27.11.12, 14:15 | 'In Fetzen gerissen'
Die Kerben.
26.10.12, 20:25 | 'In Fetzen gerissen'
Und dann spielen sie den Platz hundertvierundneunzig der Hitparade, es hallt von den gelben Wänden und ich sitze da, schaue auf die bunten Vorhänge, und das halb versalzene Gratin wird mir schal. Ich lege die Gabel vorsichtig auf den Teller und summe mit. Ganz leise. Dann schalte ich das Radio aus und gehe ins Bett. Den Teller werde ich morgen wegräumen.
01.10.12, 14:19 | 'In Fetzen gerissen'
Die Suppe, die man mir mitgegeben hat, weil ich gestern nicht zum Essen gekommen bin, weil man immer noch an mich und für mich denkt, für mich und sich um mich sorgt, diese Suppe macht mir heute sehr Heimweh. Ich bin dreizehn Stunden weg und werde in spätestens dreißig Stunden wieder da sein.
22.09.11, 10:26 | 'In Fetzen gerissen'
"And where the grass grows through the concreteDas steht auf der Rückseite meines Hemdes. Sie liest es laut vor. Dann fragende Stille. Ich schweige.
there is a path to follow
I chose this path
to follow"
Sie verstehe das nicht, sagt sie. Ich schweige weiter. Für euer Verständnis habe ich keine Verantwortung, und auch kein Interesse daran. Mich trifft dieser Satz. Er trifft mich furchtbar, erschüttert mich, stärkt mich. Ihr sollt mich nicht damit treffen, ihr sollt mich gar nicht verstehen, euch werde ich mein Herz nicht darlegen.
05.07.11, 08:55 | 'In Fetzen gerissen'
Der erste Kaffee des Tages fällt aus. Weil ich meinen Rucksack nicht einsauen wollte. Weil die Thermotasse nicht dicht ist. Weil ich auf dem Motorrad keine Schultertasche mitnehmen kann und keinen Tassenhalter habe (wäre ja noch schöner). Weil ich mit dem Motorrad fahren musste. Weil ich nicht krankgeschrieben werden wollte. Weil ich keine Tabletten nehmen werde. Weil ich einen ziemlichen Brummschädel habe. Weil ich irgendwie zur Arbeit kommen muß. Weil ich zwar offensichtlich ein seltsames Genick, aber eine ordentliche Muskulatur habe. Weil der Doktor daran herumgedrückt hat. Weil ich die Muskulatur ausprobieren musste. Weil ich mein Kennzeichen aus einem fremden Motorraum pulen musste. Weil manche Leute nicht schauen, sondern zufahren. Weil die dann ja auch nicht bremsen. Weil mein Auto den Aufprall eines anderen Autos im Heck mit strammer Ortsdurchfahrtsgeschwindigkeit nicht ganz fahrtüchtig überlebt hat, sondern geräuschtechnisch zum Achtzylinder mutiert ist und der Kofferraum nicht mehr aufgeht. Weil ich aber auch mitten auf der Straße herumgestanden bin. Weil da schon vor mir ein paar andere standen. Weil vorne einer abgebogen ist. Weil ich früh nach hause wollte, um zu silieren.
Hab ich dann trotzdem getan. Kausalketten können mich mal. Und jetzt sind die ersten Kollegen da und ich kann um Kreuzer für den Kaffeeautomaten betteln. Weil mein Geldbeutel mal wieder - nein, das wollen Sie jetzt nicht wissen.
Hab ich dann trotzdem getan. Kausalketten können mich mal. Und jetzt sind die ersten Kollegen da und ich kann um Kreuzer für den Kaffeeautomaten betteln. Weil mein Geldbeutel mal wieder - nein, das wollen Sie jetzt nicht wissen.
08.07.10, 01:56 | 'In Fetzen gerissen'
Und da sitzen wir dann draußen, weil ich drinnen so gar keinen Platz finden mag. Ich mag nicht an der Theke stehen mit den Netzernden, ich mag nicht mit den Pärchen und den Fahnenbehängten sitzen. Stattdessen mein rotes Unglück auf Krücken, Drogen und mit guter Laune. Ich setze mich zu ihr.
Du, denke ich, als ich an einer vorbeischaue, durch die großen Fenster auf die Leinwand. Und man kann ja nie so gut an jemandem vorbeischauen, als wenn man scheinbar gebannt auf eine Leinwand starrt. Immer wieder verschwindet das Bild, und die meiste Zeit steht jemand im Weg, aber Fußball geht immer. Auch fürs Vorbeischauen.
Du. Diese fast perfekte Schönheit, die immer die Brutalität des nur fast Perfekten zu spüren scheint. Wir ignorieren uns mit der gleichen Intensität, mit der wir miteinander reden. Nur mit viel weniger Freude.
Was? frage ich, zwischen zwei fäusteballende Torszenen gebettet.
Unglückliche Nachricht, sagst Du leise. Ich frage nicht. Ich frage nie. Ich höre nur zu, das Erzählen muß von Dir kommen. Die meisten, die erzählen, biedern sich an, erfinden Unglück, und ich frage mich immer, wie das funktionieren soll, durch Unglück aus zweiter Hand interessant zu werden. Lust am Unglück, das man nicht selbst erlebt, und ich weiß ja selbst, daß das funktioniert, ich weiß nur nicht, wie.
