Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 18. 02 15

18.02.15, 20:36 | '19th nervous breakdown'
Bilder, die ich nicht gemacht habe.

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Wir stehen dann da, mit unseren Sektgläsern, und ich unterhalte die Eltern der Prinzessin. Kinder wuseln umher, eines läuft auf mich zu, drückt mir lachend eine Broschüre in die Hand, als ich vor ihm in die Knie gehe. "Heirate mich", steht ganz groß darauf, und ich reiße die Schrift aus, halte die Broschüre vor mich, meine Fliege glitzert, das Jackett glänzt in Samt und Silber, und die Prinzessin mit dem großen Lachen hat mich plötzlich im Arm, der frühere Bürgermeister sein Telefon in den Händen, es blitzt und wir alle lachen. Fasching.

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Es ist spät, und wir fahren noch schnell in die falsche Richtung. Mit großem Helau und ebensolcher Selbstverständlichkeit marschiere ich ins Haus der Eltern meines alten Freundes. Ich war lange nicht hier, denke ich, und das denkt sich auch der Hund und überschlägt sich fast vor Freude.

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Die Garde zieht sich um und dehnt die Muskeln. Wir Elferräte stehen herum und halten Gläser, lachen und marschieren dann irgendwann ein. Die Band belegt heute die ganze Bühne, wir stellen uns auf die Treppe, die Garde tanzt. Sie fallen wie die Fliegen, sie stehen wieder auf, eine nach der anderen, sie halten sich gegenseitig, und am Ende haben wir einen Bänderriß und viele Tränen. Ein feuchter, rutschiger Hallenboden, hohe Stiefel, schneller Tanz. Beim Funkenpaar drücke ich die Daumen doppelt, ach, vierfach, und alles geht gut. Trost brauchen sie jetzt trotzdem.

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Ich sitze lang in der Kabine, und irgendwann sitzt eine Fee mit Kreuzbandriss neben mir. Fußball, sagt sie, und ich weiß dann auch nicht recht.

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Da packt einer eine fremde Tasche aus, rupft an Kostümen, und sowas macht mich ja immer wütend. Eine kleine Rangelei, er verschwindet, aber mir verdirbt es die Laune.

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Ich rede noch mit der Dame vom Sicherheitsdienst, und sie fragt mich sanft, ob ich denn nicht nach Hause möchte. Ich schaue sie an - selten habe ich etwas derart Kluges gehört. Ja, sage ich, und mache mich noch auf den Weg zur Toilette. Da hantiert eben einer, und als ich dann wirklich gehe, rede ich nur einen Satz mit der Dame. Ihr Blick wird stählern, dann verabschiedet sie mich freundlich.

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Ein kurzer Marsch, dann Aufbauen, Schmücken, Generalprobe. Das schöne Mädchen mit den Motocrosserarmen hilft mir, und wir lachen. Wie mich das Lachen mit schönen Menschen glücklich macht.

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Generalprobe am Abend, und da und dort wäre noch ein Fasching, aber ich bin müde. Ich will Kühe.

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Valentinstag, und ich überlege mir kurz, ein Herz in den Schnee zu fahren. Stattdessen konzentriere ich mich, sammle Gestrüpp mit der Palettengabel und staple es zu großen Haufen.

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Nachmittagsschweißen, und nebenbei immer wieder der Blick zum Telefon. Faschingsnachrichten, sonst nichts.




Biegen und richten.


Und dann das. Ein bißchen zuviel Strom, ein bißchen unachtsam, ein bißchen Herz. Lachen oder weinen. Ich verschleife die Naht und lege ein Blech über die Stelle.

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Ball. Klatschen. Umziehen. Tanzen. Viel zu früh ist es hell, und ich weiß auch nicht recht, wie mir geschieht. Ein Hering aus der Hand, eine liebe Stimme, die ein wenig nuschelt. Kalte Füße an meinen. Es ist warm, und in zwei Stunden müssen wir sowieso wieder aufstehen, denke ich noch.

