05.08.09, 09:44 | 'Dying to say this to you'
Weit zurück.
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Der Geburtstag, und wie lange nicht gesehen? Ich bin unsicher, stelle mich vor den Grill in den Weg, dann in die Küche in den Weg, dann auf der Terrasse in den Weg. Dann einfach nur noch in den Weg.
Das Mädchen erzählt von ihrem Dreißiger, ihr Ausschnitt wogt und erzählt ganz andere Geschichten.
Ein zweites Mädchen lacht und lacht, und an ihr möchte ich die Lachfältchen studieren, wie sie da sitzt mit ihrem grauen Jaghund auf dem Rasen. Ich rufe ihn, und er kommt, und sie mit ihm, die Flasche in der Hand schwenkend. Soll ich Dir ein Glas besorgen, frage ich, doch für Weizen braucht sie kein Glas, hat sie noch nie gebraucht, das müsste mir doch klar sein.
Spät abends stehen wir nacheinander auf diesem weißen Podest, wir tragen keine Schuhe mehr und machen seltsame Verrenkungen, während wir in den Fernseher starren. Als ich insistiere, daß meine Kleidung fairerweise auch mit zwei Kilogramm eingetragen werden soll, da lachen sie. Knapp unter zwanzig düpiere ich die Damen, und das nach diesem Essen! Darauf einen Schnaps, Likör, und schon verabschiedet man sich. Umarmen, nie habe ich es für passend gehalten. Heute möchte ich allen, die eben noch fremd waren, in die Arme fallen. In ihrem Busen versinken, das verrauchte Lachen aus ihrer Brust hören, wie es sich den Weg bahnt. Sie fährt mir nach, den selben Weg. Als sie abbiegt, blinke ich auch.
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Nicht eine von den vielen Arbeiten, die ich in den letzten Tagen erledigt habe, mag mir noch einfallen, und das sollte mir doch zu denken geben, ob ihres Stellenwertes.
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Beim Benzinpoker verliere ich diese Woche, signalisiert mir das rote Lämpchen.
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Ich habe ihr davon erzählt, daß ich mir ein neues Motorrad kaufen möchte. Wie immer zu schnell, zu früh, zu unbedacht, und jetzt stehe ich da, mit einer begeisterten Interessentin, der ich das Mopped nicht zutraue, und wie komme ich da jetzt nur wieder heraus?
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In diesem Büro bin ich nicht der vierte, sondern erster, um kurz nach sechs. Den Lichtschalter finde ich nicht, und der Sonnenschutz lässt sich auch nicht von Hand bewegen. Ich fluche ausgiebig, weil alleine, und bleibe eben im Dunkeln sitzen.
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An seinem Neunundfünzigsten erzählt er vom Marathon, von seinen Skiern, von seinen Rädern, und diese Begeisterung, die eint uns. "Du willst allein fahren, nicht mit uns Alten", sagt er und klopft mir auf die Schulter, er, der mich erkennt.
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Mit Absagen kann ich ach so schlecht. Mach mir Kaffee, sage ich grinsend, und sie lacht, daß sie nicht zu hause sei. Und daß ich vorbeikäme, sage ich dem Engel, den ich so gar nicht für die Alb begeistern kann.
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Er möchte mir von Betriebssystemen erzählen, und das ist sehr rührend, weil wir stets nur übers Technische zu uns gefunden haben, und über die gemeinsame Verachtung derer, die keine Begeisterung haben, die nach Stunden leben, die ihr Leben auftrennen. Es ist der erste Versuch seit langem, seit Monaten, seit fast einem Jahr vielleicht, und ich sehe ihm die Mühe an, die Freude, die Unsicherheit, und wie er sich drängt. Ich sehe, daß er das hinunterschluckt, daß ich sein System zerlegt habe, weil ich etwas basteln mußte und das immer noch mein System war, irgendwie, und überhaupt war das auch keine Absicht, beileibe nicht. Das ist das Thema, Stein des Anstoßens, nicht des Anstoßes, und ich würge einige Standardsätze heraus, weil mich das so reißt, weil ich auch gern wieder dorthin finden würde, wo er hin möchte. Bislang allerdings jedes Mal, wenn ich auf dem Weg war, der Schuß vor den Bug, der mich zum Abdrehen zwang. Die letzten waren Treffer, unter der Wasserlinie, und sie schlugen große Lecks, durch die immer noch gurgelnde See hereinströmt, die mich beschwert und an mir zieht, und das möchte ich nie mehr haben, dann lieber kein Geschwader, sonst sitzt man am Ende allein im Rettungsboot oder muß jämmerlich ersaufen, nur weil man die vorgeschriebenen Abstände nicht eingehalten hatte, die doch nirgends geschrieben standen, und die so unterschiedlich sind - bei Vätern.
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Zu gern wüsste ich, wie ich in der Stadt aufgewachsen wäre.
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Falls jemand jemanden kennt: Ich hätte gern eines dieser FAZ-Blogs. Land und Landwirtschaft, hihi. Von Mensch und Tier, vielleicht. Dieselross und und Rinderwahn, womöglich. Schlepperdisco - Ackerparty, wäre am schönsten. Und ich würde auf die allgegenwärtigen Doppelkreuze verzichten, versprochen. Es wäre das hubraumstärkste Weblog, und das mit dem höchsten Kohlendioxidausstoß, womöglich.
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Am Büro fährt einer vorbei, den ganzen Tag, und verbreitet frische Landluft. Sie lachen, weil ich schnuppere und wittere, und dabei die Nase so ganz anders verziehe als die Dame, die mir gegenüber sitzt. Und da packt mich der Teufel bei der Nase, der verzogenen, und ich erzähle von dem Wintertag, als wir uns aufrafften, in der Grube Dinge zu erledigen, die versäumt wurden beim Bau, und wie ich dort stand und hinauf rief, daß man sich daran gewöhnen könne, sobald die Gummistiefel erst vollgelaufen seien. Nur kalt war es, das weiß ich noch, und daß ich mein Werkzeug mit blauen Ballenschnüren um den Hals trug. Trotzdem verlor ich eines, das ich tastend wiederzugewinnen suchte, tief und tiefer, mit zu kurzen Armen, und noch ein Stück hinab, wie ich an mir selbst zog und zerrte, und mich wehrte, und dann war die Nase plötzlich drin und braun, das Werkzeug in Reichweite, und ich prustend und schnaubend und sehr hilflos, mit welchem verschmierten Körperteil hätte ich mir auch den hartnäckigen Tropfen von der Nase wischen sollen?
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Daß ich das so gar nicht verstehen kann. In einem düsteren Büro zu sitzen und von der Sonne zu reden. Abend, sage ich, und Abendsonne. Ach, da muß sie zum Sport, in einen düsteren Keller, und dahin mit dem Auto, und danach noch ins Sonnenstudio, und dann ist auch schon Nacht. Aha, sage ich, und tue so, als hätte ich verstanden.
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Sie machen sich lustig über meine Faszination für diese große, schlanke Blonde, und trotzdem sitzen die beiden dann da und finden sie tatsächlich, in der Telefonliste, mit Bild, und was will man mehr, außer beim Mittagessen angestoßen zu werden; Da kommt sie, geh zu ihr! was ja genau das ist, das ich nicht kann, mir fiele da nichts ein, bis auf die leidige Diskussion, ob ihre Gläser denn nun Fenstergläser seien, weil sie ihr sogar die schicke kleine Brille neiden, die ihre Nase so schön... - ach, ich will Sie nicht langweilen mit solchen Geschichten.
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Der Geburtstag, und wie lange nicht gesehen? Ich bin unsicher, stelle mich vor den Grill in den Weg, dann in die Küche in den Weg, dann auf der Terrasse in den Weg. Dann einfach nur noch in den Weg.
Das Mädchen erzählt von ihrem Dreißiger, ihr Ausschnitt wogt und erzählt ganz andere Geschichten.
Ein zweites Mädchen lacht und lacht, und an ihr möchte ich die Lachfältchen studieren, wie sie da sitzt mit ihrem grauen Jaghund auf dem Rasen. Ich rufe ihn, und er kommt, und sie mit ihm, die Flasche in der Hand schwenkend. Soll ich Dir ein Glas besorgen, frage ich, doch für Weizen braucht sie kein Glas, hat sie noch nie gebraucht, das müsste mir doch klar sein.
