaupt noch jemand lesen? Ich werde sehr kulturpessimistisch, wenn es ums Lesen geht. Sprache an sich ist doch schon so unzureichend, daß man nie beschreiben kann, was passiert, und daß man immer wieder baß erstaunt dasitzen kann, wenn einer mit der Sprache spielt, wenn einer Bilder erzählt und Treffer landet an Stellen, die man selbst nicht kannte. Vermitteln durch Sprache, Erklären, Lernen, Präzisieren, und in meinem Lamento sind wir schon am Parkplatz, steigen in das kalte Auto, und während ich unruhig auf dem kalten Leder hin und her rutsche, sagt die Dame auf dem Fahrersitz, übrigens mit Abitur und Studium und Promotion und einer überaus gutbürgerlichen Familie, daß das keiner mehr braucht, und sie sagt es so, als sei meine flammende Rede etwas Niedliches, als sei Sprache nur eine meiner kleinen Schrulligkeiten, und da verstumme ich dann. Ich weiß doch auch nicht, wer die Sprache kaputtgemacht hat, ich weiß doch auch nicht, warum sich keiner mehr kümmert, oder ob das nicht vielleicht ein Effekt dessen ist, daß jetzt alle schreiben, auch die, die vorher stumm waren, und vielleicht ist falsches Sprechen ja schon besser als stumm zu bleiben, und es tritt nur dadurch zutage, daß sie es nie gelernt haben, nie gezeigt bekommen vielleicht, und trotzdem würde ich gern jemanden dafür feste schütteln, damit der nur noch mit dem Kopf nicken und das wieder in Ordnung bringen kann.
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Sieh es als gut an, das ist ja immer das Credo. Aber das ist es eben nicht. Ich verstecke mich ungern, ich bin ungern in der Situation, den Arm so weit auszustrecken, daß ich nicht mehr stabil stehen kann, und gleichzeitig nicht zu wissen, ob man mir nicht die Hand entziehen wird. Wird sie nicht, soll ich sagen. Und vielleicht ist das richtig. Wie lang wartet man da? Vielleicht nähere ich mich ja auch nur, damit ich nicht so krumm und ausgestreckt und instabil dastehen muß? Wie begreift man Wackligkeit als Chance, wenn man doch beim Klettern stets um Halt bemüht ist, sich ohne Anstellung mit festen Bürozeiten unwohl fühlt, und beim Kampfsport zwei Mal wöchentlich lernt, daß ein sicherer Stand das ist, was einen, nun ja, absichert?
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Mehr mäandern vielleicht.
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Auch das Schreiben als Chance begreifen. Wenigstens das müsste klappen. Muß klappen, soll ich doch in wenigen Monaten ein ganzes Buch abgeben.
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Reifen kaufen. Hallelujah, so ein Fahrradreifen kostet ja ein Vermögen, und jedes Mal lese ich mich wieder fest in irgendwelchen Bewertungen. Zefix, Zeit!
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Ein Satz, ein Lächeln am späten Sonntagabend. Weißt Du, wie leicht Du mir Wärme machst?
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Ein paar Stunden bei Freunden verbringen. Ich speichere die Wärme dieser Familie in mir.
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Durch Nichtnachfragen habe ich mich in eine Situation gebracht, aus der ich mich durch Improvisation wieder herauswinden muß. Ein wenig Getriebelehre am Wochenende, ein wenig Wissen über die Firma, und doch nicht zu wissend wirken, auch wenn ich den Spitznamen des Geschäftsführers kenne.
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Unausgegorenes Denken. Unausgegorenes Schreiben. Und das Offenlegen, das fällt mir auch nicht mehr so leicht.
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Zuversicht sollte es werden dieses Jahr. Stattdessen lese ich ein mehrschrittiges Programm zur emotionalen Stabilität. Unberührter zu werden.
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Gutes Radeln in der Kälte am Samstag. Kalt, aber sonnig, und ich bilde mir ja ein, daß meine rote Nasenspitze nur von der Sonne kommt. Hatschi.
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Daß mir auch alles zu Staub zerfallen muß, worüber ich rede. Und ich rede doch so gern.
