06.10.10, 02:09 | 'Heller als tausend Sonnen'

Kinderbilder, auf denen sie mich gemalt haben! Auf ein altes Blatt aus dem Stallbuch, und als sie mir stolz ihre Bilder überreichen, da bekomme ich erklärt, daß ich der Traktorfahrer sei. Der mit dem Herz drauf, sagen sie.
05.10.10, 10:30 | 'Heller als tausend Sonnen'
"Dancing with myself" dröhnt aus dem kleinen Radio, und ich drehe mich im Kreis auf den rutschigen Fliesen, schwenke meine Flasche im Takt und singe lauthals durch das ganze Haus. Tags darauf stehe ich im Bus im Mittelgang, schwenke wieder meine Flasche, während wir im grausam lauten Chor "Ein Kompliment" singen, und wie von selbst habe ich das Telefon in der Hand und Deine Nummer darauf und denke daran, wie schön das jetzt wäre, Dir diesen Lärm zu schicken, aus dem Trubel heraus. Mein Herz klopft mir bis in den Hals, es schlägt den Takt zur Musik, und als ich jetzt kleine, tapsige Schritte wage, während ich mich an den Sitzreihen festhalte, da tanze ich mit Dir, und alles ist gut.
01.10.10, 15:45 | 'Heller als tausend Sonnen'
Und dann gibt es Tage, die sind voll und gut, voll mit Arbeit, voll mit Basteleien, und zwischendurch steht man am Fenster und spielt "Shine a light" auf der Mundharmonika, begleitet von den Stones aus den Lautsprechern, ohne Noten oder Vorgaben, dafür mit Liebe und Lautstärke, daß man unwillkürlich den ganzen Körper krümmt und reckt, und zu dem erregenden "Come on up now" klopft auch das Herz den Takt. Dann Tanzen, Lachen, Schwitzen, und am Ende sitzt man biertrinkend mit Menschen auf Holzbänken, die ganz langsam zu Bekannten und zu Freunden werden, und man trifft auf den schwülen Blick von einer, die in Gruppen so still ist und beim Tanz so biegsam und kräftig, daß einem die Hand an dieser Hüfte so gut und richtig vorkommt, daß man tatsächlich beginnt, zu führen, Richtungen vorzugeben und das Kinn hochzuhalten. Und man sitzt danach am Schreibtisch und schaut in die Nacht hinaus, vor der man sich im Fenster spiegelt, ein Schreibtisch, ein Stuhl, Papiere in den Händen, und spielt nebenbei an den Schuhen herum, die als nächste Bastelei schon hier liegen, zieht sie aus der Tüte, streicht über das weiche Leder dieser zierlichen Mädchenschuhe, dreht die abgebrochene Schnalle in den Fingern und überlegt, wie man um Himmels Willen nun wieder dazu gekommen ist, in der Nacht diese Tüte in die Hand gedrückt zu bekommen, und man überlegt, ob das nun Messing ist und man das löten kann, oder ob man schweißen soll und wie man dabei das Leder schützt. So kommt man zur Ruhe, in der Nacht, die wieder kurz wird, weil sich die Tage so dehnen, jeder einzelne in einer langen Reihe, und sie verschwimmen am Horizont hinter einem, während man freudig auf den nächsten zustürmt.
Und dann - was ich erzählen wollte - das Telefon, das schon voraus ins Bett geflogen ist, irgendwo zwischen die zerwühlten Kissen, im hohen Bogen durch die offene Tür, während ich draußen meine Jacke aufgehängt hatte, das Telefon, es gibt einen kurzen, verschämten Laut von sich. Ich halte inne. Daran kann man sehr gut ablesen, wie es einem geht, denke ich noch. Worauf hoffst Du, Texaner? Wer soll an Dich denken, was möchtest Du lesen, damit es eine gute Nacht wird? Und wovor fürchtest Du Dich, daß Du jetzt nicht hingehst und nachschaust? Ich denke an ein Lachen, an Augen wie schwere, nasse Wiesen, wie frischgepflügter Boden, Augen wie ein Luftbild der Landschaft, die ich so liebe, daß ich für immer dort bleiben will. Aber ich hoffe nicht. Irgendwas wird es sein und irgendwer, und manchmal ist mir so beschwerlich und ich so getrieben, daß ich schon gar nicht mehr will, nichts hören, sehen, tun.
Ich vergesse wieder, weil ich vergessen will, setze mich ans Fenster und spiele einen Blues, der womöglich nur Katzen und Marder verjagen kann, bis mir kalt ist und ich mich ins Bett werfe und beim Nesten das kalte Telefon in die Hände bekomme. Ich will es schon weglegen, aufs harte Holz, damit es morgen früh Krach machen und mich wecken kann, da drücke ich gewohnheitsmäßig auf eine der Tasten, zufällig vielleicht, weil die Tasten so klein und meine Hände so kalt sind. Wer weiß das schon, denke ich, und das grelle Licht blendet mich, bis ich den Namen erkenne, der mich ebenso blendet, und so lege ich das Telefon zur Seite, ohne die Nachricht gelesen zu haben, und schließe die Augen und schlafe ein, während immer noch ihr Name in meinem Kopf leuchtet.
Und dann - was ich erzählen wollte - das Telefon, das schon voraus ins Bett geflogen ist, irgendwo zwischen die zerwühlten Kissen, im hohen Bogen durch die offene Tür, während ich draußen meine Jacke aufgehängt hatte, das Telefon, es gibt einen kurzen, verschämten Laut von sich. Ich halte inne. Daran kann man sehr gut ablesen, wie es einem geht, denke ich noch. Worauf hoffst Du, Texaner? Wer soll an Dich denken, was möchtest Du lesen, damit es eine gute Nacht wird? Und wovor fürchtest Du Dich, daß Du jetzt nicht hingehst und nachschaust? Ich denke an ein Lachen, an Augen wie schwere, nasse Wiesen, wie frischgepflügter Boden, Augen wie ein Luftbild der Landschaft, die ich so liebe, daß ich für immer dort bleiben will. Aber ich hoffe nicht. Irgendwas wird es sein und irgendwer, und manchmal ist mir so beschwerlich und ich so getrieben, daß ich schon gar nicht mehr will, nichts hören, sehen, tun.
Ich vergesse wieder, weil ich vergessen will, setze mich ans Fenster und spiele einen Blues, der womöglich nur Katzen und Marder verjagen kann, bis mir kalt ist und ich mich ins Bett werfe und beim Nesten das kalte Telefon in die Hände bekomme. Ich will es schon weglegen, aufs harte Holz, damit es morgen früh Krach machen und mich wecken kann, da drücke ich gewohnheitsmäßig auf eine der Tasten, zufällig vielleicht, weil die Tasten so klein und meine Hände so kalt sind. Wer weiß das schon, denke ich, und das grelle Licht blendet mich, bis ich den Namen erkenne, der mich ebenso blendet, und so lege ich das Telefon zur Seite, ohne die Nachricht gelesen zu haben, und schließe die Augen und schlafe ein, während immer noch ihr Name in meinem Kopf leuchtet.
13.09.10, 19:30 | 'Heller als tausend Sonnen'
"Wenn ich mir all die Pfeifen ansehe, die Du schon gehabt hast, kann es ja nicht so schwer sein, Dich zu kriegen."
(Ich darf das.)
(Ich darf das.)
08.09.10, 22:36 | 'Heller als tausend Sonnen'