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Unter den Handschuhen sieht man das grüne Band nicht, und ich treffe die Dame von der Sicherheit wieder. Lass uns das auf der Damentoilette klären, lache ich, und sie grinst. Ich bekomme noch ein Band über den Handschuh gestülpt, von einem, der mich als Stöpsel schon auf dem Arm hatte, und mir ist furchtbar warm mit meinem neuen Orden auf der Brust. Nur den Handschuh kann ich jetzt nicht mehr ausziehen.

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Wie sie uns fotografieren, zu viert in diesem Kleidchen. Wie sie mich anfassen, und mir ist das sehr schnell unangenehm. Ja, meine Oberweite ist mangelhaft. Nein, das ist mein Geldbeutel. Ich bin drauf und dran, einer allzu Aufdringlichen ebenfalls an die Brust zu greifen.

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Vor dem Umzug das Übliche. Wo warst Du letzte Nacht? Wie siehst Du denn aus? Trinken wir eins? Und dann warten. Ich friere, verteile Handwärmer an die Gardemädels. Striegle Haare, wo das benötigt wird, mit einem Gerät, das ich noch gar nicht kannte, aber die nächsten Tage mit mir herumtragen werde. Nun. Es funktioniert.


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Wir klingeln an einem Haus, bekommen Schnaps und die Anweisung, uns die Schuhe auszuziehen. Und da sitzen sie dann ganz zahm am Ofen, die Wilden, Ausgelassenen, spielen Karten mit den kranken Kindern und trinken mit dem Vater.

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Ich kenne einen, hier an der Bar, und der ist bei der Arbeit, und so helfe ich bald. Wir gewinnen noch zwei Helferinnen, und beide behaupten, gut im Kopfrechnen zu sein, und da macht es überhaupt nichts, daß sie erst zehn sind. Wie zahm die Wilden wieder werden, wenn sie ihr Bier bei einer Zehnjährigen kaufen, hinter der jemand steht, von dem sie nicht recht wissen. Die Mädchen schöpfen das Trinkgeld ab, und dann essen wir rotgetränkte Pommes, lachen und heulen, als die Mutter sie abholen muß.

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Wir sind zu einem Ball eingeladen. Tanz, Spaß und großes Hallo in der Kabine. Wir proben die Pyramide noch einmal, da einer fehlt, und ich bleibe mit meinen Netzstrümpfen auf halbem Weg in einem Gürtel hängen. Ratsch. Hups. Egal.

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Irgendwann sitzen wir da und führen die tiefgründigen Diskussionen der Nacht, und davon bleibt immer nur ein Eindruck, das habe ich mittlerweile gelernt und bleibe gelassen. Ich ziehe mich um, und als ich eben einen Moment nicht angezogen bin, da tanzen sie um mich, und heute mag ich das lustig finden.

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Wie sie sich anlehnen, die Kleineren an den Großen. Die Größere an den, der sie in den Arm nimmt. Das schönste Mädchen an einen wild Geschminkten. Wie sie dann schlafen im Bus. Ganz große Liebe, und dann singen wir noch eins, auf der Fahrt durch die verschneite Nacht.

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Frühstück beim Bäcker.

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Ich denke kurz daran, an der Tür zu klingeln, wie es mir aufgetragen wurde. Nein.

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Ich finde eine fremde Jacke, ein fremdes Telefon, einen fremden Hut. Und alles findet zurück.

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Wir entern die Stadt, und das schönste Mädchen erzählt dann von den Cocktails, daß es mich sticht. Ich stehe neben ihr beim Umzug, und wir lachen über die Skihosen, die man von unten nicht sieht. Ich bekomme Rosen geschenkt, zu der Rose vom letzten Jahr, und eine Tulpe und allerhand.
Ich verschenke die Rosen weiter, nach links und nach rechts zum schönsten Mädchen. Sie strahlen mich an, und dann strahlen sie wieder andere an.

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Ich bin noch nicht so weit, daß es mich nicht mehr sticht. Ach, Kleine.

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Abbau. Essen. Schlaf. Und es gibt zwar Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen. Aber es gibt auch Wunder, die dürfen nur im Traum geschehen.

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Aschermittwoch.
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18.02.15, 09:23 | 'Nicht drueber nachdenken'
Und dann war einfach Fasching.
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