... Vorwärts fahren
18.04.07, 01:52 | 'Public preview'
Ich möchte so gar nicht wieder einsteigen ins Studieren. Ich möchte meine Freitage nicht aufgeben.
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Ich hab Dich angerufen, gestern. Als Dritte, weil ich immer einen Vorwand brauche. Hätte ich Dich erreicht, hätte ich Dich meine letzte Hoffnung genannt.
Und dann das Telefonklingen, kurz vor acht.
"Hi, was gibts? Ich hatte mein Telefon nicht dabei."
Und ich erkläre Dir, daß sich alles schon erledigt hat. Eine Gesprächshaltestelle nur für Dich, doch Du steigst nicht aus.
Ich hätte mich gern von Dir abschleppen lassen -.
Und ich werfe Dir meinen ganzen Ärger hin, den ganzen Haufen, und Du machst ihn lachend ganz klein, bis ich darüber lachen kann, daß ich sogar von einem Auto verlassen werde. Schlucken muß ich den Ärger noch selbst. "Mit dem Agrotron wär ich gekommen!" rufst Du, und ich grinse beim Gedanken, den Beemes mit der Schleifkette und dem Ackerschlepper über die Bundesstraße zu ziehen.
"Ich möchte nicht hier sein", teilst Du Dein Heimweh mit mir. "Und ich will zwar auf diesen Betrieb, aber nicht hier weg." Du teilst Dein Heimweh mit mir, und ich schnappe danach, um es Dir zu entreißen, Dir soviel abzunehmen, wie ich tragen kann.
Also, mach es gut in Frankreich, ich will Dich ja nicht länger aufhalten und Telefonieren kostet ja auch Geld. "Freiminuten" lachst Du noch durch den Hörer und ich heiße mich ein Rindvieh, während ich die Kakophonie des Abschieds abspiele, rauh und verzerrt vom Nichtgehenlassenwollen. Du weißt jetzt, wo mein Fahrrad hängt, und ich weiß, daß Du Deine Schuhe die Treppen hochträgst. Es ist ein seltsamer Tauschhandel, so ein Telefongespräch.
Komm mir heile wieder, ich sage es, als müßte ich die Worte mit Backsteinen auf dem Boden auslegen. Dein Ja haucht nur, doch es fühlt sich an wie ein Atemzug, der keine Kraft kostet, als würdest Du die Luft in mich pressen.
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Daß Du Dich nie neben mich setzt.
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Je öfter er Dich berührt, desto weniger lehnst Du ab. Irgendwann lehnst Du Dich an, und ich schaue mir beim langsamen Verlieren zu, während ich über die Bar rufe, daß ich wohl noch eins vertragen kann. Nur verschwommen kann ich euch überhaupt ertragen.
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Am Samstag erfand ich tausend Ausreden, um vorbeizufahren.
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Wenn siebenundzwanzig Kilo da sind und wir dreiunddreißig Kilo je Hektar ausbringen wollen, dann ist es eine total doofe Idee, mir den Bären vom halben Hektar aufzubinden. So saß ich dann nach achtzig Ar in der Sonne und wartete auf Saatgut.
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Nein, ich fahre nicht mit zum Mittagessen. Ich habe was im Rucksack.
Nun gut, meinst Du, setzt Dich in Dein Auto und nimmst meinen Rucksack mit zum Essen. Ich hänge meine Kleider zum Trocknen auf den Holzspalter und wache erst wieder auf, als mich ein Wanderer mit dem Spazierstock piekst. Vor lauter Schreck über die gähnende nicht ganz so tote Leiche fällt der gute Mann fast tot um, womit die Leichenbilanz trotz offensichtlicher Auferstehung aufgegangen wäre. Ich bedanke mich freundlich, ziehe mich wieder an und spalte weiter.
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Der Heimweg vom Berg ist genau so lang, daß man mit dem Dieselross bei Halbgas ein Schäferbier trinken kann, bis man zu Hause ist. Und ich bin mir verschmitzt sicher, daß die letzte Spitzkehre nur gebaut wurde, damit man eine Abkürzung querfeldein fahren kann, falls zufällig nur ein Pils zur Hand sein sollte.
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Wir tragen das Sofa nach innen, weil es draußen kühl wird. Wir stellen es ab und ich drehe mich auf dem Absatz, um mich zu setzen. Als das Mädchen hinter mir in ihren Sandalen aufgehört hat zu weinen, biete ich ihr als Entschädigung blauen Nagellack an, damit sich die Sache wenigstens gleich sieht.
Später antwortet sie auf die Frage nach ihrer Schuhgröße mit: "Sechsunddreißig links, und rechts mindestens vierzig, seit der Texanertrampel draufgetreten ist", und ich weiß, daß sie mir verziehen hat.
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"Schloß der Lüste"
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"Ich war so voll, ich hätte keine Alte mehr können - ich meine, mich nicht mehr halten können."
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Die Flasche Rama fürs Messerschleifen lehne ich ab. "Trinken wir zusammen, irgendwann." Manche Menschen besitzen ein sehr exaktes Gefühl für Schuldigkeiten.
