Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 7. 07 10

07.07.10, 15:01 | '10000 lightyears from home'

Sometimes you can't make it on your own.

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Bitte verzeihen Sie die Stille hier. Es gibt einiges, das fertig werden muß. Anderes, das bedacht werden muß.
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Dienstag, 1. 06 10

01.06.10, 20:11 | '10000 lightyears from home'
Wenn nur hier schönes Wetter ist, und zu hause nicht, dann zählt das ja irgendwie nicht, versuche ich mich zu trösten, an einem dieser Abende im Büro, die sich in die Länge zu ziehen drohen, so als ob es eine Gerechtigkeit gebe in der Zahl der Sonnenstunden, und nicht nur die ewig benachteiligten Nebelbänkler, Hinterbänkler der Sonnenstunden gewissermaßen, aber heute kann ich mir nichts vormachen, und so sitze ich da und döse, den Kopf in die fensterlnde Sonne gedreht, während vor mir die Iterationen ablaufen und die Residuen sinken, und wenn jeder tut, was er tun sollte, denke ich dann, dann könnte ich ja auch nach hause gehen.
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Mittwoch, 5. 05 10

05.05.10, 10:48 | '10000 lightyears from home'
And now you think that your fortune is something finite?
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Mittwoch, 7. 04 10

07.04.10, 14:37 | '10000 lightyears from home'
Die letzten Langhaarigen der Generation vor mir sind Lachende, sind Bier Trinkende, sind Kicker Spielende und Brillen Tragende, und von ihnen ist die Geschichte überliefert, wie sie auf einem Ausflug, nach drei fröhlich durchzechten Tagen, die selbsternannten Meister des Kickers in irgendeiner Gaststätte schlugen, die Handschuhe trugen und Trikots und tatsächlich irgendwelche Meister waren, nach den Regeln des Jugendhauses, und am Ende krochen die beiden unter dem Tisch hindurch, einmal längs und einmal quer, während die beiden Lachenden sich zuprosteten und beinebaumelnd auf dem Tisch saßen.
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Samstag, 13. 02 10

13.02.10, 18:46 | '10000 lightyears from home'
Ich bin der Videobearbeitungskönig, hurra!
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Mittwoch, 13. 01 10

13.01.10, 19:17 | '10000 lightyears from home'
Im Wohngebiet mitten auf der Straße im Schnee stecken zu bleiben spricht nicht für den Winterdienst in dieser großen Stadt. Für meine Winterreifen allerdings auch nicht.
Selbstverständlich habe ich den Dicken wieder herausmanövriert, ich bin ja Schnee und Schlupf gewohnt. Und da keine Parklücke anzuvisieren war, musste ich auf dem geräumigen Parkplatz der Uni mit Schwung in eine Schneewehe - ähem - einparken und durfte dann nach hause laufen. Aber auch Kummer bin ich ja gewohnt.

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Wie mir das Wort "Zuhause" über die Finger flutschte. Ich würde es nie zugeben, aber zwischendurch war da etwas wie Sehnsucht nach dieser kleinen Wohnung in der Stadt. 'Zefix.
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Sonntag, 20. 12 09

20.12.09, 15:18 | '10000 lightyears from home'
Wenn man am Samstagmorgen am Straßenrand entlanggeht und dem nachwinkt, der um die Zeit zur Arbeit fährt, während man selbst auf dem Heimweg ist. Er lässt die Warnleuchten zur Begrüßung flackern.
Selbes Spiel am Sonntagmorgen. Ich komme aus der anderen Richtung, bin wieder auf dem Heimweg, dick vermummt. Ich hebe die Hand, und plötzlich bin ich mir sicher, daß in einem Wochenende gar nicht mehr drin sein kann. Trotz der Nachricht, die man nicht geschrieben hat. Trotz der Tradition, mit der man gebrochen hat.
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Dienstag, 10. 11 09

10.11.09, 19:10 | '10000 lightyears from home'
Es ist der Betriebsrat, der jetzt meine Anstellung verhindert hat.

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Wie freundlich sie hier sind. Wie ich alles tun darf. Nimm, Junge, sagt der Meister, und es scheint, sie täten alles, um mir das Bitten zu erleichtern.