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"Colonia Dignidad" hat mich sehr erschreckt. Der wahre Anteil daran, der im Film eben nur kurz auftaucht und gerade auf diese Weise unheimlich bedrückend wird. Der Abspann mit den Fotografien und den kurzen Texten. Bisher wurde noch kein Mitglied der Deutschen Botschaft dafür haftbar gemacht, schreiben sie da. Auch sehr erschreckend. Und in den letzten beiden Einstellungen macht der Film viel kaputt - mit Schreibfehlern. Ich habe beim Überfliegen einen gesehen, der kein Tippfehler sein kann, der ein Verständnisproblem anzeigt, und ich frage mich, wie das passieren kann. Liest das niemand durch? Kann denn überhaupt noch jemand lesen? Ich werde sehr kulturpessimistisch, wenn es ums Lesen geht. Sprache an sich ist doch schon so unzureichend, daß man nie beschreiben kann, was passiert, und daß man immer wieder baß erstaunt dasitzen kann, wenn einer mit der Sprache spielt, wenn einer Bilder erzählt und Treffer landet an Stellen, die man selbst nicht kannte. Vermitteln durch Sprache, Erklären, Lernen, Präzisieren, und in meinem Lamento sind wir schon am Parkplatz, steigen in das kalte Auto, und während ich unruhig auf dem kalten Leder hin und her rutsche, sagt die Dame auf dem Fahrersitz, übrigens mit Abitur und Studium und Promotion und einer überaus gutbürgerlichen Familie, daß das keiner mehr braucht, und sie sagt es so, als sei meine flammende Rede etwas Niedliches, als sei Sprache nur eine meiner kleinen Schrulligkeiten, und da verstumme ich dann. Ich weiß doch auch nicht, wer die Sprache kaputtgemacht hat, ich weiß doch auch nicht, warum sich keiner mehr kümmert, oder ob das nicht vielleicht ein Effekt dessen ist, daß jetzt alle schreiben, auch die, die vorher stumm waren, und vielleicht ist falsches Sprechen ja schon besser als stumm zu bleiben, und es tritt nur dadurch zutage, daß sie es nie gelernt haben, nie gezeigt bekommen vielleicht, und trotzdem würde ich gern jemanden dafür feste schütteln, damit der nur noch mit dem Kopf nicken und das wieder in Ordnung bringen kann.
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Sieh es als gut an, das ist ja immer das Credo. Aber das ist es eben nicht. Ich verstecke mich ungern, ich bin ungern in der Situation, den Arm so weit auszustrecken, daß ich nicht mehr stabil stehen kann, und gleichzeitig nicht zu wissen, ob man mir nicht die Hand entziehen wird. Wird sie nicht, soll ich sagen. Und vielleicht ist das richtig. Wie lang wartet man da? Vielleicht nähere ich mich ja auch nur, damit ich nicht so krumm und ausgestreckt und instabil dastehen muß? Wie begreift man Wackligkeit als Chance, wenn man doch beim Klettern stets um Halt bemüht ist, sich ohne Anstellung mit festen Bürozeiten unwohl fühlt, und beim Kampfsport zwei Mal wöchentlich lernt, daß ein sicherer Stand das ist, was einen, nun ja, absichert?
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Mehr mäandern vielleicht.
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Auch das Schreiben als Chance begreifen. Wenigstens das müsste klappen. Muß klappen, soll ich doch in wenigen Monaten ein ganzes Buch abgeben.
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Reifen kaufen. Hallelujah, so ein Fahrradreifen kostet ja ein Vermögen, und jedes Mal lese ich mich wieder fest in irgendwelchen Bewertungen. Zefix, Zeit!
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Ein Satz, ein Lächeln am späten Sonntagabend. Weißt Du, wie leicht Du mir Wärme machst?
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Ein paar Stunden bei Freunden verbringen. Ich speichere die Wärme dieser Familie in mir.
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Durch Nichtnachfragen habe ich mich in eine Situation gebracht, aus der ich mich durch Improvisation wieder herauswinden muß. Ein wenig Getriebelehre am Wochenende, ein wenig Wissen über die Firma, und doch nicht zu wissend wirken, auch wenn ich den Spitznamen des Geschäftsführers kenne.
01.02.16, 14:18 | 'Egalitaeten'
Ein Wochenende in der Stadt. Premiere, will ich meinen.
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Klettern und Kämpfen an vier Abenden. Und der Kampf verdient noch eine nähere Betrachtung. Warum mir das so gefällt. Warum ich mich dazu überwunden habe. Wie ich das haben will.
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Dieser Moment vor Deiner Haustür, da hätte ich es ändern können. Sagen, daß Du alles gesagt hast, und daß keine Entscheidung eben auch eine Entscheidung ist. Da hätte ich mich retten können und habe es nicht getan. Wieder einmal nicht. Stattdessen gebe ich mich Dir in die Hand und sage wieder einmal die bittere Wahrheit, daß ich mich nur selbst verletzen kann, und daß es ohne dieses Risiko eben keinen Gewinn geben kann.
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Sag mir, wann ich aufgeben soll.
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Einige Abende später sitze ich da, in einer Gruppe von Städter, die meine Donauwelle loben. Die mir erzählen, was sie an backenden Männern finden. Es ist konsequent, sage ich da. Du kannst nicht immer alles geben. Es kann Dir nicht die ganze Welt gleich wichtig sein, sonst müsste Dir alles egal sein. Und mir ist ziemlich viel egal. Aber ein paar Dinge, die will ich richtig machen. Konsequent heißt eben auch, Konsequenzen zu ertragen. Du sitzt stumm daneben, ich verpacke all das in die Geschichte eines der Maien, die ich gesteckt habe, und ich weiß trotzdem, daß Du mich hörst.
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Trotzdem keine Herzchensmileys mehr.
