Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

01.02.16, 14:18 | 'Egalitaeten'
Ein Wochenende in der Stadt. Premiere, will ich meinen.

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Klettern und Kämpfen an vier Abenden. Und der Kampf verdient noch eine nähere Betrachtung. Warum mir das so gefällt. Warum ich mich dazu überwunden habe. Wie ich das haben will.

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Dieser Moment vor Deiner Haustür, da hätte ich es ändern können. Sagen, daß Du alles gesagt hast, und daß keine Entscheidung eben auch eine Entscheidung ist. Da hätte ich mich retten können und habe es nicht getan. Wieder einmal nicht. Stattdessen gebe ich mich Dir in die Hand und sage wieder einmal die bittere Wahrheit, daß ich mich nur selbst verletzen kann, und daß es ohne dieses Risiko eben keinen Gewinn geben kann.

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Sag mir, wann ich aufgeben soll.

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Einige Abende später sitze ich da, in einer Gruppe von Städter, die meine Donauwelle loben. Die mir erzählen, was sie an backenden Männern finden. Es ist konsequent, sage ich da. Du kannst nicht immer alles geben. Es kann Dir nicht die ganze Welt gleich wichtig sein, sonst müsste Dir alles egal sein. Und mir ist ziemlich viel egal. Aber ein paar Dinge, die will ich richtig machen. Konsequent heißt eben auch, Konsequenzen zu ertragen. Du sitzt stumm daneben, ich verpacke all das in die Geschichte eines der Maien, die ich gesteckt habe, und ich weiß trotzdem, daß Du mich hörst.

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Trotzdem keine Herzchensmileys mehr.

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Eislaufen war ich ja ewig nicht mehr, und mit den Schnellen kann ich nicht mithalten. Immerhin, ich falle nicht, und Dir ist Eleganz ja in die Wiege gelegt worden. irgendwann setze ich die Füße in der Kurve übereinander und freue mich an der Bewegung. Irgendwann dann laufen wir Hand in Hand, ganz gleichmäßig, das Eis ist längst trüb und voller weißer Späne, nicht mehr glänzend und glatt.

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Bouldern und Pizza essen zu zweit.

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Ach, Studienfreund, ich muß Dir immer wieder erzählen, womit ich so gar nicht zurechtkomme, und es sind ja immer die gleichen Themen, alle zwei drei Monate erzählen wir uns die. Ich fände es schade, wenn ihr weggeht, sage ich, der ich ja immer weggegangen bin. Ein Witz, will ich sagen, wo es mir jetzt ums Bleiben geht!

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"Du machst zuviel!" sagt sie, das liegt doch an Dir. Es muß an mir liegen, das denke ich auch, aber Du denkst noch einen Schritt weiter - ich suche mir eben die aus, mit denen es so laufen muß. Ein spannender Gedanke, und ich würde gern herausdenken, was mich so fasziniert, daß ich mich nähere, und was euch gleichzeitig von mir entfernt.

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Einkaufen am Samstagmorgen, und ich mäandere wieder durch den Supermarkt. Mal was anderes kaufen, mal nicht dran denken, wie alles zusammenpassen könnte. Mal eine Basis haben, und mal mit dem Auto den kurzen Weg fahren, denn ich muß Kisten abgeben und Kisten kaufen, und sowieso habe ich Mehl und Zucker verbraucht. Welch Luxus, den Wagen füllen zu können, ohne nachzudenken, wie alles in den Rucksack passen soll, ohne zuviel und zerdrückt zu sein. Wie andere das tun mögen, die mehr Esser am Tisch haben? Denken Menschen, die Fahrverbote erlassen, an sowas? Oder sind sie nur Esser statt Einkäufer? Und doch, es sticht mich schon, daß meine zeitraubenden Versuche, Bus und Bahn und Rad zu verbinden und dann noch zum Einkaufen zu laufen, so wenig sind gegen all die, die am Samstagmorgen die vierhundert Meter bis zum Bäcker an der Ecke fahren. Verbessern statt verschlechtern, denke ich immer, und als ich meine Einkäufe in die Wohnung räume, rede ich mit dem Nachbarn über einen gemeinsamen Radanhänger für die Hausbewohner. Ein Zahlenschloß, und jeder kann ihn nutzen.

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Donauwelle, und in der Mitte bleibt mir der Pudding immer flüssig.

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Strömender Regen, ein Kuchenblech und eine Tasche mit Geschenk, und dann fahre ich doch mit dem Auto in die Stadt, statt zwei Kilometer zur Bahn zu laufen. Demut durch Autofahren.

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Irgendwann in der Nacht stellen wir mein Auto weg, damit es nicht im Parkverbot bleibt. Ein Kuss, eine Absage, und dann ein Bier. Auf einmal ist es Morgen, auf einmal gehen sie alle. Ich stehe und bekomme keinen Fahrplan aufs Telefon, und da geht der letzte, und ich schaue hilflos: Schau, das war kein Schauspiel, und dann geht es doch. Die letzte vor zehn Minuten, und genau hier klafft ein Loch von anderthalb Stunden. Wir sitzen dann vorm Bier und reden, Deine Füße in meinem Schoß, und Schau mich nicht so an, sage ich.

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Ich bekomme kaum mit, daß Du duschen warst, und überhaupt nicht, daß Du alles aufgeräumt hast. Nur meine frühen Wecker, die habe ich natürlich wieder vergessen.

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Aus dem Lauch wird eine Suppe, aus den Äpfeln ein Strudel, der sich nicht in den kleinen Ofen biegen lassen mag. Aus dem Fisch und dem Spinat wird Fisch auf Spinat, und fürs nächste Mal nehme ich mir vor, den Fisch in den Spinat zu legen, damit er nicht austrocknet. Honig, Paprika und Chili gehen übrigens ganz wunderbar. Ausprobieren statt Angst.

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Ich serviere, wir essen, und irgendwann schauen wir uns Bilder aus der Ferne an. Du mußt da nochmal hin, sagst Du, und ich sage Wir. Dann schauen wir uns Bilder vom Segeln an, und Doppelkabinen, herrjeh. Diese Woche noch buchen, was kostet die Welt.

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Paper abgegeben, Vortrag wartet. Die Diss auch, und wo ist eigentlich dieser Monat hin?

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Du Bündel, vergraben unter der Decke.

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Wieviel leichter ich rede, wenn niemand hört. Du hast die Augen zu, und ich mäandere von dem Buch auf meinem Bett hinfort und kehre erst zurück mit Deinem Atem auf meiner Schulter. Dabei schläfst Du gar nicht.

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Ich mache Kaffee, während Du duschst. Beim nächsten Mal früher aufstehen, schreibst Du aus dem Stau, und ich lese immer nur nächstes Mal.

Rauchzeichen




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