Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 4. 02 19

04.02.19, 15:26 | 'Blonde on Blonde'

Über den Wolken, denke ich mir, und daß ein Titel selten so zu einem einzelnen Tag gepasst hat. Selten sieht man so weit und selten ist es so hell. Eine grüne Jacke leuchtet im Schnee, in glänzenden Augen erkenne ich mein Spiegelbild, für einen Augenblick nur sehe ich auch mich glänzen. Es sind diese Augenblicke über den Wolken, die ich mir ersehne und die ich verfluche.
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Freitag, 4. 03 16

04.03.16, 10:32 | 'Blonde on Blonde'
[ “What do you believe, then?” I countered.
“I believe that life is a mess,” he answered promptly. “It is like
yeast, a ferment, a thing that moves and may move for a minute, an hour, a year, or a hundred years, but that in the end will cease to move. The big eat the little that they may continue to move, the strong eat the weak that they may retain their strength. The lucky eat the most and move the longest, that is all. What do you make of those things?” ]
{Jack London, The sea-wolf}

One of the first books I've read during children's years. One of the first ways to look at life in its harshness, in its pure and brute and overwhelming and terrifying force. It took some time until it came to my mind that this reading of the great mystery of life is also a very particular way of reading its beauty: Life does not surrender, neglecting its finiteness until its end, and life makes you know about its very own irony, makes you able to laugh at it, yet it does neither allow to overcome itself nor resolve some kind of solution from infiniteness, just like dividing by zero. In famous words: Man can be destroyed but not defeated, to quote the Old Man and the Sea. There is no such thing as unbearability - there isn't even a word for it - as you can still bear it. Life in its beauty and its terror is simple: being alive as a present, and being alive as an unconditional duty.
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Dienstag, 16. 09 14

16.09.14, 12:33 | 'Blonde on Blonde'

Where cranes collect the sky schrieb mal eine, die früher viel geschrieben hat, und das ist mir im Gedächtnis geblieben. Ihre Begeisterung für die Stadt, für die Kräne, für den Himmel. Ich weiß nicht, warum ich mir das gemerkt habe, und als ich gestern abend um die Stadt radle, die eigentlich nur aus dieser Fabrik besteht, auf dem Weg zu Sahne, Zwetschgenkuchen und der Terrasse von Freunden, da fällt mir das wieder ein. Where cranes collect the sky.
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Sonntag, 20. 10 13

20.10.13, 16:40 | 'Blonde on Blonde'
Statt der ganzen Litanei, die nicht recht zueinanderfinden will, schreibe ich nur wenig: Du fehlst mir.

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Ich habe etwas gefunden. Mit Haken und Unsicherheiten noch, aber gefunden. Ich überzeuge meinen Chef, ich überzeuge meinen Professor, und im Sonnenschein fahre ich singend nach Hause und habe plötzlich dieses Bild von mir im Kopf, ich stecke in einem Anzug, ich stecke in einer Kirche, neben mir eine Frau in Weiß, ich kann ihr Gesicht erkennen, ich kenne sie, und ich drehe mich um und fange an zu singen.

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Schnell noch silieren. Ich bin in zehn Minuten da, sage ich, und das unterbricht seine Erklärungen kurz.

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Als es dunkel wird, stirbt das Getriebe am Häckselvorsatz einen trivialen Tod: Es trennt sich von den Schrauben und geht zu Boden. Kann man nichts machen, sage ich und gehe auch.

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Um kurz nach elf die Antwort. Sie ist lang und freundlich, aber sie ist ein Nein.

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Am Morgen geht es weiter. Der Tag ist sonnig, der Himmel ein Gedicht. Eine Antwort fällt mir nicht ein, und es dauert Stunden, bis die ganze Traumwelt in Trümmern liegt. Solange bin ich sprachlos, vorwärts und zurück auf dem Maishaufen, und der Duft und der Lärm sind mir kein Trost. Ich bin taub und blind.

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Du bist wie die Sonne, schreibe ich. Du wärmst mich, Du machst mich glücklich, lässt mich wachsen und leben in Deinem Schein. Und dann gehst Du. Du bist die Sonne, Du scheinst für alle. Wer könnte Dir böse sein, wenn Du gehst?

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Du sagst mir, wie wichtig ich für Dich bin. Ich stehe in einer Staubwolke, kann nicht mehr atmen. Überall Trümmer. Die Reisen, das Reiten, die Tiere, Dein Lachen. Alles zerbrochen, und langsam und wuchtig fallen die letzten Brocken, die höchsten Träume zu Boden. Jeder hinterlässt einen rauchenden Abdruck im Boden, jeder trifft mich wie ein Schlag, bis ich glaube, nicht mehr stehen zu können. Immer noch fahre ich. Immer wieder denke ich. Ich wollte doch noch. Ich wollte doch.

