Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 22. 04 09

22.04.09, 00:36 | 'Highway 61 revisited'
Ich habe keine Ahnung, welches Sonderzeichen das Herzchen darstellt. Deshalb ohne, und ebenso ohne Rangfolge oder sonstige Boshaftigkeiten.

Ich mag den Herrn Eff, und wenn ich mal groß bin und irgendwie die Kurve kriege, will ich ein bißchen so sein wie er. Ich mag den Herrn Kid, wegen dieser lächelnden Melancholie und diesem entwaffnenden Faible für geringelte Socken. Ich mag das Fräulein Caro, wegen Metric und, wenn ich mich recht erinnere, wegen eines Fotos mit einem Stempel auf dem Bauch. Ich mag das Fräulein Lu, weil ich mir vorstellen kann, daß sie grinst, wenn ich sie ein Fräulein heiße, und weil ich jetzt auch mit dieser Herr/Frau/Fräulein-Geschichte aufhöre. Ich mag den JochenausBerlin, weil er Sachen gesagt hat wie "Ich bin euer Herbergsvater und sage uha uha", wegen des "Cymbal Rush" und wegen dieser Geschichte mit seinem ersten Vermieter. Ich mag Martini, weil sie rosafarbene Festplatten kauft und mal einen Dreizwanzga hatte. Ich mag Mek Wito, weil er ein Tagebuch versucht und seine Schwester vor einer Entführung gerettet hat. Ich mag Kathleen, weil da immer noch eine Flasche Wein nach Berlin muß. Ich mag den Spalanzani, weil selten einer so klar ist, daß ich mir ständig mit der Hand auf die Stirn patschen will, auch wenn ich Stifte oder Kaffeetassen darin halte. Ich mag das Stilhäschen, weil ich zum ersten Mal sowas von mitschwanger bin, wie mir möglich ist. Ich mag den ReMark, auch wenn er seinen Flammenwerfer nicht so recht zum Laufen bekommt. Ich mag den Castagir, weil ich mich manchmal fühle wie Bitkönig, und manchmal wie ein Container voller Betas. Ich mag den Frank, weil ich ab und zu das Bedürfnis habe, dringend mit ihm etwas trinken zu gehen.

Dann gibt es einige, die ich nur noch vermisse. Aber das soll nicht unser Thema sein. Und den Rest, den kriegen Sie schon hin.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Dienstag, 14. 04 09

14.04.09, 16:56 | 'Highway 61 revisited'
# |  Rauchfrei | Gas geben

Mittwoch, 1. 04 09

01.04.09, 11:04 | 'Highway 61 revisited'
"Du bist auch einer dieser Männer, die im Alter immer besser aussehen", sagt das Mädchen neben mir, und das ist die beste Definition von Ambivalenz, die mir je ein gequältes Grinsen entreißen konnte.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Sonntag, 15. 03 09

15.03.09, 13:56 | 'Highway 61 revisited'
Und wieder rast die Eifersucht.

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Morgens um sieben laufe ich mit der Kaffeetasse in der Hand durch das stille Haus. Ich setze mich an den Schreibtisch, und an der Schachtel mit den Stiften und Schraubenziehern klemmt die Karte.
Grinsend sehe ich zu, wie die Schublade des CD-Spielers herausfährt. Ich lege die CD ein, vorsichtig, als legte ich jemandem eine Hostie auf die Zunge, und wunderbarer Lärm flutet den Raum, das ganze Haus.
Ich erwache erst, als der überhitzte Verstärker abschaltet. Immer noch grinsend, jetzt kann ich gehen.

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Dann hau doch ab, sage ich, über die Bar gelehnt, als Du uns unterbrichst, und das solltest Du doch verstehen.

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Heizraumbier. Komm vorbei, und wehe, und er droht mir mit dem Finger, als er das sagt. Wie schön, hier zu stehen.

