Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Dienstag, 19. 01 16

19.01.16, 11:10 | 'Ansatzlos'
Oh, ein Stöckchen!

1. Welcher Körperteil schmerzt Dich am häufigsten?
Ich habe einen ganz wunderbar funktionierenden Körper und kann mit meinen wenigen Einschränkungen eigentlich gut leben. Daß ich bei Katzen kurzatmig werde, kann ich meist umgehen. Und daß ich ohne Brille nichts sehen kann, dem kann ich vielleicht in diesem Jahr noch abhelfen. Die Schmerzen, nun.
Ich schreibe meine Diss ohne Angabe von Gründen zu großen Teilen auf einem Klappstuhl, auf dem eine zusammengefaltete Decke liegt. Ich fahre Rad, soviel es geht, und das auch mal ausgedehnt in nassen Hosen oder Jeans, weil es dann eben nicht anders geht. Ich glaube, das Gesäß schmerzt mich am häufigsten.
Ich sitze ab und an auf luftgefederten Sitzen, einstellbar, klimatisiert, mit Lordosestützen und allem. Leider bin ich groß und leicht, sodaß ich den Sitz weit nach oben fahren muß. Das geht über einen Luftbalg mit Kompressor. Nun sitze ich also weit oben und muß meinen Fuß sehr ruhig in der Luft halten. Die gesamte Konstruktion hoppelt nun recht fleißig, und die Sitzdämpfung tut sich schwer mit meinem geringen Gewicht. Haha, aber isso. Mache ich das mehrere Tage, habe ich Schmerzen in der Hüfte, daß ich nicht mehr sitzen kann. Dann stelle ich den Sitz nach hinten, lehne mich nur mit dem Gesäß an die Kante und stehe so halb aufrecht. Auf einem Bein, denn das andere halte ich ja ruhig in der Luft. Dann schmerzt mich wieder das Gesäß, und bevor ich überhaupt nicht mehr weiß, was ich tun soll, regnet es meist wieder ein paar Tage, oder ich muß zurück ins Büro. Traktorfahren ist trotzdem super, und ich schaffe es ja, jedes Thema dahin umzubiegen, wenn ich will.

2. Welche Bewegung machst du am liebsten?
Ich halte meinen rechten Fuß gleichmäßig in der Luft, während sich alles andere wild bewegt. Nun. Ich weiß nicht. Ich genieße die Handdrehung am Gasgriff des Motorrades. Ich genieße den Positionswechsel beim Klettern, wenn ich eigentlich schon nach hinten kippe, aber noch ganz langsam nach oben greifen kann. Ich liebe jede Pedalumdrehung am Fahrrad. Ich mag es, meine Arme beim Laufen korrekt zu halten und leicht zu schwingen. Ich mag alle Tanzbewegungen, auch wenn ich überhaupt nicht tanzen kann. Eigentlich mag ich jede Bewegung.

3. Welches ist dein Lieblingsfrühstück?
Kaffee. Da das nicht reicht, gern Müsli dazu. Oder frische Butterbrezeln. Oder Briegel, aber das kennt man ja nirgends. Rosinenbrötchen könnte ich auch mal wieder machen. Ach, ich bin da nicht so festgelegt. Frühstück darf süß sein, darf salzig sein, und gern auch beides.

4. Zurückschlagen oder wegrennen?
Attacke von einem Freund oder Bekannten: Stehenbleiben. Kam schon vor, war doof, keine Ahnung. Nix passiert.
Attacke von Unbekannten: Weglaufen. Denken, daß wir doch hier nicht in Hollywood sind. Vogel zeigen. Mich selbst für einen Feigling halten.
Attacke auf Schützlinge: Zuschlagen. Bis einer blutet. Und dann nochmal, bis der nächste blutet. Seitdem habe ich eine Ahnung davon, was ein Berserkergang sein soll und wie sich ein Knockout anfühlt.

5. Was siehst du gerade, wenn du deinen Kopf nach links wendest?
Im Moment schaue ich auf die Tastatur. Das muß ich, wenn ich kalte Finger habe, sonst kann ich fast blind tippen. Außer, ich habe eben mehrere Seiten in einer fremden Sprache getippt. Dann verliere ich irgendwie die Abläufe. Von da an also links. Kaffeetasse. Wasserbecher. Schmierpapier, mit Füller beschrieben (hier Herzchen einfügen). Die Balkontür. Schnee auf dem Balkon, und sehr dekorativ auf dem Geländer. Die schneebedeckten Mülltonnen vor dem Haus. Das schneebedeckte Nachbarhaus. Schnee. Schön.