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Eislaufen war ich ja ewig nicht mehr, und mit den Schnellen kann ich nicht mithalten. Immerhin, ich falle nicht, und Dir ist Eleganz ja in die Wiege gelegt worden. irgendwann setze ich die Füße in der Kurve übereinander und freue mich an der Bewegung. Irgendwann dann laufen wir Hand in Hand, ganz gleichmäßig, das Eis ist längst trüb und voller weißer Späne, nicht mehr glänzend und glatt.
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Bouldern und Pizza essen zu zweit.
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Ach, Studienfreund, ich muß Dir immer wieder erzählen, womit ich so gar nicht zurechtkomme, und es sind ja immer die gleichen Themen, alle zwei drei Monate erzählen wir uns die. Ich fände es schade, wenn ihr weggeht, sage ich, der ich ja immer weggegangen bin. Ein Witz, will ich sagen, wo es mir jetzt ums Bleiben geht!
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"Du machst zuviel!" sagt sie, das liegt doch an Dir. Es muß an mir liegen, das denke ich auch, aber Du denkst noch einen Schritt weiter - ich suche mir eben die aus, mit denen es so laufen muß. Ein spannender Gedanke, und ich würde gern herausdenken, was mich so fasziniert, daß ich mich nähere, und was euch gleichzeitig von mir entfernt.
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Einkaufen am Samstagmorgen, und ich mäandere wieder durch den Supermarkt. Mal was anderes kaufen, mal nicht dran denken, wie alles zusammenpassen könnte. Mal eine Basis haben, und mal mit dem Auto den kurzen Weg fahren, denn ich muß Kisten abgeben und Kisten kaufen, und sowieso habe ich Mehl und Zucker verbraucht. Welch Luxus, den Wagen füllen zu können, ohne nachzudenken, wie alles in den Rucksack passen soll, ohne zuviel und zerdrückt zu sein. Wie andere das tun mögen, die mehr Esser am Tisch haben? Denken Menschen, die Fahrverbote erlassen, an sowas? Oder sind sie nur Esser statt Einkäufer? Und doch, es sticht mich schon, daß meine zeitraubenden Versuche, Bus und Bahn und Rad zu verbinden und dann noch zum Einkaufen zu laufen, so wenig sind gegen all die, die am Samstagmorgen die vierhundert Meter bis zum Bäcker an der Ecke fahren. Verbessern statt verschlechtern, denke ich immer, und als ich meine Einkäufe in die Wohnung räume, rede ich mit dem Nachbarn über einen gemeinsamen Radanhänger für die Hausbewohner. Ein Zahlenschloß, und jeder kann ihn nutzen.
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Donauwelle, und in der Mitte bleibt mir der Pudding immer flüssig.
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Strömender Regen, ein Kuchenblech und eine Tasche mit Geschenk, und dann fahre ich doch mit dem Auto in die Stadt, statt zwei Kilometer zur Bahn zu laufen. Demut durch Autofahren.
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Irgendwann in der Nacht stellen wir mein Auto weg, damit es nicht im Parkverbot bleibt. Ein Kuss, eine Absage, und dann ein Bier. Auf einmal ist es Morgen, auf einmal gehen sie alle. Ich stehe und bekomme keinen Fahrplan aufs Telefon, und da geht der letzte, und ich schaue hilflos: Schau, das war kein Schauspiel, und dann geht es doch. Die letzte vor zehn Minuten, und genau hier klafft ein Loch von anderthalb Stunden. Wir sitzen dann vorm Bier und reden, Deine Füße in meinem Schoß, und Schau mich nicht so an, sage ich.
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Ich bekomme kaum mit, daß Du duschen warst, und überhaupt nicht, daß Du alles aufgeräumt hast. Nur meine frühen Wecker, die habe ich natürlich wieder vergessen.
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Aus dem Lauch wird eine Suppe, aus den Äpfeln ein Strudel, der sich nicht in den kleinen Ofen biegen lassen mag. Aus dem Fisch und dem Spinat wird Fisch auf Spinat, und fürs nächste Mal nehme ich mir vor, den Fisch in den Spinat zu legen, damit er nicht austrocknet. Honig, Paprika und Chili gehen übrigens ganz wunderbar. Ausprobieren statt Angst.
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Ich serviere, wir essen, und irgendwann schauen wir uns Bilder aus der Ferne an. Du mußt da nochmal hin, sagst Du, und ich sage Wir. Dann schauen wir uns Bilder vom Segeln an, und Doppelkabinen, herrjeh. Diese Woche noch buchen, was kostet die Welt.
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Paper abgegeben, Vortrag wartet. Die Diss auch, und wo ist eigentlich dieser Monat hin?
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Du Bündel, vergraben unter der Decke.
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Wieviel leichter ich rede, wenn niemand hört. Du hast die Augen zu, und ich mäandere von dem Buch auf meinem Bett hinfort und kehre erst zurück mit Deinem Atem auf meiner Schulter. Dabei schläfst Du gar nicht.
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Ich mache Kaffee, während Du duschst. Beim nächsten Mal früher aufstehen, schreibst Du aus dem Stau, und ich lese immer nur nächstes Mal.
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Klettern und Kämpfen an vier Abenden. Und der Kampf verdient noch eine nähere Betrachtung. Warum mir das so gefällt. Warum ich mich dazu überwunden habe. Wie ich das haben will.
