Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 12. 09 22

12.09.22, 00:01 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Wieder eine Woche um. Ein komischer Gedanke ist das, und ich kann ihn weder verscheuchen, noch ihm etwas abgewinnen. Ich trauere der Woche nicht nach und werde doch diesen Gedanken nicht los, daß sie um sein soll.

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Wir sitzen und trinken französisches Bier aus kleinen Flaschen. Es wird spät.

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An einen der Wochentage kann ich mich kaum mehr erinnern. Selbst die Zeitachse auf meiner Karte ist nur ein kurzer, gerader Strich. Irgendwo war ich wohl, auf direktem Wege hin und zurück, ohne daß das Telefon dabei aufgewacht wäre. Dabei hatte ich es vermutlich, denn wer geht schon ohne Telefon aus dem Haus?

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Dann hatte ich noch einen Tag frei. Mais. Wir sind weit entfernt von daheim, und doch beißt es mich, daß ich all diese Leute vielleicht nicht mehr sehen soll, die ich sowieso nur drei, vier Mal im Jahr sehe. Überhaupt dieses Sehen; ich habe dabei den Eindruck, daß in mir mehr von manchen bleibt, als ich hinterlassen kann. Auch dieser Gedanke verlässt mich lange nicht, und auch diesen kann ich nicht den guten oder schlechten Gedanken zuordnen.

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Am anderen Tag bekomme ich einen Anruf ins Büro. Ob ich denn, fragt man, und vermutlich kann nur ich mich immer jubeln hören, wenn mich jemand anruft, um mich das zu fragen. "Bei den Leuten sein", hat meine Oma das immer genannt, wenn sie die Katzend entschuldigt hat, die ihr um die Beine strichen, auch wenn die wohl recht genau gewusst haben, wer nach dem Melken und nach dem Essen ihre Näpfe gefüllt hat. Es gibt sicher schlechtere Antriebe im Leben.

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Überraschend viel Zeit verbringe ich damit, mit SMARD-Daten zu spielen. Wie so oft stolpere ich über eine Aussage, deren Herleitung technisch falsch ist, deren Schlüsse ich bezweifle oder deren Basis mich interessiert. Hier trifft alles zu, und dazu kommt der überhebliche Duktus von jemandem, der sich Wissenschaftler nennt und mit einer Anstellung an einer Hochschule kokettiert. Ich komme aus den Daten also zu sehr anderen Schlüssen, und ich komme mit meinen eingeschränkten Analysemöglichkeiten dann doch überraschend weit, finde ich, auch wenn meine Annahmen grob und vereinfachend bleiben müssen. Ich bohre also weiter vor mich hin, berechne selbstgebastelte Faktoren des Leistungszubaus für Photovoltaik und Windkraft, sowie sehr einfache nötige Speichergrößen. Ich bin mir der Größenordnungen nach ein paar groben Rechenschnitzern sehr sicher und denke ehrfürchtig an den früheren Abteilungsleiter, der mir schulterklopfend versicherte, man könne sich kaum so sehr verschätzen, wie man sich verrechnen kann. Er hatte wohl recht. Nach eindringlicher Selbstgeißelung kann ich jedoch sagen, daß die Idee, Kern- und fossile Energie zur Stromerzeugung insgesamt durch Sonne und Wind zu ersetzen, eine Größenordnung an Bauten erfordert, die weder dieses Land noch die Welt bisher gesehen haben. Ganz zu schweigen von der Substitution dieser Primärenergien für andere Zwecke.

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An einem Abend mulche ich Senf, und ich mag den Duft und den Lärm und den kleinen Schlepper, der aus den Bergen kommt.

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Noch ein Abend außer Haus. Den verbringe ich in Wolken von Zigarettenqualm, wie ich das früher so gewohnt war. Wie schön, wie spät.

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Ein Tag am Telefon. Wie anstrengend das ist.

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Ein Abend am Telefon. Auch das sehr anstrengend, und dabei liegt die eigentliche Arbeit noch vor mir.

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Mir kommt es vor, als hätte diese Woche dann doch sehr viele Tage gehabt. Dabei waren es zu wenige, wie so oft.

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Viele Mails, viel Hin, viel Her, viele Internethändler und viele, die ich für Betrüger halte. Dann ein Herz gefasst, und die großen Scheine aus dem Verkauf des Rennrads müssen ja auch im Umlauf bleiben. Während der Fahrt ändern sich noch die Mengen, und so fahre ich in einem alten Diesel fast zweitausend Watt Photovoltaik gut hundert Kilometer durch die Gegend. Lang stehe ich dann in der Garage, halte das Modul in die Sonne, die zwischen den Wolken blitzt, und freue mich an dreihundertundachtzehn Watt auf der Anzeige. Vielleicht ist es gerade die wahnwitzige Diskrepanz zwischen dem, was fehlt, und dem wenigen, was man tun kann, die mich frei und wirksam und zufrieden macht. Es wird uns nicht retten, keinesfalls, und vielleicht arbeitet es sich in der völligen Sinnlosigkeit ja doch am freudigsten. Und im Gefühl, dann doch irgendwie zu denen zu gehören, die größere Geschäfte aus der Hosentasche abwickeln.

