Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

15.09.10, 17:23 | 'Dying to say this to you'
Ich stehe an der schroff abfallenden Bergkante, das Rad zwischen die Beine geklemmt, die Arme auf den Lenker gestützt. Die Griffe sind warm und weich, und während ich ins Tal hinunterschaue, beruhigen sich langsam Atmung und Puls.
Die ersten Blätter färben sich schon. Vier, vielleicht sechs Wochen noch, dann eröffnen wir die Skisaison. Plötzlich wird mir der Herbst zu kurz.

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Weg davon, alles in einem haben zu wollen. Vielleicht ist das ja richtig so, das eine als Ausgleich zum anderen zu betreiben. Es wird eben alles seziert, zergliedert und zerteilt in dieser Zeit, was mich seltsam anmutet, wo doch alles gleichzeitig und nebeneinander stattfinden soll. Aber vielleicht bedingt das eine ja das andere, denn wenn alles serialisiert ist, bleibt eben nicht genügend Zeit. Und so werden eben Nebenfunktionen wieder parallelisiert, und das ist alles in Ordnung so, nur die Einteilung in Haupt- und Nebenfunktionen will ich selber machen, hol euch der Teufel mit eurem mobilen Nebenbeidreck, lieber will ich denken und radeln gleichzeitig als radeln und anderer Leute Denken lesen.

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Ich kann das Feld sehen, auf dem ich neulich stand und die frische Erde von der Scheibenegge kehrte. Die kleine Baumgruppe zwischen den Windrädern, der Stapel Siloballen. Davor das längliche braune Rechteck des Ackers, inmitten all der Wiesen. Jetzt stehe ich auf dem Stein, den ich vor zwei Tagen noch so fasziniert betrachtet hatte, als wäre es das erste Mal.
Die frische Folie der Siloballen beginnt in der Abendsonne zu leuchten, und ich schrecke auf. Im Wald ist es kühl und schattig, es riecht schon nach Nacht. Unterhalb des Felsvorsprungs ist ein kleines Plateau, das sich um den Berg zieht. Dort müsste die Sonne auch hinreichen. Ich schwinge das Rad herum und pfeife den Berg hinunter, daß prasselnde Erde die quietschenden Bremsen begleitet. Gerade noch rechtzeitig komme ich an und sehe der Sonne beim Verglühen zu. Ich werfe sogar für kurze Zeit einen Schatten ins helle Gras, bevor die Nacht wie ein Vorhang fällt. Drei, vier spitze Kehren noch, geduckt unter niedrigen Büschen hinweg, geradewegs über die Bergwiesen hinab, die schanzenartigen Raine schleudern mich hoch in die Luft, wie winters mit dem Schlitten, und ich kann schon den dunklen Umriss der Heimat erkennen.

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Wozu drinnen sein?

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Ach ja, kann ich jetzt manchmal denken, mach Du nur, nur lass mich auch machen. Leider kann ich nicht oft genug so denken, und nie, wenn es mir wichtig ist.

Rauchzeichen