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Dieser Moment vor Deiner Haustür, da hätte ich es ändern können. Sagen, daß Du alles gesagt hast, und daß keine Entscheidung eben auch eine Entscheidung ist. Da hätte ich mich retten können und habe es nicht getan. Wieder einmal nicht. Stattdessen gebe ich mich Dir in die Hand und sage wieder einmal die bittere Wahrheit, daß ich mich nur selbst verletzen kann, und daß es ohne dieses Risiko eben keinen Gewinn geben kann.
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Sag mir, wann ich aufgeben soll.
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Einige Abende später sitze ich da, in einer Gruppe von Städter, die meine Donauwelle loben. Die mir erzählen, was sie an backenden Männern finden. Es ist konsequent, sage ich da. Du kannst nicht immer alles geben. Es kann Dir nicht die ganze Welt gleich wichtig sein, sonst müsste Dir alles egal sein. Und mir ist ziemlich viel egal. Aber ein paar Dinge, die will ich richtig machen. Konsequent heißt eben auch, Konsequenzen zu ertragen. Du sitzt stumm daneben, ich verpacke all das in die Geschichte eines der Maien, die ich gesteckt habe, und ich weiß trotzdem, daß Du mich hörst.
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Trotzdem keine Herzchensmileys mehr.
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Eislaufen war ich ja ewig nicht mehr, und mit den Schnellen kann ich nicht mithalten. Immerhin, ich falle nicht, und Dir ist Eleganz ja in die Wiege gelegt worden. irgendwann setze ich die Füße in der Kurve übereinander und freue mich an der Bewegung. Irgendwann dann laufen wir Hand in Hand, ganz gleichmäßig, das Eis ist längst trüb und voller weißer Späne, nicht mehr glänzend und glatt.
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Bouldern und Pizza essen zu zweit.
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Ach, Studienfreund, ich muß Dir immer wieder erzählen, womit ich so gar nicht zurechtkomme, und es sind ja immer die gleichen Themen, alle zwei drei Monate erzählen wir uns die. Ich fände es schade, wenn ihr weggeht, sage ich, der ich ja immer weggegangen bin. Ein Witz, will ich sagen, wo es mir jetzt ums Bleiben geht!
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"Du machst zuviel!" sagt sie, das liegt doch an Dir. Es muß an mir liegen, das denke ich auch, aber Du denkst noch einen Schritt weiter - ich suche mir eben die aus, mit denen es so laufen muß. Ein spannender Gedanke, und ich würde gern herausdenken, was mich so fasziniert, daß ich mich nähere, und was euch gleichzeitig von mir entfernt.
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Einkaufen am Samstagmorgen, und ich mäandere wieder durch den Supermarkt. Mal was anderes kaufen, mal nicht dran denken, wie alles zusammenpassen könnte. Mal eine Basis haben, und mal mit dem Auto den kurzen Weg fahren, denn ich muß Kisten abgeben und Kisten kaufen, und sowieso habe ich Mehl und Zucker verbraucht. Welch Luxus, den Wagen füllen zu können, ohne nachzudenken, wie alles in den Rucksack passen soll, ohne zuviel und zerdrückt zu sein. Wie andere das tun mögen, die mehr Esser am Tisch haben? Denken Menschen, die Fahrverbote erlassen, an sowas? Oder sind sie nur Esser statt Einkäufer? Und doch, es sticht mich schon, daß meine zeitraubenden Versuche, Bus und Bahn und Rad zu verbinden und dann noch zum Einkaufen zu laufen, so wenig sind gegen all die, die am Samstagmorgen die vierhundert Meter bis zum Bäcker an der Ecke fahren. Verbessern statt verschlechtern, denke ich immer, und als ich meine Einkäufe in die Wohnung räume, rede ich mit dem Nachbarn über einen gemeinsamen Radanhänger für die Hausbewohner. Ein Zahlenschloß, und jeder kann ihn nutzen.
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Donauwelle, und in der Mitte bleibt mir der Pudding immer flüssig.
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Strömender Regen, ein Kuchenblech und eine Tasche mit Geschenk, und dann fahre ich doch mit dem Auto in die Stadt, statt zwei Kilometer zur Bahn zu laufen. Demut durch Autofahren.
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Irgendwann in der Nacht stellen wir mein Auto weg, damit es nicht im Parkverbot bleibt. Ein Kuss, eine Absage, und dann ein Bier. Auf einmal ist es Morgen, auf einmal gehen sie alle. Ich stehe und bekomme keinen Fahrplan aufs Telefon, und da geht der letzte, und ich schaue hilflos: Schau, das war kein Schauspiel, und dann geht es doch. Die letzte vor zehn Minuten, und genau hier klafft ein Loch von anderthalb Stunden. Wir sitzen dann vorm Bier und reden, Deine Füße in meinem Schoß, und Schau mich nicht so an, sage ich.
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Ich bekomme kaum mit, daß Du duschen warst, und überhaupt nicht, daß Du alles aufgeräumt hast. Nur meine frühen Wecker, die habe ich natürlich wieder vergessen.
