Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

19.10.09, 23:24 | 'Das Auge des Betrachters'
Sie ist blond und findet es schon schlimm, daß ihr Chef seine Mitarbeiterinnen nach dem Aussehen auswählt. Obwohl, sagt sie und wird nachdenklich, obwohl -.
Ich tue ihr unrecht. In ihrem Beruf spielt das Aussehen eben eine Rolle. Weil sich das, was sie tut, von der Reparatur zur Verschönerung, vom Sicherstellen der Funktion zum Verbessern der Außenwirkung gewandelt hat. Als würde man ein Auto lackieren, weil die Bremsen verschlissen sind. Und in ihrer Zaghaftigkeit findet sich diese ganze, verwandelte Philosophie, die ihr viel zu schnell geht, als daß sie sie begreifen könnte. Ich kann ihr nicht helfen, ich gehe ja sowieso ungern zum Zahnarzt.

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Sie nestelt an ihrem Hemdchen herum. Das spannt an Stellen, und ist doch zu weit. Ich foppe sie ein wenig und frage, ob sie Pickel auf dem Busen hat oder ob das ihre Brustwarzen sind, und halte dabei ihren Blick mit meinem oben, so daß sie nichts nachprüfen kann, was sie sowieso weiß.

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Morgens tranken wir noch Kaffee am Stehtisch, und jetzt sitzt sie da, mit dem Bauern, der so grob und so lustig ist in seiner Verachtung alles Konventionellen. Der sich selbst so weit übertreibt, daß er nicht mehr zurückfindet zu einem normalen Gespräch, er redet plötzlich, und völlig ernst hört er sich an, daß ihre Kutsche Scheibenbremsen hat.

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Als ich komme, die Gräfin ausgestiegen ist, erkenne ich ein Auto. Ihren Ibi, wie sie ihn liebevoll nennt, und sollte sie jemals einen Kerl so lieben, er wäre verloren. Das Mädchen mit den blauen Augen ist hier, und ich winke ihr zu, bevor ich wieder davonfahre.

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Auf diesem Geburtstag sind wir zu siebt. Immerhin. Eins der Mädchen döst auf dem Sofa, und ich frage mich wirklich, ob sie so schnell alt werden wollen. Ich lache, werfe ein Glas vom Tisch und ein Stück Kuchen, und nach einem Probierschlückchen des köstlichen Erdbeerlimes bin ich auch schon wieder weg.

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Es trifft mich, die beiden hier zu sehen. Ich zeige ihm die Faust und den gestreckten Finger, denn das soll ihn immer erinnern, das werde ich ihm nicht erlassen. Ich weiß nicht, was die beiden reden heute, sage ich später, über das Geburtstagskind können sie ja schlecht schimpfen, wenn sie an dessen Tisch sitzen.

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Sie hat etwas verloren, in ihren blauen Augen. Ich suche nach den Seen und finde nur trübe Pfützen. Ich tue ihr unrecht, auch hier, und irgendwann sagt sie das auch. Ich bin schon verzaubert, sage ich, und von da an können wir wieder lachen.

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Heute kann ich mich niemandem zumuten, denke ich. Also backen, und daß ich darauf nicht gleich gekommen bin! Wie ein Maschinenbauer, denke ich, wenn nur nicht die dummen Ideen wären. Und als ich für die zweite Runde die Parameter angepasst habe, sauber als "loop 2" auf dem Rezept vermerkt, da wird mir erst klar, daß ich tatsächlich verzaubert bin.

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Ein Päckchen, und ich stolz platzend.

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Nach der Probe spiele ich mit einem der Engelchen, werfe sie hoch und schleudere sie im Kreis herum. Wie sie lacht, wie sie das tragische Stück vergisst, das man sie hat ansehen lassen. Und mit ihrem Gegenstück gemeinsam werde ich den beiden nicht mehr Herr, ich gehe zu Boden und lasse mich besiegen. Und selbstverständlich dürfen sie im Auto vorn sitzen, denn wer sollte ihnen sonst die Dummheiten beibringen?

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Erneutes Feiern, und ich mit Freunden. Ich zeige ihnen die Damenwelt, welche ist verstellt, welche mit Vorsicht zu genießen? Und wie unterschiedlich man Menschen sehen kann, denke ich noch.


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Du bekommst die Bäurin, wenn ich die Hektar bekomme, rufe ich dem Vetter zu, und die beiden lachen durch den Lärm.

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Tanzen, und daß da einer wie ein Pferd ausschlagen muß, das zeigt mir wieder, daß seine Pferde mehr Hirn haben als er.

