... Vorwärts fahren
27.09.06, 17:01 | '10000 lightyears from home'
Und daß in irgeneiner Kneipe in Nordvorpommern heute noch eine CD von mir liegt, könnte eine lange Geschichte werden.
27.09.06, 11:54 | 'It's only rock 'n roll'
Wenn ich mir die vielen Bilder vom Oktoberfest so anschaue, was ich eigentlich ja nie tue, weil es mich garnicht interessiert, das Oktoberfest, weil ich sogar abgelehnt habe, mit dahin zu fahren, worauf die Jungs das ganze Unternehmen haben fallenlassen, was mir dann auch wieder ein schlechtes Gewissen bereitet hat; - jedenfalls, wenn ich die Bilder so anschaue, wundert mich nix mehr.
Überhaupt nix.
Kommen Sie drauf? Ja? Schauen Sie sich mal die Mädels an. (Die Mädels schauen bitte die Jungs an, instead. Danke.) Na? Immer noch nichts? Jetzt die other way round - bitte die jeweiligen Geschlechtsgenossen begutachten.
Herrjeh, die Mädels kaufen Dirndl (hab´ ich das eben geschrieben?), lassen sich Haare und Gesicht herrichten und sorgen für jede Kleinigkeit. Können Sie sich vorstellen, wie schwierig es sein muß, in einem bauschigen Dirndl (ich hab´s schon wieder getan, immediately) Achterbahn zu fahren, sodaß auch überkopf die Beine, oder wenigstens der Bauchnabel bedeckt bleiben? Und vor allem, ohne dabei so furchtbar gequält auszusehen, wie man sich fühlen muß, wenn man hinterrücks von seinem Rock überfallen und erstickt wird? Die Problematik ist mir bislang noch nie aufgefallen, aber es könnte einen Zusammenhang zwischen den riesigen Umsätzen der Fahrgeschäfte und der Anzahl der Mädels in Dirndln geben. Vielleicht sollte mal jemand das Rote Kreuz - gibt es das in Bayern überhaupt oder gilt das schon als Verunglimpfung des Kruzifixes - nach den ausgerenkten Halswirbeln und Sturzverletzungen bei den Jungs fragen, die ständig stolpernd nach oben schauen, wo Röcke sich bauschen und ihre Aufgaben mit denen einer Mütze verwechseln, nämlich Köpfe statt Beine zu bedecken.
Vielleicht ist aber auch wieder alles nur halb so schlimm. Schließlich habe ich schon Ewigkeiten keinen Rock mehr angehabt.
Damals hatte ich noch nicht einmal einen Führerschein (man stelle sich vor), dafür aber eine seltsame Farben- und Modeblindheit. Könnte sich sonst jemand eine giftgrüne, zerschnittene Jeans, natürlich hauteng, denn wen die Götter vernichten wollen, den strafen sie zuvor mit Wahnsinn, sowie ein von eigener Hand zerfetztes Hemd vorstellen, das mir bei meiner hektischen Schneiderei wohl etwas kurz geraten war und sich verschämt am Rippenbogen nach hinten schlängelte? Daß das Hemd kanariengelb war, und daß ich es heute noch besitze, muß zur Vervollständigung meiner Schande wohl erwähnt werden. Vom riesigen Ohrring und der Einstein-Frisur schweige ich besser und erkläre, daß zwar - Sie hatten es sicher schon geahnt - Fasching war, sich Teile meiner Kostümierung aber durchaus auch in meinem "normalen" Kleidungsturnus befanden. Solche Irrungen könnten übrigens von der Tatsache herrühren, daß zuvor passende Kleidung genau die war, die vor dem Schrank auf dem Boden oder, nötigenfalls, zuoberst im Schrank lag. Man sah, so erzählt man sich, meine Mutter des öfteren hektisch meinen Schrank neu sortieren, solange ich nicht zuhause war. So konnte sie unauffällig passende Kombinationen zueinander legen und mein Äußeres wenigstens so passabel halten, daß ich nur noch wegen meiner Flegelhaftigkeit aus der Schule geworfen werden konnte. Doch die Geschichte vom zerdepperten Tambourin gehört nun wirklich nicht hierher.
Jedenfalls, wo war ich abgeblieben, der Rock: Weil augengefährdende Farben zu jender Zeit nichts faschingsgemäßes für mich waren, nannte mich ein wundervolles Mädchen "unverkleidet". Unverkleidet - ich! Ich trug sogar ein gepunktetes Halstuch! Und zwischen den ersten gemeinsamen Alkoholika unseres Lebens, die wahrscheinlich auch meine ersten überhaupt waren, beschlossen wir den Trikottausch.