Spät abends stehen wir nacheinander auf diesem weißen Podest, wir tragen keine Schuhe mehr und machen seltsame Verrenkungen, während wir in den Fernseher starren. Als ich insistiere, daß meine Kleidung fairerweise auch mit zwei Kilogramm eingetragen werden soll, da lachen sie. Knapp unter zwanzig düpiere ich die Damen, und das nach diesem Essen! Darauf einen Schnaps, Likör, und schon verabschiedet man sich. Umarmen, nie habe ich es für passend gehalten. Heute möchte ich allen, die eben noch fremd waren, in die Arme fallen. In ihrem Busen versinken, das verrauchte Lachen aus ihrer Brust hören, wie es sich den Weg bahnt. Sie fährt mir nach, den selben Weg. Als sie abbiegt, blinke ich auch.
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Nicht eine von den vielen Arbeiten, die ich in den letzten Tagen erledigt habe, mag mir noch einfallen, und das sollte mir doch zu denken geben, ob ihres Stellenwertes.
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Beim Benzinpoker verliere ich diese Woche, signalisiert mir das rote Lämpchen.
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Ich habe ihr davon erzählt, daß ich mir ein neues Motorrad kaufen möchte. Wie immer zu schnell, zu früh, zu unbedacht, und jetzt stehe ich da, mit einer begeisterten Interessentin, der ich das Mopped nicht zutraue, und wie komme ich da jetzt nur wieder heraus?
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In diesem Büro bin ich nicht der vierte, sondern erster, um kurz nach sechs. Den Lichtschalter finde ich nicht, und der Sonnenschutz lässt sich auch nicht von Hand bewegen. Ich fluche ausgiebig, weil alleine, und bleibe eben im Dunkeln sitzen.
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An seinem Neunundfünzigsten erzählt er vom Marathon, von seinen Skiern, von seinen Rädern, und diese Begeisterung, die eint uns. "Du willst allein fahren, nicht mit uns Alten", sagt er und klopft mir auf die Schulter, er, der mich erkennt.
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Mit Absagen kann ich ach so schlecht. Mach mir Kaffee, sage ich grinsend, und sie lacht, daß sie nicht zu hause sei. Und daß ich vorbeikäme, sage ich dem Engel, den ich so gar nicht für die Alb begeistern kann.
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Er möchte mir von Betriebssystemen erzählen, und das ist sehr rührend, weil wir stets nur übers Technische zu uns gefunden haben, und über die gemeinsame Verachtung derer, die keine Begeisterung haben, die nach Stunden leben, die ihr Leben auftrennen. Es ist der erste Versuch seit langem, seit Monaten, seit fast einem Jahr vielleicht, und ich sehe ihm die Mühe an, die Freude, die Unsicherheit, und wie er sich drängt. Ich sehe, daß er das hinunterschluckt, daß ich sein System zerlegt habe, weil ich etwas basteln mußte und das immer noch mein System war, irgendwie, und überhaupt war das auch keine Absicht, beileibe nicht. Das ist das Thema, Stein des Anstoßens, nicht des Anstoßes, und ich würge einige Standardsätze heraus, weil mich das so reißt, weil ich auch gern wieder dorthin finden würde, wo er hin möchte. Bislang allerdings jedes Mal, wenn ich auf dem Weg war, der Schuß vor den Bug, der mich zum Abdrehen zwang. Die letzten waren Treffer, unter der Wasserlinie, und sie schlugen große Lecks, durch die immer noch gurgelnde See hereinströmt, die mich beschwert und an mir zieht, und das möchte ich nie mehr haben, dann lieber kein Geschwader, sonst sitzt man am Ende allein im Rettungsboot oder muß jämmerlich ersaufen, nur weil man die vorgeschriebenen Abstände nicht eingehalten hatte, die doch nirgends geschrieben standen, und die so unterschiedlich sind - bei Vätern.
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Zu gern wüsste ich, wie ich in der Stadt aufgewachsen wäre.
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Falls jemand jemanden kennt: Ich hätte gern eines dieser FAZ-Blogs. Land und Landwirtschaft, hihi. Von Mensch und Tier, vielleicht. Dieselross und und Rinderwahn, womöglich. Schlepperdisco - Ackerparty, wäre am schönsten. Und ich würde auf die allgegenwärtigen Doppelkreuze verzichten, versprochen. Es wäre das hubraumstärkste Weblog, und das mit dem höchsten Kohlendioxidausstoß, womöglich.
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Am Büro fährt einer vorbei, den ganzen Tag, und verbreitet frische Landluft. Sie lachen, weil ich schnuppere und wittere, und dabei die Nase so ganz anders verziehe als die Dame, die mir gegenüber sitzt. Und da packt mich der Teufel bei der Nase, der verzogenen, und ich erzähle von dem Wintertag, als wir uns aufrafften, in der Grube Dinge zu erledigen, die versäumt wurden beim Bau, und wie ich dort stand und hinauf rief, daß man sich daran gewöhnen könne, sobald die Gummistiefel erst vollgelaufen seien. Nur kalt war es, das weiß ich noch, und daß ich mein Werkzeug mit blauen Ballenschnüren um den Hals trug. Trotzdem verlor ich eines, das ich tastend wiederzugewinnen suchte, tief und tiefer, mit zu kurzen Armen, und noch ein Stück hinab, wie ich an mir selbst zog und zerrte, und mich wehrte, und dann war die Nase plötzlich drin und braun, das Werkzeug in Reichweite, und ich prustend und schnaubend und sehr hilflos, mit welchem verschmierten Körperteil hätte ich mir auch den hartnäckigen Tropfen von der Nase wischen sollen?
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Daß ich das so gar nicht verstehen kann. In einem düsteren Büro zu sitzen und von der Sonne zu reden. Abend, sage ich, und Abendsonne. Ach, da muß sie zum Sport, in einen düsteren Keller, und dahin mit dem Auto, und danach noch ins Sonnenstudio, und dann ist auch schon Nacht. Aha, sage ich, und tue so, als hätte ich verstanden.
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Sie machen sich lustig über meine Faszination für diese große, schlanke Blonde, und trotzdem sitzen die beiden dann da und finden sie tatsächlich, in der Telefonliste, mit Bild, und was will man mehr, außer beim Mittagessen angestoßen zu werden; Da kommt sie, geh zu ihr! was ja genau das ist, das ich nicht kann, mir fiele da nichts ein, bis auf die leidige Diskussion, ob ihre Gläser denn nun Fenstergläser seien, weil sie ihr sogar die schicke kleine Brille neiden, die ihre Nase so schön... - ach, ich will Sie nicht langweilen mit solchen Geschichten.
06.07.09, 09:58 | 'Dying to say this to you'
Und wie wir so durch den Schurwald fuhren, in der Dämmerung auf den engen, kurvigen Strecken, die ich alle einmal so gut gekannt habe, da spürte ich wieder diese wahnisnnige Sehnsucht nach dem Motorradfahren, die ich eigentlich schon als Nostalgie abgetan hatte.
25.06.09, 17:10 | 'Dying to say this to you'
Gestern abend noch, als ich mich in den Pedalen dem Berg entgegenstemmte, schrie ich atemlos meine Liebe in den dunklen Wald und war mir dabei so sicher, wie ich es selten bin.
Ich kann ja immer sehr gut an mir selbst zweifeln, und an den Dingen, die mir eben noch so sicher schienen. Ich kann das noch besser als das sicher sein.
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Heute kratzt niemand an mir, dachte ich eben.
Ich kann ja immer sehr gut an mir selbst zweifeln, und an den Dingen, die mir eben noch so sicher schienen. Ich kann das noch besser als das sicher sein.
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Heute kratzt niemand an mir, dachte ich eben.
