Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Sonntag, 20. 10 13

20.10.13, 16:40 | 'Blonde on Blonde'
Statt der ganzen Litanei, die nicht recht zueinanderfinden will, schreibe ich nur wenig: Du fehlst mir.

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Ich habe etwas gefunden. Mit Haken und Unsicherheiten noch, aber gefunden. Ich überzeuge meinen Chef, ich überzeuge meinen Professor, und im Sonnenschein fahre ich singend nach Hause und habe plötzlich dieses Bild von mir im Kopf, ich stecke in einem Anzug, ich stecke in einer Kirche, neben mir eine Frau in Weiß, ich kann ihr Gesicht erkennen, ich kenne sie, und ich drehe mich um und fange an zu singen.

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Schnell noch silieren. Ich bin in zehn Minuten da, sage ich, und das unterbricht seine Erklärungen kurz.

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Als es dunkel wird, stirbt das Getriebe am Häckselvorsatz einen trivialen Tod: Es trennt sich von den Schrauben und geht zu Boden. Kann man nichts machen, sage ich und gehe auch.

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Um kurz nach elf die Antwort. Sie ist lang und freundlich, aber sie ist ein Nein.

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Am Morgen geht es weiter. Der Tag ist sonnig, der Himmel ein Gedicht. Eine Antwort fällt mir nicht ein, und es dauert Stunden, bis die ganze Traumwelt in Trümmern liegt. Solange bin ich sprachlos, vorwärts und zurück auf dem Maishaufen, und der Duft und der Lärm sind mir kein Trost. Ich bin taub und blind.

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Du bist wie die Sonne, schreibe ich. Du wärmst mich, Du machst mich glücklich, lässt mich wachsen und leben in Deinem Schein. Und dann gehst Du. Du bist die Sonne, Du scheinst für alle. Wer könnte Dir böse sein, wenn Du gehst?

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Du sagst mir, wie wichtig ich für Dich bin. Ich stehe in einer Staubwolke, kann nicht mehr atmen. Überall Trümmer. Die Reisen, das Reiten, die Tiere, Dein Lachen. Alles zerbrochen, und langsam und wuchtig fallen die letzten Brocken, die höchsten Träume zu Boden. Jeder hinterlässt einen rauchenden Abdruck im Boden, jeder trifft mich wie ein Schlag, bis ich glaube, nicht mehr stehen zu können. Immer noch fahre ich. Immer wieder denke ich. Ich wollte doch noch. Ich wollte doch.

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Auf dem Silohaufen der ersten Nacht fängt der Bagger mit seiner Arbeit an. Ich bewundere die Eleganz der Schaufelbewegungen. Wie viele Elemente ineinandergreifen, wie rund Mechaniken arbeiten können, welche Hebel und Knöpfe da einer bedient, aus einem Gefühl heraus, das längst keine Anstrengung mehr benötigt, das längst in ihm verwachsen ist.

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Ich ziehe die Wägen übers Silo. Grabende Stollen, fauchende Motoren, steigende Vorderachsen. Unglaubliche Kräfte auf den krachenden Ketten, die mein Fahrzeug aus der Spur reißen.

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Dann, mitten in der Nacht, Ruhe.

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Sie tanzen, wo sie immer tanzen, und vielleicht will ich nur glauben, daß wir früher viel mehr waren. Mein Kleiner steht an der Bar, wie früher die Alten standen, und mir fällt ein, daß wir jetzt die Alten sind. Von denen, die früher alt waren, ist nur einer übrig. Ich mag ihn sehr, und doch mag ich nicht so sein. Er ist meine Warnung, übrig zu bleiben. Ich bin übrig geblieben.

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Trinken und Tanzen und Singen. Ich werde umgestoßen und stehe lachend wieder auf.

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Irgendwann sitze ich am Büffet im Nebenraum. Das Telefon hat hier Empfang, und ich lese alles nochmal. Ertrinke in zerfließenden Blasen. Wenn die Nacht am tiefsten ist, tönt es, und ich muß bitter grinsen.

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Als ich draußen stehe, höre ich erst, wie es von drinnen dröhnt. Wie so oft horche ich auf dem Heimweg, bis es still wird. Der Traum ist aus. Ton, Steine, Scherben.

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Als Du mir einmal Bilder mitgegeben hast, war auf der Speicherkarte noch mehr. Wie soll ein Mensch das ertragen, und erst viel später erfuhr ich, daß das nicht von Dir war. Nicht für mich.

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Mach es gut, Supergirl. Danke für alles.
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