Heute habe ich - lassen Sie mich eben nachzählen - sechs Ventilatoren im Büro, nur für mich. Sie surren sehr angenehm, und müde bin ich sowieso.

Gestern abend versehentlich erwachsen geworden. Wie ich so nach hause kam, vom Stall und Stammtisch und voll Freude aufs samstägliche Ausgehen, da schaute mich vorwurfsvoll eine Rechnerleiche vom Schreibtisch an, die wiederbelebt werden wollte. Morgen früh, beschwichtigte ich sie, und da mischte sich das Rad aus dem Keller auch noch ein: Und ich? sagte es mitleidserregend. Ja, sage ich, ihr habt ja recht, und ich auch keine rechte Lust, mich nach einem Bauernsamstag noch wankend und müde durch Menschen zu kämpfen.
So blieb ich zuhause und verbrachte die Nacht mit dem Patienten, und den Morgen mit dem Rad. Mutet mich immer noch seltsam an, dieses Vorausplanen. Dieses Überlegte, statt des Überstürzten.

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Komme eben aus der Dusche und will mir die Zähne putzen. Schwungvoll wie immer verteile ich Schaum auf dem Spiegel, dem Becken, schlicht überall. Ich kann ja das Singen auch nicht bleibenlassen. Zwei Spritzer wasche ich nebenbei mit einer Hand vom Knie, weiß der Geier, wie die da hinkamen. Nein, ich benutze meine Zahnbürste nicht als Mikrofon, und ich mache im Bad auch nicht den Elvis. Nicht direkt, jedenfalls.
Also stehe ich da, ein Bein im Becken, eine Hand an der Bürste, die wiederum im Mund, die andere Hand wischt das Knie sauber, und mein Blick landet im Spiegel. Da packt mich das Lachen, und dann kann ich eigentlich gleich nochmal duschen gehen.

"You don't even know what to hate, do you? What to change. What. Or whom.
Don't change, darling. You just have to keep on breathing. The trick is to keep breathing. Senseless, no matter."

Immer willst Du sein, und nie willst Du werden!

Durchkämpft.

Ich torkle nach draußen, betäubt von der gequetschten Masse Mensch, vom Schalldruck, vom zwingenden Trinken, hinaus in die stille Nacht, und dieser abrupte Wechsel fühlt sich immer sehr gut an, wie ein Eimer kalten Wassers an einem überhitzten Tag, und ich mag mein Schwanken dann noch mehr, weil ich es mitnehmen darf und mich daran freuen, bis ich mit brummendem Schädel wieder aufwache und die Freude verfluche.
Ich knalle die Blechtür hinter mir zu und stehe in dem Matsch, den zig andere Betrunkene produziert haben, schwankend wie ich und mit offenen Hosenläden, und der stechende Geruch von Urin vertreibt den Rauch aus meiner Nase, der lehmige Schmodder quetscht sich an meinen Schuhen empor, und das ernüchtert mich so, daß ich nach hause möchte, und nicht mehr betrunken sein, nicht mehr auf dieser unerträglichen Suche.

Was ist Dein Fetisch? fragt sie nebenbei, während sie Pilze schmort und ich Zwiebeln schneide. Worauf stehst Du, was macht Dich an?
Ich weiß es nicht, sage ich. Oder besser: Ich kann es nicht definieren. Eine Woche später schreibe ich: Begeisterung. Leidenschaft. Empathie. Ich bekomme keine Antwort mehr.

Ich saß in der Straßenbahn, die zwischen Wiesen und Feldern hindurchrumpelte, schnurgerade durch ein kleines Wäldchen schnitt, die Neue Messe in Sichtweite, und wenn man Glück hat, kann man sogar ein Flugzeug sehen. Heute hatte ich kein Glück.
Auf den Zaunpfosten neben dem Schienenstrang saßen Krabben, oder vielleicht standen sie auch da, wer weiß das schon, das hatten wir schon mal, und als die Straßenbahn vorbeiratterte, erhoben sie sich, und ihre starken, gezielten Flügelschläge, die so unbeirrbar, so selbstsicher sind, wie es kein Ausschreiten noch so kräftiger Beine je sein könnte, die rangen mir ein Lächeln ab, an jenem Tag.

Ich muß raus aus den Gummistiefeln.

Die neue Plakatwerbung der Blöd-Zeitung - schießt sich die nicht selbst ins Knie?