22.06.09, 12:17 | 'Dying to say this to you'
Und wie ich heute morgen so aussteige, auf dem großen Parkplatz und auf der falschen Seite, da ist mir sehr warm in der Kälte, des Mitleids mit der Kupplung wegen, und des erschreckten "Huch", das die Fahrerin bei Gegenverkehr von sich gab. Und mir wird noch wärmer, als mir auffällt, daß ich all die weisen Ratschläge, die ich mir auf Klebezettel notiert hatte, ignoriert habe. So stehe ich dann Minuten später am Kaffeeautomaten, der nur Zwanzgerle nimmt, und in diesem Ausdruck bin ich eben übel steckengeblieben, weil es zu der Zeit, in der ich sprechen gelernt habe, nur Zehnerle gab, Kreuzerle eben, oder Fuffzgerle, meinetwegen, aber das war schon eine Menge Geld, weil silbern; jedenfalls ist mir sehr warm, und ich krame im Geldbeutel, und mir wird siedigheiß, als ich so denke Gestern, ja, da standest Du am Tresen und dachtest noch so, eins trinken wir noch, und dann hast Du zu dem Mädchen gesagt, daß sie das Kleingeld bekommt, und dafür könntest Du Dich jetzt ohrfeigen, also für das Kleingeld, nicht für das Bier und nicht für das Mädchen, und jetzt stehe ich da, ohne Zwanzgerle und ohne Kaffee, und da hilft mir auch das Bier nicht mehr, herrjeh.
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Bestimmt zehn Mal fahre ich an der Baustelle vorbei, winkend. Mit Mist, mit dem Radlader, mit dem Mischwagen. Irgendwann, nach Feierabend, halte ich an vor diesem Backsteinlebenstraum, und ich setze mich zu ihnen auf die Bank, zwischen Scheune und wachsendes Haus. Möchtest Du eins, fragt er, und das gehört dazu, also turne ich über den Bau, die Flasche in der Hand, und rufe aus den angedeuteten Räumen Worte wie "Kinderzimmer", "Wohnzimmer" und so weiter, und dann lasse ich mir die Heizung erklären, Scheitholz, metrig, und ich nicke sehr fachmännisch zur zusätzlichen Ölheizung, man weiß ja nie.
Dann sitzen wir wieder da, und ich schaue die beiden an, er ist so alt wie ich, auf den Tag genau, und irgendwo haben wir uns getrennt, in der Schule schon, oder kurz danach, wer weiß das schon, ich kann das gar nicht so recht glauben, daß sie das sein kann für ihn, ich kanns nach acht Jahren noch nicht glauben, und wer das jetzt angreift, diesen Hausbau, und warum da zwei Kinderzimmer eingeplant sind, ich kann das alles nicht sehen, ich gönne ihm das, er sieht glücklich aus, und das wärmt mich, weil er jetzt etwas haben wird, um das er herumlaufen kann, an dem er tun und machen kann, Kollege, sage ich immer wieder, und drehe die Flasche in der Hand, Kollege, weil das jetzt stimmt für ein halbes Jahr, und zu ihr könnte ich das auch sagen, weil das richtig wäre und korrekt.
Ich wünsche den beiden alles Gute und steige übers Trassierband, nebenan baut noch so ein Jungspund, den ich gut kenne, es scheint schon so zu sein, daß ich es bin, der das alles nicht versteht, weil die verstehen das ja alle.
Heute morgen laufe ich den Gang entlang, der wird entlassen und jener, und es fällt ein Name, und mich schaudert, ich sehe einen Traum in Trümmern, ich sehe einen Hilflosen, einen, der jeden Tag aus dem Haus geht, damit niemandem auffällt, daß er zu Hause bleiben könnte, und ich sehe einen, der sich belastet hat, auf Jahre hinaus, aber wahrscheinlich unterschätze ich, und hoffentlich habe ich auch hier wieder falsch verstanden, passiert mir ja oft, und trotzdem habe ich jetzt Angst, mit einem Mal, denn ich bin ja noch in der Seifenblase, hier schillert noch alles, Qualifikation, Weiterbildung, Geduld, und trotzdem, ich will ja auch einmal Kind1 und Kind2 auf ein Blatt Papier schreiben können, -.
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Sie fährt zurück, aus dem Parkplatz, und schon drehen die Reifen durch im Gras, doch es reicht noch so eben, und ich entspanne mich auf dem falschen Sitz ein wenig, als wir mit allen vieren auf dem Schotter stehen. Sie schaut in den Spiegel, sie wird doch nicht, sie fährt noch einmal vor, und das wars dann auch schon. Lass mich mal, sage ich hoffnungslos, aber mit diesem vollbepackten Reisefahrzeug, in der Schräge, in der Wiese, mit zugeschmiertem Profil, was solls, ich rufe drüben an, Könnt ihr mal kurz? und sie sagen Ist nicht wahr, und ich höre sie gröhlen im Zelt, das gehört dazu, doch verlassen kann man sich auch, Wir sind gleich da, sagen sie.
Solange räumen wir den Kofferraum aus, die ganzen Taschen und Kisten, und als ich auf der Suche nach dem Abschlepphaken bin, hängen nur noch meine Beine aus dem Auto. Lachend steht sie neben mir, die Arme verschränkt, und fragt mich, ob wir nicht lieber eine Nummer im Kofferraum, und ich drehe mich zu ihr, den Haken in der Hand, Hättest Du das nicht früher fragen können, sage ich, da kommen schon die anderen.
Da sind sie schon, den Weg entlang, und ohne viel Aufhebens hängen wir an, einmal Zerren genügt, da stehen wir oben, jetzt wird alles gut. Wir würden ein Bier trinken, sagen sie grinsend, und das verspreche ich selbstverständlich. Wir beladen das Auto wieder, und dann fahre ich.
Es wird alles verworren, und das lasse ich lieber, jedenfalls schreiben sie um mich herum, die beiden, und dann ist sie ganz nah und sagt, daß es keinen Rückzieher geben wird. Sie schaut mich an, und ich sie, und ums Auto herum regnet es, Blitz und Donner, und ich senke den Blick, Miststück, sagt sie zu mir, und daß sie ein Biest sei, und damit müsse man umgehen können. Mir wird das zu schwer, zu schwierig, ich steige aus, ach was, das stimmt doch alles nicht, ihr Atem an mir, ihre Hand in meinem Haar, ich fahre an ihrem Schlüsselbein entlang, und in solchen Momenten kommen mir meine Hände immer sehr rauh und grob vor, die Scheiben beschlagen und wir sind uns einig. Ich steige aus und winke, als sie davonfährt. Und dann überlege ich noch, wann ich zum letzten Mal im Auto, das muß schon sehr lange her sein, ich rechne zurück, ein paar wochen nur, wie das verfliegt, denke ich noch, dann kann das nicht so tragisch sein. Ich schlafe ein, das Telefon neben mir. Trotzdem.
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Wir sitzen beim Kaffee, am Sonntagnachmittag, weil ich ja erwachsen bin, seit gestern abend, und früh aufgestanden und geradelt, und die halbe Nacht gearbeitet, aber das muß man ja niemandem sagen, das wissen Sie schon, da kann man dann sonntagnachmittags auch mal Kaffee, und Kuchen, auch wenn das altbacken klingt, ich mag das. Ihre Schwester liegt auf dem Sofa, Autounfall, ich bedaure sie von der Küche aus, und da kommt sie auch schon und erzählt, und ich mag das Mädchen mit dem leichten Silberblick und den großen Ohrringen, wie sie damit liegen kann frage ich nicht, wahrscheinlich hat sie die extra wieder angelegt, als ich gekommen bin, denn Mädchen sind ja so.
Die Tür schlägt, der Hund bellt, ich stehe auf und stelle mich den Eltern vor. Onkel und Tante, Cousin und Cousine, und dann verziehen wir uns, das ist so teen als wären wir nicht beide twen und was rede ich da eigentlich?
Ich bastle am Rechner, während sie um mich herumtänzelt und das einseitige Gespräch am Leben hält. Das macht ihr nichts aus, das weiß sie schon, ich konzentriere mich auf die Maschine und das Problem, ich bin dann sehr tief unter Wasser und sehe die Menschen nur als Schatten an der Oberfläche. Sie geht nach unten und kommt wieder, Sie finden Dich sehr nett, sagt sie, und das ehrt mich ja irgendwie, sehr nett gefunden zu werden, weil irgendwie bin ich das ja auch, oder möchte es zumindest sein, aber das ist auch irgendwie ein Todesurteil, etwas Endgültiges, und "Kumpel mit Titten" sagt sie noch irgendwann, ich erfinde das nicht dazu, ich weiß nur den Zusammenhang nicht mehr, jedenfalls schmeckt das alles ein wenig schal, weil das Feuer raus ist, da kann ich noch so sehr unter den Tisch krabbeln und Kabel sortieren. Ich kann nicht ans Problem, weil ein Teil davon im Arbeitszimmer steht, und da kann man micht nicht reinlassen, da ist nicht aufgeräumt. Dieser Logik habe ich nicht viel entgegenzusetzen, also kapituliere ich fürs erste, verabschiede mich und gehe. Nett.