Glücklicherweise war sie mit etwas mehr Anstand gesegnet als meine Rüpelhaftigkeit, was beileibe nicht mit Scham verwechselt werden darf, und wir verließen also die Bar und gingen zur Damentoilette. Ich darf Ihnen verraten, daß dort die Kabinen größer waren. Allerdings immer noch eng genug für zwei, die sich ausziehen, lachen, sich aneinander festhalten und wieder anziehen.
Ich öffnete also ihren Reißverschluß und erspare Ihnen die weiteren Details. Wir waren einfach zu jung, damals. Und als wir prustend und puterrot aus der Kabine kamen, hatte ich mehr blaue Flecken an den Ellenbogen als irgendwann später. Durch das Gepolter und Gestoße war natürlich alle Welt auf die seltsame Damentoilette aufmerksam geworden. Und da standen wir dann: Ich im schwarzen Rock, der garnichtmal so schlecht saß, unten schauten die Knie heraus, um gleich wieder in den hohen schwarzen Stiefeln zu verschwinden. Die Schuhe hatten wir nicht getauscht, ich hatte einfach nicht in ihre hineingepasst. Mein Oberteil war genauso bauchfrei, wie es mein Hemd unfreiwillig gewesen war, und ein wenig durchsichtig, weil es um die Schultern ganz schön spannte. Sie trug meine heißgeliebten grünen Jeans, was deren letzten Tag einläuten sollte. Denn ihre Stiefel, hochhackig und ebenfalls fast bis zum Knie, wollten ums Verrecken nicht in den Röhrenjeans verschwinden. Ich riß die beiden Schnitte an den Innenseiten kurzerhand ein wenig auf, in etwas bis Mitte Oberschenkel. Egal. Ich hatte die Schlaghosen erfunden. Mein gelbes Hemd (did I mention kanariengelb?) stand ihr wunderbar, kaum daß ihr damals schon raumgreifender Busen darin Platz fand.
So stolzierten wir aus dem Klo und durch die Menge, die damals (wie heute) aus meist seppelhuttragenden Jungs und herausgeputzten Mädels bestand. Es hatte damals schon niemanden gestört, daß mein Ohrring allein schon mehr zum Motto des Festes passte als alle Seppelhüte zusammen.
Wir waren die Attraktion. Wir bekamen einen Platz an der Bar. Und wir tranken billigen Wodka aus Krügen und noch billigeren Rum. Das Wasser troff von den Wänden und tropfte von der Decke in dieser ausgeräumten Garage, weiter hinten standen ausrangierte Sportgeräte und sonst überall trinkende und lachende Menschen, sowohl vor als auch hinter der Bar. Wir tanzten auf der Bühne, stießen und rempelten und prosteten uns zu, während uns der Schnaps über die Handgelenle troff und an den Ellenbogen heruntertropfte, und meine Hose nach oben, und ihr Rock nach unten riß. Ich hatte nie gelernt, meine Beine zusammenzuhalten. Ich hatte ja noch nicht einmal tanzen gelernt!
Und wir schliefen zum ersten Mal gemeinsam, das Mädchen und ich. Zwar nur auf der Heizung im Foyer sitzend aneinander gelehnt, aber wir schliefen. Und daß aus uns nichts wurde, weil ich im folgenden Sommer mein Leben über den Haufen warf, sodaß eine klavierspielende Ballerina, das erste Mädchen, das wirklich frech und unverschämt genug war, und zu schön für mich sowieso, keinen Platz mehr darin finden konnte, ist eine ganz andere Geschichte.
Dirndl, ja.
Sehen Sie - es ist doch heute auf dem Oktoberfest wie damals auf dem Land. Die Mädels putzen sich heraus und die Jungs - die ziehen einfach irgendein T-Shirt, das vor dem Schrank auf dem Boden liegt, über eine Hose, die gerne eine Baseballmütze wäre - one size fits all, Sie verstehen schon. Doch one size fits none, funktioniert ja noch nicht einmal bei Baseballmützen. Und Mami ist zur Endkontrolle längst nicht mehr da oder hat es einfach schon längst aufgegeben.
Also Jungs: Wenn ihr mit den Mädels auf Klo wollt, dann zieht euch verdammt noch eins anständig an!
Ach was, alles wieder mal nur halb so schlimm. (Hatte ich das heute etwa bereits erwähnt?) Die meisten Mädels schrauben ihre Erwartungen irgendwann zurück und ihren Alkoholkonsum hoch, und alle sind glücklich und zufrieden und die Mädels werden Frauen und werden schon darauf achten, daß sich wenigstens die nächste Generation vernünftig anzieht. Oder sie bestrafen die Jungs, die mittlerweile Männer und bierbäuchig geworden sind, dadurch, daß sie dicke Schenkel bekommen und Leggings tragen.