6. Duschen oder Vollbad?
Hier habe ich keine Wanne. Unvermisst. Brauche ich nicht. Bei meinen Eltern habe ich im separaten Badezimmer sogar einen Whirlpool. Nie allein benutzt, um zu baden. Stattdessen gibt es darauf ein kleines Tischchen, auf dem benutzte Wäsche landet. Der Dreck rieselt dann in die Wanne, die ich regelmäßig ausspüle. Also: Duschen. Geht schneller, und meist dusche ich eh in Sporthallen.

7. Wo sitzst du am liebsten in der Sonne?
Auf einem Traktor. Auf einem First. Auf dem Rad. Auf einem Gipfel. In dieser Reihenfolge ungefähr.

8. Welches Kleidungsstück ist der kürzlichste Neuzugang in deinem Schrank?
Ein sehr kurzer Rock in Tarnfleck. Ich kann das erklären! Fasching. (Und ich muß doch jedes Mal wieder überlegen, was denn nun ein Rock und was ein Kleid ist. Aber: es ist ein Rock. Oben Spitze, dann knapp zehn Zentimeter Tarnfleckmuster, ein schwarzer Saum. Dazu trug ich eine schwarze Strumpfhose, die sich leider mit meinen haarigen Beinen nicht recht vertragen wollte, und eine Unterbuxe drunter und eine drüber. Der Tip kam von der Trainerin. Meine alten schwarzen Schnürstiefel dazu. Ein weißes Trägerhemdchen, bauchfrei, und ein übel kneifender Büstenhalter. Immerhin ist darin Platz für Geld und Telefon. Und etwas Watte, nun ja. Auf dem Kopf eine blonde Perücke mit einem Rambo-Stirnband. An allen unbedeckten Körperstellen Glitzer, Tarnfarbe oder Schminke. Fasching. Nun.)

9. Was entspannt dich mehr: Musik oder Stille?
Ich bin mir nicht sicher. Ich höre gern Musik, aber nicht mehr ständig. Stille habe ich dafür genug.

10. In welcher Sportart wärst du gerne richtig gut?
In allen. Ich wäre gern ein guter Radfahrer. Gern ein passabler Läufer. Gern ein guter Ballspieler. Gern ein besserer Kletterer.

11. An welchen Urlaub erinnerst du dich am liebsten zurück?
Tatsächlich an den, von dem ich keine Details mehr im Kopf habe. Ich kann mich nur noch an das irre Gefühl des Sieges erinnern, nachmittags noch die Skipisten von Ischgl bis zum Grat bezwungen zu haben. Anderntags keinen Kaffee in der Schweiz zu bekommen, weil ich den Nationalfeiertag vergessen hatte. Und völlig leer, so leer, daß ich alle hundert Meter anhalten mußte, kurz nach Schloß Fernstein einen Badesee zu finden und einfach liegenzubleiben, regungs- und wunschlos. Wenn ich die Höhenprofile aus dem GPS-Log anschaue, habe ich schon Sehnsucht danach. Mache ich wieder.

Mit Dank für die Fragen an Frau Kaltmamsell.
# |  4 RauchzeichenGas geben

Montag, 7. 12 15

07.12.15, 14:32 | 'Ansatzlos'
Wochenendplatzhalter.
Lass uns das erst mal für uns behalten.
Und ich weiß noch nicht, wie sehr mich das treffen wird. Nein, das ist nicht richtig. Ich weiß schon sehr genau, wie hart und wie schwer es mich treffen wird. Ich weiß nur noch nicht, ob es mich trifft.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Donnerstag, 29. 10 15

29.10.15, 09:44 | 'Ansatzlos'
Dieser eine Morgen, als ich in der Sonne an der Bushaltestelle stehenbleibe, hinter mir die im Licht leuchtende Häuserreihe wie eine einzige, riesige Wand, als ich da einfach so stehenbleibe, die Jacke ein Stück öffne und weiterlese, bis das Buch zu Ende ist. Nur zehn Seiten, mag sein, aber ganz gewiß meine kleine Rebellion: den Weg zur Arbeit, den alle anderen verkürzen wollen, einfach so zu verlängern.
# |  2 RauchzeichenGas geben

Montag, 19. 10 15

19.10.15, 12:24 | 'Ansatzlos'
Am Freitag schreibe ich Papier um Papier voll, und dann ist es zu spät, um früh zu gehen. Die aus der großen kleinen Stadt Flüchtenden verstopfe die Straßen für Stunden, und das gibt mir die Arbeitsruhe, bis es dunkel ist.