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Bestimmt zehn Mal fahre ich an der Baustelle vorbei, winkend. Mit Mist, mit dem Radlader, mit dem Mischwagen. Irgendwann, nach Feierabend, halte ich an vor diesem Backsteinlebenstraum, und ich setze mich zu ihnen auf die Bank, zwischen Scheune und wachsendes Haus. Möchtest Du eins, fragt er, und das gehört dazu, also turne ich über den Bau, die Flasche in der Hand, und rufe aus den angedeuteten Räumen Worte wie "Kinderzimmer", "Wohnzimmer" und so weiter, und dann lasse ich mir die Heizung erklären, Scheitholz, metrig, und ich nicke sehr fachmännisch zur zusätzlichen Ölheizung, man weiß ja nie.
Dann sitzen wir wieder da, und ich schaue die beiden an, er ist so alt wie ich, auf den Tag genau, und irgendwo haben wir uns getrennt, in der Schule schon, oder kurz danach, wer weiß das schon, ich kann das gar nicht so recht glauben, daß sie das sein kann für ihn, ich kanns nach acht Jahren noch nicht glauben, und wer das jetzt angreift, diesen Hausbau, und warum da zwei Kinderzimmer eingeplant sind, ich kann das alles nicht sehen, ich gönne ihm das, er sieht glücklich aus, und das wärmt mich, weil er jetzt etwas haben wird, um das er herumlaufen kann, an dem er tun und machen kann, Kollege, sage ich immer wieder, und drehe die Flasche in der Hand, Kollege, weil das jetzt stimmt für ein halbes Jahr, und zu ihr könnte ich das auch sagen, weil das richtig wäre und korrekt.
Ich wünsche den beiden alles Gute und steige übers Trassierband, nebenan baut noch so ein Jungspund, den ich gut kenne, es scheint schon so zu sein, daß ich es bin, der das alles nicht versteht, weil die verstehen das ja alle.
Heute morgen laufe ich den Gang entlang, der wird entlassen und jener, und es fällt ein Name, und mich schaudert, ich sehe einen Traum in Trümmern, ich sehe einen Hilflosen, einen, der jeden Tag aus dem Haus geht, damit niemandem auffällt, daß er zu Hause bleiben könnte, und ich sehe einen, der sich belastet hat, auf Jahre hinaus, aber wahrscheinlich unterschätze ich, und hoffentlich habe ich auch hier wieder falsch verstanden, passiert mir ja oft, und trotzdem habe ich jetzt Angst, mit einem Mal, denn ich bin ja noch in der Seifenblase, hier schillert noch alles, Qualifikation, Weiterbildung, Geduld, und trotzdem, ich will ja auch einmal Kind1 und Kind2 auf ein Blatt Papier schreiben können, -.
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Sie fährt zurück, aus dem Parkplatz, und schon drehen die Reifen durch im Gras, doch es reicht noch so eben, und ich entspanne mich auf dem falschen Sitz ein wenig, als wir mit allen vieren auf dem Schotter stehen. Sie schaut in den Spiegel, sie wird doch nicht, sie fährt noch einmal vor, und das wars dann auch schon. Lass mich mal, sage ich hoffnungslos, aber mit diesem vollbepackten Reisefahrzeug, in der Schräge, in der Wiese, mit zugeschmiertem Profil, was solls, ich rufe drüben an, Könnt ihr mal kurz? und sie sagen Ist nicht wahr, und ich höre sie gröhlen im Zelt, das gehört dazu, doch verlassen kann man sich auch, Wir sind gleich da, sagen sie.
Solange räumen wir den Kofferraum aus, die ganzen Taschen und Kisten, und als ich auf der Suche nach dem Abschlepphaken bin, hängen nur noch meine Beine aus dem Auto. Lachend steht sie neben mir, die Arme verschränkt, und fragt mich, ob wir nicht lieber eine Nummer im Kofferraum, und ich drehe mich zu ihr, den Haken in der Hand, Hättest Du das nicht früher fragen können, sage ich, da kommen schon die anderen.
Da sind sie schon, den Weg entlang, und ohne viel Aufhebens hängen wir an, einmal Zerren genügt, da stehen wir oben, jetzt wird alles gut. Wir würden ein Bier trinken, sagen sie grinsend, und das verspreche ich selbstverständlich. Wir beladen das Auto wieder, und dann fahre ich.
Es wird alles verworren, und das lasse ich lieber, jedenfalls schreiben sie um mich herum, die beiden, und dann ist sie ganz nah und sagt, daß es keinen Rückzieher geben wird. Sie schaut mich an, und ich sie, und ums Auto herum regnet es, Blitz und Donner, und ich senke den Blick, Miststück, sagt sie zu mir, und daß sie ein Biest sei, und damit müsse man umgehen können. Mir wird das zu schwer, zu schwierig, ich steige aus, ach was, das stimmt doch alles nicht, ihr Atem an mir, ihre Hand in meinem Haar, ich fahre an ihrem Schlüsselbein entlang, und in solchen Momenten kommen mir meine Hände immer sehr rauh und grob vor, die Scheiben beschlagen und wir sind uns einig. Ich steige aus und winke, als sie davonfährt. Und dann überlege ich noch, wann ich zum letzten Mal im Auto, das muß schon sehr lange her sein, ich rechne zurück, ein paar wochen nur, wie das verfliegt, denke ich noch, dann kann das nicht so tragisch sein. Ich schlafe ein, das Telefon neben mir. Trotzdem.
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Wir sitzen beim Kaffee, am Sonntagnachmittag, weil ich ja erwachsen bin, seit gestern abend, und früh aufgestanden und geradelt, und die halbe Nacht gearbeitet, aber das muß man ja niemandem sagen, das wissen Sie schon, da kann man dann sonntagnachmittags auch mal Kaffee, und Kuchen, auch wenn das altbacken klingt, ich mag das. Ihre Schwester liegt auf dem Sofa, Autounfall, ich bedaure sie von der Küche aus, und da kommt sie auch schon und erzählt, und ich mag das Mädchen mit dem leichten Silberblick und den großen Ohrringen, wie sie damit liegen kann frage ich nicht, wahrscheinlich hat sie die extra wieder angelegt, als ich gekommen bin, denn Mädchen sind ja so.
Die Tür schlägt, der Hund bellt, ich stehe auf und stelle mich den Eltern vor. Onkel und Tante, Cousin und Cousine, und dann verziehen wir uns, das ist so teen als wären wir nicht beide twen und was rede ich da eigentlich?
Ich bastle am Rechner, während sie um mich herumtänzelt und das einseitige Gespräch am Leben hält. Das macht ihr nichts aus, das weiß sie schon, ich konzentriere mich auf die Maschine und das Problem, ich bin dann sehr tief unter Wasser und sehe die Menschen nur als Schatten an der Oberfläche. Sie geht nach unten und kommt wieder, Sie finden Dich sehr nett, sagt sie, und das ehrt mich ja irgendwie, sehr nett gefunden zu werden, weil irgendwie bin ich das ja auch, oder möchte es zumindest sein, aber das ist auch irgendwie ein Todesurteil, etwas Endgültiges, und "Kumpel mit Titten" sagt sie noch irgendwann, ich erfinde das nicht dazu, ich weiß nur den Zusammenhang nicht mehr, jedenfalls schmeckt das alles ein wenig schal, weil das Feuer raus ist, da kann ich noch so sehr unter den Tisch krabbeln und Kabel sortieren. Ich kann nicht ans Problem, weil ein Teil davon im Arbeitszimmer steht, und da kann man micht nicht reinlassen, da ist nicht aufgeräumt. Dieser Logik habe ich nicht viel entgegenzusetzen, also kapituliere ich fürs erste, verabschiede mich und gehe. Nett.
10.06.09, 11:40 | 'Dying to say this to you'
Da standen wir also in der kleinen Küche, an die Arbeitsplatten gelehnt, mit kleinen Gläschen und braunen Flaschen, und feierten den Geburtstag eines Arbeitsamen, während seine Freundin das Vesper für morgen herrichtete, und sie schob ihn hinaus, seine Gäste zu verabschieden, und irgendwie gefallen mir die beiden.