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Ich hab Dich angerufen, gestern. Als Dritte, weil ich immer einen Vorwand brauche. Hätte ich Dich erreicht, hätte ich Dich meine letzte Hoffnung genannt.
Und dann das Telefonklingen, kurz vor acht.
"Hi, was gibts? Ich hatte mein Telefon nicht dabei."
Und ich erkläre Dir, daß sich alles schon erledigt hat. Eine Gesprächshaltestelle nur für Dich, doch Du steigst nicht aus.
Ich hätte mich gern von Dir abschleppen lassen -.
Und ich werfe Dir meinen ganzen Ärger hin, den ganzen Haufen, und Du machst ihn lachend ganz klein, bis ich darüber lachen kann, daß ich sogar von einem Auto verlassen werde. Schlucken muß ich den Ärger noch selbst. "Mit dem Agrotron wär ich gekommen!" rufst Du, und ich grinse beim Gedanken, den Beemes mit der Schleifkette und dem Ackerschlepper über die Bundesstraße zu ziehen.
"Ich möchte nicht hier sein", teilst Du Dein Heimweh mit mir. "Und ich will zwar auf diesen Betrieb, aber nicht hier weg." Du teilst Dein Heimweh mit mir, und ich schnappe danach, um es Dir zu entreißen, Dir soviel abzunehmen, wie ich tragen kann.
Also, mach es gut in Frankreich, ich will Dich ja nicht länger aufhalten und Telefonieren kostet ja auch Geld. "Freiminuten" lachst Du noch durch den Hörer und ich heiße mich ein Rindvieh, während ich die Kakophonie des Abschieds abspiele, rauh und verzerrt vom Nichtgehenlassenwollen. Du weißt jetzt, wo mein Fahrrad hängt, und ich weiß, daß Du Deine Schuhe die Treppen hochträgst. Es ist ein seltsamer Tauschhandel, so ein Telefongespräch.
Komm mir heile wieder, ich sage es, als müßte ich die Worte mit Backsteinen auf dem Boden auslegen. Dein Ja haucht nur, doch es fühlt sich an wie ein Atemzug, der keine Kraft kostet, als würdest Du die Luft in mich pressen.
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Daß Du Dich nie neben mich setzt.
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Je öfter er Dich berührt, desto weniger lehnst Du ab. Irgendwann lehnst Du Dich an, und ich schaue mir beim langsamen Verlieren zu, während ich über die Bar rufe, daß ich wohl noch eins vertragen kann. Nur verschwommen kann ich euch überhaupt ertragen.
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Am Samstag erfand ich tausend Ausreden, um vorbeizufahren.
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Wenn siebenundzwanzig Kilo da sind und wir dreiunddreißig Kilo je Hektar ausbringen wollen, dann ist es eine total doofe Idee, mir den Bären vom halben Hektar aufzubinden. So saß ich dann nach achtzig Ar in der Sonne und wartete auf Saatgut.
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Nein, ich fahre nicht mit zum Mittagessen. Ich habe was im Rucksack.
Nun gut, meinst Du, setzt Dich in Dein Auto und nimmst meinen Rucksack mit zum Essen. Ich hänge meine Kleider zum Trocknen auf den Holzspalter und wache erst wieder auf, als mich ein Wanderer mit dem Spazierstock piekst. Vor lauter Schreck über die gähnende nicht ganz so tote Leiche fällt der gute Mann fast tot um, womit die Leichenbilanz trotz offensichtlicher Auferstehung aufgegangen wäre. Ich bedanke mich freundlich, ziehe mich wieder an und spalte weiter.
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Der Heimweg vom Berg ist genau so lang, daß man mit dem Dieselross bei Halbgas ein Schäferbier trinken kann, bis man zu Hause ist. Und ich bin mir verschmitzt sicher, daß die letzte Spitzkehre nur gebaut wurde, damit man eine Abkürzung querfeldein fahren kann, falls zufällig nur ein Pils zur Hand sein sollte.
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Wir tragen das Sofa nach innen, weil es draußen kühl wird. Wir stellen es ab und ich drehe mich auf dem Absatz, um mich zu setzen. Als das Mädchen hinter mir in ihren Sandalen aufgehört hat zu weinen, biete ich ihr als Entschädigung blauen Nagellack an, damit sich die Sache wenigstens gleich sieht.
Später antwortet sie auf die Frage nach ihrer Schuhgröße mit: "Sechsunddreißig links, und rechts mindestens vierzig, seit der Texanertrampel draufgetreten ist", und ich weiß, daß sie mir verziehen hat.
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"Schloß der Lüste"
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"Ich war so voll, ich hätte keine Alte mehr können - ich meine, mich nicht mehr halten können."
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Die Flasche Rama fürs Messerschleifen lehne ich ab. "Trinken wir zusammen, irgendwann." Manche Menschen besitzen ein sehr exaktes Gefühl für Schuldigkeiten.
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