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Aus dem Lauch wird eine Suppe, aus den Äpfeln ein Strudel, der sich nicht in den kleinen Ofen biegen lassen mag. Aus dem Fisch und dem Spinat wird Fisch auf Spinat, und fürs nächste Mal nehme ich mir vor, den Fisch in den Spinat zu legen, damit er nicht austrocknet. Honig, Paprika und Chili gehen übrigens ganz wunderbar. Ausprobieren statt Angst.
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Ich serviere, wir essen, und irgendwann schauen wir uns Bilder aus der Ferne an. Du mußt da nochmal hin, sagst Du, und ich sage Wir. Dann schauen wir uns Bilder vom Segeln an, und Doppelkabinen, herrjeh. Diese Woche noch buchen, was kostet die Welt.
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Paper abgegeben, Vortrag wartet. Die Diss auch, und wo ist eigentlich dieser Monat hin?
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Du Bündel, vergraben unter der Decke.
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Wieviel leichter ich rede, wenn niemand hört. Du hast die Augen zu, und ich mäandere von dem Buch auf meinem Bett hinfort und kehre erst zurück mit Deinem Atem auf meiner Schulter. Dabei schläfst Du gar nicht.
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Ich mache Kaffee, während Du duschst. Beim nächsten Mal früher aufstehen, schreibst Du aus dem Stau, und ich lese immer nur nächstes Mal.
11.01.16, 10:24 | 'Egalitaeten'
Endlich wieder mein eigenes Bett. Ich weiß noch nicht, ob es das Bett ist, es ist die Gesamtheit der eigenen Wohnung, des eigenen Lebens, Kochens, Schlafens, alles. Ich werde das noch definieren. Aber: endlich. Hui.
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Ich kehre die Blätter von meinem Balkon, quatsche mit dem Hausmeister und der neuen Nachbarin.
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Ich sortiere Wäsche und räume den Kühlschrank um. Haushalt ist ein Genuß.
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Die riesige Kaffeemaschine wirkt erst hier so richtig riesig. Auf dem Tresen meiner Eltern war sie nicht so groß. Hier muß sie vorerst auf dem Boden schlafen, bis ein Möbelhaus und ich hier etwas Platz geschaffen haben.
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Die Ärztin und ich laufen eine Runde. Sie steht hier, schon umgezogen, die Haare eng hochgesteckt, und erinnert verblüffend an das Marathonmädchen. Warum lachst Du? Ich bin froh, sage ich, daß ich lachen kann.
#
Wir waten und schwimmen so ganz langsam durch die Becken des Mineralbades. Es ist viel los, und ich verfluche meine kurzsichtigen Augen. Ich kann ja nicht einmal ein Schild lesen, die Begleiterin kaum erkennen.
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Sauna? Sauna. Ich stehe immer noch sehr kurzsichtig und mittlerweile sehr unentschlossen irgendwo herum. Sie zieht mich in eine Nische, entkleidet sich. Nun. Nun denn. Wir sitzen dann nackt nebeneinander auf unseren Handtüchern und schwitzen. Ich schaue immer wieder, wie die Tropfen auf meiner Haut wachsen. Ich mag das. Kalt duschen nicht so. Aber muß ja.
#
Wie es mich entspannt, wieder Hosen tragen zu können. Das muß diese Kultur sein, von der man so wenig hört. Ich erinnere mich an das wundervolle Selbstportrait des krebskranken Ezra. Nackt und würdevoll, mit einem Schlauch aus der Hüfte kommend.
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Noch einmal einweichen im Bad. Peoplewatching, sagt sie lachend, deshalb geht man doch in die Sauna, und ich beschließe, mir doch noch in diesem Jahr die Augen reparieren zu lassen. The engineer's way: Nicht ohne festen Job. Nicht ohne eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Und weil Menschenfehler häufiger sind als Maschinenfehler, beide Augen auf einmal. Augen zu und durch, haha.
#
Die Kartoffeln im Ofen, starte ich erstmals das MediaCenter hier. Netzwerk. Bild. Ton. Dann renne ich doch noch eine Runde durch dieses Internet, weil Linux und weil Kommandozeile und weil irgendwo eine Puffereinstellung den Film ruckeln lässt. Aber Twitter sagt, der Tatort sei prima. Nur freie Abende habe ich diese Woche nicht mehr.
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Ich kehre die Blätter von meinem Balkon, quatsche mit dem Hausmeister und der neuen Nachbarin.
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Ich sortiere Wäsche und räume den Kühlschrank um. Haushalt ist ein Genuß.
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Die riesige Kaffeemaschine wirkt erst hier so richtig riesig. Auf dem Tresen meiner Eltern war sie nicht so groß. Hier muß sie vorerst auf dem Boden schlafen, bis ein Möbelhaus und ich hier etwas Platz geschaffen haben.
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Die Ärztin und ich laufen eine Runde. Sie steht hier, schon umgezogen, die Haare eng hochgesteckt, und erinnert verblüffend an das Marathonmädchen. Warum lachst Du? Ich bin froh, sage ich, daß ich lachen kann.