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Ich mändere heute nur, verzeihen Sie.
#
Draußen also die Gäste am Gehen, es war schon lange sehr ruhig da, und ich wollte da auch nicht sitzen, also standen wir hier und ließen den Rollo, das Rollo, wieauchimmer, hinauf- und hinunterschnalzen, wir tranken aus den Gläschen, den Flaschen, und irgendwann saßen wir dann, und einer legte sich über drei Stühle und schlief, während wir saßen und redeten, und alles war gut.
#
Noch ein Geburtstag, und im Juni rufe ich die Hälfte nur noch an, weil im Juni jeder Tag doppelt belegt ist, und was die Leute sich im September wohl immer gedacht haben, denke ich, daß es die ganzen Junikinder gibt; ob sie nichts gedacht haben, vom Sommer trunken, oder sehr viel, daß sie dereinst im Sommer feiern können, oder passiert so etwas einfach, aber es häuft sich doch so.
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Jedenfalls saßen wir im Heizraum und redeten über die, die uns in diesem Jahr schon entgangen waren, und wir waren uns einig, daß es am Dorf liegt, zum Teil, daß man hier die Gleichen sieht und keine Neuen, daß man hier schwer wegkommt, und all das. Und wir waren uns trotzdem einig, hier zu sein, zu bleiben, und auch, daß die Gleichen gut sind, und daß es richtig ist, zu bleiben, zu bewahren, und auch in Jahren noch hier sitzen zu können. Es ist kein Lamentieren, es ist ein heiteres Feststellen, ein Überwiegen des Guten, und deshalb sind wir hier.
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Und deshalb riefen wir noch an, luden ein, und erzählten uns, was sonst noch so los sein wird. Um mitzunehmen, um zu füllen, weil Leere nichts ist für uns.
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Überhaupt Leere. Flüchten die Menschen vor der Leere in eine Zweisamkeit, und ist dieser Gedanke nicht schon zu alt und abgegriffen? Rechtfertigt er das Warten, das Suchen, und wenn ich jetzt noch wahre Liebe sage, dürfen Sie mich gerne. Wahre Liebe.
Ha.
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Es ist ein Warten auf einen Bus ohne Fahrplan.
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Es ist ein Warten mit der Möglichkeit, sich an die Straße zu stellen, den Daumen rauszuhalten und sich mitnehmen zu lassen vom Erstbesten. Wohin und wie, was solls, wenn schon das Warten zuviel ist.
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Ich widerstrebe. Weil ich das Widerstreben mag, weil es auch ein Streben ist, ein Ziel verfolgen, und das mag ich ja sehr.
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Ich mändere heute nur, verzeihen Sie.
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Draußen also die Gäste am Gehen, es war schon lange sehr ruhig da, und ich wollte da auch nicht sitzen, also standen wir hier und ließen den Rollo, das Rollo, wieauchimmer, hinauf- und hinunterschnalzen, wir tranken aus den Gläschen, den Flaschen, und irgendwann saßen wir dann, und einer legte sich über drei Stühle und schlief, während wir saßen und redeten, und alles war gut.
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Noch ein Geburtstag, und im Juni rufe ich die Hälfte nur noch an, weil im Juni jeder Tag doppelt belegt ist, und was die Leute sich im September wohl immer gedacht haben, denke ich, daß es die ganzen Junikinder gibt; ob sie nichts gedacht haben, vom Sommer trunken, oder sehr viel, daß sie dereinst im Sommer feiern können, oder passiert so etwas einfach, aber es häuft sich doch so.
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Jedenfalls saßen wir im Heizraum und redeten über die, die uns in diesem Jahr schon entgangen waren, und wir waren uns einig, daß es am Dorf liegt, zum Teil, daß man hier die Gleichen sieht und keine Neuen, daß man hier schwer wegkommt, und all das. Und wir waren uns trotzdem einig, hier zu sein, zu bleiben, und auch, daß die Gleichen gut sind, und daß es richtig ist, zu bleiben, zu bewahren, und auch in Jahren noch hier sitzen zu können. Es ist kein Lamentieren, es ist ein heiteres Feststellen, ein Überwiegen des Guten, und deshalb sind wir hier.
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Und deshalb riefen wir noch an, luden ein, und erzählten uns, was sonst noch so los sein wird. Um mitzunehmen, um zu füllen, weil Leere nichts ist für uns.
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Überhaupt Leere. Flüchten die Menschen vor der Leere in eine Zweisamkeit, und ist dieser Gedanke nicht schon zu alt und abgegriffen? Rechtfertigt er das Warten, das Suchen, und wenn ich jetzt noch wahre Liebe sage, dürfen Sie mich gerne. Wahre Liebe.
Ha.
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Es ist ein Warten auf einen Bus ohne Fahrplan.
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Es ist ein Warten mit der Möglichkeit, sich an die Straße zu stellen, den Daumen rauszuhalten und sich mitnehmen zu lassen vom Erstbesten. Wohin und wie, was solls, wenn schon das Warten zuviel ist.
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Ich widerstrebe. Weil ich das Widerstreben mag, weil es auch ein Streben ist, ein Ziel verfolgen, und das mag ich ja sehr.
17.05.09, 13:04 | 'Dying to say this to you'
Das Schlimme an diesen kleinen Zirkeln ist ja, daß man immer den Leuten wieder begegnet, die man nicht mehr sehen möchte.
(Disclaimer: Ich liebe diese kleinen Zirkel. Nur nicht alle, die darin sind.)
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Ich kann tatsächlich nicht stillsitzen. Jetzt weniger als zuvor.
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Oh, denke ich, als ich nachmittags aus dem Wald komme, die Fressgitter sind nicht umgebaut und am Mischwagen hängt ein Blech in Fetzen. Und der Großschwader, der sowieso.
Und da lasse ich die Schultern hängen, weil es sowieso wieder alles für den Sonntag taugt, an dem ich eigentlich mit einer Wiedergewonnenen, ach -. Sie ist daran gewöhnt.
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Auf dem Schreibtisch noch ein Patient, und ich könnte mich schwarz ärgern, daß ich am Sonntagmorgen um acht, als die Backups noch drei Stunden brauchen, keinen sehr speziellen Gewindeschneider herbekomme, damit ich anderes tun kann.
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"Geh doch mit!" sagt er zu mir, "warte, hier, bei ihr, wir melden Dich an", und stupft ihr in die Seite, "er möchte noch mit!"
Und da stehe ich dann, der ich mich eben noch über Zirkel beschwert habe, wie ein Zwingerhund, der plötzlich die Türe offen findet, und schnüffle und wedle und drehe mich aufgeregt im Kreis.
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No rest for the wicked.
Oder: If it all was worthy, only time will tell.
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Und dann sitze ich da, mit meinen schmerzenden Knochen, und ich würde zu gern mitgehen, weil sie sich auf das Zeltfest alle so freuen, aber da ist das Morgen, das wieder nur vierundzwanzig Stunden dauert, und da ist der Mischwagen und der Patient, und dieses Mädchen, Sie kennen es als das Mädchen aus der Erdnusstadt, vielleicht, und das ist da noch und macht mich ganz -.
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"Kommst Du am Montag wieder?" fragt er, und ohne nachzudenken sage ich freilich, ich bejahe nicht, ich befreiliche. Dabei ist doch, und hier, und da, und Theater und meinen Text kann ich auch noch nicht.
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Ich bin übrigens der Meinung, daß ich heute jammerberechtigt bin. Fremdmeinungen bitte an der Tür abgeben.
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"Bei dr Sach' bleiba!"
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(Ich sitze hier und habe keine Ahnung mehr, wo ich am Freitag war.)
Ach, doch, auf diesem Geburtstag in dieser Bar, wo die Barfrau ihre Kunden beißt, und ein Auto auf dem Rücken trägt, mit Flügeltüren. Habe ich mich eigentlich amüsiert? Ich schmückendes Beiwerk, möchte ich sagen, aber schmückend ist schon wieder, ach Füllstoff, vielleicht.
Ich weiß wieder, ich kam mir wie eines dieser Schaumstoffteilchen vor, die empfindliche Geräte beim Transport schützen. Analogien, jaja, nur in der Masse, MittelzumZweck, Opferundsoweiter, aber dafür war ich rosa, und die anderen grau. Ich fühlte mich rosa, und alles war gut.
