12.11.13, 13:30 | 'Night after night'
Und dann stehen wir an einem Bahnsteig, umschlungen, und die Wärme zwischen uns mildert nicht die Kälte, sondern nur die Körperfläche, die der Kälte ausgesetzt ist, und vielleicht funktionieren Menschen so, vielleicht darf ich nicht so schnell an Abschiedsbriefe denken, vielleicht darf ich nicht so schnell glauben, daß sich meine Zuneigung nicht messen kann, daß sie vielleicht eigensüchtig ist, diese Wärme und Liebe aufsaugt und viel zu wenig davon geben kann, daß ich ein verfluchter Holzklotz bin, wenn ich das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen sehe, immer, immer sind sie so glücklich mit den kleinen Happen, mit denen ich sie füttere, und dann komme ich mir falsch und schlecht vor, weil sie mit vollen Händen geben und mit so wenig zufrieden sind, weil ich nehme und nehme und nicht satt werde und nur so wenig geben kann, weil meine Aufmerksamkeit mäandert, weil mein Kopf mir immer dazwischenredet und fragt. Kann sie mithalten, fragt er, und kannst Du aushalten? Willst Du, will sie, und was, wenn nicht? Kann sie, kannst Du was Besseres bekommen? Etwas, das Dich schmückt, eine Trophäe Deiner Jagd, und was bist Du eigentlich für ein Arschloch, daran zu denken, während sie Dir bedingungslos Ihre ganze Liebe nachträgt, aber vielleicht ist eine Trophäe auch kein Schmuck, sondern ein Symbol der Anstrengung, und angestrengt muß ich doch sein, will ich sein, das muß von Dir kommen und an Dir liegen, Du musst mich anstrengen, fordern, arbeiten lassen, für Dich als Ziel. Letzten Sonntag lernte ich jemanden kennen, die mir von ihrem Hund erzählte, von seinem Arbeltsbedürfnis und wie sie das befriedigen möchte, und manchmal sehe ich mich ja als Labrador.
Ich koche für Dich, denke ich, und esse dann selbst viel mehr. Ich fahre zu Dir, denke ich, und mache doch nur einen Umweg auf dem Weg nach Hause. Ich spüre Deine Fingernägel in meinem Rücken, aber mehr noch spüre ich mich selbst in Dir. Ich muß hier weg, denke ich dann, ich will Dir nichts nehmen. Dich nicht beschädigen, Dir nichts abverlangen. Und ich weiß doch, wie ich wirken muß, wenn ich so abwesend bin, plötzlich aus meiner normalen, lächelnden Begeisterung heraus, wenn mich das Denken überkommt, und wie frustrierend es sein muß, daß Du dann ein Rad schlagen könntest, und ich bliebe doch mit mir beschäftigt. Ich kenne ihn selbst, meinen schätzenden, wertenden Blick, der Dich verletzen könnte mit dem, was ich dann denke, und dann frage ich mich doch wieder, ob ich mich dafür verurteilen kann, Muskeln zu mögen und langes Haar.
Ich will ehrlich sein, habe ich gesagt, und doch ist das gar nicht möglich. Wie will ich Dir erzählen, was ich selbst nicht begreife? Wie will ich alle Geschichten auf einmal erzählen? Es sind doch immer die selben, die ich erzähle, als Beispiel für mich, als Hinweis für Dich. Schau, sagt die Geschichte meiner unfreiwilligen Kranfahrt, da ist einer, der sich ans Leben klammert, der aber trotzdem lachen kann, wenn es schief geht. Und sieh, sagt die Geschichte von der Ninja im Graben, da ist einer, der verdammt viel Hurra haben kann, aber manchmal auch verdammt wenig Verstand. Ich warne vor mir, und das zieht Dich an.
Ich will ruhig bleiben, mir eine Chance geben, es überhaupt angehen lassen, und doch habe ich das Gefühl, schnell und schneller weg zu müssen, wie immer. Denn am meisten mag ich doch, so scheint es, das Vermissen. In dem kleinen, gestreckten Altbaubadezimmer neulich, da hingen an der Tür Hesses "Stufen", und die gefährden mich ja immer, weil ich zu gern auf dem Sprung bin, zu schnell und zu hart mit der Säge, mit dem Beil, das zertrümmert und trennt.
