Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 30. 05 16

30.05.16, 15:23 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Ein Wochenende des Wartens. Nichts Besonderes getan, und genau das reut mich ja immer. Mehr Überwindung, schwöre ich mir dann.

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Radeln mit Kindern. Kalt war es, geregnet hat es. Ein Sonnentag auf dem Rad, einer am großen See, und dort kaufe ich sogar Schuhe, weil ich nicht mehr schieben will. Weniger schieben, mehr erledigen.

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Lange Tage, lange Nächte, große Liebe zu den kleinen, schlaksigen Gestalten, die so Großes leisten, drei Tage auf den Rädern verbringen, die Laune nicht verlieren, das große Abenteuer suchen. Was wir ihnen geben können mit dieser Freizeit, eine kleine Erinnerung vielleicht, ein paar neue Freunde, ein Mehr an Kraft durch ihre Anwendung und ihr Austesten.

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Wenig Zeit, weil viel Durcheinander. Reibungsverluste.

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Unter den Tisch fallen lassen.

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Ich bleibe bei Dir, lade mich selbst ein.

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Radeln in der Sonne. Ein kleiner Sturz, abgefangen durch diesen großartigen Körper, den ich mehr und mehr zu schätzen weiß, obwohl er so gar nichts richtig gut kann, dafür vieles so ein bißchen.

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Eine Stunde bei einem lang nicht gesehenen Freund auf dem Ladewagen verbracht.

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Eine Stunde auf dem Motorrad. Wie es mich nur führt, wie Motorradfahren Lust und Zweck ist. Es ist gut, fahren zu können.

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Eine Stunde auf dem Häcksler. Ich bringe Dir das bei, sagt er, und mein Herz klopft.

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Noch ein paar Stunden radeln. Wie ich den Diesel aufrechne gegen den Treibstoff, den mein Körper braucht. Ich esse einen Döner in einem dieser kleinen, ausgestorbenen Straßendörfer.

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Mir kommen die Städte fremd und verlassen vor, dabei sind sie bevölkert. Die Bürger, glaube ich zu beobachten, ziehen sich ins Private zurück, ins Auto, in die Wohnung, in den Kleingarten, überlassen die öffentlichen Plätze denen, die ihnen wiederum fremd sind. Das Gefühl der Überfremdung kann ich durchaus verstehen, nur kann ich aus einem Gefühl keinen Schluß ziehen.

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Duschen, einigeln unter der Decke, und als ich mit einem Bier in der Hand lesen will, treffe ich den Mann mit dem Hammer und schlafe ein.

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Trink Bier mit uns, schreibt er, und ich sitze einen Moment lang da: Warum eigentlich nicht? Dann tanken, und erst auf der Autobahn merke ich, daß ich meinen Schlafsack vergessen habe. Ich werde ihn nicht brauchen.

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Trinken. Es ist warm, wir reden Belangloses mit geringem Eifer und großer Freude. Auf dem Balkon steht einer, eingefallene Wangen, dunkle, tiefe Augen, und irgendwann erzählt er mir vom Krieg. Ich spreche langsam, präpositionslos, wie ich mich immer anpassen will an die Sprache der anderen, wenn ich verstanden werden will.

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Spät in der Nacht sitze ich auf starken Schultern, reite durch die Stadt. Jungs, klingelt ein Vorwurf in meinen Ohren, aber es klingt dann doch so liebevoll.

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Irgendwann schlafe ich ein.

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Brunch. Habe ich ja auch selten. Heimfahrt. Ich reinige den Balkon und die Stühle vom Staub, der hier in der Stadt so dicht und schwer und grau ist. Ich putze die Wohnung, entkalke allerhand Geräte. Sonntagsarbeit statt Langeweile.

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Dann kommst Du. Draußen Gewitter und Regen, drinnen Zürcher Geschnetzeltes, Rösti, Salat, Rotwein, Erdbeeren mit Sahne und wir.
# |  Rauchfrei | Gas geben


