Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

08.11.06, 10:53 | 'Overdressed im Schlafanzug'
Wie misst man eigentlich Kalorien? Oder Fettanteile, Zuckergehalte?

Rauchzeichen




kleinesf   |   09.11.2006, 11:08   |  
Man verbrennt den ganzen Misthaufen und dann kommt das Marketing und schätzt.

texas-jim   |   09.11.2006, 20:37   |  
Marketing, hihi. Ehrlich, das Internet ist voll von den Verdammten der Produktion. Und denen, die sich an ihnen aufgeilen.
In meinem Leben spielen sie keine Rolle. In keinem, wahrscheinlich. Ich kenne Köche und Landmaschinenmechaniker, Friseurinnen und Bäuerinnen. Marketing? Hallo?
Wir schauen einfach nicht mehr fern, wenn uns Werbung nervt. Werbeblätter werden weggeworfen, -botschaften überlesen oder überblättert. Die existieren nicht. Sie wissen es bloß noch nicht.

Viel Lärm um nichts also. Schön, daß auch der Lärm ums Nichts herum noch im Nichts stattfindet.
Mitrauchen
 

mark793   |   09.11.2006, 22:17   |  
Glauben Sie ernsthaft,
dass Ihre Kaufentscheidungen völlig unbeeinflusst sind von Werbung?

Vielleicht ist nur Ihr Begriff von Werbung etwas zu traditionell und eng gefasst.

(Und das sage ich nicht etwa, weil ich auch Marketingfuzzies in meinem weiteren Bekanntenkreis habe.)

texas-jim   |   10.11.2006, 12:15   |  
Mir ging es hier nur darum, daß die Werbedichte im Internet so unglaublich hoch ist. Jeder meint, das Internet ist es. Genauso ist auch die Dichte der Werbekritiker im Internet, der Schreihälse und Selbsterreger, unglaublich hoch.
Ich glaube, daß das keinen interessiert. Ich habe den Eindruck, es gibt mehr Werber als Produkte. Und das Geschrei um virales Marketing, um "Marketingfuzzies" - who cares?
Ich glaube auch, daß die Houte Couture für mich uninteressant ist. Gibt es nächstes Jahr nur noch blaue Pullover? Von mir aus, kaufe ich eben keinen. (Haben Sie "Der Teufel trägt Prada" gesehen?)

Daß ich da traditionell bis hin zur Engstirnigkeit bin, dürfte wohl stimmen. Und daß Werbung Marken macht, glaube ich auch. Aber daß ich ein Hyundai "Pony" mögen könnte, hätte Werbung nie geschafft. Es gibt eben werbung, die kann man nicht aus dem Marketing heraus steuern. Und die sind mir viel wichtiger.
Ich bin also nicht unbeeinflußt, aber Herr meiner Selbst.

Hoffe ich.
Mitrauchen
 

texas-jim   |   10.11.2006, 21:39   |  
Der Film lässt sich meiner Meinung nach mit dem Satz "Mach, was Du für richtig hälst!" ausreichend beschreiben. Das ist jetzt nicht abwertend, weil es sicher nicht das schlechteste ist. Aber allein dafür hätte es keine zwei Stunden Film gebraucht.
Und daß die Sinnfrage zwar gestellt, aber nicht verfolgt wird... - nunja, ich nenne es einen Anfang. Ich denke, gerade in Produktionsbereichen, bei denen der Produktwert nicht mit dem Marktwert einhergeht (Markenprodukte, hier Haute Couture, also Marke in ihrer reinsten Form.), darf man sich die Sinnfrage vielleicht garnicht stellen.
Und da komme ich auch wieder zur Werbung, möchte allerdings zuvor in Gebrauchs- und Verbrauchsgüter unterscheiden. Luxusgüter vielleicht noch.
Werbung für Gebrauchsgüter funktioniert nur sehr eingeschränkt, denke ich. Wir hatten beispielsweise einmal ein Auto aus Rüsselsheim, das nach einem Jahr beinahe auseinandergefallen ist. Seitdem ein anderes aus Wolfsburg, das jetzt 215000 Kilometer auf dem Tacho hat. Da reißt Werbung nicht mehr viel - zumindest bei mir. Die Negativbelegung ist da. Ich höre im Studium viel von Qualität, von der Eigenschaft, die ganz einfach ein Maß der Kundenzufriedenheit ist. Ich denke, die ist für Gebrauchsgüter der Ansatz.
Bei Verbrauchsgütern - ich denke da immer an Vanilleeis oder eine Biersorte - ist es sicher anders. Die Kaufentscheidung ist hektisch (ich fühle mich in Läden nicht wohl), sie ist änderbar (ein Liter Eis ist ja schnell verputzt - hole ich mir eben ein neues, anderes), und sie ist von Erwartungen geleitet, die sich schlecht quantifizieren lassen. Deshalb lässt sich geschmacklose Margarine auch mit Sex verkaufen. ("Lätta, die Pornomargarine.") Oder mit einem Lebensgefühl, wie es Getränkemarken versuchen. (Coke, Pepsi, Beck´s.) Ich vermute, daß auch die Gewinnmargen direkten Einfluß auf die Werbung haben, aber ich bin mir da nicht sicher, und Sie, lieber Mark, kennen sich da bestimmt besser aus.
(Idee: Kippen Sie den kompletten Werbeetat einer Automarke in Qualitätssteigerung und Kulanzanträge (was zuverlässigkeitstechnisch gesehen die falsche Seite zum Ansetzen ist. Macht aber nix, an der "Qualität im Voraus" arbeiten Sie ja sowieso Das tun alle.) Ich bin mir sicher, Sie bräuchten keine Werbung mehr. Das wäre dann schon eine Meldung, die für sich spräche. Geben Sie dann einmal im Jahr eine Pressemeldung heraus, wieweit Sie Ihre Nacharbeiten zurückschrauben konnten. Verzichten Sie auf ein Motto zum Firmennamen.)
Jetzt Luxusgüter: Werbung funktioniert. Weil imaginärer Wert auch bezahlt wird, über den Warenwert hinaus. Daher auch der ständige Versuch, simples Bier, simple Margarine mit Luxus zu verbinden. Ist bei Autos vielleicht schwieriger, weil die Werte sehr groß sind, und "Luxus" dort meßbar wird. (Elektrische Fensterheber, Sitzheizungen, etc.) Absurd wird es, wenn "Zehn-Zonen-Klimaanlagen ins Spiel kommen. Dort wird kein Wert mehr verkauft, sondern nur noch Worte. Aber das muß man ja auch können.