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Ob ich das wohl gelernt habe, in den letzten sechs Monaten? Das Bitten, das Fordern? Oder nur das Fragen nach dem Gelernten; dem eigenen Fortschritt auf der Spur zu sein, und damit mein eigener Überwacher. Ich habe im vorigen Satz ein "endlich" gelöscht. Ich konnte es da nicht sehen, aber ich möchte festhalten, daß es dort hingeraten ist. Und: daß mir das auffiel. Es ist also noch nicht zu spät. Womöglich.
Doch das Unwohlsein in der Erstarrtheit, wo Bewegung sein sollte, weil es zu viele Richtungen gibt und zu viele Geschwindigkeiten, das kannte ich schon. Jetzt, so scheint es, hilft dagegen nur noch die Bewegung.

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Wie seltsam, mich so gar nicht angestrengt zu haben. Aufzufallen, mit alten Farben und Mustern. Dabei war das gestern erst, möchte ich sagen. Doch ich bin nicht mehr gestern, auch wenn ich die neuen Muster noch nicht zu unterscheiden vermag.

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Eine Art Ausgleich findet statt, und wenn das so weitergeht, werde ich irgendwann noch an diese Yin-und-Yang-Geschichte glauben.

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Wie wenig ich mir vorstellen kann, kennengelernt zu werden. Daß jemand, der diesen Menschen kennenlernt, ihn auch noch mögen lernen kann - und wie bezeichnend, daß mir hierfür keine Passivkonstruktion einfallen mag.

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Ob es denn ein Nachteil sein muß, unvernetzt zu wohnen?

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Immer wieder erforschen, vertiefen. Hineinhören und aufdröseln. Instrumente statt Orchester, und Töne und Rhythmen statt Musik, und wie sich die Musik nicht mehr zu erheben vermag aus ihrer Dekonstruktion, sondern in Scherben liegenbleibt.
Und selbstverständlich geht es mir nicht um die Musik, sondern um mich, wie könnte es an dieser Stelle anders sein? Die anderen kenne ich doch nicht, was könnte ich von denen schon wissen, hätte ich vor kurzem noch gesagt. Nur um festzustellen, daß dieses Bohren, Zerfasern und Sortieren es mir unmöglich macht, mich selbst als Ganzes zu begreifen. Daß der Versuch, Komplexes zu zerlegen, es zerstört. Und so liege ich wach und erschrecke daran, mich nicht einmal mehr selbst zu kennen.

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Langsam gewöhne ich mich, indem ich die Zeitspannen verlängere. Ich erkaufe Geborgenheit im Ersatz der Dinge, die ich vermisse. Ihr nennt das Leben, vermute ich.

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Auf der Auffahrt gerate ich ins Schleudern und fange den Wangen nur mit Mühe wieder ab. Der große schwarze Kombi hinter uns, der schnell die Spur wechselt. Die nahenden Leitplanken und die Hände am Lenkrad, die Schuhe auf den Pedalen.

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Raten Sie mal, wer es nicht schafft, im bekannten schwedischen Möbelhaus ein Regal zu kaufen. Der Gestank! Die Gänge. Überall Hinweise, und freundliche Schilder. Ein Sessel, drei Farben, vier Polsterungen, drei Hocker, drei Farben, vier Polsterungen.Drei hoch vier mal vier hoch zwei, rechne ich, und dazu eignet sich der Sessel übrigens ganz vorzüglich, auch wenn ich nicht weiß, ob sich alle Polsterungen von Sessel und Hocker kombinieren ließen, ohne selbst das immer lächelnde Personal in Blau und Gelb zu nach oben wandernden Brauen zu verleiten.
Abends zuvor der Erstbesuch mit dem Freund. Mit meinem Blutdruck könnte man einen Achttonnenkipper hochdrücken, sage ich nervös, und darin ist noch viel zu wenig Koketterie. Einer muß mir dieses Leben ja zeigen, sage ich zu ihm, und kaufe ein rotes Handtuch, das zur Einrichtung des Badezimmers passt. Es fusselt stark, wenn man sich damit abtrocknet.

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Auf langen Autofahrten gerate ich ins Grübeln.

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Das Verlagern des Einzelnen ins Industrielle. Denken Sie nur an Brot und Marmelade! Denken Sie an alle Lebensmittel, meinetwegen.
Und nun, vergessen Sie Lebensmittel. Ich bin in einer Branche. In einer Firma. In einer Abteilung. In einer Gruppe. Zuständig für, nichtzuständig für alles andere. Spezialisierung, Verkleinerung, um den Kopf frei zu halten vom Übrigen, und sich konzentrieren zu können. Darum wurde wohl die Fertigpizza erdacht, aber das ist nun sicher zu weit hergeholt. Und am Ende bleibt nichts vom Kuchen, wenn er nur oft genug geteilt wird, und wer nichts hat, der ist auch nichts und kann gerne gehen. Ein Schelm, wer an einen Absatz weiter oben denkt, aber ich möchte Ihnen ja nichts vorschreiben.