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Wir waten und schwimmen so ganz langsam durch die Becken des Mineralbades. Es ist viel los, und ich verfluche meine kurzsichtigen Augen. Ich kann ja nicht einmal ein Schild lesen, die Begleiterin kaum erkennen.
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Sauna? Sauna. Ich stehe immer noch sehr kurzsichtig und mittlerweile sehr unentschlossen irgendwo herum. Sie zieht mich in eine Nische, entkleidet sich. Nun. Nun denn. Wir sitzen dann nackt nebeneinander auf unseren Handtüchern und schwitzen. Ich schaue immer wieder, wie die Tropfen auf meiner Haut wachsen. Ich mag das. Kalt duschen nicht so. Aber muß ja.
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Wie es mich entspannt, wieder Hosen tragen zu können. Das muß diese Kultur sein, von der man so wenig hört. Ich erinnere mich an das wundervolle Selbstportrait des krebskranken Ezra. Nackt und würdevoll, mit einem Schlauch aus der Hüfte kommend.
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Noch einmal einweichen im Bad. Peoplewatching, sagt sie lachend, deshalb geht man doch in die Sauna, und ich beschließe, mir doch noch in diesem Jahr die Augen reparieren zu lassen. The engineer's way: Nicht ohne festen Job. Nicht ohne eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Und weil Menschenfehler häufiger sind als Maschinenfehler, beide Augen auf einmal. Augen zu und durch, haha.
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Die Kartoffeln im Ofen, starte ich erstmals das MediaCenter hier. Netzwerk. Bild. Ton. Dann renne ich doch noch eine Runde durch dieses Internet, weil Linux und weil Kommandozeile und weil irgendwo eine Puffereinstellung den Film ruckeln lässt. Aber Twitter sagt, der Tatort sei prima. Nur freie Abende habe ich diese Woche nicht mehr.
05.01.16, 17:31 | 'Egalitaeten'
09.12.15, 11:13 | 'Egalitaeten'
Der Knopf mit der Aufschrift "Offline Speichern".
Mehr Kryptik. Mehr niederschreiben. Weniger veröffentlichen.
Mehr Kryptik. Mehr niederschreiben. Weniger veröffentlichen.
11.11.15, 07:45 | 'Egalitaeten'
Schon Woche siebenundvierzig, denke ich, als ich frühmorgens in der Küche stehe und auf den Kaffee warte, und noch kein Höhenflug in diesem Jahr, denke ich, als ich auf den Bus warte und die wunderbar hellen Sterne am rabenschwarzen Himmel betrachte, und ob das wohl ein Erfolg ist, auf den jährlich neuen Niederschlag zu verzichten, umhinzukommen vielleicht irgendwie, oder ob das nur darauf hinweist, daß ich vielleicht einfach nicht wieder aufgestanden bin, mich nicht mehr klargeschüttelt habe, daß ich einfach in meiner Ecke geblieben bin, oder vielleicht gar nicht mehr im Ring stehe, ich weiß es nicht, und ob ich es gut finden soll, ich weiß nicht einmal mehr das.
02.11.15, 16:11 | 'Egalitaeten'
Am späten Sonntagabend sitze ich im Zug, meinen kleinen Rucksack neben mir, im Abteil außer mir nur noch ein Mann, der laut in einer fremden Sprache telefoniert. Bis in die große Stadt bleiben wir unbehelligt sitzen, nachts scheint kein Schaffner im Zug zu sein. Ich hänge meinen trüben Gedanken nach, wie immer, wenn ich für eine Frage beschimpft wurde, und wie immer war es einer, von dem ich das nicht gedacht hätte. Woher die Wut, warum die Bissigkeit, daß er fast spuckt in seiner Ecke?
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Mit der Kombination aus kurzer Autofahrt, zwei Bahnfahrten und einem längeren Fußmarsch bin ich genau doppelt so lange unterwegs wie mit dem Auto. Würde ich ganz auf das Auto verzichten, wäre es die dreifache Zeit. Und obwohl ich nur für zwanzig der fünfundachtzig Kilometer bezahlen muß, zum gleichen Preis. So funktionieren die Öffentlichen. So hängt man Regionen ab. So erzwingt man Verkehr, und so erzwingt man Städte voller Menschen, die dort eigentlich nicht sein wollen.
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Am Montagmorgen stehe ich an der Haltestelle und suche hastig meine Fahrkarte. Die steckt in der Jacke, seit Freitag schon, und siedend heiß wird mir klar, daß ich diese Jacke in der Bahn gar nicht dabeihatte. Glück gehabt, denke ich.
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Auf dem Weg zum Bürogebäude laufe ich einem jungen Herrn hinterher, weil er einen so schönen Mantel trägt. Im Flur zwei Herren in Windjacken - Smartphonekontrolle. Das Telefon mit den nicht abgeklebten Linsen in meiner Tasche wird siedend heiß, und ich biege unauffällig ab ins Sekretariat, um die Linsen abzukleben. Den Herrn im Mantel halten sie an, die zwei. Glück gehabt.