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Auf dem Silohaufen der ersten Nacht fängt der Bagger mit seiner Arbeit an. Ich bewundere die Eleganz der Schaufelbewegungen. Wie viele Elemente ineinandergreifen, wie rund Mechaniken arbeiten können, welche Hebel und Knöpfe da einer bedient, aus einem Gefühl heraus, das längst keine Anstrengung mehr benötigt, das längst in ihm verwachsen ist.

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Ich ziehe die Wägen übers Silo. Grabende Stollen, fauchende Motoren, steigende Vorderachsen. Unglaubliche Kräfte auf den krachenden Ketten, die mein Fahrzeug aus der Spur reißen.

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Dann, mitten in der Nacht, Ruhe.

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Sie tanzen, wo sie immer tanzen, und vielleicht will ich nur glauben, daß wir früher viel mehr waren. Mein Kleiner steht an der Bar, wie früher die Alten standen, und mir fällt ein, daß wir jetzt die Alten sind. Von denen, die früher alt waren, ist nur einer übrig. Ich mag ihn sehr, und doch mag ich nicht so sein. Er ist meine Warnung, übrig zu bleiben. Ich bin übrig geblieben.

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Trinken und Tanzen und Singen. Ich werde umgestoßen und stehe lachend wieder auf.

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Irgendwann sitze ich am Büffet im Nebenraum. Das Telefon hat hier Empfang, und ich lese alles nochmal. Ertrinke in zerfließenden Blasen. Wenn die Nacht am tiefsten ist, tönt es, und ich muß bitter grinsen.

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Als ich draußen stehe, höre ich erst, wie es von drinnen dröhnt. Wie so oft horche ich auf dem Heimweg, bis es still wird. Der Traum ist aus. Ton, Steine, Scherben.

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Als Du mir einmal Bilder mitgegeben hast, war auf der Speicherkarte noch mehr. Wie soll ein Mensch das ertragen, und erst viel später erfuhr ich, daß das nicht von Dir war. Nicht für mich.

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Mach es gut, Supergirl. Danke für alles.
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Freitag, 13. 09 13

13.09.13, 14:13 | 'Blonde on Blonde'
Am Telefon keine Erleichterung. Ich schiebe meine Freude durch den Hörer und werde unterbrochen. Sie bröselt und bröckelt, und nun haben wir einen Traurigen mehr auf der Welt. Es gibt Tage, da reicht meine Heiterkeit nicht in Deinen Schatten. Es gibt Schatten, in die sich meine Heiterkeit nicht traut.
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Mittwoch, 4. 09 13

04.09.13, 10:18 | 'Blonde on Blonde'
"Das ist Dein Leben", sagst Du lächelnd. Ich stehe auf, und an der Tür verabschieden wir uns.
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Samstag, 24. 08 13

24.08.13, 01:00 | 'Blonde on Blonde'
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Mittwoch, 21. 08 13

21.08.13, 12:15 | 'Blonde on Blonde'
Der Knöchel ist ein wenig geschwollen. Aber geht schon. Geht schon habe ich von Dir gelernt.

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Ich lehne an der Wand, warte auf Dich, die Du strahlend aus dem Haus hüpfst.

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Humpelnd am Neckar.

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Sobald ich an der Wand stehe, auf den Zehenspitzen, die Arme gespannt, geht es. Jeder Zug ein Pfiff durch die Zähne.

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Lass es, sagst Du nach zwei Touren. Quäl Dich nicht. Dabei kann ich nur das richtig.

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Mit Verboten kannst Du nicht, und mit Verboten kann ich nicht.

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"Leg Dich auf die Couch", sagst Du, und ich hantiere an der Unterhaltungselektronik in diesem fremden Haus. Ich bekomme ein rotes Licht an den DVD-Spieler, aber die Lade nicht auf. Du wirbelst in der Küche, und dafür haben wir zwei hier drei Studienabschlüsse, lache ich.

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Mein versalzener Dip, Dein sehr salziges Curry. Wir wissen ja, was man über versalzende Köche sagt, aber sagen tun wir das nicht.

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Du erzählst von der Zeit mit den Pferden. Ich erzähle von der Zeit mit den Rädern.

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Nimm mich mit, sage ich, und man könnte das für eine sehr dumme Idee halten. Für mich ist es der Einsatz, für mich bist Du Las Vegas.

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"Wir werden über jede Tür ein Griffbrett hängen", lachst Du.

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"Wenn Du etwas von mir willst, mußt Du das Gegenteil verlangen", und ich verkneife mir das, denn es gibt noch einen zweiten Weg, den ich längst gefunden habe: Bitten kannst Du nicht widerstehen.

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Ich bekomme eine Mail aufs Telefon: "Sie mussen diese Sache eine Chance geben, glauben Sie mir". Ja.

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Daß ich für Deine Turniere die Pferde putzen würde. Für Deine Abende. Es ist halb eins, es dauert vier Minuten bis zur Antwort. Ich lese sie immer wieder, bis ich einschlafe.

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Ein Bild vom Flughafen Tel Aviv. Ich freue mich schon sehr.

