Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 20. 05 15

20.05.15, 13:33 | 'Egalitaeten'
Und jetzt gerade, wo allenthalben dick aufgetragen wird, wie normal und gleich und gut eine Partnerschaft von zweien sein soll, und wie sehr an jeder Stelle noch einmal betont wird, daß sich zwei Männer, zwei Frauen, Mann und Frau und, wenn man es dann ganz weit aufspannen will, das große Zelt der Liebe, auch ein Wasweißich mit einem oder einer Sonstigen, aber so weit denkt man meist noch nicht, das spart man sich dann für die Aufregung des nächsten Jahres auf; da sieht man an genau denen, die sich ach so offen geben, eine ganz und gar menschliche Beschränktheit des Blickfelds: zwei müssen es sein. Da ist man dann genau, das ist nicht etwa durch unsere Gesellschaft definiert, die vor ein paar Jahrzehnten eben noch Mann und Frau vor sich hergetragen hat, sondern das ist dann doch allgemein, also gültig, oder natürlich, und schon Darwin und die Tiere, äh, und man selber ist ganz sicher auch kein Kleingeist, der nur dem Zeitgeist nachläuft, sondern hat sich die zwei ganz allein und von Gott und guten Geistern verlassen ausgedacht, und dann stellt man sich hin und erhebt sich über den, dem man ein oder zwei Jahrzehnte voraus zu sein scheint, anstatt den Kopf einfach abzuschalten und zu sagen: Mir doch egal, wer und mit wem, und von mir aus zu zehnt, aber lasst die Leute in Frieden, und lasst bloß mich mit euren Vor- und sonstigen Lieben in Frieden, verdammich.
Das wäre nämlich der Punkt. Nicht Mann und Frau oder sonst oder vier. Lasst sie in Frieden, lasst mich in Frieden. Aber nee. Lieber heute eine allgemeine Richtigkeit mit Etikett und Sternchen verteilen, als höchste Stufe auf dem eigenen kleinen Podest der Erhabenheit und Offenheit, als einmal nachzudenken. Man muß nicht alles definieren. Man muß nicht alles gut finden, nur weil es die anderen gerade gut finden. Man müsste bloß mal die Finger von was lassen können, was auch die Finger von einem lässt.
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Montag, 27. 04 15

27.04.15, 12:08 | 'Egalitaeten'
Ist es mir nun wichtiger, nicht falsch verstanden zu werden oder nicht verstanden zu werden?
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Donnerstag, 19. 02 15

19.02.15, 11:24 | 'Egalitaeten'
Ich verstehe jetzt, daß es Dich umhauen muß, wie es mich umgehauen hat.
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Freitag, 23. 01 15

23.01.15, 11:08 | 'Egalitaeten'
Außerdem: Eine Nacht und einen Tag mit völlig verdorbenem Magen verbracht. Brodelnde Gedärme. Vierundzwanzig Stunden später wieder Zitronentorte, noch ein wenig wacklig auf den Beinen. Heute abend wieder Sport. Auf der Strecke blieben zwei Kilo.
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Freitag, 9. 01 15

09.01.15, 10:40 | 'Egalitaeten'
Gestern sehr allein in meiner kleinen Arbeitsnische vor mich hingearbeitet. Allein beim Mittagessen gewesen, da die Kollegen noch urlauben. Allein Kaffee getrunken. Allein nach Hause gelaufen und festgestellt, daß Joggen mit Rucksack nur so mittel funktioniert. Allein noch schnell eingekauft und gekocht. Vom Gekochten nichts mehr gegessen. Allein mit Buch und Bett und Blick auf das halbfertige Regal, das noch auf die vergessene Wasserwaage warten muß. Bier getrunken, müde Beine gespürt. Eingeschlafen. Nachts aufgewacht und reglos wieder auf den Schlaf gewartet. Am Morgen verschlafen. Resilienz, baby.
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Montag, 14. 07 14

14.07.14, 17:51 | 'Egalitaeten'
Die langweiligen Vorträge verbringe ich mit Telefonstreicheln.

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Der Heimweg endet wie jede Woche im Stall. Dann stehe ich da in meinen Lackschuhen auf dem eisernen, gezackten Tritt des Radladers, während der Bauer mich anlacht. "So siehst Du also aus, wenn Du keinen grünen Overall anhast."

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Ich baue die Rechner auf, und ich gebe mir Mühe. Kabel, Mäuse, Freiraum zum Schreiben. Ich bin vielleicht jetzt alt genug für einen ordentlichen Schreibtisch.

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Spät in der Nacht treffe ich die Tasten nicht mehr.