Ich koche für Dich, denke ich, und esse dann selbst viel mehr. Ich fahre zu Dir, denke ich, und mache doch nur einen Umweg auf dem Weg nach Hause. Ich spüre Deine Fingernägel in meinem Rücken, aber mehr noch spüre ich mich selbst in Dir. Ich muß hier weg, denke ich dann, ich will Dir nichts nehmen. Dich nicht beschädigen, Dir nichts abverlangen. Und ich weiß doch, wie ich wirken muß, wenn ich so abwesend bin, plötzlich aus meiner normalen, lächelnden Begeisterung heraus, wenn mich das Denken überkommt, und wie frustrierend es sein muß, daß Du dann ein Rad schlagen könntest, und ich bliebe doch mit mir beschäftigt. Ich kenne ihn selbst, meinen schätzenden, wertenden Blick, der Dich verletzen könnte mit dem, was ich dann denke, und dann frage ich mich doch wieder, ob ich mich dafür verurteilen kann, Muskeln zu mögen und langes Haar.
Ich will ehrlich sein, habe ich gesagt, und doch ist das gar nicht möglich. Wie will ich Dir erzählen, was ich selbst nicht begreife? Wie will ich alle Geschichten auf einmal erzählen? Es sind doch immer die selben, die ich erzähle, als Beispiel für mich, als Hinweis für Dich. Schau, sagt die Geschichte meiner unfreiwilligen Kranfahrt, da ist einer, der sich ans Leben klammert, der aber trotzdem lachen kann, wenn es schief geht. Und sieh, sagt die Geschichte von der Ninja im Graben, da ist einer, der verdammt viel Hurra haben kann, aber manchmal auch verdammt wenig Verstand. Ich warne vor mir, und das zieht Dich an.
Ich will ruhig bleiben, mir eine Chance geben, es überhaupt angehen lassen, und doch habe ich das Gefühl, schnell und schneller weg zu müssen, wie immer. Denn am meisten mag ich doch, so scheint es, das Vermissen. In dem kleinen, gestreckten Altbaubadezimmer neulich, da hingen an der Tür Hesses "Stufen", und die gefährden mich ja immer, weil ich zu gern auf dem Sprung bin, zu schnell und zu hart mit der Säge, mit dem Beil, das zertrümmert und trennt.
ueblich   |  
12.11.2013, 22:34   |  
Ach, halten Sie inne, den gebührenden Augenblick. Vielleicht wächst da was.
texas-jim   |  
13.11.2013, 10:12   |  
Ich möchte nicht der Fuchs und die Trauben sein.
huehnerschreck   |  
13.11.2013, 13:30   |  
Sie warnen vor sich. und genau das ist es oft (nicht immer, aber eben o.f.t.), was uns frauen anzieht. die schwierigen männer, die sperrigen. die unvernünftigen, die sich grenzen durchaus auch mal von oben annähern.
und am ende stehen alle da mit beulen an der seele und einigen neuen kratzern.
aber (dochdoch, es gibt eins!) im besten fall denkt man dann an die zeiten und dass es genau richtig war, so, wie es war. dass man gelernt hat, gewachsen ist, geliebt hat, geweint - und all das ist das leben.
und es ist gut so.
(und viel später, also nach etlichen jahren des lernens und scheiterns, finden sich dann zwei, die sich nicht mehr warnen, nicht mehr zu warnen brauchen. die einfach geschehen lassen, weiter lernen, sich einlassen - und dann wird was ganz großes daraus. und Ihr traum von neulich, der mit der kirche, der ist auf einmal real.
so was gibt's. ich habe es probiert.)
alles gute!
und am ende stehen alle da mit beulen an der seele und einigen neuen kratzern.
aber (dochdoch, es gibt eins!) im besten fall denkt man dann an die zeiten und dass es genau richtig war, so, wie es war. dass man gelernt hat, gewachsen ist, geliebt hat, geweint - und all das ist das leben.
und es ist gut so.
(und viel später, also nach etlichen jahren des lernens und scheiterns, finden sich dann zwei, die sich nicht mehr warnen, nicht mehr zu warnen brauchen. die einfach geschehen lassen, weiter lernen, sich einlassen - und dann wird was ganz großes daraus. und Ihr traum von neulich, der mit der kirche, der ist auf einmal real.
so was gibt's. ich habe es probiert.)
alles gute!