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Reiscurry und gefüllte Zucchini gegen Kartoffelsuppe und Quiche Lorraine. Wettkampforientieres Kochen.
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Donnerstag, 15. 08 13

15.08.13, 11:36 | 'Blonde on Blonde'
Die Vorfreude lädt Begegnungen mit Bedeutung auf.

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Sechs Tage schon, möchte ich sagen.

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Ich kann dann doch nicht vorsteigen.

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Sie ruft und fällt dann aus der Wand in meine Arme, ich gehe zu Boden, halte sie in der Luft. Der Hund kotzt, das Telefon klingelt. An sowas haben wir Freude.

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Die Katastrophen des Tages, und wie ich immer verkehrt reagiere.

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Ich möchte nicht nichts sagen.

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Kürbissuppe. Wir sind zu dritt, ich bin müde und werde leise.

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Für zwei Traurige reicht meine gute Laune nicht aus.

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Bis morgen! ist, was ich hören möchte.

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Sie steht da, mit blauweißen Beinen und einer Farbrolle in der Hand.

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Der Hund begleitet mich.

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Reiten. Schritt und Trab, Volten und Wechsel. Hätte ich auch nur die geringste Ahnung, was ich da tue, ich würde viel mehr erzählen. Leider weiß ich nicht, was ein versammelter Galopp ist. Aber ich kann das, wie sie sagt. Und es fühlt sich verdammt gut an.

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Als ich abspringe, lacht sie. "Du grinst so breit."

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"Du machst einfach", sagt sie, als ich mit teigverklebten Händen in der Küche stehe und Spätzle ins kochende Wasser schabe. "Du machst einfach."

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Dann stehen wir uns im Weg, zwischen Spätzle und Salat in der Küche, und zwischen uns lang ausgestreckt der Hund auf dem Boden, der so gern bei den Leuten ist, und so gern im Weg liegt.

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Wir reden über Strenge und Wildheit. Erziehungsfragen. Und daß der Hund nur mit mir so aufdreht, daß es ihn fast verreißt vor Freude. Vor Bellen, Beißen, Rennen und Raufen. Und daß es mir genauso geht. Mußt Du uns eben beide erziehen, sage ich lachend, die Hundezunge schon wieder im Ohr.

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Daß manche Leute so reagieren müssen, sage ich leise. Daß sie sich losreißen, zerfetzen, zerbrechen, verletzen. Manches muß zerbrochen werden, und da sinken ihr die Schultern, sie hat doch so geglaubt.

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Der Vertrauensbruch, und was ich nicht wissen will.

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Die Verhandlungsführerin, und wie geschickt sie ist. Wie unerbittlich! Ich halte dagegen, indem ich manches nicht verhandle. Handeln statt verhandeln, und manchmal bin ich aber auch sehr zahm.

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Es gibt einen Film von ihr, und da erinnere ich mich plötzlich, daß es auch einen von mir gibt. Bitterböse und so treffend, daß es mir hätte wehtun müssen, hätte mir damals irgendwas wehtun können. Damals war ich Siegfried.

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Bis morgen! sage diesmal ich.

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Das Dreckspatzenbad, und ich erkläre, daß ich ein Backup brauche. Ein wenig Sicherheit, indem ich vorher anfrage. Ich mache mich über mich lustig, aber ich bleibe doch immer wahr.
Ich zeige Dir das Bild, sage ich zur einen, und wenn Du lachst, dann schenke ich es Dir, sage ich zur anderen. So einfach ist das, und sie schütteln den Kopf. Ich mag es ja, wenn man sich mit mir über mich amüsiert.

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Ich verabschiede den Hund und die Königin der Katastrophen, und ich weiß genau, daß sie von draußen zusieht, wie ich singend und tänzelnd den Tisch abräume und Spülwasser einlasse.
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Mittwoch, 7. 08 13

07.08.13, 14:17 | 'Blonde on Blonde'
Und dann sitzen wir im Auto, erhitzt von der Sonne und der Felswärme, abgespannt von der Anstrengung beim Klettern, ein wenig feucht vom einsetzenden Regen, ermüdet, satt und zufrieden vom Tag. Der Hund schnauft ruhig im Kofferraum, das Wasser läuft still über die Scheiben, der Dunst schlägt sich von innen daran nieder, und ich nestle vorsichtig an einem dünnen Umschlag.
"Reiß ihn doch auf" lacht es vom Beifahrersitz, und genau das mache ich in fliegender Hast, lese aufmerksam die Karte, fühle die aufsteigende Wärme der Worte und ziehe aus den Fetzen des Umschlags das Geschenk. Wie Du mich kennst, stammle ich. Wie ich mich freue. Ich hoffe, Du hast Zeit und kommst mit mir, und dann schaue ich zum Beifahrersitz, sehe ein knitzes Grinsen und ein Schulterzucken; Du darfst doch mitnehmen, wen Du möchtest, und ich höre das Lachen dahinter, dieses große, helle Lachen, und sage, daß ich nichts und niemanden mitnehmen möchte. Nur Dich.
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