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Lachend erzählt sie von einem, der nach Hause kam und alles verwüstet vorfand. Er ging den Spuren nach, Hosen, Unterwäsche, und im eigenen Doppelbett der Sohn bei der Arbeit. Hundert-Punkte-Aktion, gröle ich, und wir klatschen einander ab.
Dann sage ich, daß man Beuren und Wäschenbeuren nachts schon einmal verwechseln kann.
Für den Kasten hast Du drei Leute gebraucht, für das Mädchen keinen, grinst er, und wir sind wieder quitt.
Daß die schönen Geschichten nicht verlorengehen mögen, das wünsche ich mir, und deshalb erzähle ich so gern davon.

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Ich hänge einen Zettel an die Haustüre, weil ich ein Paket erwarte. Ich glaube gar nicht, daß das funktioniert, doch beim Mittagessen läutet es, und da ist das Paket. Umringt von den drei Kleinen reiße ich die Verpackung auf, und so zu Hause wie ich hier bin, war ich vielleicht noch nie.

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Stammtisch, und alle sitzen sie da. Wir bestaunen den Pickup und machen eine Probefahrt durch den Matsch, und da ist so ein Mitfreuen für den Freund, der grinsend am Steuer sitzt, daß es mich reißt, als wir schleudern und Dreckbatzen an Wände spritzen.

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Dein Schwiegervater war bei uns in der Werkstatt, sagt er. Wieso hast Du das nicht repariert, mit dem Mischwagen?
Ach, sage ich, das wußte ich gar nicht. Den Mischwagen oder den Schwiegervater, fragt er, und lachend zucke ich die Schultern. Sich übertölpeln lassen.
Nur daß ich an der Frage selbst noch nicht weiter bin, das sage ich nicht.

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Der Beck redet ganz leise, und wenn er etwas sagt, wird es sehr still, daß man ihn hören kann. Und diese Art Aufmerksamkeit zeigt einen so tiefen Respekt, daß ich ganz andächtig werde bei den leise vorgetragenen schmutzigen Witzen.

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Ein Reparatursatz fürs Kreuzgelenk und eine Gabel für die Zapfwelle. Die hat neulich Rauchzeichen gegeben, und dann ist es sowieso zu spät. Fall mir nicht um beim Preis, sagt er, und ich mache große Augen. Neue Zapfwelle, sage ich dann, und hier ist meine Einheit immer der Liter Milch.

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Abwechselnd stoßen wir die Schaufeln in den Mist, der Vetter und ich. Er mit dem Radlader, ich mit dem Fronladerschlepper, und das sieht dann wieder aus wie Ballett, denke ich.

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Mit schmierigen Fingern mache ich das erste Bild vom neuen Selbstfahrer und die ersten Flecken auf den Fotoapparat.

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Klauenschneiden dann, und sowas muß eben. Anrüchiges Geschäft, sage ich, und Ach, da stehst Du doch drauf, meint er. Ich schon, aber die Mädchen nicht so, lache ich.
Ach, winkt er ab, da müssen die durch, und Du wolltest sowieso nicht heiraten.

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Und wie ich das alles aufschreibe, lässt der Druck nach.
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Mittwoch, 4. 02 09

04.02.09, 15:55 | 'Highway 61 revisited'
Der Geruch der Luftmatratze, als ich im Zelt schlief.
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Montag, 26. 01 09

26.01.09, 20:00 | 'Highway 61 revisited'

Ohne Worte.
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Donnerstag, 18. 12 08

18.12.08, 01:29 | 'Highway 61 revisited'
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Donnerstag, 16. 10 08