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Wie habe ich Dich vermisst, Du elektrisches Ding, mit dem ich mir so gern die Zähne schrubbe! Da vergesse ich einmal das Ladegerät dort, und ein andermal den Apparat selbst, und nie ist alles beieinander, und ein Ding muß mir schon sehr wichtig sein, daß ich großer Vereinfacher derart viel mit mir herumschleppe.

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Ich bin ja immer zufrieden mit meiner Kabine, meinen Hebeln und der begrenzten Aufgabe. Heute bringe ich den Erdaushub möglichst unfallfrei durch den engen Garten, im Slalom zwischen alten Bäumen, Beeten, Hecken und Torpfosten nach draußen, zirkle ein wenig auf der Straße und fülle die Container gleichmäßig. Ich kümmere mich um meine Schnittstellen, saue die Straße nur wenig ein und stehe dem Bagger nicht im Weg herum, sondern so geschickt vor der Nase, daß er meine Schaufel schnell füllen kann. Dann flitze ich, und bis er ein wenig im Boden gescharrt hat, bin ich auch schon wieder da.
Dann sind sie tiefer als geplant, die Container schon übervoll, und schauen mich an. Also raus aus meiner ruhigen Glaskiste, rein in die Misere. Ich übernehme den Laser, beruhige den Bauherrn, rüttle und weise den Baggerfahrer ein. Macht ihr mal schnell das, und dann fahrt ihr um neues Material, und ich richte hier alles her. Als sie wieder da sind, habe ich schwitzend eine erträgliche Planie hergestellt, die Leerrohre verlegt und mit Kaffeetasse in der Hand und noch die Rüttelplatte hin und her geschoben. Dem Nachbarskind drücke ich die Ohrenstöpsel in die Hand. Dann räumen wir zusammen, reißen dem Nachbarn noch einen Wurzelstock aus dem Boden, und ich lasse mich herzen. Chef sein will ich nicht. Aber ich kann es halt auch einfach nicht laufen lassen.

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Kein Interesse, sagt einer und setzt sich vor den Fernseher. Und da ist er platt, da ist er wütend, da weiß er nicht mehr. Platitüden braucht der Mensch, wenn er nichts zu sagen weiß, und auf einer Baustelle ist eine Diskussion um Erziehungsmethoden so nichts wie nur was. Also sage ich mein Sprüchlein mit dem Zentner Salz, den der Faulenzer bei mir nicht mehr fressen würde, und ich sage es so, daß er nicht auf die Idee kommt, es zu verwirklichen. Dialekt, Nuschelapparat auf Vollgas, und mein schiefes Grinsen unter den wirren Haaren. Und doch reicht es nicht, er wütet weiter. Ich stelle mich zu meiner Schaufel, richte mich auf. Bremse uns ein. Was Du nicht kannst, ist konsequent zu Deinen Kindern sein, sage ich, und dann will ich den Ernst auch schon wieder vertreiben.

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Radwechsel. Ich soll rufen, wenn ich jemanden brauche, und dann wuchte ich die Räder lieber selbst. Klemme ich wenigstens nur meine eigenen Finger, und die auch noch höchstselbst persönlich. Stehe dann schnaufend und schwitzend bei einer jungen Mutter und erkläre irgendwas mit Stroh, damit sie das ihrem Junior erklären kann, der sich nicht recht zischen ihren Beinen hervortraut. Esse im Stehen alle drei Stück Kuchen, die übrig sind, eines fürs Frühstück, eines fürs Mittagessen, und eines schließlich zum Kaffee. Dann wieder Stiefel, und es gehört dazu, daß ich auf der Futterraufe sitze, mit ebendiesen Stiefeln baumle und warte, bis der Schieber vorne angekommen ist. Das sind Minuten, die man wegoptimieren könnte, aber sowas kann doch keiner wollen, der schon mal mit den Beinen baumelnd in einem Stall gesessen ist. Meine Minuten, und ich ertappe mich, wie ich den Mädels zuzwinkere, die schon wieder auf dem Rückweg vom Melkstand sind. Dann füttern, misten und allerhand, und ganz am Ende stehe ich wieder da, mit einer Gabel in den Händen, und schimpfe ganz leise vor mich hin. Keine andere Arbeit habt ihr, sage ich, aber auch gar keine, und ich könnte nichts Netteres sagen in diesem Moment, da die Sonne ganz tief hereinschaut und wieder die schwanzwedelnde, schnaufende Stallruhe einkehrt.