Das haben wir doch alle nicht verdient. Das wollen wir doch alle nicht. Deshalb fassen wir uns jetzt alle an den Händen und wagen uns ins nächste Geschäft, das Bekleidung führt und keine quietschbunten Gummistiefel vor den Schaufenstern stehen hat. Lassen Sie sich dabei am besten von einem Mädel helfen. Macht sowieso mehr Spaß.
Überhaupt nix.
Kommen Sie drauf? Ja? Schauen Sie sich mal die Mädels an. (Die Mädels schauen bitte die Jungs an, instead. Danke.) Na? Immer noch nichts? Jetzt die other way round - bitte die jeweiligen Geschlechtsgenossen begutachten.
Herrjeh, die Mädels kaufen Dirndl (hab´ ich das eben geschrieben?), lassen sich Haare und Gesicht herrichten und sorgen für jede Kleinigkeit. Können Sie sich vorstellen, wie schwierig es sein muß, in einem bauschigen Dirndl (ich hab´s schon wieder getan, immediately) Achterbahn zu fahren, sodaß auch überkopf die Beine, oder wenigstens der Bauchnabel bedeckt bleiben? Und vor allem, ohne dabei so furchtbar gequält auszusehen, wie man sich fühlen muß, wenn man hinterrücks von seinem Rock überfallen und erstickt wird? Die Problematik ist mir bislang noch nie aufgefallen, aber es könnte einen Zusammenhang zwischen den riesigen Umsätzen der Fahrgeschäfte und der Anzahl der Mädels in Dirndln geben. Vielleicht sollte mal jemand das Rote Kreuz - gibt es das in Bayern überhaupt oder gilt das schon als Verunglimpfung des Kruzifixes - nach den ausgerenkten Halswirbeln und Sturzverletzungen bei den Jungs fragen, die ständig stolpernd nach oben schauen, wo Röcke sich bauschen und ihre Aufgaben mit denen einer Mütze verwechseln, nämlich Köpfe statt Beine zu bedecken.
Vielleicht ist aber auch wieder alles nur halb so schlimm. Schließlich habe ich schon Ewigkeiten keinen Rock mehr angehabt.
Damals hatte ich noch nicht einmal einen Führerschein (man stelle sich vor), dafür aber eine seltsame Farben- und Modeblindheit. Könnte sich sonst jemand eine giftgrüne, zerschnittene Jeans, natürlich hauteng, denn wen die Götter vernichten wollen, den strafen sie zuvor mit Wahnsinn, sowie ein von eigener Hand zerfetztes Hemd vorstellen, das mir bei meiner hektischen Schneiderei wohl etwas kurz geraten war und sich verschämt am Rippenbogen nach hinten schlängelte? Daß das Hemd kanariengelb war, und daß ich es heute noch besitze, muß zur Vervollständigung meiner Schande wohl erwähnt werden. Vom riesigen Ohrring und der Einstein-Frisur schweige ich besser und erkläre, daß zwar - Sie hatten es sicher schon geahnt - Fasching war, sich Teile meiner Kostümierung aber durchaus auch in meinem "normalen" Kleidungsturnus befanden. Solche Irrungen könnten übrigens von der Tatsache herrühren, daß zuvor passende Kleidung genau die war, die vor dem Schrank auf dem Boden oder, nötigenfalls, zuoberst im Schrank lag. Man sah, so erzählt man sich, meine Mutter des öfteren hektisch meinen Schrank neu sortieren, solange ich nicht zuhause war. So konnte sie unauffällig passende Kombinationen zueinander legen und mein Äußeres wenigstens so passabel halten, daß ich nur noch wegen meiner Flegelhaftigkeit aus der Schule geworfen werden konnte. Doch die Geschichte vom zerdepperten Tambourin gehört nun wirklich nicht hierher.
Jedenfalls, wo war ich abgeblieben, der Rock: Weil augengefährdende Farben zu jender Zeit nichts faschingsgemäßes für mich waren, nannte mich ein wundervolles Mädchen "unverkleidet". Unverkleidet - ich! Ich trug sogar ein gepunktetes Halstuch! Und zwischen den ersten gemeinsamen Alkoholika unseres Lebens, die wahrscheinlich auch meine ersten überhaupt waren, beschlossen wir den Trikottausch.
Glücklicherweise war sie mit etwas mehr Anstand gesegnet als meine Rüpelhaftigkeit, was beileibe nicht mit Scham verwechselt werden darf, und wir verließen also die Bar und gingen zur Damentoilette. Ich darf Ihnen verraten, daß dort die Kabinen größer waren. Allerdings immer noch eng genug für zwei, die sich ausziehen, lachen, sich aneinander festhalten und wieder anziehen.