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Wie wir da saßen, Donnerstagnacht, mit unseren Eisbechern, und mir die Augen zufielen vom Graben und Waten in den Drecklöchern, die dereinst Gruben werden, und wie sich das alles nett liest, wenn ich ihr das schreibe, mit den Zentnern Lehm an den Schuhen und dem Wasser, das mir in den Bauchnabel läuft und dort gluckert, ich schwöre. Aber die Auswirkungen, daß ich müde bin, daß es spät ist, das alles, die hören sich anders an, und ich sehe ihr das Umdenken an, wie sie erzählt, und auch meine Faszination lässt nach; das Dummbetonte mag ich immer noch, aber Fatalismus, baby! möchte ich sagen und weiß doch nicht. Wir küssen uns zögernd, und habe ich das eben geschrieben? Wir zögern, uns zu küssen, und irgendwann fahre ich nach hause, weil Blasen platzen, Lauf der Welt. Fatalismus, baby, denke ich, und muß dann doch grinsen, weil alles, was andere sticheln soll, mich dann doch trifft. Und wenn da Tränen wären, ich würde eine zerdrücken, und lachend würde ich sie mir von der Wange stibitzen mit der Zungenspitze, -.
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Ich sichere im Moment all das, was ich nicht bräuchte, bekäme ich Dich, durch dieses Sichern.
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Und wie ich da so kämpfe, an diesem Morgen, an diesem letzten der Wintersaison, der Holzsaison - ich habe mich all die Zeilen davor gedrückt, doch - und mir alles so leicht fällt, weil ich am Morgen Erster war, und ich denke mir, die Hälfte ist gespalten und aufgeladen, und ich bin grad erst naßgeschwitzt, das läuft ja wie das Katzenmachen.
Und dann stehen wir und essen Brezeln, und sie drücken mir eine Flasche in die Hand, und schon machen wir weiter, ich schiebe die Scheite auf den Wagen, bis ich nicht mehr nach oben langen kann, so hoch.
Und dann ist da das Rumoren, und dann diese Schulter, und ich rede ihr zu, Du bist doch die andere Schulter, was soll das denn jetzt, Du hast doch fast nichts zu tun, und dann beiße ich nur noch die Zähne zusammen und spiele ein Grinsen, das ein Fletschen ist, weil der Schmerz wechselt den Geschmack. Er ist nicht mehr süßlich wie frisches Blut, sondern stinkend und abgestanden, wie Eiter aus einer verwachsenen Spreißelwunde. Ich lache ihn aus, und sie schauen mich an, die beiden Freunde, und einer kommt und nimmt mir ab und an etwas ab, und wie er schweigend mehr tut, da reißt es mich, hol mich der Teufel, mehr Gas, und der Schweiß perlt mir von der Nasenspitze, und prustend lasse ich die Tropfen fliegen, wo sind wir denn hier, wer hat denn hier das Sagen.
Und das sehen die beiden freilich, und sie grinsen sich an, sie wissen schon, und irgendwann sagt einer "Lademeister", und das trägt mich noch ein Stück, und schon sehe ich das Ende, die Heimfahrt, da.
Ich habe das nicht begriffen, denke ich. Du bist krank. Das ist kein Spaß, und dann schlägt mich der Himmel, Du weißt nicht einmal, ob Du das im nächsten Winter noch kannst, wenn es Dich so plagt, wie es ihn geplagt hat. Und die Zeit wird mit einem Mal sehr knapp und sehr kostbar, und ich stolpere schneller in meinen Stiefeln, ein halbes Vermögen haben sie gekostet, denke ich, als ich auf die Kappen schaue, und noch nicht einmal durchgelaufen. Es ist nicht das Stehenbleiben, das mich reizt, es ist das Laufen, das Beschleunigen, um alles durchzubekommen, wo man doch schon weiß, daß man nie alles durchbekommen kann. Du kannst das Rennen nicht gewinnen, es gibt kein Ziel, Du kannst nur so schnell laufen, wie Du kannst, und dann noch schneller, und noch schneller, und die Hände in die Seiten stemmen und das Sticheln und Stechen liebgewinnen, eine passive, empfangende Liebe, und wieder schneller, um nicht nach dem Sieg und der Zeit und dem Ziel auch noch die Richtung zu verlieren. Solange Du läufst, ist alles gut. Solange Du fährst, ist alles gut. Solange Du wütend bist, ist alles gut.
Und bei der Wut, da denke ich an einen, und an meine geballten Hände, das Herz rast, der Kampfreflex, ein Fluchttier war ich noch nie, und da denke ich mir, wenn ich Dich in den Fingern haben könnte, jetzt und hier, und wie sie mich einst gefragt haben, ihre Uniform zu tragen, und wie ich gesagt habe, Gebt mir kein Beil, sonst fehlt einer. Und wenn ich im nächsten Jahr nicht mehr die Kraft haben werde, wenn es mir die Wut nehmen wird? Ohnmacht, Ohnmacht ist das Übel. Ich denke mir wieder, wie es plötzlich zu rauschen begann, wie die Dämme barsten, und ich zu ihm ging und ihm zehn Sekunden gab, und wie berauscht ich war von dieser Gewissheit, von dieser Macht, und wie ich durch seine Augen die Kraft gesaugt habe, verdaut, und wie sie mir mehr Kraft gab; und all das soll mir fehlen? Ich würde verzweifeln, wäre ich ohnmächtig, ich würde, ich weiß es nicht.
Und über all dem habe ich nicht aufgepasst, und ein Scheit fährt unterm hydraulischen Keil auseinander, es kracht und schlitzt, Donnerkeil, denke ich, und mein Daumen pocht, und das ist ein schönes Gefühl, dieses Pochen, weil man es bekämpfen kann, und Kampf ist gut, und er schaut mich an: Treffer? und ich nicke, weil mir die Luft fehlt, aber der Anker ist da, das Pochen hält mich, solange es pulsiert und schwindet, ist alles gut.
Und über all dem kommen wir nach hause, und Abladen? fragen sie, und weil ich grade so kaputt bin, verfreiliche ich, weil Nachgeben nicht gilt. Und immer wieder die Hand, die Hände, und es wächst ein Unglauben, daß es anders werden kann, daß es mir die Wut und die Kraft nehmen kann, denn ich wußte doch schon, wo all das sitzt, daß der Trieb kein körperlicher ist, daß wir die Uhren ohne Batterien sind; deshalb mag ich doch das Leben so, alles Leben, weil es treibt und strebt und keine Fragen stellt, und so treibt es mich, und so wächst der Trieb mit den Seilen, die ihn fesseln sollen, und auch das liebe ich so, daß er sich nicht halten lässt. Man is not made for defeat, aber das wußte ich längst, es war nur kurz weg, und da stand ich eben noch, antriebslos, und erfuhr, wie der Tod ist, für einen momentenlangen Morgen, bevor die Hefe wieder zu treiben, zu fressen begann.
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Nicht zu wissen, wie ich nach hause kommen soll des nachts, und nicht zu wissen, wie ich trinken soll des abends, das hat mich nie gestört, das muß das Alter sein.
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Vor einem Jahr war strahlender Sonnenschein, sagt er, und ich denke zurück, und Ja, sage ich, und wir trugen alle schwarz, nu die Sonne scherte sich nicht.
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Und dann dieser Anruf, unterbrochen, und wieder, und noch einmal, und da sah ich die Verzweiflung, und die Nerven, und ich liebte sie sehr, in diesem kurzen Moment, und wollte ihr tragen helfen, mehr noch, ihr alles abnehmen, weil sie lachen soll, weil Lachende kann ich nicht verlieren. Ich habe schon eine Lachende, eine Leuchtende verloren, vielleicht ist es auch das. Und wie ich so versuchte, den Wert dieses Deines Lachens zu werten, einzuordnen, da -.
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Ich wollte noch unbedingt!
(Disclaimer: Ich liebe diese kleinen Zirkel. Nur nicht alle, die darin sind.)
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Ich kann tatsächlich nicht stillsitzen. Jetzt weniger als zuvor.
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Oh, denke ich, als ich nachmittags aus dem Wald komme, die Fressgitter sind nicht umgebaut und am Mischwagen hängt ein Blech in Fetzen. Und der Großschwader, der sowieso.