Sie stecken da mehr drin: Wie sehen Sie das? Was lässt sich über Werbung verkaufen, und wie belegt Werbung ein Produkt mit einem Mehrwert? Das würde mich interessieren.

mark793   |   11.11.2006, 02:02   |  
Das kann man so
leider nicht verallgemeinern. Aber die wichtigsten Differenzierungen nach Produkt-Gruppen haben Sie selber ja schon vorweggenommen. Und die wesentlichen Strategien wie "emotionale Aufladung" haben Sie auch richtig erkannt. Da kann ich Ihnen eigentlich nicht mehr viel Neues erzählen, was Sie nicht eh schon wissen.

Mein Lieblingsbeispiel für "schnelldrehende Konsumgüter" wie man das im Fachjargon nennt, ist Klopapier. Das hat im Vergleich zu vielen anderen Artikeln des täglichen Lebens den unschätzbaren Vorteil aus Sicht des Anbieters, dass jeder es braucht. Im Prinzip könnte man auf Werbung eigentlich weitgehend verzichten. Tut man aber nicht - weil sonst der Marktanteil unweigerlich absinkt. Sinkender share of voice im Konzert der Werbung geht nun mal fast immer mit sinkenden Marktanteilen einher. Aus diesem Grund zieht kaum ein werbetreibendes Unternehmen gekürzte Werbeetats auf Dauer durch. So gesehen sorgt Werbung zunächst mal nur dafür, dass Sie überhaupt im Spiel bleiben. Hart, aber so isses. Und da ist über Gewinnmargen noch gar nicht geredet.

Um einigermaßen im Spiel zu bleiben, würde es vielleicht eine Weile lang ausreichen, mit einem Etat X die simple Botschaft rauszuhauen "Klopapier A wischt besser." Aber spätestens wenn der Marktanteil zu sehr unter Druck gerät, weil Klopapier B mit neuer Werbestrategie auf einmal als das weichere und sympathischere Klopapier wahrgenommen wird, können Sie sich nicht mehr ausruhen auf dem Etat der Größe X. Sei müssen neue Konzepte entwerfen und überlegen, welchen spezifischen Produktvorteil (so imaginär er auch immer sein mag) Sie künftig besser herausarbeiten wollen. Und paar Schippen auf den Etat drauflegen.

Tatsächlich gibt es keinen direkte Kausalität oder Korrelation zwischen Gewinnmarge und Werbeausgaben. Außer vielleicht, dass Unternehmen unter argem Rentabilitätsdruck gerne mal an den kurzfristigen Werbespendings sparen. Aber nicht auf Dauer, denn sonst sind sie wie gesagt raus aus dem Spiel. Es gibt freilich Benchmarks innerhalb bestimter Branchen, was das Verhältnis Werbeausgaben zu Umsatz oder anderen Kenngrößen anngeht, aber im Grunde sind das Spielereien ohne echten praktischen Nutzen. Aber da man in Unternehmen halt mit zahlengläubigen Menschen zu tun hat, gibt man den Controlling-Affen damit Zucker.

Noch ein kurzes Schlusswort zum Mehrwert: Fragen Sie sich, warum alle Welt meint, einen iPod haben zu müssen (auch wenn es bekanntermaßen mp3-Player gibt, die günstiger sind und mehr können). Darum geht es aber nicht primär - sondern darum, auf dem Schulhof mit so nem Teil zu den coolen Jungs zu gehören. Und der gigantische Mehrwert, den Apple in seiner Markenpolitik für die kleine weiße Musikschachtel geschaffen hat, besteht darin, dem Käufer genau das Gefühl geben zu können, er wäre jetzt Teil der collen Posse...

mark793   |   14.11.2006, 01:12   |  
Dass bei sinkender Marge
mehr geworben wird mag vorkommen. Die Regel ist es eher nicht, hängt aber auch sehr stark davon ab, ob der Gesamtmarkt schrumpft oder wächst. Einem schrumpfenden Gesamtmarkt würde man wenn man eh schon unter Margendruck steht nicht unbedingt noch höhrere Werbespendings hinterherschmeißen. Sondern eher in Massnahmen investieren, die direkter am point of sale sind (Briefsendungen, Mail-Marketing, Direct-Response-Spots oder Einkaufsradio-Spots).

Was den iPod angeht: Isch abe gar kein mp3-player...
Mitrauchen
 


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