Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

15.04.13, 12:58 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Auf dem nächtlichen Heimweg scheitere ich an einem Bild der Kirche an einem kleinen Weiher, mitten in der Stadt, und freue mich an meiner Entdeckung.

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Wie sie dasitzt, halb auf ihre Tasche gelehnt, nach harten Tagen, mit kleinen Augen und dieser Stimme, die überall dazwischenreden muß.

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Ich biete mich als Kindsmagd an, für den Tag, an dem das nächste Kind zur Welt kommen wird.

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Eben bin ich kontrolliert worden! schreibe ich, obwohl das nicht so ganz stimmt, denn mich haben sie ja ausgelassen. Und vielleicht ist es das, daß die einen nie einen Fahrschein haben und immer kontrolliert werden, während die anderen immer einen Fahrschein haben und ihn dann doch nie zeigen dürfen.

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Freitagabendstall. Wir beiden Vettern treffen uns am Gatter vor dem Melkstand, beenden die Woche und freuen uns. Lachend streuen wir die Liegeboxen mit frischem Stroh ein, und zwischen den Gabelzinken klimpern die Steine der Alb.

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Zu spät zur Hauptversammlung. Wie immer eigentlich, aber schlimm ist das nicht. Und selbst tief in der Nacht, als einer auf der Theke schläft und ein anderer davor, reden wir uns die Köpfe heiß über den Umgang mit den Kindern und dem Trinken und mögen uns trotzdem, obwohl wir so gegensätzlich denken.

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Ich weiß nicht, ob das Bier um vier um morgens die doofe Idee war oder doch das Aufstehen vor sechs.

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Eine Rennstrecke im Park präparieren. Ich rücke mit Säge und Freischneider an, und schon zum Mittag sind wir präsentabel. Nicht perfekt, aber präsentabel.

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Bodenproben ziehen. Ich marschiere einen großen Bogen ums Dorf, unter schnellen Wolken und kräftiger Sonne, und einmal erwischt mich auch noch ein kurzer Schauer. Ich genieße es, einmal über alle Wiesen und Felder stapfen zu können, und über die Unbeteiligten, die meinen, das immer zu können, wundere ich mich ja nur noch.

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Ich besuche den weißhaarigen Schäfer mit seinen roten Wangen, der lacht und Erdbeeren für die Enkel an die Stallseite setzt, damit seine Enkel etwas Süßes haben. Während wir palavern, tollen drei Hunde um uns, und irgendwie so soll auch meine Rente aussehen irgendwann.

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Ein Spaziergänger tippt mir, dem Knienden mit Bohrstock und Probentüten, mit seinem Skistock auf die Schulter und möchte wissen, wie das denn nun sei mit der Vergiftung. Und nicht einmal da explodiere ich, aber man sieht mir die Grenzen der Contenance wohl an, und so geht die Gruppe dann doch irgendwann weiter.

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Über Zäune steigen.

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In Scheunen spicken.

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Rast auf der tiefen Ackerfurche.

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Müde Beine.

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Hochzeitsbilder vom Meer.

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Ich weiß nicht, was ich zu Deiner Stärkung noch sagen soll.

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Der Tierarzt schenkt mir eine Dose Zinkspray. Für sanfte Hände, lächelt er.

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Pizzabacken und Geburtstag feiern. Und als ich gehe, schläft sein Mädchen schon auf dem Sofa, zugedeckt mit ihrem Mantel. Sie wird sich kein Auto kaufen, hat sie zuvor noch erzählt, sondern Schuhe. Ich wünsche ihr viel Glück, als ich gehe.

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Reifenwechsel. Wie schön das ist, mit passendem Werkzeug. Ich behandle mein Werkzeug ja immer pfleglich und sparsam, kenne seine Geschichten. Die Kiste von dem fliegenden Händler, der mir Garantien versprach. Der Schlüssel schnell geholt, während wir zu zweit waren, auf dem Weg zu Freunden, und wie lange das schon her ist. Die Tube Kupferpaste, schwarz von meinen Fingern, als ich noch Praktikant war. Der Wagenheber, groß und mächtig und professionell, vom ersten Gehalt gekauft.
Drei Autos.

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Radfahren. Zum Fischen bin ich zu spät, also komme ich zum Kaffee. Radle um den See, wo Jugendliche grillen und Bier trinken. Zu viele, also weiche ich aus, fahre weiter und stehe dann irgendwann irgendwo auf Schotter mit dem Rennrad. Die Eisdielen sind überfüllt, und in diesem Ort kann ich nun auch nicht mehr einkehren.

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Ich finde den Immenhof. Drei Häuser und ein Reitplatz. Tatsächlich.

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Ich kreuze große Straßen.

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Die Bauerntochter sitzt in der Sonne und lernt, der Strohhaufen auf ihrem Kopf leuchtet, sie schwitzt leicht auf der Stirn. Ich wünsche ihr alles Gute für die letzten Prüfungen. Italienisch, lacht sie, und das kann ich nun wirklich nicht.

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Auf dem Heimweg dann in der Sonne sitzen, und nach einer solchen Reise kann ich das auch. Brauche ich mich nicht zu wundern über die, die da am Seeufer saßen, auf ihren Hemden, in aller Ruhe. Ruhe wundert nur den Unruhigen, und dann springe ich auch schon auf und zerre die Gartenstühle vom Dachboden. Ein kühles Spezi noch.

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Geduscht nicke ich in der Abendsonne ein, sinnierend.

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Ich wäre gern meine Priorität, denke ich, als ich aufwache. Dann große Stadt und breites Bett.

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Als ich so liege und auf den Schlaf warte, fühle ich meinen erhitzten Körper. Spüre, wie die Hitze im Kopf nachlässt. Ich habe die Arme an den Seiten, verschränke sie irgendwann kurz auf dem Bauch. Ich werde ja immer weniger, wenn es wieder losgeht, denke ich. Aber in diesem Jahr bin ich schon schlecht durch den Winter gekommen, und das Wenigerwerden fängt auch schon sehr früh an. Ich spüre meinen Sehnen und Knochen nach, denke an meine eingefallenen Wangen, die mir beim Rasieren wieder aufgefallen waren. Über dem Versprechen, mir Schokolade zu kaufen, schlafe ich dann ein.

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Die Liste der zu kaufenden Dinge: Badelatschen. Sporttasche. Bildschirm.
Die Liste der zu erledigenden Dinge: Bäume zurechtstutzen, Gedanken um das Motorrad. Und wann muß man eigentlich Lohnsteuer und so?

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Manchmal, da schrecke ich auf und bin schon dreißig.

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Manchmal bin ich schon recht so.

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Außerdem: zartester Sonnenbrand.

Rauchzeichen




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