15.10.06, 18:00 | 'Minimaler Blauanteil'
"Seit wann hast Du mit zu befehlen?"
- "Noch garnicht. Aber wenn wir erst verheiratet sind... Außerdem war das kein Befehl. Sondern eine Bitte. Weil ich Dich gerne um mich habe."
Und für die Idee, Dich anzurufen, mit Lautsprecher und biertrinkenden Zuhörern, verfluche ich mich schon jetzt.
"Du könntest bei mir parken."
- "Why should I? Du wohnst doch am ganz anderen Ende von L-Town."
Das ist schon viel, für mich. Aber das merkst Du nicht. Wie könntest Du auch?
"Ich weiß noch nicht."
- "Also nicht. Schade."
Du bist nicht aufgetaucht. Es war ein Fest, auch ohne Dich. Das ist es immer. Weil man nicht sieht, was ich brauche. Ich zeige keinen Hunger, keinen Durst, ich zittere nicht in der Kälte. Ich sage nicht, daß ich Dich brauche.
Liebesbedürfnis ist ein blödes Wort, weil es so personenfrei ist. Dubedürfnis. Dichbedürfnis. Korrekter Deinerbedürfnis. Genitiv. Wessen? "Wessen" trifft es genau. Dein.
Ich treffe die beiden Mädchen wieder, die mich letzte Woche von der Landjugend nach Hause gebracht haben. Ich treffe den Freund wieder, den ich trotz Sichtnachbarschaft nie sehe. Ich treffe mein rotes Unglück, heute eher Katastrophe, was aber noch weniger ist als Weltuntergang. Weltuntergang ist nur freitags. Ich treffe, rede, feire. Why did I have to become twenty-four for that? Ich bin immer noch siebzehn, augenzwinkernd. Wir räumen auf, die Bühnenteile, die Bar, die Kisten, Fässer, Flaschen. Rama? Rama. Jägi? Jägi. Daß ich das Zeug nicht mag und nicht vertrage - no matter. Ein Mädel wird mit Putzwasser übergossen. Sie trägt es mit Humor und nimmt ein Taxi. Wohin? Essingen. Oh. Nimm mich ein Stück mit. Wirf mich einfach hinaus. Dort, wo das Licht brennt im Stall. Ich säße auf einem Strohballen. Where do I belong? Oder ein Stück weiter, die engen Kehren hinauf, an der letzten Rechtskurve absetzen, bitte. Genau, ganz oben, zwischen den Dörfern. Schwankend stünde ich an Deiner Tür. Der Hund schlüge an, der uralte, ausgetretene und zerputzte Steinboden ist kalt, die Treppe knarzt.
Ich werfe die Tür zu und gehe zurück in die Halle. Vorhänge müssen an die Decke. Ich steige nach oben, das schwere Tuch um die Schultern. Freihändig, sturzbetrunken, ich schaue nach unten. Ich falle doch nicht, ich falle doch nie. Viel zu oft.
Mit einer Hand hält er die Leiter, mit der anderen eine Flasche. Ich proste ihm zu, von oben.
Ich erwache auf einem Stuhl hinter dem Vorhang, die Flasche in den verschränkten Armen. Die Halle hat sich in eine Kirche verwandelt, in zwei Stunden ist Frühmesse. Oder ist die schon vorbei? Jemand rüttelt mich. Lichtblick? Lichtblick. Ich stolpere am Altar vorbei zur Tür. Es dämmert draußen, und ich hätte doch noch ewig feiern können.
Jugendhaus, Frühstück, heute Wurst mal ohne Brot. Noch eines? Flaschenklingeln, einer schläft schon. Doch noch Brot. Senf, as good as it gets. Paprikalyoner, never mind. Vesperfleisch, dicke Brocken.
Jetzt schlafen alle. Ich schalte das Radio ganz leise ein, weil man im Jugendhaus nur schläft, wenn das Radio läuft. Die Lautsprecher knacken, als der Verstärker einschaltet.