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Ich kann in leeren Räumen mein Telefon verlegen. Meine Räume sehen immer leer aus. Vielleicht möchte ich deshalb keine haben. Vielleicht sind große Räume ein Fehler.

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Kann es denn sein, denke ich, weil ich nun versuche, die Verbundenheit zu erklären, daß mich nur die Taschentücher halten? Nicht einmal die, sondern nur das Wissen, daß da und dort Taschentücher sind, zu sein haben?
Das Erklären ist ein Erläutern ist ein Annähern. Und das Ganze wird wieder unübersichtlich und unaussprechlich, und ich greife mir Brocken aus dem Berg, und versuche sie zu beschreiben. Sie zerbröseln unter meinem Blick, oder sie offenbaren Grünspan und Moos an versteckten Stellen, und als ich nur genug von ihnen abgetragen und über meine Schulter geworfen habe, stürzt er ein, der Berg, und nichts bleibt. Ein Schelm, wer - aber ich möchte Ihnen, wie gesagt, nichts vorschreiben.

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Wie seltsam. Manches lässt sich nicht zerlegen. Vielleicht ist nur das wahr, und das hat so gar nichts mit Chemie zu tun. Mit Hoffnung, vielleicht.

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Das Formulieren der Grundbedürfnisse. Ihr Erfüllen. Das Verzetteln. Fehlende Prioritäten.

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Wie Arbeit Arbeit bedingt, denke ich, als vor mir zwei Fahrzeuge aufeinanderprallen und in den Leitplanken verschwinden. Da muß einer zur Arbeit und braucht ein Auto. Das muß einer bauen, und dazu braucht es einen Arbeiter, der wiederum zur Arbeit, ich kürze das sehr ab, aber Sie werden mich schon verstehen.
Ein Unfall eines Lastwagens wird im Radio gemeldet, und dazu wird erklärt, was jetzt alles getan werden müsse. Es muß Feuerwehren geben. Es muß jemand Sand in Säcke füllen, und Pulver, die das Grundwasser vor dem Öl schützen. Wer weiß, was der Lastwagen geladen haben mag? Ölbinder womöglich, aber selten liegt das ja so nahe.

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Man schließt das Büro, und ich bin noch nicht einmal mit meinen Notizen durch. Herrjeh.
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Freitag, 18. 09 09

18.09.09, 13:23 | '10000 lightyears from home'
Und wie ich da gestern so vor mich hin pflüge, nachdem die Bodenplatte frisch betoniert und in Folie gekuschelt vor sich hin trocknet, da rede ich nebenbei mit einer ganz anderen Welt.
Allein das Reden; hier zwischen Schulter und Kinn geklemmt, weil die Pfoten dreckig sind und zum Fahren gebraucht werden, einen Gang langsamer wegen der Konzentration, dazu der Lärm und die Kühle und Frische und all das. Dort sitzt einer im Büro, warm und trocken, und ist einen guten Schritt weiter als ich. Abgabe der Diplomarbeit, und eben haben sie den Ausstand gefeiert. Er spricht leise und gesetzt, während ich hier schreien und singen könnte. Rundum kein Mensch, keine Bewegung, nur meine frischgezogenen Bahnen im Boden. Ich mag diese großen Schläge, wo man seinen Gedanken nachhängen kann. Auch wenn sie nicht mehr so fließen mögen.
An seiner Stelle würde ich singen und tanzen, aller Sorgen ledig, doch er hat schon die nächsten Sorgen. Was nun? Wohin, und er legt sich fest auf einen Beruf und eine Region und eine Frau. Wie unterschiedlich, das macht mir alles nichts aus. Genausogut könnte ich Betonbauer sein, für ein paar Jahre, oder bis ich die Lust verliere. Ich möchte doch so viel versuchen. Dabei auch der Gedanke, wie sich die eigenen Werte gewandelt haben. Wo ist die gewünschte Sicherheit hin, und die Festigkeit? Woher kommt diese Neugierde, diese schnelle Langeweile am Durchschauten, die mich weitertreibt? Und hinter allem die Frage, ob man davon leben kann. Nicht reich werden, nur leben. Eine Frage der Bedürfnisse, die zu definieren sein werden. Eine Frage der Vorbilder, die sich gewandelt haben, in den letzten Jahren. Und zuletzt eine Frage des Widerwillens gegenüber dem Werdegang, dem Gewöhnlichen, dem schmalos treibenden Strom, der einen an den Sorgenklippen entlangspült, der Ausbildung, dem Arbeitsplatz, der Familie. Wieso sollte ich mir das antun, wozu mich abmühen, wenn hinter jeder Kehre die nächste Sorge wartet, sich die kalten Hände reibt? Wieso nicht ganz anders? Wieso nicht versuchen, solange man nicht viel braucht? Wieso gegen eine Sehnsucht nach frischer Luft, frischen Leuten, frischem Leben ankämpfen? Wieso überhaupt sich auf diesen Weg zwingen, wo ich mir doch so viel vorstellen kann? Und da wächst eine Idee, die vielleicht nichts wird, aber versucht werden will.
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Freitag, 4. 09 09

