Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 18. 11 11

18.11.11, 10:41 | 'Keep on ploughing'
Dieser große Acker, den ich in den letzten Nächten noch größer gemacht habe, und der immer noch nicht enden mag, ist wie ein dickes Buch. Zu Anfang ist der Pflug nicht eingestellt, nicht an den Schlepper und das Gelände angepasst. Ich selbst sitze wie ein Fremdkörper im Sattel. Dann stelle ich ein, drehe hier und dort an Schrauben, klopfe Kontermuttern fest und bewundere die gefrorenen Tropfen auf den Grashalmen. Ich verwachse mit der Maschine, mit dem Acker, mit der dunklen Umgebung. Ich begrüße die Füchse, die in der Furche vor mir herlaufen, mit geschmeidigen Körpern und glänzendem Fell. Sie suchen Mäuse, und das alles hat mit dem Pflügen nichts zu tun, gehört aber doch dazu. Ein gutes Buch.
Das Gelände ändert sich. Die Umgebung des Ackers, ich drehe nicht mehr mit einem Vorderrad auf dem Weg, sondern in einer Wiese. Der Boden hat hier schwere, lehmige Stellen, und ich denke mir, daß die Verteilung der handtuchgroßen Äcker und Wiesen in der Landschaft der Alten nicht von ungefähr kommt. Der Bewuchs ändert sich, und zwischendurch stehen immer wieder abgeschnittene Ampferwurzeln aus dem Boden. Die Schare glänzen, der Mond geht rot auf und leuchtet später grell und weiß. Das Gras beginnt zu glänzen mitten in der Nacht, und der Frost zieht über den Berg herab. Die Gedanken schweifen ab, während ich verdreht im Sattel sitze und die fallende Erde beobachte. Ich kenne noch die feuchten Stellen aus den Vorjahren und überlege, wie viele Jahre ich schon hier pflüge. Die Maschinen gibt es längst nicht mehr, die Arbeit hat den Stahl aufgebraucht. Die Welt hat sich geändert, die Arbeit hat sich geändert, und selbst ich habe mich geändert. Doch ich bin noch hier.
Was ich eigentlich sagen wollte: Dieser riesige Acker ist wie ein wundervolles, dickes Buch. Unendlicher Spaß, Infinite Jest. Darüber habe ich noch gegrinst, als ich durchs Dorf nach hause gelaufen bin, mitten in der Nacht.
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