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Die Schwarzgurtträgerin fragt nach dem Freitagabend, und den hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. Ich komme spät nach Hause, ich sitze am Rechner oder öffne Post, und dann ist es immer irgendwie Samstag. Stattdessen laufe ich durch den Hinterhof einer aufgegebenen Fabrik. Backsteinmauern, Schuttcontainer, der Eingang zu einer Lokalität, in der ich schon zehn Jahre nicht mehr war. Sie hat hier mal gearbeitet, erzählt sie, und dann lesen junge Menschen Geschichten mit Witzen vor, die derb und längst aus diesem Internet bekannt sind, aber mit Schreiben und Lesen und jungen Menschen bin ich ja immer gutmütig. Nur Herren übrigens, aber das ficht uns nicht an, und wenn ich ehrlich bin, fällt mir das auch erst heute am Montag auf. Was mit Wurst, was mit Sahne, und auf dem Rückweg noch ein saurer Moment im dunklen Hof, als mir die Mehrheitsverhältnisse und die Fluchtmöglichkeiten sehr schnell durch den Kopf schießen, in Adrenalin getränkt als unschöne Gedanken wieder hochgespült werden.
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Samstagsarbeit, und wie ich begeistert über den knurrenden Vierzylinder streiche. Zündfolge und Hubraum trägt er in den Ventildeckel eingegossen, und er treibt einen Generator an. Die Steuerung mag ich, und ich mag das Brummen, und der Geruch von Gas macht mich nervös.
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Ein Anruf, eine kurze Dusche, und schon sind wir unterwegs.
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Sie erzählt in ihrem Dialekt von einer Geschichte, die mich sprachlos zurücklässt. Fernsehprogramm, sage ich, und daß ich davon leider nichts verstehe. Dann halte ich ein wenig mehr Abstand zu ihr und ihrem quergestreiften Kleid. Spät landen wir dann im Jugendclub, noch später im Jugendhaus, und irgendwann sind wir betrunken genug, um ehrlich zu werden.
"Dich können auch viele nicht leiden", sagt er, und ich nicke schluckend. Viele sind für mich ja immer ein Argument, und ein Freund ist ein Argument, und das lässt mich jetzt wieder Tage nicht los.
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Zwillingsgeburtstag, und daß mich die beiden jungen Damen immer noch anspringen wie die Raubtiere, daß sie mich immer noch puscheln und mir das Haar zausen, daß sie immer noch begeistert erzählen und mich anstrahlen.
Spät stehe ich in der Küche. "Für Dich wäre es auch Zeit", sagt er, mit gerötetem Gesicht von der Wärme, und ich nicke. Was soll ich auch sagen?
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Wann ich falsch abgebogen bin? Als ich bei meinen Gedanken blieb, statt bei den Menschen? Als ich mir keine neuen Freunde gesucht habe, und dafür die alten drangegeben hätte? Ich weiß es nicht, es gibt keine Parallele, es gibt keine Wiederholung. Ich schwanke, zweifle an mir, statt an meinen Überzeugungen zu rupfen. Sollen doch die nachgeben, aber das tun sie nie.
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Mit der Kombination aus kurzer Autofahrt, zwei Bahnfahrten und einem längeren Fußmarsch bin ich genau doppelt so lange unterwegs wie mit dem Auto. Würde ich ganz auf das Auto verzichten, wäre es die dreifache Zeit. Und obwohl ich nur für zwanzig der fünfundachtzig Kilometer bezahlen muß, zum gleichen Preis. So funktionieren die Öffentlichen. So hängt man Regionen ab. So erzwingt man Verkehr, und so erzwingt man Städte voller Menschen, die dort eigentlich nicht sein wollen.
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Am Montagmorgen stehe ich an der Haltestelle und suche hastig meine Fahrkarte. Die steckt in der Jacke, seit Freitag schon, und siedend heiß wird mir klar, daß ich diese Jacke in der Bahn gar nicht dabeihatte. Glück gehabt, denke ich.
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Auf dem Weg zum Bürogebäude laufe ich einem jungen Herrn hinterher, weil er einen so schönen Mantel trägt. Im Flur zwei Herren in Windjacken - Smartphonekontrolle. Das Telefon mit den nicht abgeklebten Linsen in meiner Tasche wird siedend heiß, und ich biege unauffällig ab ins Sekretariat, um die Linsen abzukleben. Den Herrn im Mantel halten sie an, die zwei. Glück gehabt.
