Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 27. 02 06

27.02.06, 15:49
Was bleibt, ist die Routine, die Automation.
Drei Minuten vor dem Wecker erwachen, nach dem Telefon greifen, beim ersten Zucken des Apparats zudrücken, sich aus dem Bett rollen.
Zurück in dem Trott, den ich so liebe.
Zurück hier, am einzigen Ort ohne dieses Gespanntsein, dieses Jägertum des Pirschens und Verbergens. Ruhepol, Lebensmittelpunkt, love of my life.

Weshalb hast Du das alles aufgegeben, vor einer Woche? Weshalb dieser letzte Befreiungsschlag, dieses letzte Aufbäumen, das Ihrkönntmichallemal? Ich möchte die ganzen Fragen nicht stellen, nicht beantwortet haben, ich habe das Denken eingestellt. Kein Gedanke, kein Gefühl, kein Schmerz, kein Glück. Nicht einmal mehr wütend kann ich sein, ich bin viel zu schwer dazu. Du kannst mich nicht entschuldigen, ich kann es ebensowenig. Du fehlst plötzlich überall, wo Du nie warst. Hier hättest Du mit mir lachen können, dort hätte ich Deine Hand benötigt.
Ich bestelle zwei Bier am Sonntagabend, ich drehe mich um und möchte Dir eines in die Hand drücken, als Du einfach nicht da bist. Minutenlang stehe ich da, erstarrt. Glas zerbirst am Boden, ich lasse die Tür offen.

Mitten in der Nacht halte ich an, immer noch mechanisch, automatisch; ich steige ab und fühle den Frost in mich dringen. Das Grollen des Sechszylinders verliert sich im Dunkel, ohne Echo, ohne Hall verschluckt. Die Scharspitzen glänzen wieder, der Rost ist abgeschliffen. Einige Meter weiter das leuchtende Augenpaar eines Fuchses. Hellgrauer Rauch quillt aus dem Schornstein, zerfasert im Wind. Die Erde an den Stollen der Reifen dampft, der Schnee darauf glitzert, bevor er schmilzt. Im Scheinwerferkegel falle ich auf die Knie und bete, vielleicht zum ersten Mal überhaupt.
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