Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 16. 08 19

16.08.19, 04:57 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Zurückhaltung, die sich wie der Graben annimmt, den ich längst überwunden glaubte. Es war klar, daß es so kommen mußte, schelte ich mich nun, doch selbst in der Rückschau finde ich keine Idee. Und ich weiß nicht, ob ich noch einmal eine Brücke bauen kann.
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Dienstag, 9. 07 19

09.07.19, 08:34 | 'Umanandastand'n ond rearn'
"Ach, Tiger", möchte ich sagen, doch das kann ich nicht mehr, und als Sparringspartner fehlst Du mir, als Gegenpol, als Senke meiner Dummheitenquelle, als Magnet für meinen Kompass und Gegenentwurf zu meiner kleinen Welt.
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Donnerstag, 11. 01 18

11.01.18, 11:45 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Aus Paris habe ich eine neue Sucht mitgebracht. Durch eine spontane Einkehr- und Essensentscheidung saß ich vor einem weitgehend grünen Salat beim Thailänder, mit einigen Erdnüssen obendrauf. Und die Sauce - ein Gedicht, ach was sage ich, man lobt ja zu selten, eine Oase der Frische, leicht scharf, zwischen Essig und Zitrone irgendwie, sehr fruchtig, und erst beim gierigen Austrinken des großzügigen des fast klaren Restes in der Schüssel traten mir kleine Schweißperlen auf die Stirn. Erkannt habe ich eines der typischen Küchenkräuter, ebenfalls leicht scharf und für mich dem asiatischen Essen irgendwie zugehörig, dessen Name mir natürlich auch noch entfallen ist, und damit endet die Weisheit der Suchmaschinen meist auch schon. Stattdessen möchte ich hier auf die Weisheit der Leser schließen, vielleicht weiß von Ihnen allen jemand Rat, um einem unwissenden Landei kulinarisch auf die Sprünge zu helfen? Ich bin ja bereit, fast alles zu erwerben und zu verschlingen, um mich dieser nassen Göttin von einer Sauce erneut nähern zu können.

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Seit einigen Tagen eine doofe Entzündung im Mundraum, der ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht recht beikomme. Mittlerweile schmerzt selbst die Nase, und noch kann ich das ja alles eher distanziert und interessiert betrachten, noch wackelt ja kein Zahn und noch bin ich der Meinung, daß ein bißchen Hunger mich nun auch nicht gleich umbringen wird. Außerdem kann ich nicht mehr gedankenverloren in der Nase bohren und mir somit auch diese Unsitte noch abgewöhnen. Durch Schmerzen lernen ist jetzt auch kein neues Konzept, aber es hat dann doch ein paar scharfe Seufzer und zurückzuckende Finger gebraucht, bis ich den positiven Effekt für mich und meinen Seelenfrieden finden konnte.

