Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

02.10.07, 17:29 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Die Beerdigung, bei der ein Kind über einen Kranz am Grab stolperte und fast in die Grube fiel. Das kollektive Erschrecken, das Raunen, das sich auch auf diejenigen übertrug, die gar nichts sehen konnten. Alle erstarrt. Nur ein Mann drängt sich durch die Menge, ich möchte wetten, daß er nicht so entsetzt die Luf durch die Zähne gesogen hat, daß er nicht einmal schneller atmet als sonst, obwohl ich ihn nicht hören kann. Sein konzentrierter Blick, abwechselnd auf sein Ziel - den kleinen Jungen - und auf den Boden gerichtet, um niemandem auf die Zehen zu treten. Er ist nicht nur gewohnt, schneller zu reagieren und die Versteinerten umgehen zu müssen, er hat es längst aufgegeben, den Grund für ihr ängstliches Erstarren zu suchen und bugsiert seine Entschlossenheit an ihnen vorbei. Man sieht ihm an, daß er Angst überhaupt nicht versteht, sie nur von anderen kennt.

Ich laufe an der immergrünen Hecke vorbei auf den Parkplatz. Der zerkratzte Chevrolet mit den typischen Dreckspritzern an den Kotflügeln steht da, die Kofferraumklappe geöffnet. Der Junge lässt die Beine von der Ladekante baumeln und hält eine Flasche Cola in den Hand, er sitzt zwischen Motorsägen, Setzlatten und Eisenscheren und grinst verlegen, die Tränen längst getrocknet. Der Bauer ist nirgends zu sehen.

Bei der Leich' sitze ich später neben dem Bauern und bin mir immer noch so sicher wie vor Jahren, als ich ihn zum ersten Mal sah, daß ich mir die richtigen Helden ausgesucht habe.

Rauchzeichen