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Was habe ich dieses Jahr denn schon gekauft, frage ich am Abend, und tatsächlich fällt mir nichts ein. Größter Einkauf des Jahres also dieses PV-Modul.

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Cousinentreffen. Wir sind die große Generation, und wir sind die, die über die Stärke ihrer Bande selbst entscheidet. Dazu passt Kinderlachen, Gläserklingen, rote Wurst und Rauch.icht nach und werde doch diesen Gedanken nicht los, daß sie um sein soll.

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Ach. Radfahren war ich auch noch, sagt mein Fotoalbum. An welchem Abend ich das gemacht haben soll, das kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen."
# |  Rauchfrei | Gas geben

Montag, 23. 05 22

23.05.22, 21:45 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Ich bin naiv genug, um entgegen der tiefdunklen Wolkenfront in Richtung des Rasenmähers zu radeln, und doch Stratege genug, um wenigstens eine Jacke im Rucksack mitzunehmen. Optimist bin ich im Nebenberuf ja auch noch, und deshalb habe ich sogar einen Geldbeutel dabei. Nicht, weil ich mir fürs Rasenmähen mehr als Gotteslohn erhoffe, sondern weil auf halber Strecke ein Supermarkt liegt und ich so bei einsetzendem Regen zwar nicht arbeiten, aber doch wenigstens essen kann, was so ziemlich meine Mindestanforderungen an eine Gesellschaft darstellt.
So kommt es, daß ich wenige Minuten später tropfnaß unterm Vordach des Supermarktes stehe und meine Taucherbrille wieder zu ihrer normalen Funktion zu überreden versuche, während vor mir die Automatiktüren zuerst freundlich auffordernd, dann immer entnervter auf und zu fahren. Meine Jacke ist auch naß geworden, was in Verbindung mit ihrem Aufenthaltsort, nämlich dem Inneren meines Rucksacks, schon für einen recht ordentlichen Regenguß spricht. Zumindest das Geld ist noch trocken, und so trete ich meinen Weg durch das Labyrinth aus Regalen an. Allzu günstig Erscheinendes schaue ich durch die Augen einer App an, die eine Möhre im Symbolbild trägt, aber nach einer Palme benannt ist. Mit Apps kenne ich mich nicht besonders gut aus, ebenso wie mit Zusatzstoffen, und daher lasse ich meist liegen, was als "bedenklich" eingestuft wird, und meist sind das sehr billige, fleischhaltige Lebensmittel und Süßigkeiten. Dafür ist meine Lieblingsschokolade im Angebot, also packe ich zwei Tafeln davon ein. Und noch drei, dann hört es sich nicht nach fünfen an. Herrjeh. Normal, versuche ich mich in Kauflaune zu reden, lasse ich die ja liegen, seit sie mehr als einen Euro kostet. Und das tut sie nun wirklich schon einige Jahre. Doch Lieblingsschokolade im Sonderangebot, nun ja. Ich sinniere noch ein wenig vor mich hin, ob die gelegentlichen Sonderpreise nicht vielleicht doch das beste an dieser Sorte sind, oder ob es die schiere Unscheinbarkeit, diese wundervolle Nichtbesonderheit ist, die mich so anzieht. Schokolade halt, und alle irgendwie gearteten "Sorten" lasse ich immer liegen. Nur die Schokolade, und vielleicht packe ich die fünfte Tafel auch nur ein, weil ich zwar naß, aber die Wiese immer noch nicht gemäht sein wird, wenn ich wieder nach Hause radle. Ich grüße ein paar Leute auf dem Weg, von denen ich viele mag und von manchen den Namen nicht mehr weiß. Eine Frau mit schwarzen Locken ist mir sehr vertraut, seit Jahren schon, und immer wieder suche ich in meinem Gedächtnis nach ihrem Namen, wenn wir uns grüßen. Oder wenigstens nach einem Grund, warum mir ihr Name nicht mehr einfallen will. Doch auch den verbirgt mein Gedächtnis vor mir. Es wird wohl klug so sein, denke ich, kauft sie ihren Kindern doch gerade noch ein Eis, bevor sie mich Verwirrten anlacht, wie ich da versonnen in meiner kleinen Regenpfütze stehe.