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Als ich irgendwann nicht mehr geradeaus denken kann, nehme ich die Stunde Heimweg in Angriff. Rechner zu, Rechner auf, ich bin der Prototyp des digitalen Nomaden an der Steckdose. Ich lege die Beine auf den Heizkörper und schaue über das nächtliche Dorf.

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Im Pusten der Lüfter schlafe ich ein. In Stille erwache ich, stelle mich an den Schreibtisch, sehe nichts. Zurück ans Bett und noch ein Versuch mit Brille. Besser. Ich trage die neuen Kopfhörer, die mich sogar von meinem eigenen Atem abschirmen. Ich wecke die Lüfter auf. Kaffee. Kühe.

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"Setz Dich doch", sagt der Bauer, als ich tatendurstig vor dem Kaffeetisch herumhample.

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Zu zweit arbeiten mit jemandem, den ich blind sehen kann, den ich taub verstehen kann. Ich knie im Schmutz, reiße an dem alten Balken, der die Liegeboxen begrenzt. Einstreuen. Mit Ätznatron spielen. Wie früher, denke ich.

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Faschingsvorbereitungen am Nachmittag. Ich sage, noch in den Arbeitsstiefeln, zum Frühjahrstheater zu. Save the Date, lese ich in meinen Mails, und mein Herz hüpft schon jetzt dieser Hochzeit entgegen. Es ist mir eine Freude, es ist mir eine Ehre.

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Diese Tage, an denen sich alles fügt. Eine Fahrerin im roten Sportwagen, der Vetter zum Tanzen, Trinken und Lachen bereit, und die Schwarzgurtträgerin, die Schützin, die Ingenieurin kommt nach. Ich stehe am Eingang, als sie ankommt.

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Ich trinke, lache, rede, begrüße. So einfach ist das, und wie ich lache, laufen die Menschen auf mich zu, erzählen mir ihre Tage und ihre Jahre, und bei manchen ist es wirklich so, als wäre ich nur mal schnell für einige Minuten weg gewesen, wo sie mir doch erzählen müssen, was die letzten Jahre gebracht haben. Kontakt zu halten, das ist meine Achillesferse, meine schwache Stelle unter allen anderen Schwächen. Und so lasse ich sie schauen, als wir tanzen, so nehme ich seine starken Arme und lehne mich an seine breite Brust, und zusammen singen wir irgendwas, das ich nur für diesen Moment kenne und sofort wieder vergesse.

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Kindergeburtstag, lachen sie mir entgegen, die drei, die längst keine Mädchen mehr sind, wie ich kein Bub mehr bin.

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Ich tanze mit der Schwarzgurtträgerin, und dann stehlen wir uns nach vorne, um der Band zuzusehen. Ich erzähle davon, wie ich die Musiker kennenlernte, ich erzähle Geschichten aus der Schule und von Freunden, von Rotwein und wie es dazu kam.

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Ich stehe ruhig, als sie begrüßt wird und redet. Ich schüttle fremde Hände, und eigentlich schaue ich über die Schultern zur Musik, versuche auch, über Schultern zu horchen, bis mir ein Satz in den Kopf dringt. Ja, sagt sie, und ich spule mein Gedächtnis zurück: Ist das Dein Freund? hat er gefragt.

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Am Ausgang tun wir, was man so tut, wenn man sechzehn ist, oder wenn man dreiunddreißig ist und auch nicht gescheiter als mit sechzehn, und so oder so ähnlich fällt mir das ein, als wir uns schlußendlich loslassen und ich wieder nach drinnen gehe. Warm dort, ich muß schwitzen, ich muß tanzen, lachen und trinken. Ich muß mein Herz auf der Zunge tragen, und so hänge ich an den Schultern der Freunde und stolpere über meine Worte, meine Sätze, aber das sind meine Freunde, weil sie mich trotzdem verstehen, denke ich.

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Es ist furchtbar spät, und ich bin furchtbar müde. Es scheint uns wie eine gute Idee, noch eins, im Heizraum, wie früher, und dann ist es nicht mehr spät, sondern früh, und dann wache ich auch schon wieder auf.