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Kein Stammtisch mehr, und den vermisse ich sehr. Mein Haltepunkt, mein Ankernagel, mein Selbstbetrug des Dabeiseins, als wäre es meine Entscheidung, wie so oft zu verzichten, als wäre es nicht mein Eingesperrtsein in die Singularität, mein Abgehobensein, indem ich mich allem angepasst habe, den Arbeitenden durch Arbeit und den Lernenden durch Lernen. Jetzt kannst Du alles und doch nichts, sage ich und fahre nach Hause. Und ich weiß schon, daß ein Büro auch ein Vorwand sein kann. Du mußt nicht raus, wenn Du nicht raus kannst.

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Ich lasse den Sonntag ziehen, lasse die Ausflügler ziehen, und bald zieht der Lötkolben feine Fahnen aus weißem Rauch. Ich will Strom, ich will Autarkie, ich will ganz langsam angehen, was mich hält. Symptome statt Ursachen, und damit bringe ich eben mein Leben zu. Ich könnte ja auch, denke ich, aber mir fällt nichts ein. Und dann sitze ich in der Sonne mit Kaffee und Eiscreme, das Telefon lädt an einer wilden Kabelei aus Netzteilen, Kondensatoren und Gleichrichtern, und ich denke plötzlich, daß ich doch genau das tun wollte, und genau so.

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Eine Werkstatt, ein Traum. Man müsste mal.

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Mein Ohr schmerzt ein wenig vom Druck des Telefons.

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Das vielleicht beste Finale der Welt. Zum Spiel komme ich dann gerade rechtzeitig - kurz vor dem Tor.

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Und tatsächlich, da staut sich etwas. Lang war es ruhig, neulich aggressiv, und jetzt fasst er mich an. Darf man nicht durchgehen lassen, ich weiß. Doch ich mag jetzt nicht, sage Ganz ruhig, bis er zu bellen aufhört. Mal sehen, wie lange das noch geht und wie es ausgeht.

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Immer wieder Nachrichten aus einem Bunker. Wir werden da ganz schnell politisch, sie anklagend, ich verteidigend. So sind wir immer, aber solange dort geschossen wird, fühlt sich dieses Spiel falsch an. Ich will nicht um Dich trauern müssen, schreibe ich, und selbst das ist falsch, stellt mich in die Mitte. Zurück also, und einige Minuten später schreibe ich das einzige, was mir bleibt: Pass bitte auf Dich auf.

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Und eigentlich habe ich mich ganz angenehm eingerichtet. Wenn man davon absieht, daß meine schönsten Bücher in Kisten gestapelt sind, und ich keine Hosen mehr hier habe.

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Ich ertappe mich bei dem Gedanken an eine Pause.

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Stattdessen: Dreschen ab Mittwoch.

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Ach, Welt. Echt mal.
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Mittwoch, 27. 11 13

27.11.13, 11:29 | 'Egalitaeten'
Manches lese ich ja doch nur, um mich daran zu reiben und mich an der Reibung zu wärmen, mich über die entstehende Wärme und die dafür verbrauchte Energie lustig zu machen, und über das Konzept menschlicher Energie an sich.
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Montag, 7. 01 13

07.01.13, 17:43 | 'Egalitaeten'
Du bist nicht doof, Texaner. Du bist nicht doof.
(Rewind, repeat.)
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Dienstag, 11. 09 12

11.09.12, 18:03 | 'Egalitaeten'
Und beim Blick aus dem Bürofenster in den Regen überlege ich mir, ob ich nicht doch eine Jacke für diese Woche - aber nein. Natürlich nicht.
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Donnerstag, 2. 08 12

02.08.12, 16:50 | 'Egalitaeten'
Alles ist es wert, betrachtet zu werden.

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Vielleicht eine kleine Honda. Nur aus dem Ärger heraus, daß ich die Große nie bewege. Des Reifens wegen, des Vergasers wegen. Ach, vielleicht sind wir einfach durch. Wann ich eine andere Maschine bewegen soll, weiß ich nicht. Und siedendheiß fällt mir dann ein, daß ich drei besitze, die, jede für sich, auf mich warten.

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Heute abend einige Schlepperstunden. Mein Verständnis vom Glück.

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Neulich abend in einer netten Gruppe geradelt. Und wie wir da so fahren, nicht weit weg, und doch so fremd, wie das immer ist, wenn einer führt und viele nachradeln, auf anderen, neuen Wegen, jedenfalls bleiben wir plötzlich, nur wenige Meter nach der Rast, alle stehen. Die Albkante, die Zeugenberge. Die Heimat. So stehen wir alle, ganz ruhig, und schauen in Richtung Sonne. Radeln irgendwann weiter und sitzen dann auf einer Terrasse, weil sie sich immer irgendwo treffen.
Ich mag meine Heimat nicht verteidigen müssen vor Menschen, die sie nicht mögen. Es ist in Ordnung, denke ich dann. Ihr müsst nicht kommen. Ich muß es ja auch nicht.
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