Und da lasse ich die Schultern hängen, weil es sowieso wieder alles für den Sonntag taugt, an dem ich eigentlich mit einer Wiedergewonnenen, ach -. Sie ist daran gewöhnt.
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Auf dem Schreibtisch noch ein Patient, und ich könnte mich schwarz ärgern, daß ich am Sonntagmorgen um acht, als die Backups noch drei Stunden brauchen, keinen sehr speziellen Gewindeschneider herbekomme, damit ich anderes tun kann.
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"Geh doch mit!" sagt er zu mir, "warte, hier, bei ihr, wir melden Dich an", und stupft ihr in die Seite, "er möchte noch mit!"
Und da stehe ich dann, der ich mich eben noch über Zirkel beschwert habe, wie ein Zwingerhund, der plötzlich die Türe offen findet, und schnüffle und wedle und drehe mich aufgeregt im Kreis.
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No rest for the wicked.
Oder: If it all was worthy, only time will tell.
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Und dann sitze ich da, mit meinen schmerzenden Knochen, und ich würde zu gern mitgehen, weil sie sich auf das Zeltfest alle so freuen, aber da ist das Morgen, das wieder nur vierundzwanzig Stunden dauert, und da ist der Mischwagen und der Patient, und dieses Mädchen, Sie kennen es als das Mädchen aus der Erdnusstadt, vielleicht, und das ist da noch und macht mich ganz -.
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"Kommst Du am Montag wieder?" fragt er, und ohne nachzudenken sage ich freilich, ich bejahe nicht, ich befreiliche. Dabei ist doch, und hier, und da, und Theater und meinen Text kann ich auch noch nicht.
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Ich bin übrigens der Meinung, daß ich heute jammerberechtigt bin. Fremdmeinungen bitte an der Tür abgeben.
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"Bei dr Sach' bleiba!"
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(Ich sitze hier und habe keine Ahnung mehr, wo ich am Freitag war.)
Ach, doch, auf diesem Geburtstag in dieser Bar, wo die Barfrau ihre Kunden beißt, und ein Auto auf dem Rücken trägt, mit Flügeltüren. Habe ich mich eigentlich amüsiert? Ich schmückendes Beiwerk, möchte ich sagen, aber schmückend ist schon wieder, ach Füllstoff, vielleicht.
Ich weiß wieder, ich kam mir wie eines dieser Schaumstoffteilchen vor, die empfindliche Geräte beim Transport schützen. Analogien, jaja, nur in der Masse, MittelzumZweck, Opferundsoweiter, aber dafür war ich rosa, und die anderen grau. Ich fühlte mich rosa, und alles war gut.
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Wie wir da saßen, Donnerstagnacht, mit unseren Eisbechern, und mir die Augen zufielen vom Graben und Waten in den Drecklöchern, die dereinst Gruben werden, und wie sich das alles nett liest, wenn ich ihr das schreibe, mit den Zentnern Lehm an den Schuhen und dem Wasser, das mir in den Bauchnabel läuft und dort gluckert, ich schwöre. Aber die Auswirkungen, daß ich müde bin, daß es spät ist, das alles, die hören sich anders an, und ich sehe ihr das Umdenken an, wie sie erzählt, und auch meine Faszination lässt nach; das Dummbetonte mag ich immer noch, aber Fatalismus, baby! möchte ich sagen und weiß doch nicht. Wir küssen uns zögernd, und habe ich das eben geschrieben? Wir zögern, uns zu küssen, und irgendwann fahre ich nach hause, weil Blasen platzen, Lauf der Welt. Fatalismus, baby, denke ich, und muß dann doch grinsen, weil alles, was andere sticheln soll, mich dann doch trifft. Und wenn da Tränen wären, ich würde eine zerdrücken, und lachend würde ich sie mir von der Wange stibitzen mit der Zungenspitze, -.
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Ich sichere im Moment all das, was ich nicht bräuchte, bekäme ich Dich, durch dieses Sichern.
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Und wie ich da so kämpfe, an diesem Morgen, an diesem letzten der Wintersaison, der Holzsaison - ich habe mich all die Zeilen davor gedrückt, doch - und mir alles so leicht fällt, weil ich am Morgen Erster war, und ich denke mir, die Hälfte ist gespalten und aufgeladen, und ich bin grad erst naßgeschwitzt, das läuft ja wie das Katzenmachen.
Und dann stehen wir und essen Brezeln, und sie drücken mir eine Flasche in die Hand, und schon machen wir weiter, ich schiebe die Scheite auf den Wagen, bis ich nicht mehr nach oben langen kann, so hoch.
Und dann ist da das Rumoren, und dann diese Schulter, und ich rede ihr zu, Du bist doch die andere Schulter, was soll das denn jetzt, Du hast doch fast nichts zu tun, und dann beiße ich nur noch die Zähne zusammen und spiele ein Grinsen, das ein Fletschen ist, weil der Schmerz wechselt den Geschmack. Er ist nicht mehr süßlich wie frisches Blut, sondern stinkend und abgestanden, wie Eiter aus einer verwachsenen Spreißelwunde. Ich lache ihn aus, und sie schauen mich an, die beiden Freunde, und einer kommt und nimmt mir ab und an etwas ab, und wie er schweigend mehr tut, da reißt es mich, hol mich der Teufel, mehr Gas, und der Schweiß perlt mir von der Nasenspitze, und prustend lasse ich die Tropfen fliegen, wo sind wir denn hier, wer hat denn hier das Sagen.
Und das sehen die beiden freilich, und sie grinsen sich an, sie wissen schon, und irgendwann sagt einer "Lademeister", und das trägt mich noch ein Stück, und schon sehe ich das Ende, die Heimfahrt, da.
Ich habe das nicht begriffen, denke ich. Du bist krank. Das ist kein Spaß, und dann schlägt mich der Himmel, Du weißt nicht einmal, ob Du das im nächsten Winter noch kannst, wenn es Dich so plagt, wie es ihn geplagt hat. Und die Zeit wird mit einem Mal sehr knapp und sehr kostbar, und ich stolpere schneller in meinen Stiefeln, ein halbes Vermögen haben sie gekostet, denke ich, als ich auf die Kappen schaue, und noch nicht einmal durchgelaufen. Es ist nicht das Stehenbleiben, das mich reizt, es ist das Laufen, das Beschleunigen, um alles durchzubekommen, wo man doch schon weiß, daß man nie alles durchbekommen kann. Du kannst das Rennen nicht gewinnen, es gibt kein Ziel, Du kannst nur so schnell laufen, wie Du kannst, und dann noch schneller, und noch schneller, und die Hände in die Seiten stemmen und das Sticheln und Stechen liebgewinnen, eine passive, empfangende Liebe, und wieder schneller, um nicht nach dem Sieg und der Zeit und dem Ziel auch noch die Richtung zu verlieren. Solange Du läufst, ist alles gut. Solange Du fährst, ist alles gut. Solange Du wütend bist, ist alles gut.
Und bei der Wut, da denke ich an einen, und an meine geballten Hände, das Herz rast, der Kampfreflex, ein Fluchttier war ich noch nie, und da denke ich mir, wenn ich Dich in den Fingern haben könnte, jetzt und hier, und wie sie mich einst gefragt haben, ihre Uniform zu tragen, und wie ich gesagt habe, Gebt mir kein Beil, sonst fehlt einer. Und wenn ich im nächsten Jahr nicht mehr die Kraft haben werde, wenn es mir die Wut nehmen wird? Ohnmacht, Ohnmacht ist das Übel. Ich denke mir wieder, wie es plötzlich zu rauschen begann, wie die Dämme barsten, und ich zu ihm ging und ihm zehn Sekunden gab, und wie berauscht ich war von dieser Gewissheit, von dieser Macht, und wie ich durch seine Augen die Kraft gesaugt habe, verdaut, und wie sie mir mehr Kraft gab; und all das soll mir fehlen? Ich würde verzweifeln, wäre ich ohnmächtig, ich würde, ich weiß es nicht.
Und über all dem habe ich nicht aufgepasst, und ein Scheit fährt unterm hydraulischen Keil auseinander, es kracht und schlitzt, Donnerkeil, denke ich, und mein Daumen pocht, und das ist ein schönes Gefühl, dieses Pochen, weil man es bekämpfen kann, und Kampf ist gut, und er schaut mich an: Treffer? und ich nicke, weil mir die Luft fehlt, aber der Anker ist da, das Pochen hält mich, solange es pulsiert und schwindet, ist alles gut.