16.10.08, 18:55 | 'Highway 61 revisited'
Hubert von Goisern in der Halle, in der ich schon Fats Domino gesehen habe, dreizehn Jahre ist das schon her.
Ich komme zu spät, ich habe keine Karte, und gegenüber üben die Feuerwehrler für den Maschinistenlehrgang. Bis auf ein paar Schwarzgekleidete ist das Foyer leer. Ich gehe trotzdem hin, und das will schon was heißen.
Die Kassiererin hat einen angemalten Belegungsplan vor sich, und vielleicht noch acht oder zehn Eintrittskarten, mit Reihe und Platznummer. Sitzkonzert. Ach Gottchen. "Reihe eins?" fragt sie mich; und ich schiebe schon das Geld durch das Loch in der Glasscheibe, als irgendein Rainer daherkommt und ihr erklärt, die Karte sei reserviert und nicht verkäuflich. Es ist ganz still drinnen. Ich kaufe eine Tribünenkarte.
Als ich durch die Gänge irre, überlege ich kurz, ob ich mich nicht doch in die erste Reihe, weil die Nummer habe ich mir ja gemerkt und kommen wird da sowieso keiner mehr - aber. Ich gehe die Treppen hoch zur Tribüne, Block A ist ganz hinten, und als ich durch die Tür schleiche, wird es drinnen dunkel, und die Quetschkommode atmet langsam und übermäßig verstärkt ein. Akkordeon, selbstverfreilich, aber wo sind wir denn hier?
Bis zur Pause bin ich gefangen von den Liedern, die Hubert von Goisern nicht einfach vorträgt, sondern auslebt. Seine Hände zucken im Takt, er beißt sich auf die Unterlippe und grinst seinen Musikern zu. Es scheint nicht zu stören, daß niemand mitsingt, daß nur verhalten applaudiert wird, und daß sich kaum je ein Kopf bewegt. Stattdessen geht immer mal wieder jemand gemächlich an der Bühne vorbei zur Toilette. Ich schäme mich und klatsche lauter, und irgendwann habe ich das Gefühl, der Mann links von mir würde mir folgen. Ich grinse ihm zu, und bei "Iawaramoi" singe ich schon lauthals mit. Eine Passage lasse ich aus, und Hubert von Goisern ebenfalls. Was solls, schließlich hat sich der Betreffende erst Tage zuvor um einen Pfosten gewickelt, und da hat er recht, der Goisern, und ich winke ihm zu.
Nur wenige Ansagen unterbrechen die Lieder, und mittlerweile haben es die meisten begriffen, daß nach jedem Lied das Licht ausgeht, und da darf man dann gern klatschen, aber daß ein "Weit, weit weg" drei Strophen hat, das zu wissen kann man doch erwarten; und wenn mans schon nicht weiß, dann kann man sich immer noch an der Dunkelheit orientieren, anstatt der wundervollen Sängerin ihre zarte, verlorene dritte Strophe kaputtzuklatschen. Aber was kann man schon wirklich erwarten, denke ich, und jodle den drei barfüßigen Damen auf der Bühne meine Begeisterung entgegen.
Von links und rechts schauen alte Menschen auf mich herab, und daß der Platz rechts neben mir leer geblieben ist, das geschieht mir ganz recht. Ich würde gern auf das Gestell des Basketballkorbs vor mir klettern, und ein wenig winken und singen, aber ach.
"Nach der Pause freie Platzwahl!", ruft Hubert von Goisern ins Dunkel, und lachend drängen sich die Unbekümmerten nach draußen, während die Ängstlichen drinnen Taschen und Jacken auf ihren Plätzen deponieren. Ich möchte die Kleingeister verlachen, aber ich habe den Platz in der ersten Reihe schließlich auch nicht erobert, also schweige ich und erstehe im Foyer ein Pils und ein grünes Hemd mit aufgedrucktem Drachen, fünfzehn statt zwanzig, passt schon. Eine Cordjacke, auf deren Kragen die glatten Haare aufstehen, schiebt sich auf mich zu. Biologie und Deutsch. Ach Gottchen. Ich begrüße ihn und nach der Feststellung, daß ich den Altersschnitt ganz schön unterschreite, fällt uns beiden nichts mehr ein. An Bio haben mich schon immer nur die Rindviecher interessiert.
Ich marschiere wieder Richtung Tribüne, und setze mich auf den Platz neben meinem vorigen. Kümmert mich nicht, und wenn es das Gewagteste ist, was der Herr auf meinem Platz heute getan hat, dann ist das immerhin vergleichbar mit meinem Entschluß, ohne Eintrittskarte zum Konzert zu fahren. Ein zweiter Herr beginnt zu zetern, und ich zu schlichten. Es wird dunkel, und lauthals beginne ich den "Landlertanz" mitzusingen. Die Herren schweigen.
"Das war alles ganz schön teuer, auf der Donau", sagt Hubert von Goisern. "Und ihr habt 's zahlt." Mir gefällt das. Mir gefällt diese Einstellung, mir gefällt die Bühne und das verschwitzte Musizieren, Gitarrist, Bassist, Keyboarder, Schlagzeuger, die drei Damen in den Faltenröckchen an Violine, Didgeridoo und Rasseln, und Hubert von Goisern an der Gitarre, der Quetschkommode, der Trompete und der Mundharmonika und wasweißichnochalles. Jodeln. Genau.
Es gibt Lieder, die ohne Text auskommen, denke ich. Es gibt Lieder, die werde ich von nun an neu hören, neu lernen. Es gibt Lieder, die bestätigen und stärken noch das Kreuzchen, das ich für mich gemacht habe, in meiner kleinen Liste der Unentbehrlichen.
Es ist nach halb zwölf, als ich im Auto sitze. Der Konvoi windet sich vom Parkplatz zur Bundesstraße, wo er sich aufteilt, schön den Nummernschildern entsprechend sortiert, und als alle so richtig Fahrt aufgenommen haben, schere ich auch schon aus, auf einen kleinen Feldweg, und wie ich den Berg hinauffahre, können sie mich sicher noch lange sehen, während sie sich da unten entlangschlängeln, und mir hinterhersehen, bevor mein Lichtschein im Hof verschwindet, wo ich noch schnell durch den Stall laufe, an den käuenden Mädel vorbei, und das Schnauben und Strohrascheln in mich aufnehme und auf einem Strohballen die Beine baumeln lasse, weil das so gehört, weil das so muß.
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Dienstag, 16. 09 08

