... Vorwärts fahren
30.11.09, 14:45
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Am Freitag trifft es mich, während ich glücklich um den Pflug scharwenzle, mit Putzlumpen und Fettpresse in den Händen, von vorn blökt die Dieselpumpe und entlässt rauschend den Kraftstoff in den Tank. Über dem Stutzen flimmert der Dampf. Das Radio spielt.
Der Bauer kommt über den Hof und lehnt sich an den Kotflügel. "Er ist gestorben", sagt er, und aus mir entweicht alles.
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Solange ich fahre, muß ich nicht -. Solange ich nur fahre.
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Am Samstag der Sichtnachbar. "Was pressierst Du denn so", fragt er.
Wenn ich fertig bin, kanns Weihnachten werden, sage ich. Ich vergrabe mein Herz hier, möchte ich sagen. Mit jeder Furche tiefer und tiefer, fester in den Boden. Dieses Land hält mich, kräftigt mich, und dieses Land lässt mich schlafen, wie es mich leben lässt. Aber sagen kann ich das nicht.
"Da kannst Du noch so pressieren. Wenns einer nicht will, dann wirds auch nicht", und wieder trifft es mich.
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Einer spricht davon, wie Du Dich gefreut hast, über Besuch.
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Ich werfe Erde ins Grab und sehe Deine Frau und Deinen Sohn. Ich schüttle Hände, und die beiden bedanken sich bei mir. Ich kann nichts sagen.
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Wie eines Abends Deine Rinder in unserem Garten standen. Ich trieb sie von der Straße, da kamt ihr auch schon. Du gabst mir, dem kleinen Jungen, einen Stock und batest um Hilfe. Lange habe ich davon erzählt.
Einige Male kam ich zu euch, den kurzen Weg, und half beim Silieren. Ihr rieft an, bei mir oder beim Bauern. Schickt mir den Texaner vorbei! hast Du immer gesagt.
Einmal war ich bei euch, und Du gabst mir den großen Grünen und den Ladewagen. Du machst das schon, hast Du gesagt, mit Deiner lauten, ruhigen Stimme, und dahinter stand stumm, daß Du das jemand anderen nicht tun lassen wolltest.
"Das ist Feindesland!" hast Du damals gesagt, als ich mit einem Rad zu weit ausgeholt hatte, und Dein Blick nahm Deinen Worten die Schärfe. Gutgelaunt warst Du, und ein Mögender, und so eindeutig wie direkt.
Du hast so gar nichts verhehlt, als ich kam, mit dem vor der Brust getragenen Wissen eines Halbwüchsigen, und Du hast mich bestätigt, wie ich so schonungslos war, und dabei immer gelacht.
Das Flicken in Deiner Werkstatt, und wie Du von dem erzähltest, was noch zu tun war.
Ich als der gern gesehene Gast an eurem Tisch.
Immer wieder Deine Größe, Deine Klarheit und Eindeutigkeit, und Deine Liebe zu diesem Flecken Erde.
Heute Regen, doch kurz ließ sich der Fels blicken, mit dem sie Dich verglichen hatten, als ich bei Dir stand.
Weil Du hier verwurzelt warst, möchte ich glauben, daß Du hier bleibst. Wachst. Zusiehst, und über alles Dein gütiges Lachen legst. Ich wünsche mir, daß Du den Winter über ruhen kannst, wie die Pflanzen ruhen, stoisch wartend, im Kleid aus Schnee in der Kälte. Daß Du Dich in der Sonne wärmst, wenn sie wieder scheinen mag, wenn alles wieder zu wachsen beginnt. Ich wünsche mir, daß Du zuschaust, und daß es Dir gefällt.
Wie schnell, für alle anderen, dieses Vierteljahr. Wie lang war es für Dich? Die Kopfschmerzen, das Krankenhaus. Die Zeit rast, und nur der Schmerz hält sie auf.
Mach es gut, Wilhelm. Wherever you may roam.
Du warst mir Freund.