Du sagst nicht mehr. Nichts mehr. Du rauchst viel, zuviel. Kinder sollten nicht rauchen, denke ich, und sehe den Aufdruck auf Deiner Jacke. Erwachsen, Schulabschluß, und hierzulande druckt man das noch auf Jacken, die man vielleicht ein halbes Jahr trägt. Zum Studieren trägt sie doch keiner mehr. Mein Hemd aus der Zeit habe ich noch. Aber ich trage es nicht mehr.
Das ist schon das zweite Mal, sagst Du unvermittelt. Jedes Jahr einer. Und Du schüttelst den Kopf, als sei das unmöglich, unfassbar.
Mach Dir nichts daraus, will ich Dir sagen. Mach es Dir nicht zu schwer damit. Denn genau so wird es weitergehen. Besser wird es nicht mehr. Du kannst nichts tun. Nur Dich nicht einreihen. Mach da nicht mit. Sonst bist Du genau das für mich, dieses Jahr. Und ich möchte auch gern wieder ein Jahr ohne. Oder alle.
Stattdessen stiere ich an Dir vorbei. Drinnen Aufruhr und ein Tor, und mit etwas Verzögerung mein Seufzen.
Halt dagegen. Auch wenn es immer schwerer wird. Es wird nicht mehr leichter werden, jetzt, da es angefangen hat.
Du, denke ich, als ich an einer vorbeischaue, durch die großen Fenster auf die Leinwand. Und man kann ja nie so gut an jemandem vorbeischauen, als wenn man scheinbar gebannt auf eine Leinwand starrt. Immer wieder verschwindet das Bild, und die meiste Zeit steht jemand im Weg, aber Fußball geht immer. Auch fürs Vorbeischauen.
Du. Diese fast perfekte Schönheit, die immer die Brutalität des nur fast Perfekten zu spüren scheint. Wir ignorieren uns mit der gleichen Intensität, mit der wir miteinander reden. Nur mit viel weniger Freude.
Was? frage ich, zwischen zwei fäusteballende Torszenen gebettet.
Unglückliche Nachricht, sagst Du leise. Ich frage nicht. Ich frage nie. Ich höre nur zu, das Erzählen muß von Dir kommen. Die meisten, die erzählen, biedern sich an, erfinden Unglück, und ich frage mich immer, wie das funktionieren soll, durch Unglück aus zweiter Hand interessant zu werden. Lust am Unglück, das man nicht selbst erlebt, und ich weiß ja selbst, daß das funktioniert, ich weiß nur nicht, wie.
Du sagst nicht mehr. Nichts mehr. Du rauchst viel, zuviel. Kinder sollten nicht rauchen, denke ich, und sehe den Aufdruck auf Deiner Jacke. Erwachsen, Schulabschluß, und hierzulande druckt man das noch auf Jacken, die man vielleicht ein halbes Jahr trägt. Zum Studieren trägt sie doch keiner mehr. Mein Hemd aus der Zeit habe ich noch. Aber ich trage es nicht mehr.
Das ist schon das zweite Mal, sagst Du unvermittelt. Jedes Jahr einer. Und Du schüttelst den Kopf, als sei das unmöglich, unfassbar.
Mach Dir nichts daraus, will ich Dir sagen. Mach es Dir nicht zu schwer damit. Denn genau so wird es weitergehen. Besser wird es nicht mehr. Du kannst nichts tun. Nur Dich nicht einreihen. Mach da nicht mit. Sonst bist Du genau das für mich, dieses Jahr. Und ich möchte auch gern wieder ein Jahr ohne. Oder alle.
Stattdessen stiere ich an Dir vorbei. Drinnen Aufruhr und ein Tor, und mit etwas Verzögerung mein Seufzen.
Halt dagegen. Auch wenn es immer schwerer wird. Es wird nicht mehr leichter werden, jetzt, da es angefangen hat.
09.06.10, 12:59 | 'In Fetzen gerissen'
Nur einmal, sagt er leise, als wir wieder einmal mitten in der Nacht zu zweit da sitzen, rauchend und trinkend, nur einmal möchte ich die Wahrheit wissen. Nicht, was man erzählt bekommt. Sondern was sie denkt.
13.05.10, 23:44 | 'In Fetzen gerissen'
Dieser Kirchentag erinnert bei genügend bösem Willen an die Leistungsschau irgendeines Kleintierzuchtvereins, der sich nach zweitausend Jahren erstmals auch am Rande mit artgerechter Haltung beschäftigen muß.
27.04.10, 02:58 | 'In Fetzen gerissen'
Während wir mit uns und dem Berg kämpfen, fällt es mir wieder ein. "Man is not made for defeat. A man can be destroyed but not defeated."
Ich würde ihm das gern sagen. Damit er sich nicht so plagen muß. Doch das muß er, und das weiß ich ja auch. Also lasse ich ihn und tue mein Bestes, um mitzuhalten.
Wie wir beide aneinander nicht nachgeben können. Dafür sind wir eben nicht gemacht.
Ich würde ihm das gern sagen. Damit er sich nicht so plagen muß. Doch das muß er, und das weiß ich ja auch. Also lasse ich ihn und tue mein Bestes, um mitzuhalten.
Wie wir beide aneinander nicht nachgeben können. Dafür sind wir eben nicht gemacht.
18.11.09, 17:01 | 'In Fetzen gerissen'
Ich erarbeite ja kein Wissen, nur Worte.
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