Ich gehe nach hause. Die Sonne scheint mir auf den Rücken, ich werde einen schönen Tag verschlafen.
- "Noch garnicht. Aber wenn wir erst verheiratet sind... Außerdem war das kein Befehl. Sondern eine Bitte. Weil ich Dich gerne um mich habe."
Und für die Idee, Dich anzurufen, mit Lautsprecher und biertrinkenden Zuhörern, verfluche ich mich schon jetzt.
"Du könntest bei mir parken."
- "Why should I? Du wohnst doch am ganz anderen Ende von L-Town."
Das ist schon viel, für mich. Aber das merkst Du nicht. Wie könntest Du auch?
"Ich weiß noch nicht."
- "Also nicht. Schade."
Du bist nicht aufgetaucht. Es war ein Fest, auch ohne Dich. Das ist es immer. Weil man nicht sieht, was ich brauche. Ich zeige keinen Hunger, keinen Durst, ich zittere nicht in der Kälte. Ich sage nicht, daß ich Dich brauche.
Liebesbedürfnis ist ein blödes Wort, weil es so personenfrei ist. Dubedürfnis. Dichbedürfnis. Korrekter Deinerbedürfnis. Genitiv. Wessen? "Wessen" trifft es genau. Dein.
Ich treffe die beiden Mädchen wieder, die mich letzte Woche von der Landjugend nach Hause gebracht haben. Ich treffe den Freund wieder, den ich trotz Sichtnachbarschaft nie sehe. Ich treffe mein rotes Unglück, heute eher Katastrophe, was aber noch weniger ist als Weltuntergang. Weltuntergang ist nur freitags. Ich treffe, rede, feire. Why did I have to become twenty-four for that? Ich bin immer noch siebzehn, augenzwinkernd. Wir räumen auf, die Bühnenteile, die Bar, die Kisten, Fässer, Flaschen. Rama? Rama. Jägi? Jägi. Daß ich das Zeug nicht mag und nicht vertrage - no matter. Ein Mädel wird mit Putzwasser übergossen. Sie trägt es mit Humor und nimmt ein Taxi. Wohin? Essingen. Oh. Nimm mich ein Stück mit. Wirf mich einfach hinaus. Dort, wo das Licht brennt im Stall. Ich säße auf einem Strohballen. Where do I belong? Oder ein Stück weiter, die engen Kehren hinauf, an der letzten Rechtskurve absetzen, bitte. Genau, ganz oben, zwischen den Dörfern. Schwankend stünde ich an Deiner Tür. Der Hund schlüge an, der uralte, ausgetretene und zerputzte Steinboden ist kalt, die Treppe knarzt.
Ich werfe die Tür zu und gehe zurück in die Halle. Vorhänge müssen an die Decke. Ich steige nach oben, das schwere Tuch um die Schultern. Freihändig, sturzbetrunken, ich schaue nach unten. Ich falle doch nicht, ich falle doch nie. Viel zu oft.
Mit einer Hand hält er die Leiter, mit der anderen eine Flasche. Ich proste ihm zu, von oben.
Ich erwache auf einem Stuhl hinter dem Vorhang, die Flasche in den verschränkten Armen. Die Halle hat sich in eine Kirche verwandelt, in zwei Stunden ist Frühmesse. Oder ist die schon vorbei? Jemand rüttelt mich. Lichtblick? Lichtblick. Ich stolpere am Altar vorbei zur Tür. Es dämmert draußen, und ich hätte doch noch ewig feiern können.
Jugendhaus, Frühstück, heute Wurst mal ohne Brot. Noch eines? Flaschenklingeln, einer schläft schon. Doch noch Brot. Senf, as good as it gets. Paprikalyoner, never mind. Vesperfleisch, dicke Brocken.
Jetzt schlafen alle. Ich schalte das Radio ganz leise ein, weil man im Jugendhaus nur schläft, wenn das Radio läuft. Die Lautsprecher knacken, als der Verstärker einschaltet.
Ich gehe nach hause. Die Sonne scheint mir auf den Rücken, ich werde einen schönen Tag verschlafen.