16.09.08, 10:39 | 'Highway 61 revisited'
"Der hat ja niemanden. Wo soll er denn auch hin?"
Die Frage bleibt im Raum stehen, und keiner schiebt sie beiseite. Wir schauen dem knisternden Holz im Ofen zu und zählen ab, wieviel uns davon trennt, niemanden zu haben. Und ich sehe uns wieder da sitzen, im Schein einer Kerze an dem niedrigen Tisch, dessen einziges Brett von Scharten und Kratzern übersät war, und wir all das noch nicht wussten, und doch ahnten.
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Samstag, 23. 08 08

23.08.08, 12:43 | 'Highway 61 revisited'
Der erste Entwurf für einen Umbau. Leben festlegen.
"Ohne Kind1 geht nichts", sage ich. "Kind2 nicht zwingend. Nicht gleich." Er schaut mich an und ich wachse.
Westfassade, Nordfassade, vereinigte Hüttenwerke und Stahltreppen. Pläne, eigene und andere. Muß man erst machen, um dafür leben zu können.
Und daß ein Haus eine Idee hat, das glauben wir beide. Daß sie nicht nur in den gekreuzten Linien und Farben liegt, sondern daß ein offenes Konzept und ein innenliegendes Treppenhaus durchaus einen Zweck verfolgt, das glaube nur ich.
"Kind seiner Zeit", sagt er. Vielleicht überschätze ich seine Weitsicht und seine Pläne. Eine Holztreppe als Ablehnung.
"Er kämpft um sein Lebenswerk", sagt er, und wenn ich das früher schon so gesehen hätte, - oder besser: wenn mich das früher berührt hätte, wenn ich es nicht achselzuckend abgetan hätte - hätte ich was anderes gemacht.
Gemeinsames Pläneschwelgen stelle ich mir vor, heute. Damals hatte ich Angst vor aufeinanderprallenden Sturköpfen im selben Metier. Damals die kleinen Gemeinsamkeiten sorgsam unangetastet bewahren, heute schwungvoll und großzügig neue aufbauen.
Ich denke immer noch, daß ich alles können könnte.
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