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Kaffee macht alles besser, und mittags finde ich dann auch die erste Tasse wieder, die ich auf dem Weg von der Küche ins Büro irgendwo abgestellt und verloren habe. Überall Ablagen in diesem Haus.

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Weihnachten, sage ich, als meine Stimme wieder taugt, und ich werde euch ja sowieso nicht überzeugen können. Nein, lacht meine Mutter, und dann hole ich aus und rechtfertige mich abschweifend, warum das nun Luxus ist und warum ich es trotzdem gern hätte. Es geht ja schon Jahre ohne, sage ich, aber trotzdem, und dann bleibe ich stecken, weil ich den Widerstand nicht auflösen kann, daß ich nun wirklich gern hätte, was ich nicht brauche, daß ich es jetzt wirklich gern hätte, weil es, nun ja, nett wäre. Und sie schaut nur, verkneift sich das Lachen darüber, was sie da für einen Schwaben aufgezogen hat, und dann sagt sie, daß sie genau das noch da hat, was ich mir wünsche, und daß sie das nun schon ein gutes Jahrzehnt nicht mehr brauchen. Ja? frage ich, und dann halte ich die wundervolle alte Blechdose schon in den Händen. Es ist sogar noch Kaffeepulver drin, Jahre alt, weil hier niemand mehr Pulver braucht, schon lange nicht mehr, und den Dosierlöffel auch nicht, das darf ich alles mitnehmen, was mich zwar sehr glücklich macht, weil mir Dose und Löffel gefallen, und weil es mir gefällt, Dinge weiter zu verwenden, weil ich es symmetrisch finde, daß nun Kaffeemaschine und Kaffeedose und Kaffeelöffel wieder beisammen sind, bei mir, als Erbteil quasi, und daß ich morgens im Dunkel Kaffee mache, wie mein Vater früher Kaffee gemacht hat. Das Weihnachtsgeschenkproblem löse ich nun heute nicht, aber irgendwas ist ja immer, und dann werden es eben doch die Kletterschuhe, zefix, von mir aus.

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Ach je, ich bin spät, denn ich hänge am Telefon fest, und beim Telefonieren kann ich nun mal nicht duschen, auch wenn ich es kurz in Betracht ziehe. So tanke ich schnell und fahre noch schneller, ändere meinen Plan ein wenig und parke in der ungeliebten Stadt, und so stehe ich dann vor der Zeit, mit des Soldaten Pünktlichkeit, an der Tür. Ich sehe ihr durch den Flur zu, wie sie in die letzten Klamotten schlüpft, wie sie sich die Haare kämmt, zwei Mal mit und einmal gegen den Strich, und ich verehre diese Gelassenheit, diese Profession. Wir laufen und lachen uns die Straße hinunter, abwechselnd erzählen wir uns die Woche, den Monat, die Zukunft, das Leben. Ich esse, sie raucht, und dann trinkt sie Bier und ich Apfelschorle zu Wucherpreisen, aber dafür dürfen wir hier fernsehen. Wir sind rechtzeitig da, legen einen Schal auf unsere Plätze und lachen selbst am lautesten darüber. Der Film fesselt mich, überfordert mich, ich möchte ihn anhalten, mich sortieren, oder mich ergötzen am Kaktus, an den wenigen Sprüchen, die mich umhauen, die ich bejubeln möchte, aber dann spritzt schon wieder Blut, und irgendwann der Abspann, und sie lacht, neben mir sitzend, zu mir herüber. Du siehst verstört aus, sagt sie, und da trifft sie mich. Das ging mir zu schnell, stammle ich, und dann setzen wir uns auf der Empore noch einmal hin, Bier und Apfelschorle, repeat, und ich schaue aus dem Fenster in die Neonleuchten der Stadt, kalt und leer und wohlhabend ist sie hier. Ich fahre nach Hause, ich möchte ihr noch einen Gruß schreiben, wie ich das sonst immer tue, aber ich lasse das Telefon liegen.

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Ich besuche Dich, hat sie gesagt.