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Aus irgendeinem Grund dann noch ein Asthmaanfall in der Nacht. Ignorieren half nicht, denn der Mund schmerzt mehr, wenn ich ihn auch noch zum Atmen hernehmen muß, und ganz ohne Atmung, nun, ich hab es mal versucht, ich tu es nicht wieder, versprochen. Bald darauf der übliche alte Husten, der so verlockend ist und dem ich doch nie nachgeben darf, denn Husten ist Arbeit, und Arbeit zieht Arbeit nach sich, wie Husten eben mehr Husten nach sich zieht. Und dann war da noch das Atmen. Alles schwierig, und als auch Lesen nicht half, lüftete ich mal großzügig. Stehen hilft, kalte Luft hilft mir auch, und erst als ich mich irgendwann halb sitzend fand, dachte ich daran, daß nicht alles, was hilft, auch ausreicht. Atmung und so. Also verschämt ins Bad, das alte Spray ausgepackt und dicht vor die kurzsichtigen Augen gehalten. Verwendbar bis, und dann eine höhnisch eingeprägte Jahreszahl zweitausendundneun auf der stählernen Kartusche. Egal, ich drückte, und nicht egal, denn sie hatte allen Druck verloren. Ich lutschte am Mundstück und saugte einen Unterdruck in den kleinen Behälter, daß ich meinte, das alte Plastik krachen zu hören. Meine Zunge passt ins Mundstück, kann ich nun mitteilen, aber eine weit ausgestreckte Zunge und ein scharfer Hustenreiz, nun ja. Also atmen, das klang nach einer Lösung, und langsame Schritte im Takt des Röchelns. Von oben sieht das aus wie fortgeschrittener Hospitalismus, lachte mir mein innerer Schelm zu, der auch nachts wohl nichts Besseres zu tun hat, als über mich zu lachen. Worüber sonst, allein im Dunkeln, entschuldigte ich ihn im inneren Zwiegespräch, dann ein leichtes Lächeln der Wiedergutmachung, dann Gesichtsschmerz, dann Grimasse, dann wieder Husten. Ach ja, atmen. Und gehen. Leider zeichnet die Fitness-App die kleinen Schritte zwischen Bett und Sofa nicht auf, sonst hätte ich diese Daten selbstverständlich der Wissenschaft und den Krankenkassen zur Verfügung gestellt. So kann ich nur berichten, daß mit den ersten Sonnenstrahlen meine nackten Füße zwar halb erfroren, der Rest jedoch ausreichend müde war, um einzuschlafen und elf Minuten zu spät zum ersten Termin des Tages zu erscheinen. Mit dem Rad, selbstverständlich, denn Helden sterben ja nicht im Bett, und wenn doch, dann zumindest nicht allein in ihrem eigenen, und sowieso gilt nach wie vor eines der wenigen Versprechen, die ich gegeben habe, daß Kinder nicht vor ihren Eltern gehen sollen. Derart abgelenkt wurde ich trotz allem nicht von einem ins Büro eilenden Kraftwagen überfahren, und auch das nehme ich als gutes Omen. Man muß ja nehmen, was man kriegt. Vor allem Luft. Also atmen, ohne zu lächeln.
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Dienstag, 6. 09 16

06.09.16, 15:15 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Die Suche nach Kyle Dempster und seinem Bergkameraden wurde eingestellt. Ich kann mich an diesen Film erinnern, den wir sahen, auf dem Innenhof einer Industrieanlage, auf Plastikstühlen, und wie verzweifelt ich damals gehofft habe. Und dann diese Freude, diese Begeisterung, diese Lebenskraft. Einfach mal zu machen. Komisches Kraut rauchen, Selbstgebrannten aus Plastikflaschen trinken, durch Flüsse waten, auf Berge steigen. "So stoked" hast Du immer wieder gesagt, und mit Deiner wackligen Kamera in den Himmel gezeigt. "This is river-crossing in Kyrgyzstan", nackt, mit zwei Rucksäcken und gereckter Faust. Dieser Film hat mich beeindruckt. Die Musik hat mich hingerissen. Und in mir hat all das Spuren hinterlassen. Hab Dank dafür.

Und mach es gut, Kyle.
Wherever you may roam.

"I chose a bike
Instead of a partner
I chose the road
Over a basecamp
And that's what made all the difference"
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Mittwoch, 17. 12 14

17.12.14, 16:52 | 'Umanandastand'n ond rearn'

Eine schnelle abendliche Laufrunde, bevor es zum Besuch bei Freunden geht. Und unförmige Beine habe ich auch.

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Wir bespaßen den Junior, trinken Bier und Whisky, spielen mit dem Tablet und reden hin und her. Die Schwägerin, die in die große Stadt zieht. Das Mädchen, das ich vermisse. Urlaub. Spät in der Nacht kommt die Frau nach Hause, lächelnd und leuchtend und mit der Euphorie eines Gläschens Wein.
Traurig radle ich nach Hause.

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Es ist ja immer sehr einsam, einzelne Konzertkarten zu kaufen. Daher kaufe ich zwei, aber das macht es auch nicht wirklich besser heute.