30.05.16, 14:58 | 'Heller als tausend Sonnen'
Was gut und richtig ist: Da ist eine gewisse Gelassenheit zwischen uns. Da ist ein Band, das uns verbindet, das wir beide mittlerweile geprüft haben und als stark empfinden, das aber auch lang genug ist, damit wir uns nicht angebunden fühlen. So kommt es also, daß Du mich nach Konzerten fragst, und nach einer Dusche nach der langen Reise, daß Du Dich auf mich freust wie ich mich auf Dich. So kommt es, daß wir Wochenenden planen und uns Nachrichten schicken, daß wir uns Bilder zeigen und Erlebnisse erzählen. So kommt es, daß Du Dich bei mir wohlfühlst, daß ich die Panik loswerde. Und so liegen wir dann auf der Couch, und in einem Moment hast Du noch konzentriert in den Fernseher geschaut, wo ein Kommissar und ein Professor sich durch eine Ermittlung blödeln, und im nächsten Moment wird Dein Kopf schwer auf meiner Brust, Deine Hand, die mit meiner gespielt hat, erschlafft und gleitet langsam an Deine Seite, Dein Atem fühlt sich anders an, langsam und flach jetzt, und Deine Wimpern sehe ich bewegungslos, die Vene an Deinem Hals pocht langsam und gleichmäßig, Dein Kopf dreht sich zur Seite, die Spannung weicht aus Deinem Körper, der sich nun anschmiegt und die Wärme zwischen uns sucht und aufnimmt. Erst in diesem Wechsel bemerke ich den Unterschied zwischen Wachen und Schlafen, die Spannung und die Arbeit, die Wachen uns bedeuten. Ich streiche Dir leicht über die Schulter, ziehe die Decke eng um Dich, von der ich immer noch als Teppich denke, grinsend dann aber Zudecke sage, weil Deine Teppiche nur auf dem Boden liegen können, und dann freue ich mich einfach an einem Sonntagabend, der jemanden wie Dich so weit entspannt, daß Du an mich gelehnt schlafen kannst, und darüber verliere ich den Handlungsfaden des Films, bin nur noch warm und bequem und der, auf dem Du ruhen kannst.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Montag, 23. 05 16

23.05.16, 20:17 | 'Tonales Hoeren'
Du weißt es, doch ich sprech's nochmal aus
Falls Du nicht mehr weißt, wohin, komm nach haus
# |  Rauchfrei | Gas geben


23.05.16, 19:38 | 'looking at the world over the rim of my tea cup'
Statt eines Wochenrückblicks auf meine eigene kleine Radtour ein Link mit Rädern und Lachen: Chicks on Slicks. Verdammt guter Lesestoff.
# |  4 RauchzeichenGas geben

Freitag, 13. 05 16

13.05.16, 13:21 | 'What's my age again'
Irgendwie ist der Seitenzähler doch wieder nach oben gerutscht. Aufgrund des Buchformates tut er das unvorhersehbar, aber ich nehme die Dreistelligkeit jetzt als gegeben hin. Nur manchmal erschrecke ich mich noch vor dem, was alles noch fehlt.

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Ich gehe einkaufen, Kartoffeln und Spargel und laktosefreien Schmand. Man tut eben, was man kann. Und Dein Satz, daß ich Dir manchmal nicht zuhöre, der hat mich schon getroffen. Das stimmt, denn ich bin manchmal sehr konzentriert, sehr weit weg, sehr in mir drin. Und das sieht man nicht, weil ich dann genauso abwesend lächle wie immer. Aufmerksamkeit ist ein Geschenk, und Mühe ist ihre Verpackung.

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Du stehst im Stau, ich in der Küche. Ich habe gerade eben alles im Ofen, als Du klingelst. Du könntest den Schlüssel benutzen, aber das möchtest Du nicht. Du bist nur zu Besuch.

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Die Nähe in meiner kleinen Küche.

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Wie vertraut und routiniert wir uns die letzten Tage erzählen. Vielleicht ist das der Alltag, von dem Du einmal erzählt hast. Vielleicht ist das die Freiheit, daß wir uns nichts mehr verbergen.

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Ich breite die große Karte aus. Sie ist gummiert und glänzt. Deine Ellbogen auf die Karte gestützt, ein Glas Wein neben Dir, basteln wir an einer einwöchigen Wanderung. Von und bis, denke ich, wenn Du mit zweitausend Höhenmetern kaum zufrieden bist und doch nicht biwakieren magst. Ich mache mir eine heimliche Notiz für eine zweite Rettungsdecke im Rucksack.

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Dein Atem an meinem Hals. Deine murmelnde Stimme, so unbewußt wie bedeutsam. Die pulsierende Vene an Deinem Hals. Ein wenig Husten noch. Das Verkriechen in die gemeinsame Wärme. Alles wird gut.
# |  Rauchfrei | Gas geben