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Am Morgen erweitere ich mein Kaffeeritual. Die Dose macht das bekannte Geräusch beim Öffnen, ich dusche mich und sehe mir dann im Spiegel beim Altern zu. Lachfalten, denke ich in das müde Gesicht hinein. Aber sie gehen nicht mehr weg, wenn ich nicht lache, so wie die Stirnfalten sich nicht mehr glätten, wenn ich einmal nicht die Stirn runzle. Ich stelle mich vor den hohen Schrankspiegel. Sehe die letzten Abschnitte der Sommerbräune, die an den Radhosen aufhört, verschwinden, sehe meinen Hals und meine Schultern. Ein Sixpack ist das nicht mehr, denke ich, und dann schlüpfe ich in meinen Lieblingskapuzenpulli. Jung genug, murre ich, packe einen der Rechner zusammen, füttere den anderen mit Arbeit und stehe mit dem Buch in der Hand draußen, als der Bus kommt.

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Mir gegenüber sitzt, wie jeden Winter, ein Mädchen mit einer blonden Mähne. Mit einem Lächeln, das sie sich manchmal mit den Zähnen auf der Unterlippe verbeißt. Das sich dann langsam wieder nach vorne stiehlt, bis sie strahlt. Daß ich nie weiß, ob sie mich auslacht, innerlich, und daß ich weiß, ich würde selbst das genießen, von ihr ausgelacht zu werden. Ich schreibe ihr eine Ode in den zwanzig Minuten, die wir uns gegenüber sitzen, ach nein, ich schreibe ihr in jeder Minute zwanzig Oden, und dann steige ich aus, ohne Rückblick, dann doch so alt, und dann doch so lächelnd über die Flausen in meinem Kopf, der sich immer noch nicht recht fürs Erwachsensein entscheiden kann. Wozu denn auch?
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Donnerstag, 15. 10 15

15.10.15, 15:52 | 'Ansatzlos'
Routinierte Kocherei am späten Abend, und wie so oft bei mir, landet alles am Ende in der Pfanne und reicht dann auch noch für den folgenden Tag.

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Zuvor tapfer gearbeitet. Priorisieren kann ich ja leider nicht, also nehme ich den Rechner mit nach Hause und arbeite nach dem Essen weiter. Es paßt alles nicht zusammen, Flickwerk, Schusterei, und fluchend gehe ich irgendwann ins Bett.

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Spät in der Nacht klopft mein Hirn an die Schlafzimmertür in meinem Kopf und weckt mich, um mir mitzuteilen, daß es die Dinge geordnet hat. Ich denke mir ein Blatt Papier und schlafe wieder ein.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Mittwoch, 14. 10 15

14.10.15, 15:12 | 'Ansatzlos'
Ein sehr dezenter Ganzkörpermuskelkater beim Aufwachen, den ich sehr genieße. Es gilt eben doch, gegen Ende noch hart zu klettern, um die Konzentration zu zwingen und Positionen auszutüfteln, die kraftlos genug sind, daß die brennenden Arme sie noch halten können. Überhaupt mehr Toleranz gegen das Brennen. Das hindert mich vor allem im Überhang noch stark.

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Über diesen Gedanken trödle ich herum, bis es nur noch für einen Kaffee im Stehen reicht. Der Bus könnte ja rein theoretisch auch mal pünktlich sein. Allerdings ringt mir dieser Gedanke schon am zweiten Bustag nur noch ein müdes Grinsen ab.

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Stellenanzeigen durchforstet. Mehr auf meinen Widerwillen zu hören, verspreche ich mir. Der scheint mein sicherstes Sensorium zu sein.

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Über eine Benachrichtigung in die Vergangenheit gestolpert. Nicht gut. Wie viele Tage in den letzten drei Jahren war ich wohl glücklich? Reicht das?

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Konsumplanung. Kletterschuhe, eine Kaffeedose, Kopfhörer. Und irgendein Gerät, das mir Musik auf die Kopfhörer spielt. Da sitze ich dann vor dem Eingabefeld und weiß nicht recht, was ich tippen soll. So alt bin ich also, denke ich. Oder mache ich nur alles falsch und alles anders als die anderen? Musik habe ich auf CD, und neuerdings auch auf Festplatte. Aber wie soll sie von dort in meine Ohren kommen? Ich brauche doch nur ein Gerät, das MP3 an USB lesen kann und daraus Musik über Bluetooth verteilt, denn mit APTX soll das angeblich auch noch klingen. Das kann doch nicht so schwierig sein, denke ich. Aber die Suche liefert mir nur Internetradios oder sündig teure Verstärker. Da scheint ein Produkt zu fehlen, denke ich, oder keiner braucht das so. Und dann fühle ich mich ein wenig alt.