Und über all dem kommen wir nach hause, und Abladen? fragen sie, und weil ich grade so kaputt bin, verfreiliche ich, weil Nachgeben nicht gilt. Und immer wieder die Hand, die Hände, und es wächst ein Unglauben, daß es anders werden kann, daß es mir die Wut und die Kraft nehmen kann, denn ich wußte doch schon, wo all das sitzt, daß der Trieb kein körperlicher ist, daß wir die Uhren ohne Batterien sind; deshalb mag ich doch das Leben so, alles Leben, weil es treibt und strebt und keine Fragen stellt, und so treibt es mich, und so wächst der Trieb mit den Seilen, die ihn fesseln sollen, und auch das liebe ich so, daß er sich nicht halten lässt. Man is not made for defeat, aber das wußte ich längst, es war nur kurz weg, und da stand ich eben noch, antriebslos, und erfuhr, wie der Tod ist, für einen momentenlangen Morgen, bevor die Hefe wieder zu treiben, zu fressen begann.
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Nicht zu wissen, wie ich nach hause kommen soll des nachts, und nicht zu wissen, wie ich trinken soll des abends, das hat mich nie gestört, das muß das Alter sein.
#
Vor einem Jahr war strahlender Sonnenschein, sagt er, und ich denke zurück, und Ja, sage ich, und wir trugen alle schwarz, nu die Sonne scherte sich nicht.
#
Und dann dieser Anruf, unterbrochen, und wieder, und noch einmal, und da sah ich die Verzweiflung, und die Nerven, und ich liebte sie sehr, in diesem kurzen Moment, und wollte ihr tragen helfen, mehr noch, ihr alles abnehmen, weil sie lachen soll, weil Lachende kann ich nicht verlieren. Ich habe schon eine Lachende, eine Leuchtende verloren, vielleicht ist es auch das. Und wie ich so versuchte, den Wert dieses Deines Lachens zu werten, einzuordnen, da -.
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Ich wollte noch unbedingt!
12.05.09, 01:26 | 'Dying to say this to you'
Als ich mit den Lackschuhen und dem karierten Hemd über die Baustelle tigere, grinst der Capo des Bautrupps und winkt mir zu. Mit der eingebundenen Hand winke ich zurück und rufe ihm zu, daß ich mich nur eben schnell umziehe.
"Was hast Du mit Deiner Hand gemacht?" fragt er lachend und wedelt mit der Mattenschere nach mir.
"Ich hatte eine Diskussion mit einem Pilsglas", sage ich wahrheitsgemäß. Er spricht ein wundervoll eingefärbtes Bayrisch mit einem schweren, rollenden R, das seinen Weg über den Kontinent dokumentiert. Ich verstehe ihn, und er mich, und trotzdem redet man aneinander vorbei. Ist aber oft genug so und hängt gar nicht mit der Sprache zusammen, scheint mir. Mit dem Sprechen schon immer, aber was solls auch.
Er hält inne, lässt die meterlange Schere sinken. "Das hat der aber nicht überlebt", grinst er und macht ganz selbstverständlich weiter mit seiner Arbeit.
"Ich habe ja noch eine Hand", sage ich und halte die ausgestreckte Rechte hoch, mit den leicht gekrümmten Fingern, wie eine Klaue sieht sie aus an solchen Tagen. Und es freuen mich diese Menschen, die mit dieser Selbstverständlichkeit auf verbundene Hände reagieren, mit dieser Souveränität auf drohende Glasscherben, mit diesem Schulterzucken auf Beschwerden und Schmerz. Es freut mich, daß sie mich so aufnehmen, als einen von ihnen, daß ich das Mißtrauen, das mit einem Hemd daherkommt, so schnell abarbeiten konnte, daß sie den Wechsel vom Lackschuh zum Arbeitsstiefel so aufnehmen, daß sie ihn gutheißen, daß sie mich mögen.
"Was hast Du mit Deiner Hand gemacht?" fragt er lachend und wedelt mit der Mattenschere nach mir.
"Ich hatte eine Diskussion mit einem Pilsglas", sage ich wahrheitsgemäß. Er spricht ein wundervoll eingefärbtes Bayrisch mit einem schweren, rollenden R, das seinen Weg über den Kontinent dokumentiert. Ich verstehe ihn, und er mich, und trotzdem redet man aneinander vorbei. Ist aber oft genug so und hängt gar nicht mit der Sprache zusammen, scheint mir. Mit dem Sprechen schon immer, aber was solls auch.
Er hält inne, lässt die meterlange Schere sinken. "Das hat der aber nicht überlebt", grinst er und macht ganz selbstverständlich weiter mit seiner Arbeit.
"Ich habe ja noch eine Hand", sage ich und halte die ausgestreckte Rechte hoch, mit den leicht gekrümmten Fingern, wie eine Klaue sieht sie aus an solchen Tagen. Und es freuen mich diese Menschen, die mit dieser Selbstverständlichkeit auf verbundene Hände reagieren, mit dieser Souveränität auf drohende Glasscherben, mit diesem Schulterzucken auf Beschwerden und Schmerz. Es freut mich, daß sie mich so aufnehmen, als einen von ihnen, daß ich das Mißtrauen, das mit einem Hemd daherkommt, so schnell abarbeiten konnte, daß sie den Wechsel vom Lackschuh zum Arbeitsstiefel so aufnehmen, daß sie ihn gutheißen, daß sie mich mögen.
09.12.08, 00:46 | 'Dying to say this to you'
Du erzählst mir von Deinem Traum. Von Biestmilch, die ausgeht, und von den Nachbarn, die Du anrufst; und ich sehe, daß Dich das mitnimmt. Es sind diese Sorgen, die Dich mir zeigen. Diese Sorgen, die ich Dir nehmen möchte. Ich möchte Dich halten, wenn Du träumst, und ich möchte, daß Du Dich an mir festhalten kannst, während ich die brodelnden Träume dämpfe, damit Du ruhen kannst.
23.11.08, 13:38 | 'Dying to say this to you'
Spät in der Nacht schaue ich den Wolken zu, wie sie vor dem Mond vorbeiziehen. Vor Jahren stand ich schon einmal hier.
Ich sehe den Waldrand.
Weit oben ein Licht, eine fröstelnde Straßenlaterne vielleicht.
Im Ofen knackt das Holz.
Ich möchte ihn fragen, ob er all das sieht. Aber ich traue mich nicht.
Meine knallblauen Socken schauen unter der Decke vor.
Ich erwache, als die Kaffeekanne auf dem Tisch aufsetzt. Wie ich euch vermisst habe. Die schwülen Gedanken der Nacht an all die Zimmer, an all die -, sie verziehen sich irgendwohin, und tarnen sich als Sehnsüchte, und irgendwann werden sie mich wieder umtanzen und sticheln und die Spießruten sein, zwischen denen ich um mein Leben laufe. Um am Ende umzudrehen und denselben Weg zurückzugehen. Der Krug und der Brunnen, und der Schee knirscht harsch unter den Sohlen.
Ich sehe den Waldrand.
Weit oben ein Licht, eine fröstelnde Straßenlaterne vielleicht.
Im Ofen knackt das Holz.
Ich möchte ihn fragen, ob er all das sieht. Aber ich traue mich nicht.
Meine knallblauen Socken schauen unter der Decke vor.
Ich erwache, als die Kaffeekanne auf dem Tisch aufsetzt. Wie ich euch vermisst habe. Die schwülen Gedanken der Nacht an all die Zimmer, an all die -, sie verziehen sich irgendwohin, und tarnen sich als Sehnsüchte, und irgendwann werden sie mich wieder umtanzen und sticheln und die Spießruten sein, zwischen denen ich um mein Leben laufe. Um am Ende umzudrehen und denselben Weg zurückzugehen. Der Krug und der Brunnen, und der Schee knirscht harsch unter den Sohlen.
31.10.08, 00:27 | 'Dying to say this to you'
Und immer, wenn Du Dein spitzbübisches Grinsen aufsetzt, dann wackelt Deine Nasenspitze ein wenig, und ich, -.
... Rückwärts fahren