Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

12.04.12, 00:46 | 'Heller als tausend Sonnen'

Fire in the sky.

Ich weiß schon, Ihnen allen ist das jetzt nichts, aber ich stehe dann da, auf dem Weg zum Geburtstag des kleinen Vetters, und ich schaue der Sonne zu, und dann wird mir wieder wehmütig, und es dreht sich alles nur darum, nicht von hier weg zu müssen. Dasein als höchstes Ziel.
Zwei Stunden zuvor aus dem Büro zurück, im strömenden Regen, und hätte ich nicht letzendlich mein Hinterteil noch bewegt, auch wenn es nur in den Autosessel war, dann hätte ich dieses Bild nicht machen können. Es wäre ein normaler Abend geworden. Keiner, den ich bebildert hätte. Keiner, den ich bedacht hätte. Es wäre nicht dieser Abend geworden.
Jetztsein als höchstes Ziel.


Irgendwann fahre ich weiter. Denn nur hier bin ich jetzt.

Rauchzeichen




mark793   |   12.04.2012, 01:40   |  
Denn nur hier bin ich jetzt.

Wäre denn anderswo als hier kein oder weniger jetzt?

Jetzt, wo sie dasteht, erscheint mir die Frage auf einmal ziemlich doof.

texas-jim   |   12.04.2012, 09:46   |  
Zugegeben, das ist arg verschwurbelt und pathetisch.

Was ich sagen will, ist, daß mir die Zeit hier so wichtig ist. Daß ich am liebsten hier bin, hier nie wieder weg möchte. Nach drei Urlaubstagen habe ich Heimweh, nach vier scharre ich mit den Füßen und laufe im Kreis. Ich bin halt so, es hilft halt nichts. Ich muß hier gar nicht mehr machen, es reicht, daß ich könnte.

Und gerade bereite ich mich darauf vor, die Heimat wieder zu verlassen. Drei Jahre lang. Ich denke schon wieder, wie es wird, ob ich nun Montags nach hause fahre für den Sport, Dienstags für den Bauernhof, Mittwochs fürs Jugendhaus, Donnerstags für den Treff, oder doch Freitags schon zum Mittag. Oder vielleicht doch jeden Abend. Auch wenn es sich nicht lohnt. Auch wenn ich die Zeit auf der Straße hasse.

Ich bin eben so ein Ortstafelumarmer. Ich kann da nicht drumrum. Und es bedrückt mich, mir das noch einmal anzutun. Es macht mir noch mehr bewusst, wie schön es hier ist. Wie sehr ich hier bleiben will. Es kommt mir vor, als wäre ich nur hier vollständig. Eben nur hier jetzt. Alles, was fort ist, ist warten. Warten aufs hier, aufs nächste Wochenend-Jetzt. Sehen Sie, jetzt fange ich schon wieder damit an.

mark793   |   12.04.2012, 12:56   |  
Kann Ihnen das sehr gut nachfühlen. Ich habe mir das seinerzeit nie so explizit eingestanden, aber tatsächlich habe ich einige Job-Angebote nicht zuletzt auch deswegen ausgeschlagen und weiterhin freiberuflich gearbeitet, um nicht aus MA weg zu müssen. Ich habe mir zwar jedes Mal eingeredet, es hätte an diesem oder jenem Detail im Konditionen-Package gelegen, aber am Ende des Tages war wohl das Entscheidende, dass mich das "hier" auch sehr gehalten hat.

Mit 40 und in neue Lebenssituation gehend konnte ich das auf einmal recht gut abstreifen und loslassen. Aber vorher war die Zeit halt nicht reif. Jetzt zwickt zwar ab und zu noch der Phantomschmerz, aber ich tröste mich dann damit, dass der Niederrhein abzüglich des fehlenden Panoramas von Oden- und Pfälzerwald gar nicht so viel anders aussieht als der Oberrhein, und Düsseldorf war ja auch mal kurzzeitig Residenzsstadt der Kurpfalz, insofern passt es irgendwie.
Mitrauchen