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Ein Termin, ein Termin! So ungewöhnlich ist das bei mir, daß ich ihn glatt vergesse. Na, zum Glück ist der erst übermorgen.

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Ich komme im Dunkeln nach Hause, laufe zum Einkaufen, höre aus einem Fenster einen Chor singen. Es gibt also Leben in dieser Stadt. Die Verkäuferin grüßt mich nicht, dabei kaufe ich seit Jahren hier ein, weil nur ein Laden so spät noch geöffnet ist. Dann rede ich heute eben nichts, denke ich, und laufe wieder nach Hause.

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Wie machen andere Leute das, frage ich mich. Alltag und so. Keine Ahnung, wann ich Kletterschuhe kaufen soll. Abends um acht?

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Dann wird mir klar, daß das ein Countdown ist. Nicht noch ein Jahr, auf keinen Fall mehr. Nicht mehr hier, nicht mehr so. Und dann laufe ich ein wenig leichter durch die Straßen, ein wenig aufmerksamer an den Fenstern vorbei. Pferdegeruch in der Nähe des Stalls.

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Statt noch laufen zu gehen, lege ich mich mit einem Buch nieder. Packe dann ein anderes weg, bei dem ich schon ewig auf den letzten hundert Seiten herumkaue. Warum sollte ich lesen, was mich nicht interessiert? Auch ein Umberto Eco kann mich langweilen, und dann liegt das halt an mir, ich kann es auch nicht ändern.
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Dienstag, 13. 10 15

13.10.15, 16:25 | 'Ansatzlos'
Ein altes Ritual, sonntagabends sehr spät in die Stadt zu kommen. Manchmal zeugt es von großartigen Wochenenden, manchmal nur vom Unwillen, hier zu sein.

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Es ist kalt, und jetzt fällt die kurze Decke wieder auf. Auch in der Diagonalen ist sie zu kurz für meine Füße. Dann friere ich eben.

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Spät aufgewacht, Kaffee am Fenster. Weil es mich friert, fahre ich erstmals in dieser Saison mit dem Bus zur Arbeit. Der hat die übliche Verspätung, stinkt und macht mir dank Übelkeit das Lesen unmöglich. Pendeln kann ich ja super.

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Angesichts eines Termins zum Ende dieser Woche fleißig was weggearbeitet. Eigentlich sinnvoll, aber die Simulation mag nicht um die Ecke denken und quittiert meine Mühe mit schlechteren Ergebnissen. Aber das werde ich erst am Dienstag merken.

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Auch auf der Heimfahrt ist der Busfahrplan eher als kleiner Scherz gedacht, um die Wartezeit zu überbrücken. Aber ich habe den Rumo dabei, und ab und zu merke ich, wie mir jemand über die Schulter schaut, wenn eine Seite besonders illustriert ist.

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Mit dem Rad zum Klettern. Wir sind alle etwas zu spät, aber nur ich habe das angekündigt. Ein Geburtstagskuchen, den leider der Blindenhund frisst. Nun, ein Stück lässt er übrig, und das teilen wir uns dann. Ich habe kalte Finger, als ich durch die Nacht zurückradle, aber meine Handschuhe sind verschollen.

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Mit Tee und Schokoriegel im Bett stelle ich fest, daß sich nächste Woche zwei Termine sehr nahe kommen, die sehr weit voneinander entfernt liegen. Da ich beide nicht in der Hand habe, kann ich das nun auch nicht halten.

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Bevor ich das Licht lösche, denke ich kurz darüber nach, ob es das nun war mit Sozialkontakten für diese Woche.
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Dienstag, 16. 06 15

16.06.15, 17:05 | 'Ansatzlos'
Vom Menschenmöglichen.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Mittwoch, 17. 09 14

17.09.14, 14:32 | 'Ansatzlos'
Omis, die mitsamt Fahrradkörbchen ohne sich umzusehen vom Bürgersteig auf die Straße hoppeln und sich dort erst einmal in breiten Schlenkern wieder fangen müssen, kann ich ja schlecht anbrüllen. Stattdessen mache ich einen Schlenker drumherum und überlasse das den überraschten Autofahrern, die eben schon angesetzt hatten, um mich zu überholen. Menschen. Echt.
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Montag, 18. 08 14

18.08.14, 09:45 | 'Ansatzlos'
Ich kann mich an den Geruch dieses heißen Landes noch erinnern.
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