Ich öffnete also ihren Reißverschluß und erspare Ihnen die weiteren Details. Wir waren einfach zu jung, damals. Und als wir prustend und puterrot aus der Kabine kamen, hatte ich mehr blaue Flecken an den Ellenbogen als irgendwann später. Durch das Gepolter und Gestoße war natürlich alle Welt auf die seltsame Damentoilette aufmerksam geworden. Und da standen wir dann: Ich im schwarzen Rock, der garnichtmal so schlecht saß, unten schauten die Knie heraus, um gleich wieder in den hohen schwarzen Stiefeln zu verschwinden. Die Schuhe hatten wir nicht getauscht, ich hatte einfach nicht in ihre hineingepasst. Mein Oberteil war genauso bauchfrei, wie es mein Hemd unfreiwillig gewesen war, und ein wenig durchsichtig, weil es um die Schultern ganz schön spannte. Sie trug meine heißgeliebten grünen Jeans, was deren letzten Tag einläuten sollte. Denn ihre Stiefel, hochhackig und ebenfalls fast bis zum Knie, wollten ums Verrecken nicht in den Röhrenjeans verschwinden. Ich riß die beiden Schnitte an den Innenseiten kurzerhand ein wenig auf, in etwas bis Mitte Oberschenkel. Egal. Ich hatte die Schlaghosen erfunden. Mein gelbes Hemd (did I mention kanariengelb?) stand ihr wunderbar, kaum daß ihr damals schon raumgreifender Busen darin Platz fand.
So stolzierten wir aus dem Klo und durch die Menge, die damals (wie heute) aus meist seppelhuttragenden Jungs und herausgeputzten Mädels bestand. Es hatte damals schon niemanden gestört, daß mein Ohrring allein schon mehr zum Motto des Festes passte als alle Seppelhüte zusammen.
Wir waren die Attraktion. Wir bekamen einen Platz an der Bar. Und wir tranken billigen Wodka aus Krügen und noch billigeren Rum. Das Wasser troff von den Wänden und tropfte von der Decke in dieser ausgeräumten Garage, weiter hinten standen ausrangierte Sportgeräte und sonst überall trinkende und lachende Menschen, sowohl vor als auch hinter der Bar. Wir tanzten auf der Bühne, stießen und rempelten und prosteten uns zu, während uns der Schnaps über die Handgelenle troff und an den Ellenbogen heruntertropfte, und meine Hose nach oben, und ihr Rock nach unten riß. Ich hatte nie gelernt, meine Beine zusammenzuhalten. Ich hatte ja noch nicht einmal tanzen gelernt!
Und wir schliefen zum ersten Mal gemeinsam, das Mädchen und ich. Zwar nur auf der Heizung im Foyer sitzend aneinander gelehnt, aber wir schliefen. Und daß aus uns nichts wurde, weil ich im folgenden Sommer mein Leben über den Haufen warf, sodaß eine klavierspielende Ballerina, das erste Mädchen, das wirklich frech und unverschämt genug war, und zu schön für mich sowieso, keinen Platz mehr darin finden konnte, ist eine ganz andere Geschichte.
Dirndl, ja.
Sehen Sie - es ist doch heute auf dem Oktoberfest wie damals auf dem Land. Die Mädels putzen sich heraus und die Jungs - die ziehen einfach irgendein T-Shirt, das vor dem Schrank auf dem Boden liegt, über eine Hose, die gerne eine Baseballmütze wäre - one size fits all, Sie verstehen schon. Doch one size fits none, funktioniert ja noch nicht einmal bei Baseballmützen. Und Mami ist zur Endkontrolle längst nicht mehr da oder hat es einfach schon längst aufgegeben.
Also Jungs: Wenn ihr mit den Mädels auf Klo wollt, dann zieht euch verdammt noch eins anständig an!
Ach was, alles wieder mal nur halb so schlimm. (Hatte ich das heute etwa bereits erwähnt?) Die meisten Mädels schrauben ihre Erwartungen irgendwann zurück und ihren Alkoholkonsum hoch, und alle sind glücklich und zufrieden und die Mädels werden Frauen und werden schon darauf achten, daß sich wenigstens die nächste Generation vernünftig anzieht. Oder sie bestrafen die Jungs, die mittlerweile Männer und bierbäuchig geworden sind, dadurch, daß sie dicke Schenkel bekommen und Leggings tragen.
Das haben wir doch alle nicht verdient. Das wollen wir doch alle nicht. Deshalb fassen wir uns jetzt alle an den Händen und wagen uns ins nächste Geschäft, das Bekleidung führt und keine quietschbunten Gummistiefel vor den Schaufenstern stehen hat. Lassen Sie sich dabei am besten von einem Mädel helfen. Macht sowieso mehr Spaß.
... Rückwärts fahren