Manchmal glaube ich, ich will gar nicht nachdenken.

Man macht ja sowieso viel zu wenig Blödsinn.

Ein eigenes Leben fängt ja nicht mit einer eigenen Familie an. Überhaupt eigen - die Familie ist ja immer eigen, und die eigene wiederum noch eigener als die eigene von anderen, was wiederum von Pelzig und was ganz was anderes ist.

Bei dem Versuch, mal darüber nachzudenken, wo eigentlich meine Zeit hingeht, und bei dem Gedanken, das alles hier zu notieren, fiel mir auf, daß ich dazu gerade gar keine Zeit habe. Weder zum Notieren noch zum Nachdenken. Kopfchaos.

Ich versuche, mir eine Entscheidung abzupressen. Das macht mich hibbelig, das fokussiert mich auf mich selbst, und so wirke ich dann auch, und meistens nimmt mir das die Entscheidung ab.

Man kommt ja zu nichts.

Nach ausgiebigem Hin und Hertexten weiß ich jetzt, daß ich der Gastgeberin ihre Sonnenbrille mitbringen muß. Diese liegt bei ihren Eltern, die wiederum schlecht erreichbar sind. Aber das ist ein anderes Problem, das damit zusammenhängt, daß die Kletterhalle wieder öffnet, der Mais zum Teil noch aufs Häckseln wartet und ich ab und zu auch noch ins Büro muß. Außerdem weiß ich, daß die Gastgeberin Strapse bei ihren Eltern deponiert hat, und ich auch diese zu ihr transportieren soll. Warum die dort liegen, ist mir schleierhaft. Daß die Dinger beruflich benötigt werden, weil es sich eigentlich um Thrombosestrümpfe handelt, die Ärzte bei mehrstündigen Operationen anscheinend gern tragen, lasse ich mir auch noch einreden. Wie ich das aber der Kontrolle am Flughafen erklären soll, ist mir noch schleierhaft. Und ob ich jetzt Bettwäsche mitbringen muß, oder ob wir überhaupt ein Bett haben werden, weiß ich auch noch nicht so recht. Und ob das reicht, um nicht auf dem Boden schlafen zu müssen, bleibt ebenfalls unklar - Platz für zwei Einzelpersonen wird im Urlaubsland auch eher knapp bemessen. Und wo wir beim Urlaubsland sind - das Auswärtige Amt meldet "vereinzelte Querschläger von Mörsergranaten und Handfeuerwaffen", verweist aber auf die hervorragende Raketenabwehr, sodaß trotz Raketenbeschuß bislang keine Personenschäden zu melden sind. Aha. Bleibt noch der Zwischenhalt in einer Stadt, in der gerade Demonstrationen von der Polizei unterdrückt werden. Also alles wie immer, alles im Argen. Und Urlaub macht mich fertig.

Ich sitze den Trab schon sehr sauber aus, und auch sonst wird es bei der nächsten Reitstunde Zeit für ein Foto. In kurzen Hosen und Turnschuhen, dafür ohne Helm und mit dem breitesten Grinsen, das mir eine einzelne Pferdestärke verschaffen kann.

Wiskey zur Beruhigung des werdenden Vaters, Badeöle zur Beruhigung der werdenden Mutter, eine Riesenpackung Windeln zur Beruhigung des kommenden Nachwuchses. Eigentlich ganz nett als Geschenk zum Hochzeitstag, doch mit der Nebenwirkung, daß die täglich eintreffenden Pakete meine Eltern vor große Fragen stellen. "What the hell...?" steht in der Mail, und ich mache mich seufzend daran, die ganze Geschichte aufzuklären. Es fing also alles damit an, daß ich auf der Bühne umhersprang, einen Regenschirm in der Hand, und plötzlich die Musik aufhörte...

Fingerkraft.