* 8. April 1944
† 25. November 2009
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Am Freitag trifft es mich, während ich glücklich um den Pflug scharwenzle, mit Putzlumpen und Fettpresse in den Händen, von vorn blökt die Dieselpumpe und entlässt rauschend den Kraftstoff in den Tank. Über dem Stutzen flimmert der Dampf. Das Radio spielt.
Der Bauer kommt über den Hof und lehnt sich an den Kotflügel. "Er ist gestorben", sagt er, und aus mir entweicht alles.
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Solange ich fahre, muß ich nicht -. Solange ich nur fahre.
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Am Samstag der Sichtnachbar. "Was pressierst Du denn so", fragt er.
Wenn ich fertig bin, kanns Weihnachten werden, sage ich. Ich vergrabe mein Herz hier, möchte ich sagen. Mit jeder Furche tiefer und tiefer, fester in den Boden. Dieses Land hält mich, kräftigt mich, und dieses Land lässt mich schlafen, wie es mich leben lässt. Aber sagen kann ich das nicht.
"Da kannst Du noch so pressieren. Wenns einer nicht will, dann wirds auch nicht", und wieder trifft es mich.
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Einer spricht davon, wie Du Dich gefreut hast, über Besuch.
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Ich werfe Erde ins Grab und sehe Deine Frau und Deinen Sohn. Ich schüttle Hände, und die beiden bedanken sich bei mir. Ich kann nichts sagen.
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Wie eines Abends Deine Rinder in unserem Garten standen. Ich trieb sie von der Straße, da kamt ihr auch schon. Du gabst mir, dem kleinen Jungen, einen Stock und batest um Hilfe. Lange habe ich davon erzählt.
Einige Male kam ich zu euch, den kurzen Weg, und half beim Silieren. Ihr rieft an, bei mir oder beim Bauern. Schickt mir den Texaner vorbei! hast Du immer gesagt.
Einmal war ich bei euch, und Du gabst mir den großen Grünen und den Ladewagen. Du machst das schon, hast Du gesagt, mit Deiner lauten, ruhigen Stimme, und dahinter stand stumm, daß Du das jemand anderen nicht tun lassen wolltest.
"Das ist Feindesland!" hast Du damals gesagt, als ich mit einem Rad zu weit ausgeholt hatte, und Dein Blick nahm Deinen Worten die Schärfe. Gutgelaunt warst Du, und ein Mögender, und so eindeutig wie direkt.
Du hast so gar nichts verhehlt, als ich kam, mit dem vor der Brust getragenen Wissen eines Halbwüchsigen, und Du hast mich bestätigt, wie ich so schonungslos war, und dabei immer gelacht.
Das Flicken in Deiner Werkstatt, und wie Du von dem erzähltest, was noch zu tun war.
Ich als der gern gesehene Gast an eurem Tisch.
Immer wieder Deine Größe, Deine Klarheit und Eindeutigkeit, und Deine Liebe zu diesem Flecken Erde.
Heute Regen, doch kurz ließ sich der Fels blicken, mit dem sie Dich verglichen hatten, als ich bei Dir stand.
Weil Du hier verwurzelt warst, möchte ich glauben, daß Du hier bleibst. Wachst. Zusiehst, und über alles Dein gütiges Lachen legst. Ich wünsche mir, daß Du den Winter über ruhen kannst, wie die Pflanzen ruhen, stoisch wartend, im Kleid aus Schnee in der Kälte. Daß Du Dich in der Sonne wärmst, wenn sie wieder scheinen mag, wenn alles wieder zu wachsen beginnt. Ich wünsche mir, daß Du zuschaust, und daß es Dir gefällt.
Wie schnell, für alle anderen, dieses Vierteljahr. Wie lang war es für Dich? Die Kopfschmerzen, das Krankenhaus. Die Zeit rast, und nur der Schmerz hält sie auf.
Mach es gut, Wilhelm. Wherever you may roam.
Du warst mir Freund.
* 8. April 1944
† 25. November 2009
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