Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

23.03.08, 16:05 | 'It's only rock 'n roll'
Der Luxus, der sich innerhalb kürzester Zeit in eine unglaublich wohlige Selbstverständlichkeit und in ein ungläubig fragendes Wiesonichtschonimmer verwandelte, ist ein Ultraschallreinigungsgerät, mit dem ich von nun an meine Brille reinige, ohne ein Wegwerftuch in einer Wegwerfverpackung bemühen zu müssen, und das mich des Bedürfnisses enthebt, ständig das Gestell auf den Nasenrücken hochzuschieben, weil sie nun, gründlich gereinigt und vom Körperfett befreit, nicht mehr rutscht. Dieser Genuß, mit dem ich die frisch gereinigte Brille aus dem Bad nehme und trockenreibe, sie aufsetze und fühle, wie sie sich geradezu unverrückbar festklemmt auf meiner Nase; diese völlige Scheißegalhaltung gegenüber Regentropfen und Staub auf den Gläsern; dieses faszinierte Betrachten der kleinen Wellen auf der Wasseroberfläche, und der Luftblasen, die sich am Schmutz bilden; diese Vorstellung, daß winzige Wassertröpfchen in jedem noch so kleinen Schlitz mit wunderbar scharfen Waffen das Brauchbare vom Unbrauchbaren trennen, sprudelnd und schäumend aggressiv, und dabei so zärtlich streichelnd.
Und wenn ich dann meine Arbeitsbrille hineingebe, dann nehme ich warmes Wasser, und einen Tropfen Spülmittel vielleicht, und ich grinse den Schmutz an und verdopple von anderthalb auf drei Minuten Einwirkzeit.
Die Brille ist nach fünfzehn Jahren erträglich geworden, und ich ertrage ein neues Gerät mit grünleuchtenden Anzeigen und widerspenstigen Kabeln, dafür werfe ich vielleicht meinen elektrischen Rasierer weg.

Rauchzeichen