Ihr redet von Panoramafreiheit und fotografiert Häuser. Ihr habt sie nicht mehr alle.
02.09.10, 01:40 | 'Heller als tausend Sonnen'
Ich fröstelte so in das warme Fell meiner Weste hinein und sah in den klaren Himmel. Die Sterne funkeln wieder, gegenüber ist das kleine Fenster des neuen Wohnwagens hell erleuchtet. Mit kurzen Ärmeln und warmer Weste, das ist eben ein Altweibersommer für alte Herren, und auf den ganzen Autos, die kreuz und quer vor dem Eingang stehen, sammelt sich schon die Feuchtigkeit auf den Scheiben. Zuerst als Schleier, dann in kleinen Tropfen.
Ich sehe den großen Wagen und muß grinsen. Das ist das einzige Sternbild, das ich immer erkenne. Dann den seltsamen Stern, der hell und groß ist und manchmal über dem Bergkreuz steht. Ich grüße ihn eben stumm, als aus dem Nichts eine Sternschnuppe ihre kurze Bahn zieht und verglimmt.
Ich darf mir etwas wünschen, freue ich mich. Ich überlege und schüttle dann die kalten Arme aus, ziehe die Schultern hoch. Ich wüßte nicht, was. Und das freut mich noch mehr.
Lächelnd gehe ich wieder nach drinnen, wo heute so viele sind, und wo heute Kapuzen Thema sind, und Reißverschlüsse und Mützen mit Loch für Pferdeschwänze. Was man nicht alles lernt, denke ich.
Als ich nach Hause komme, habe ich einen Betreuer. Ganz ohne Wunsch. Und ganz nach Wunsch.
Ich sehe den großen Wagen und muß grinsen. Das ist das einzige Sternbild, das ich immer erkenne. Dann den seltsamen Stern, der hell und groß ist und manchmal über dem Bergkreuz steht. Ich grüße ihn eben stumm, als aus dem Nichts eine Sternschnuppe ihre kurze Bahn zieht und verglimmt.
Ich darf mir etwas wünschen, freue ich mich. Ich überlege und schüttle dann die kalten Arme aus, ziehe die Schultern hoch. Ich wüßte nicht, was. Und das freut mich noch mehr.
Lächelnd gehe ich wieder nach drinnen, wo heute so viele sind, und wo heute Kapuzen Thema sind, und Reißverschlüsse und Mützen mit Loch für Pferdeschwänze. Was man nicht alles lernt, denke ich.
Als ich nach Hause komme, habe ich einen Betreuer. Ganz ohne Wunsch. Und ganz nach Wunsch.
19.08.10, 11:15 | 'Heller als tausend Sonnen'