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Es ist so, schreibe ich, daß Du fehlst, und wecke dabei den Thees in mir, weil ich Dich am Freitag nicht wiedersehen darf. Ich hoffe, schreibe ich weiter, es geht Dir gut.

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Keine Antwort.
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Montag, 10. 11 14

10.11.14, 13:08 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Irgendwas mit historischem Datum, Reichskristallnacht, Mauerfall. Irgendwas mit zwei, drei Familien, die fast alle Häuser in dieser kleinen Sackgasse bevölkern. Irgendwas mit einem Kundschafter, der durch die Gärten schlich und vom Schwiegersohn erkannt und von der Polizei festgenommen wurde. Irgendwas mit Reifenwechsel in der Garage an einem Sonntag im November.
Und dann stehe ich plötzlich mitten auf der Straße und halte mit meiner Gegenwart ein Auto an. Darin drei Männer, die langsam die Straße auf und ab gefahren waren. Ich fotografiere das Fahrzeug frontal und langsam. Die Männer sind wütend, das sieht man selbst auf den Fotos. Ich weiche keinen Schritt, sie müssen über den Bürgersteig an mir vorbeifahren. Es ist also wieder soweit, denke ich traurig und drehe das schwere Radkreuz in den Händen.
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Dienstag, 19. 08 14