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Immer wieder das Umdrehen, und mir bleiben die Worte stecken, die begeisterten Beschreibungen, als da niemand steht. Ich gehe auf französisch, und irgendwann schreibt mir der Kleine. Lachend falle ich ins Bett.

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Als die Rede zu Ende und das Essen angesagt ist, stolpere ich unfreiwillig durch den Vorhang, die Motorradhosen in den Knien hängend, werde durch den Eingang geschoben. Hallo, rufe ich, da bin ich ja richtig! Und erst beim Essen fällt mir ein, daß ich zwar richtig bin, aber vielleicht nicht komplett.

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Überhaupt die Frage, ob ich denn nicht auch woanders? Nein, nicht ganz. Ich zweifle meine Auswahl nicht an, ich spüre sie nur. Daß da zwei Orte sind, an denen ich sein möchte.

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Wir wandern, und ich finde wieder zu meinen Cousinen. Alle Frauen unserer Familie sind groß und schön und schlank, denke ich, und daß es doch sehr ungerecht ist, einer der beiden die großväterliche Nase zu vererben.

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Zwei Gänse verfolgen uns, und ich erkläre der Medizinerin, warum eine Kuh jedes Jahr kalbt.

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Eine erzählt von Mexiko.

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Wir spinnen uns ein Häuschen in Schweden, eine Kutsche, und schlußendlich einigen wir uns sogar auf drei statt meiner dreihundert Kühe. Dafür bekommt sie nur zwei Hunde, und ich weiß jetzt, daß wir unseren Knall geerbt haben. Immerhin gleichmäßig verteilt, denke ich, als mir zwei einfallen, die fehlen. In Malawi Waisenhäuser bauen, irgendwo einen Film drehen. Na, vielleicht ist die Verteilung doch nicht so gerecht gelaufen, denke ich, und überhole die Autos, aus denen sie mir zuwinken, weil da ja noch Platz ist, zwischen ihnen und dem Gegenverkehr.

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Wir mussten Wurzeln schlagen, um uns näherkommen zu können.

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Termin ist am siebzehnten Juli, sagt ihr Vater, und ich frage sofort, ob in der Kirche oder im Kreißsaal.

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Als ich im Supermarkt stehe, weil man mir erzählt hat vom Scheibenwischwasser, das ich ja immer brauchen kann, das aber längst ausgegangen ist, und so sinniere, wie das so ist mit den billigen Artikeln, die einen auch enttäuschen können, und ob es die Mark denn wert ist, enttäuscht zu werden und weiterfahren zu müssen, um dann doch die Mark mehr zu bezahlen, weil man ja weiß, daß es das Wasser dort auch gibt, und ich weiß schon, warum ich keine Prospekte lese, warum ich immer zu den Gleichen gehe und die Gleichen frage.
Da steht sie, die Sonnenbrille im Haar, und sie trägt Bauch, wie ich das schon erfahren habe. Wie es denn geht, palavern wir zwischen den Regalen, und daß sie sich eben eine neue Herausforderung gesucht hat, sagt sie grinsend. Ich lege mein Zeug auf das Band, Süßes fürs Büro, weil man ja dort auch leben muß, wie ich immer wieder vorgeführt bekomme, und irgendwas will ich ja dort auch lernen, und wenn es nur das Leben ist, und sie legt ihr Zeug dazu. Ich mache einen Scherz über die Oliven und ob sie die Sahne vergessen hat, und die Kasse registriert fleißig piepend, und bevor ich nun einen Aufstand mache, bezahle ich ihren Einkauf eben mit. Ich bestehe darauf, ihren Einkauf zu ihrem neuen Auto, dem Keksbomber, zu tragen und lasse ihr den Kassenzettel, weil sie im Moment nicht einmal ihre Kleidergröße kennt und die Wäsche wohl sowieso zurücktragen muß. Ich habs bezahlt, ich will das sehen, grinse ich, und dann schauen wir beide auf ihren Bauch. Zehn Jahre zu spät, sagt sie, lässt lachend die Reifen quietschen, als sie davonfährt, und ich weiß, daß da jemand eine sehr tolle Mama bekommt.

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Verantwortung ist, daß ich mir eher die Hände wasche, wenn ich aus der Krankenbucht in den Kälberstall muß, als vor dem Essen.


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Das Lachen im Rittersaal, und wir in der Eingangshalle.

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Ach, Hase.

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Was ich zeigen möchte, ums Gefallen bangend, und was ich nicht erzählen kann.

Rauchzeichen




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