Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Donnerstag, 30. 06 11

30.06.11, 18:51 | 'Kann Spuren von Irrsinn enthalten'
Ich denke ja manchmal über Arbeit nach. Wie über viele Dinge, von denen ich keine Ahnung habe. Und wie ich während der letzten beiden Tage so vorwärts und rückwärts über das halbdürre Gras fahre, Spur an Spur, um den Haufen zu verdichten und die Luft herauszubekommen. Wieder und wieder brummt der glänzende neue Schlepper mit dem Ladewagen heran, erklimmt brüllend die steile Rampe und steigt leicht aus der Vorderachse. Die Kühlerfigur glitzert. Arbeit, denke ich da. Hier siliert man Haufen, anderswo in Fahrsilos. Ein wenig Schotter gegen Betonboden und -wände. Und wie bei jeder Runde lasse ich den Blick schweifen. Sauber sehen die Haufen hier aus. Die Folien straff, keine Reste auf dem Schotter, die Sandsäcke ordentlich gestapelt.
Ich bin ja ein rigoroser Vereinfacher. Ich mag es einfach, ich mag es geordnet, und ich mag es, wenn meine Arbeit in planbaren Bahnen abläuft. Ich freue mich an Erleichterungen wie ein kleines Kind, weil es bedeutet, daß ich eben leichter arbeiten kann. Meine Aufgaben leicht erledigen kann. Denn die Kühe kümmert es gar nicht, ob ich nun drei oder dreißig Stunden auf ihrem Futter herumgetrampelt bin. Und da sind wir auch schon wieder im Silo. Beton, denke ich, viel Beton würde mir die Arbeit sehr erleichtern. Ich müsste an den Rändern nicht so achtgeben, man bräuchte zum Ende hin keinen Bagger und längst nicht so viel Zeit, um das lose Gras von den Rändern zu räumen. Beton spart mir Zeit. Beton kostet Geld. Das Futter allein wird dadurch aber nicht automatisch mehr wert. Wenn ich also Zeit einsparen möchte, muß ich Geld einsetzen. Und dieses Geld muß ich auf der anderen Seite wieder verdienen. Hereinschaffen, sagt man hier. Mit Arbeit. In der gewonnenen Zeit. Ich könnte beispielsweise mehr Kühe melken, bräuchte dann mehr Futter, und am Ende wäre ich wieder genau so lange im Silo wie zuvor. Aber wahrscheinlich ist wieder mal alles nur halb so schlimm und ich habe die Volkswirtschaft bloß nicht verstanden. Manchmal verstehe ich ja nicht einmal mich selbst.
# |  2 RauchzeichenGas geben


30.06.11, 12:58
Irgendwie zum Verantwortlichen des Arbeitskreises Wirtschaft geworden. Mein Einwand bezüglich meiner ungenügenden Kneipenkenntnisse wird weggelacht, mein Name irgendwo notiert. Herrjeh.

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Schlecht geschlafen. Die Hitze lässt nachts kaum nach. Am Morgen wische ich schnell das Regenwasser vom Parkett, hänge die Bettwäsche auf und freue mich irgendwie, nicht nur vom Ertrinken geträumt zu haben.

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Und wie es mich plagt, wenn man mir mangelndes Interesse vorwirft. Einseitigkeit. Wie ich mich immer noch rechtfertigen möchte, mir Worte zurechtlege, all die Dinge, die mich auch interessieren. Nicht nur das Rad. Wie es mir das Polieren verleidet. Und so hänge ich den halbseitig glänzenden Rahmen wieder an die Wand, und auch den Reifen bestelle ich heute nicht mehr.

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Daß die freie Zeit denn genutzt werden will. Genutzt, nicht vertrödelt, nicht verspielt. Wie ich mir einen Abend fürs Lesen aufzwingen muß. Dabei lese, las ich so gern. Und wie ich mich jetzt vorbereiten muß, ein Polster in den Sessel, ein Glas auf den Tisch, das Telefon daneben, das Licht, das Buch, die Terassentür geschlossen. Und dann doch nicht. Vielleicht ist im Sommer nicht die Zeit.

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Man muß etwas tun wollen. Ich will einen Kompressor.

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Das Verhandeln wird meines. Langsam, freundlich, und wenn ich sehr ärgerlich werde, dann bin ich auch bestimmt. So bekomme ich nach sechs Monaten auch den Unfallschaden vollends repariert. Hoffe ich.

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Und einen Dachträger fürs Surfbrett.

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Und dann sehe ich abends wieder auf mich herab, während ich vom Berg auf die anderen herabsehe. Der Schweiß perlt über mein Gesicht und tropft von der Nase. Ich fange das Salzige mit der Zunge auf. Während andere arbeiten dürfen, über die Wiesen fahren und schwitzen, plage ich mich eben selbst ins Schwitzen. Hobby. Hobby! Abschätzig bin ich mir gegenüber, und so mag mir auch mein Schweiß nicht schmecken.
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