19.08.14, 20:27 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Mein Auto, das plötzlich unsinnig weit hinten, unsinnig exakt zwischen zwei beliebigen weißen Strichen geparkt aus der Dämmerung auftaucht, während ich schräg durch das leere Parkhaus laufe. Ich steige ein und fahre ebenso schräg über all die leeren Parkplätze, die unsinnigen Streifen auf dem Boden zur Ausfahrt. Auf der langen zweispurigen Straße packt mich schon die Wehmut. Ich will hier nicht fahren. Ich will nicht selbst im Sommer nur den Abendhimmel sehen.
Ich gehe tanken, wie es alle montags tun, erwische die Säule, an der es nur den Superduperdiesel gibt, aber da ich noch Gutscheine von anderer Leute Winterreifen verprassen muß und das Auto so mit den Bremsen geplagt habe, lasse ich vollaufen und bekomme dafür sogar noch irgendwas aus Lego. Ich überlege kurz, wem ich das denn schenken kann, und erst jetzt komme ich darauf, es selbst aufzubauen. Habe ich nicht gern mit Lego gespielt?
Geld abheben, einkaufen. In den Supermarkt führt nur ein Rollband. Keine Treppe, kein Vorbeikommen. Ich stehe eingezwängt hinter meinem Wagen und lasse mich transportieren. Wenigstens habe ich gearbeitet, denke ich, zumindest einen Teil meiner Bürozeit, und ich freue mich an dem Zettel vor der Tastatur, auf dem meine Aufgaben stehen, wie ich sie mir abgerungen habe. Dann sehe ich eine gebeugte Frau, die meinem Wagen angestrengt mit ihrer Putzmaschine ausweicht. Der Supermarkt spielt Sheryl Crow, oder vielleicht ist das auch nur mein Innenohr. Nach innen höre ich ja noch ganz passabel, glaube ich. Aber an meiner Arbeit freuen kann ich mich nicht mehr. Ich muß mich nicht bücken, und ich darf zumindest durch ein Fenster Tageslicht sehen. Vielleicht glaube ich auch einfach, daß ältere Menschen nicht mehr abends arbeiten sollten. Oder nicht putzen. Ich weiß es nicht. Und die Genugtuung meiner eigenen Arbeit finde ich auch nicht mehr.
Weiter vorn bückt sich eine Frau in ein Regal, um Waren einzuräumen. Ein Kind zerrt an ihr, und ich hoffe, daß es in seinen Ferien nicht den ganzen Tag in dem Laden spielen muß, wo die Mutter arbeitet. Oder den Laden wenigstens ordentlich zerlegt. Anarchismus kommt mir auch sinnlos vor, und in meinem Wagen ist alles in Plastik. Nur die Bananen kann ich retten, indem ich den Wiegezettel direkt aufklebe. Das ist doch kein Leben, denke ich. Alles Plastik.
In der Schlange reißt eine nicht ganz hüfthohe große Schwester ihre kleine Schwester zur Seite, um mir Platz zu machen. Die Mutter dreht sich um, und ich lächle beschwichtigend.
An der Kasse muß ich warten, weil der neue Bräter keinen Preisaufkleber hat. Ich bezahle also und warte hinter der Kasse. Das stört mich nicht, und um das zu zeigen, setze ich die Lächelmaske auf. Ein Mann kauft fünf Bier und eine Stange Wurst. Montag. All das stopft er in seinen Rucksack und geht beschwingt, sein Bierbauch schwingt mit. Ich werde ihn später langsam auf dem Fahrrad an mir vorbeifahren sehen.
Eine junge Frau hat den Preis im Regal kontrolliert, und unter Entschuldigungen bekomme ich den Bräter. Später dann einen Parkplatz vor dem Haus. Nur der Bräter, der passt dann mitsamt dem Auflauf nicht in meinen kleinen Ofen. Dann eben offen.
Den Spiegel hast Du geputzt, als ich eingezogen bin. Ich spiele ein wenig auf der Gitarre. Keine neuen Nachrichten. Es wird dunkel, ich esse, zum joggen war ich vorher zu hungrig und jetzt schmeckt es mir zu gut. Ich packe die Gitarre weg und hoffe, daß die Blume mir die Trockenheit verzeihen wird.
Im Bett lese ich einen schlimmen, billigen Krimi, zweite Wahl steht drauf, und der passt recht gut zu diesem Arbeitstag. Ich denke noch an die Mail, die ich Dir schreiben wollte. Ich werde es nicht tun. Ich tue es nie, wenn ich es nicht sofort anfange. Ich kann mir nicht mehr einreden, daß das eine Chance wäre. Wecker halb sieben, ich lösche das Licht.
In der Nacht schrecke ich hoch. Der Melkstand ist leergeräumt, in der Grube liegt Stroh. Der Bauer kommt mir entgegen. Es ist nicht gut gelaufen, sagt er. Es hat nicht gereicht. Und dann sind da andere, die ich kenne, und die sind jetzt Chef. Ich drehe mich um und suche nach den Spuren meiner Arbeit, die ich als Sinn durchgehen lassen könnte. Ich finde sie nicht, und dann wache ich auf und bleibe wach liegen. Oft träume ich ja nicht. Ein Glück.
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Dienstag, 15. 07 14

15.07.14, 14:48 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Wir schliefen in einem Kibbuz, in Sichtweite der syrischen Grenze, auf dem Steinboden eines neuen Hauses, und durch die dünne Matte konnte ich das Grollen irgendwelcher Waffen mehr spüren als hören. Wir standen an der Grenze, vor Stacheldraht und Minenfeldern. In der Ferne Rauch. Ein Gedenkplatz mit Panzern, deren ausgebrannte Wracks man hier liegengelassen hatte, auf ihrem Weg den Hügel hinauf zerstört. Zwei von ihnen schauen sich immer noch an, auf schrägem Kollisionskurs, nur wenige Meter voneinander entfernt.
In der Dämmerung waren wir noch durch eine Plantage gelaufen, voll mit den süßesten Äpfeln, die ich je gegessen hatte. Und während wir nach dem Hund suchten, hatte ich die Backen voll mit Äpfeln, und noch einige in den Taschen.
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Mittwoch, 27. 11 13

27.11.13, 13:46 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Wie sie alle ihre Karriereabsichten verleugnen.
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Mittwoch, 3. 07 13

03.07.13, 20:31 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Den ertrinken lassen, der um Hilfe ruft. Dem nachsehen, der schwimmen gelernt hat.
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