Und daß es mir noch nie in den Sinn gekommen ist, den Rest aus einer Flasche Mineralwasser in einen Blumenkübel zu leeren, nur weil das Wasser übers Wochenende lack geworden ist, das sagt wirklich etwas über mich aus.

Ich sehe ihnen zu, wie sie sich gegenübersitzen, beim Abendessen. Sie sind sehr ruhig, ihre Handgriffe bedächtig. Ich stehe in der Tür, alt genug, um mich nicht mehr zu ihnen zu setzen, und wieder nicht alt genug, um sie machen zu lassen. "Wenn ihr jetzt noch Plastikteller benutzt, könnt ihr alles miteinander wegwerfen" kommentiere ich die Verpackungen auf dem Tisch. Sie verstehen mich nicht.

Zehn Minuten früher aus dem Schlaf gezogen worden.
Vierzehn Minuten früher aus dem Bad gekommen.
Sechzehn Minuten früher losgefahren.
Zwanzig Minuten früher angekommen.

(Ließe sich das fortsetzen, ich wäre, ich könnte, ach, Industrie, ach Zeit, ach!)

Sie können sich das gar nicht vorstellen, wie ich das damals genossen habe, auf diesem Klassentreffen, unachtsam sein zu können entgegen denen, die Fahrgemeinschaften bilden mußten, und dann am Schluß nur kurz über die Straße zu tänzeln, und hinein in dieses Haus.

Als ich wach wurde, war der Himmel grau und trotzdem hell. Er trug eine bläuliche, verschmierte Maserung, wie gemalter Marmor sah er aus, und er hing so eben und gleichmäßig da oben, daß er mich ganz gelassen aufstehen ließ.
Es war ein klarer Morgen, und aus dem Bad konnte ich weit über das Welland sehen, die Dächer glänzten feucht von Tau und Regen.
Wenig später fuhr ich an diesen Dächern vorbei, von Dorf zu Dorf über die kleinen Sträßchen, die von allen gemieden werden, die Hügel hinauf und hinab, und ich wußte, ich war als kleiner, wandernder Punkt von meinem Bad aus zu sehen, und das tat mir sehr wohl, unter diesem gleichmäßig hellen, gemusterten Himmel dahinzufahren, dem Mais beim Wachsen zuzuschauen, und dem Getreide, wie es in den Ähren wogte, als wären die Felder Seen.

Hier wird geredet, getippt, es rascheln Papiere und klappern Tastaturen. Und in all dem Lärm, der im Hintergrund stattfindet, summe ich lautlos ein Lied vor mich hin, dessen Text ich auf dem Schirm habe, und für mich macht all der Lärm sich plötzlich auf, er weicht zurück, und in meinem Kopf spielt die Melodie, zu der ich lautlos lauthals vor mich hin singe, ohne mir das anmerken zu lassen.

Manchmal denke ich auch, daß ich das mag, dieses Sehnsüchtige, dieses Suchende, Erwartende. Weil man nur findet, wenn man sucht, weil man viel mehr Schönes sieht, wenn nicht alles schön ist, weil -.

Und trenne Wehmut von Liebe, Erinnern von Nachtragen.

Und dafür, daß mich Fußball so gar nicht interessiert, dafür habe ich mich gestern abend dann doch ein wenig geschämt. Es scheint die Leute sehr auszufüllen, dieses flimmernde Grün. Es scheint sie zu berühren. Das macht mich, auf eine einsame und unwohlige Art, neidisch.

Ich hasse die Stadt genug, um meine Ohrhörer nach ihrer Dämpfung des Lärms zu beurteilen, und ihr Drücken im Ohr sogar mögen zu lernen. Trotzdem hat sie es geschafft, einen meiner Studienfreunde an sich zu binden.

Herr Ingenieur, sage ich zur Begrüßung.