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Die Schwarzgurtträgerin fragt nach dem Freitagabend, und den hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. Ich komme spät nach Hause, ich sitze am Rechner oder öffne Post, und dann ist es immer irgendwie Samstag. Stattdessen laufe ich durch den Hinterhof einer aufgegebenen Fabrik. Backsteinmauern, Schuttcontainer, der Eingang zu einer Lokalität, in der ich schon zehn Jahre nicht mehr war. Sie hat hier mal gearbeitet, erzählt sie, und dann lesen junge Menschen Geschichten mit Witzen vor, die derb und längst aus diesem Internet bekannt sind, aber mit Schreiben und Lesen und jungen Menschen bin ich ja immer gutmütig. Nur Herren übrigens, aber das ficht uns nicht an, und wenn ich ehrlich bin, fällt mir das auch erst heute am Montag auf. Was mit Wurst, was mit Sahne, und auf dem Rückweg noch ein saurer Moment im dunklen Hof, als mir die Mehrheitsverhältnisse und die Fluchtmöglichkeiten sehr schnell durch den Kopf schießen, in Adrenalin getränkt als unschöne Gedanken wieder hochgespült werden.
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Samstagsarbeit, und wie ich begeistert über den knurrenden Vierzylinder streiche. Zündfolge und Hubraum trägt er in den Ventildeckel eingegossen, und er treibt einen Generator an. Die Steuerung mag ich, und ich mag das Brummen, und der Geruch von Gas macht mich nervös.
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Ein Anruf, eine kurze Dusche, und schon sind wir unterwegs.
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Sie erzählt in ihrem Dialekt von einer Geschichte, die mich sprachlos zurücklässt. Fernsehprogramm, sage ich, und daß ich davon leider nichts verstehe. Dann halte ich ein wenig mehr Abstand zu ihr und ihrem quergestreiften Kleid. Spät landen wir dann im Jugendclub, noch später im Jugendhaus, und irgendwann sind wir betrunken genug, um ehrlich zu werden.
"Dich können auch viele nicht leiden", sagt er, und ich nicke schluckend. Viele sind für mich ja immer ein Argument, und ein Freund ist ein Argument, und das lässt mich jetzt wieder Tage nicht los.
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Zwillingsgeburtstag, und daß mich die beiden jungen Damen immer noch anspringen wie die Raubtiere, daß sie mich immer noch puscheln und mir das Haar zausen, daß sie immer noch begeistert erzählen und mich anstrahlen.
Spät stehe ich in der Küche. "Für Dich wäre es auch Zeit", sagt er, mit gerötetem Gesicht von der Wärme, und ich nicke. Was soll ich auch sagen?
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Wann ich falsch abgebogen bin? Als ich bei meinen Gedanken blieb, statt bei den Menschen? Als ich mir keine neuen Freunde gesucht habe, und dafür die alten drangegeben hätte? Ich weiß es nicht, es gibt keine Parallele, es gibt keine Wiederholung. Ich schwanke, zweifle an mir, statt an meinen Überzeugungen zu rupfen. Sollen doch die nachgeben, aber das tun sie nie.
16.06.15, 17:06 | 'Egalitaeten'
Mit Rundummüdigkeit nicht an der Grenze geklettert, sondern im Plaisirbereich. Schöne Routen, zwischendurch eine knackige Stelle. Ich mag ja lieber denken als reißen, ich mag ja lieber einen feinen Bewegungsablauf, einen kraftfreien Trick finden, als mich an anderthalb Fingerspitzen hochzuwuchten. Ein Grund mehr für das neue Griffbrett, denn mit mehr Fingerkraft kann ich mich stärker den Bewegungsproblemen widmen.
Die Gelassenheit, nicht an die Grenzen zu gehen, zieht sich durch. Ich sinke am Tisch zusammen, zwinkere vor Müdigkeit mit den Augen, und daß sich unsere Knie berühren, merke ich erst so spät, daß ich kaum mehr zurückzucken kann. Das möchte ich ja auch nicht, und so necken wir uns durch den Abend, verabschieden uns auf dem Parkplatz, ich radle durch die laue Sommernacht am Stadtrand, im kurzen Hemd durch die Dunkelheit, durch den Sommer und den Duft, und in der Nacht finde ich dann keinen Schlaf.
Tausend Filmszenen in mir, und zu jeder müsste ich denken. Eine treibt mich zur nächsten, und ich werde erst wieder richtig wach, als mir einfällt, daß ich meine Gedanken nicht mehr lenke, mich treiben lasse.
Am Morgen schwere Glieder, schwere Augen, schwerer Kopf. Wach werde ich erst, als ich aufgestanden bin.
Die Gelassenheit, nicht an die Grenzen zu gehen, zieht sich durch. Ich sinke am Tisch zusammen, zwinkere vor Müdigkeit mit den Augen, und daß sich unsere Knie berühren, merke ich erst so spät, daß ich kaum mehr zurückzucken kann. Das möchte ich ja auch nicht, und so necken wir uns durch den Abend, verabschieden uns auf dem Parkplatz, ich radle durch die laue Sommernacht am Stadtrand, im kurzen Hemd durch die Dunkelheit, durch den Sommer und den Duft, und in der Nacht finde ich dann keinen Schlaf.
Tausend Filmszenen in mir, und zu jeder müsste ich denken. Eine treibt mich zur nächsten, und ich werde erst wieder richtig wach, als mir einfällt, daß ich meine Gedanken nicht mehr lenke, mich treiben lasse.
Am Morgen schwere Glieder, schwere Augen, schwerer Kopf. Wach werde ich erst, als ich aufgestanden bin.
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