04.09.09, 09:31 | '10000 lightyears from home'
Jetzt auch noch die Cousine. Schwankend tänzelt sie, anmutig genug für ihre Betrunkenheit, inmitten all der Werkzeuge und der anwesenden Herren. Nimmt mich in den Arm und erzählt, lispelt ein wenig. Gerade so hörbar, als trüge sie ihre Trunkenheit zu Markte, als erhöhte diese ihren Wert. "Ef Jahre", sagt sie, und ich bleibe stumm. Ich will das nicht hören, es ist zu bekannt, und ich schäme mich, nach demselben Muster funktioniert zu haben. Einmal, zweimal nur, ansonsten wahrte ich die Fassung, was ja auch nur wieder auf eine Unberührtheit schließen lässt, die man niemandem zumuten will, weil sie nicht auffällt. Sie macht sich zum Zentrum und fordert Begehren ein, und nur kurz muß ich daran denken, daß das nicht so schwierig sein kann, an einem Ort, wo draußen das Aggregat bollert und drinnen das Licht flackert über dem Tresen, an den sich vier, fünf junge Männer lehnen, die nächtens nichts zu tun -, doch ich will nicht gehässig sein, stehe ich doch selbst auch hier und trage nicht einmal Schuhe. Ich bewege die Zehen, die vom Laufen im Gras nass geworden sind, und irgendwie will mich all das auch ein wenig froh machen. Vielleicht nicht froh, vielleicht nur weniger betrübt. Ich möchte nach draußen, und den flackernden Lichtern der Dörfer zusehen, wie ich das so oft mache des nachts, weil ich das Durchschaubare nicht mehr ertragen kann. Es ist zu weit weg, ich bin zu weit weg, und das treibt mich wieder in eine Verzweiflung, weil man doch dabei sein muß, um jemanden zu finden, der sich trunken an einem reibt, und -. Sie steht mir gar nicht, die Rolle des älteren, distinguierten Herrn, des Betrachters, der freundlich in das Chaos blickt, das ihn nicht betrifft, und vielleicht steht sie mir doch, und vielleicht ist auch das das Problem, an dem ich enden könnte.
Stattdessen zur Schau getragener, trunkener Frohsinn, um das Ausmaß des Schmerzes zu verdeutlichen; Seht her, wie befreit ich bin, wie ich die Fesseln abwarf, wie schwer es mir noch fällt, aufzudrehen, und doch drehe ich auf, und nur in stillen Momenten die Tränen im Augenwinkel, kommt doch und seht mir zu und tröstet mich, nein, nicht -.
Ich wünsche ihr alles Gute und gehe, nicht zu ihm, der dieselbe Scharade aufführt, mit den männlichen Attributen, der Lautstärke, der Gewalt - und hierbei fällt mir wieder auf, wie sich die beiden gleichen - sondern nach hause, denn es ist spät und ich bin müde genug, daß meine Augen sich weigern, zu fokussieren. Nicht weigern, ich könnte sie zwingen, doch Kopf und Augen stimmen überein, daß es nichts gibt, das zu fixieren sich lohne -.
Draußen in der frischen Nacht schreibe ich in die bildschirmhelle Dunkelheit, in dieses winzige Maß, das die Entfernungen noch weiter macht, und hinter mir klappt die Tür. Sie lehnt mir über die Schulter und zeigt mit dem Finger auf das Glas. "'Dem'", sagt sie, "nicht 'der'", und mit einem Tastendruck vervollständige ich den Akkusativ und schaue sie stumm an. Warte ab. Gehe dann wortlos, durch das Gras, und wieder werden meine Zehen nass.
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