Wir erzählen uns Geschichten aus der Zeit, als es diese Wirtschaft noch gab, deren Namen man schon ein Dorf weiter ganz anders ausspricht als hier. Als ich noch abends an die niedrige Hintertür kam, mit einem zugesteckten Kreuzer aus dem Milchkässle meiner Oma, und mir aus den riesigen Gefriertruhen ein Eis aussuchen durfte. Ich habe für den Kreuzer jedes Eis bekommen, das ich mir ausgesucht habe, das kleine am Stiel ebenso wie das große mit der Waffel und den Krokantsplittern, habe mich bedankt und auf die sonnenwarme Mauer der Miste gesetzt, neben die riesige Distel, die dort wuchs, oder auf den alten Nussbaum im Hof, unter dem der Dengelstein lag.
Heute ist die Wirtschaft längst geschlossen. Die letzte der beiden alten Damen kam vor Jahren noch heraus, als ich wieder einmal die Miste leerte, schwer auf ihren Stock gestützt und mit arg schlechten Augen. Sie drückte mir einen Geldschein in die Hand und sagte: "Jede Arbeit ist ihres Lohnes wert." Das hört man oft, wenn sich hier jemand gegen die Bezahlung eines Gefallens wehrt.
Die alten Damen ruhen jetzt, und ihre Enkel öffnen vier Wochen jedes Jahr die Wirtschaft, und davon erhalten sie die Gebäude. Die Wirtschaft selbst, die alte Kegelbahn, den Stall und die Scheune, die zum Hof gehört haben. Und dann sitzen wir da wie unsere Großväter, und es kommen zwei Späte noch herein, gut angeschossen in Latzhosen und Bergschuhen, und sie lamentieren, daß sie ihre Instrumente nicht mit haben an einem Werktagsabend, den sie überall und nirgends ausklingen lassen, und so singen wir halt ohne Begleitung die alten Lieder, und wir lachen und erzählen, damit die Zeit vergeht, aber nicht verschwindet.
01.08.10, 15:08 | 'Heller als tausend Sonnen'
"Your turbo-charged heart."
26.07.10, 13:06 | 'Heller als tausend Sonnen'

Spaß muß man zeigen.

Und Haltung.
Mehr muß gar nicht sein.
19.06.10, 14:50 | 'Heller als tausend Sonnen'
Man kommt ja nie zu nichts, und dann ist der Mai auch schon wieder vorbei, die Crème brûlée hat man zwar im Wörterbuch nachgeschlagen, aber selbstverständlich nicht fotografiert, und dann war man hier und dort und da und sell und jenes, und so vieles hat man geknipst und so vieles vergessen schon.

Das herrliche Durcheinander großer Maschinen während der Tunnelführung.

Der Eingang zum Tunnel selbst, der es in einigen Jahren ermöglichen wird, die in der Bedeutungslosigkeit versinkende große Stadt nicht einmal mehr sehen zu müssen, während man sie durchquert.

Das Centurion Le Mans, das ich vom Bruder meiner Großmutter geschenkt bekam, der sich, jetzt in den hohen Achtzigern, überreden ließ, den Abfahrtslauf bleiben zu lassen und sich auf Skilanglauf zu beschränken, das Rennradeln sein zu lassen und überhaupt gemächlicher zu tun. Interessiert hört er mir zu, wie ich vom gefederten Bergrad erzähle, und der Schalk sitzt ihm in den Falten in den Augenwinkeln, als er sich selbst einlädt, um dieses Gefährt einmal - nur einmal! - zu versuchen.

Hell yeah!

Der vor einiger Zeit erwähnte Apfelstrudel und auch die Brücke zurück zur Einleitung. Ich bin über dieses Bild gestolpert, und da waren noch die ganzen anderen, und überhaupt bin ich sehr säumig in meiner Berichterstattung.

Das herrliche Durcheinander großer Maschinen während der Tunnelführung.

Der Eingang zum Tunnel selbst, der es in einigen Jahren ermöglichen wird, die in der Bedeutungslosigkeit versinkende große Stadt nicht einmal mehr sehen zu müssen, während man sie durchquert.

Das Centurion Le Mans, das ich vom Bruder meiner Großmutter geschenkt bekam, der sich, jetzt in den hohen Achtzigern, überreden ließ, den Abfahrtslauf bleiben zu lassen und sich auf Skilanglauf zu beschränken, das Rennradeln sein zu lassen und überhaupt gemächlicher zu tun. Interessiert hört er mir zu, wie ich vom gefederten Bergrad erzähle, und der Schalk sitzt ihm in den Falten in den Augenwinkeln, als er sich selbst einlädt, um dieses Gefährt einmal - nur einmal! - zu versuchen.

Hell yeah!

Der vor einiger Zeit erwähnte Apfelstrudel und auch die Brücke zurück zur Einleitung. Ich bin über dieses Bild gestolpert, und da waren noch die ganzen anderen, und überhaupt bin ich sehr säumig in meiner Berichterstattung.
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