Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

25.06.15, 18:21 | 'Nicht drueber nachdenken'
Ich kann es einfach nicht.
Der Versuch, ganz simpel einen befristeten Arbeitsvertrag an einer Hochschule zu verlängern, den ich ein halbes Jahr vor dessen Ende unternahm, trägt nun, drei Arbeitstage vor dem Ende, die Blüte, daß ich bereits bei der Krankenversicherung abgemeldet wurde. Die Sachbearbeiterin telefoniert nicht gern, der Professor auch nicht, und das ganze Landesamt für Besoldung und Versorgung teilt fröhlich über den Anrufbeantworter mit, man hätte heute Betriebsausflug. Ich beiße in die Tischkante.
Den Versuch, zwei neue Winterreifen zu kaufen, unternahm ich im April. Zurück aus dem langen Urlaub hatte ich einen Plattfuß, und der Reifen war nicht mehr zu retten, wie die Prüfung in der Fachwerkstatt ergab. Ich ließ den Reifen also gleich dort, brachte noch den zweiten vorbei und bat um zwei neue. Das daure ein wenig, hieß es, es sei ja Sommer. Nun ist es also wirklich Sommer, und ich habe nach einem Monat mal nachgehakt: Schwierig. Mittlerweile, nach einem weiteren Monat und einem weiteren Nachhaken, sind meine Reifen verschwunden. Samt den Felgen, die natürlich was Besonderes und nicht mehr so einfach zu beschaffen sind. Falls Sie also irgendwo ein Auto mit zweierlei Felgen und einem platten Reifen sehen: das wären dann wohl meine, und ich hätte sie gern zurück. Ich raufe mir die Haare.
Der Versuch, ein Motorrad zu kaufen, zieht sich. Ich vergleiche Motorräder und Preise, entscheide mich irgendwann, und erreiche niemanden. Wochenlang. Dann doch, Mittwochnachmittags. Klar, machen wir, ich höre jemanden geschäftig tippen: Ist bestellt. Eine Woche. Allerhöchstens vierzehn Tage. Ich lege auf und versuche von da an vergeblich, wieder anzurufen, weil ich noch gern andere Blinker dazu hätte. Eine Woche später bekomme ich eine Mail mit dem Kaufvertrag. Ich schreibe zurück, daß ich am Telefon niemanden erreiche und bekomme zur Antwort, man werde sich melden. Eine weitere Woche später frage ich wieder nach und bekomme zur Antwort, man werde sich schon melden. Eine weitere Woche später frage ich wieder nach und erkläre, binnen einer Woche anderswo einkaufen zu gehen. Ich bekomme zu hören: Nichts. Nicht einmal das bereits dreifach bekundete Versprechen, die Maschine müsste quasi heute schon da sein, spätestens morgen, bekomme ich noch. Ich fahre also Fahrrad.

Das alles spart zwar Geld, aber keine Nerven. Mal sehen, was noch so kommt. Seien Sie gespannt, ob es mir gelingen wird, in absehbarer Zeit an einen Arbeitsplatz, neue Winterreifen und womöglich ein Motorrad zu kommen. Oder an einen Wutanfall.

Rauchzeichen




vert   |   26.06.2015, 03:31   |  
was mit diesen arbeitverträgen an hochschulen los ist, kann man wirklich niemandem erklären, der oder die es noch nicht selbst erlebt hat. es tröstet sie nicht, dass das anderswo nicht anders ist, oder?

#reifen - ich hätte die bude abgefackelt, glaube ich.

texas-jim   |   27.06.2015, 12:13   |  
Ich habe den Eindruck, daß ganz einfach die Distanz zur Verwaltung sehr groß ist.
Und mit den Reifen, da weiß ich auch noch nicht.

arboretum   |   27.06.2015, 21:03   |  
Was Herr vert sagt. Habe ich seinerzeit auch so erlebt.

Und wenn die Werkstatt die Felgen verschlampt hat, müssen die auch wieder identische besorgen, meine ich.

texas-jim   |   28.06.2015, 13:22   |  
Ich möchte Ihnen allen danken. Sie machen mir das wirklich leicht, keinen Verwaltungskoller zu bekommen. Und gegen Existenzangst hilft mir immer, etwas zu haben, das ich kann, das mir Spaß macht, und das immerhin leidlich bezahlt wird. So ist das wirklich zu ertragen, bis ich mich morgen wieder durch die Instanzen telefonieren kann.

Identische werden schwierig sein. Felgen gehen wohl mittlerweile stark mit der Mode, und im Katalog sind meine nicht mehr zu finden.
Mitrauchen
 


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