Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Dienstag, 9. 05 06

09.05.06, 23:10 | 'Maschinen bauen, Mensch bleiben'
Die Geschenktüten, die in unregelmäßigen Abständen an der Uni verteilt werden, um genau zu sein im Foyer der Mensa (oh, ich bilde mir nichts ein - dieses Gebäude hat einen Architekturpreis gewonnen, als riesige Bauklötze aus Beton den Architekten wohl in die Köpfe gestiegen waren. Es fragt sich bloß, ob sie das vielleicht von außen und mit sehr großer Geschwindigkeit getan haben. Schließlich kann doch garniemand eine hölzerne Sichtschalung mögen, unverputzte Wände gutfinden und Farbe nur mal so verachten.
Und dieses Foyer - es besteht aus einer Vitrine, stets von Studenten umringt, in der auf weißen Tellern die Gerichte ausgestellt sind, die man dann an der Theke nicht wiederfindet, und einem Tresen im Hintergrund, über dessen Zweck mich noch niemand informieren konnte, obwohl groß "Information" dransteht. Aber auch da ist es wohl wie beim Essen - man bekommt selten das, was angekündigt wird.) - jedenfalls, diese Geschenktüten, die gibt es für "Meedchen" (sie sagte tatsächlich "Meedchen", goddamn, ich hätte sie heiraten mögen in dem Moment) mit einer Februar-Ausgabe der "young miss" (ach, ich hätte ihr sogar zugehört, hätte sie mir aus der "young miss" vorgelesen, was "Jungs" (Hallo, Eric) beim Sex (Hallo, Google) wollen, tun und denken.) und für die Nicht-Meedchen, die leider keine eigens für sie und nach ihnen benannten, sondern nur die kläglichen Resttütchen bekamen, ein Kondom und eine Probepackung Gleitgel. Einmal ganz abgesehen von der unsinnigen Idee, Gleitgel in winzigen Papiertütchen abzupacken, die man nicht einmal mit ruhiger Hand aufbekommt, ohne sich vollkommen zum Deppen zu machen (alternativ hat man die Soße dann sicher irgendwo, wo sie nicht hingehört und die "Meedchen" haben was zu lachen, wenn das Nicht-Meedchen so ungeschickt hanitiert, als machte er das alles zum ersten Mal, und dann lacht sie laut und alles wird furchtbar peinlich und das Nicht-Meedchen furchtbar rot und er zischt ihr dann zu, daß sie gefälligst die Klappe halten soll, wo doch die Wände zwischen den Zimmern im Studentenwohnheim so dünn sind und der Informatiker von nebenan sowieso schon fast unter dem Türspalt durchkriecht... ach Jammer, ach Elend!) - einmal ganz abgesehen von dieser Idee, die sicher nur von einem Marketing-Absolventen der nebenan liegenden Hochschule der Mädchen, Verzeihung: "Meedchen" ("Meedchen" und "Medien" - gehört beides in Anführungszeichen, sowieso - das eine kommt ja ohne die anderen nicht aus) kommen kann, der mit einem grob geschätzten "Meedchen"-Anteil von knapp über einhundertundzehn Prozent ja gar nicht wissen kann, was es bedeutet, einem Maschinenwesen, einem Kybernetiker oder einem Informatiker Kondome und Gleitgel in die Tütchen zu packen (wenigestens nur eines - und bis zweitausendundacht haltbar!), dann steigen sich die Selbstmörder wieder gegenseitig auf die Zehen, kurz nach Mitternacht, und warten auf die Stadtbahn zur Neckarbrücke, weil man sich hier oben nicht einmal vernünftig umbringen kann, verdammich, es fahren keine Autos und die Feuerleiter am Mathematikgebäude hört schon sechzig Zentimeter überm Boden auf, genauso tief ist auch der Teich, in dem sie sich dann erstränken wollen, bis kurz übers Knie; und die Stadtbahn kommt nicht, die stellt um zwölf ihren Betrieb ein.
Und trotzdem reihen sie sich ein in die Schlange, es ist ja nur eines drin und auch noch bis zweitausendundacht haltbar, und man wird ja wohl noch träumen dürfen - wie Schlachtvieh stehen sie da, und wissen noch garnicht, daß ein besonders perfider Kopf in die Tüten der Nicht-Meedchen noch mehr Zeit und Geld und Gemeinhait investiert hat - fünfundzwanzig Milliliter Haargel, in ebensolch unwürdigen Papiertütchen wie eben das Gleitgel, nicht einmal farblich besonders gut auseinanderzuhalten, vom Titel her schon garnicht, sagen Sie mir: "speed power" oder "play" - was gehört nun zur Vorbereitung, was zur Ausführung, was in welche Hand und was ins Haar geschmiert? Die Welt, sie ist ein Jammertal, wir sehen hoffnungsvolle Erstsemester, unter Einsatz ihres Lebens haben sie zwei Tütchen ergattert - doppelte Enttäuschung für sie, einst, zweitausendundacht, nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums nicht mehr benutzen oder wenn verzweifelte Finger die Verpackung zerfetzt haben, doppelte Hoffnung bis dahin, sie wird andächtig ins Portemonnaie gesteckt, zum Studentenausweis - und es wird ein Jammern und Wehklagen sein, wenn sich der erste darniedersetzt, mit einem Papiertütchen Gleitgel oder Haargel im Portemonnaie, in der Gesäßtasche, hoffnungsvoll und voll Begeisterung. Wir sehen ältere Semester, stumm und geschlagen stehen sie da, bereit, sich den nächsten Hieb entgegenschleudern zu lassen, Leidensfähigkeit trainieren sie, und vielleicht doch, irgendwann, vor zweitausendundacht?
Das Mädchen und ich, wir gehen an der Schlange vorbei durch die Drehtüre, und holen unsere Tütchen. Einmal "Meedchen", einmal Nicht-Meedchen bitte. Und wie einst das rote Meer teilt sich die Menge vor uns, wir finden einen freien Platz und teilen uns den Kaffee in Plastik - pfandfrei! wie groß verkündet wird - und einen Schokoriegel, vermutlich pfandbehaftet, zumindest pfundbehaftet, aber was solls? noch selten waren Zuckerstückchen ansprechender verpackt. Wir verabschieden uns, und nun sitze ich da und warte. Darauf, daß der schlechte Nachgeschmack des Nichtbieres, auch aus der Tüte und wenigstens nicht in Papier verpackt, mit irgendeinem "Flavour" etikettiert, was war Katzenpisse noch gleich auf Lateinisch?, - warte, daß der Nachgeschmack verfliegt, und auf zweitausendundacht. Obwohl, vielleicht?
# |  2 RauchzeichenGas geben


09.05.06, 22:07 | '19th nervous breakdown'
Die Lieblingsband, die in der Lieblingszeitschrift links liegengelassen wird, weil sie wahrscheinlich nicht "indie" genug, zu "mainstream" ist. Schubladendenken, galore!
# |  Rauchfrei | Gas geben


09.05.06, 18:16 | 'Egalitaeten'
Die immergleichen Tips zum Spritsparen, wenn mal wieder der Benzinpreis steigt.
# |  Rauchfrei | Gas geben


09.05.06, 16:18 | 'Press any key to reboot'
...mal eben für eine Minute die Zeit anhalten.
# |  Rauchfrei | Gas geben