Ich stelle mich also in die Schlange, vor mir kauft jemand eine Palette Dosenbier. Ob es dafür auch eine App gibt, frage ich mich, werde aber abgelenkt von der Frage, ob es in strömendem Regen allzu weise sein wird, Toilettenpapier auf dem Rad zu transportieren. Man kann ja alles wieder zurücklegen ins Regal in solchen Märkten, und vor allem als Mann, der mit kurzen Hosen durch den Regen radelt, nimmt man mir wohl wenig übel, aber Toilettenpapier zurückzulegen, denke ich, das geht dann doch zu weit. Ich trete in der Schlange einen Schritt zur Seite, um den Mann durchzulassen, der hier die Böden sauberhält. Ich lächle ihn oft an, fühle ich mich ihm doch sehr verbunden, weil ich ja nicht nur für den kleinsten Teil seiner Arbeit verantwortlich bin. Verstohlen schaue ich an mir hinunter, doch zum Glück passt der Rest des Wassers, das mir die nackten Beine hinunterläuft, wohl ganz gut in meine Schuhe. Tut mir leid, murmle ich leise, ich bin leider Optimist. Er schaut nicht auf, das tut er nie, sondern fegt gelassen weiter zwischen den Regalen, den Paletten, den Wühlkörben aus stabilem Metallgestell. Ich lese einen Artikel in einer Tageszeitung, der sich um die richtige Höhe des Mindestlohnes dreht. Eine deutliche Erhöhung steht in diesem Jahr noch an, lang geplant und kurzerhand von der Inflation wohl aufgefressen. Und doch könnte vielleicht ein Vorteil entstehen, wenn die höheren Einkommen nicht so stark steigen wie die niedrigen, wenn sich also am unteren Ende mehr tut als am oberen. Automatisierung, denke ich dann wieder einmal den lang bekannten Gedanken, automatisch denke ich den schon, könnte sich dann in weitere Bereiche hinein lohnen und diese Arbeitsplätze verschwinden lassen. Doch aufhalten lässt sich die Automatisierung wohl nicht mehr, denn entwickelt wird, was einen Markt verspricht, und dazu muß nur das eine billiger oder besser sein als das andere. Ich denke kurz an unseren Staubsaugerroboter, wie er beleidigt alle paar Tage über einem Stuhlbein hängt, als wäre er zielgerichtet auf sein Verderben zu gefahren. Wir scheinen jedoch sehr viel Geld auszugeben für die Forschung, die auch den Staubsauger noch besser fahren lässt, und auch meine Arbeit des Rasenmähens steht längst unter Konkurrenzdruck durch kleinrädrige, summende Automaten. Ob sich aus diesem unweigerlichen Wandel neue Arbeiten ergeben, daran müsste mal jemand forschen, denke ich. Es wäre ein weites Feld. Und die Pferde einst, die Hufschmiede und Wägner, die hat schließlich auch niemand gefragt. Und auch mein Beruf beinhaltet in all seiner Vielfalt stets einen sehr großen Anteil, der mich für viele Stunden still an einem Tisch sitzen und in einen Bildschirm schauen lässt. Nur die Tische, die ändern sich gerade, sodaß ich auch mal stehen kann. Vielleicht entfällt auch eine Arbeit einfach? Die Städte lassen es zumindest vermuten, daß an vielen Plätzen auf das Saubermachen längst verzichtet wird. Ob ein Beruf, eine Aufgabe wohl verzichtbar ist, oder ob ihn jemand vermissen wird? Vielleicht fühlt sich der Mann, der hier die Böden sauberhält, auch damit wohl, ich muß mir den Gedanken wirklich aus den Fängen innerer Korrektheit reißen. Niemand möchte saubermachen, das ist allzu leicht gedacht. Allzu oft begegne ich jedoch Menschen, die sich mein Glück in meiner Arbeit nicht ansatzweise vorstellen mögen. Wer wäre ich also, das für andere zu tun? Wo sind die Linken, denke ich gehässig, wenn man sie doch hier brauchen könnte, statt den Russen die Ukraine zu erklären und den Ukrainern die Russen schmackhaft zu machen? Ich könnte nicht sagen, welcher Mindestlohn zu welchem Ergebnis führt, ich könnte nicht herausfinden, was diejenigen denken, die das betrifft. Die Gelehrten, die mir die Zeitungsartikel schreiben, von denen glaube ich meist nicht einmal, daß sie einen Boden sauberhalten könnten, wenn sie schon die Sprache und damit die Sache nicht beherrschen, mit der sie ihren eigenen Lohn verdienen. Wenn ich also nicht weiß, was kommt, wie soll ich wählen? Ich weiß auch das nicht, und ein Glück, daß keine Wahl ansteht. Ich wüßte doch nicht, was tun. Es regnet noch, und ich ziehe meine Jacke über. Ein Glück, passt sie doch mitsamt dem Einkauf nicht mehr in den Rucksack. Der Mann im Supermarkt kehrt weiter, und auf dem Heimweg kann ich die Maispflänzchen schlürfend jauchzen hören über den Regen nach der Tageswärme. Ich gönne es ihnen gern, und auch der Rasen darf einen Tag noch wachsen.
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Freitag, 18. 10 19

18.10.19, 22:02 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Druck und Spannung. Und die Hoffnung, daß sich einiges zum Guten wenden wird.
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Dienstag, 19. 06 18

19.06.18, 17:08 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Auf dem verwackelten Bild ein grober Holzboden mit tiefen Fugen zwischen den rauhen Dielen, meine festen Zustiegsschuhe, zwei Waden wie kräftige Baumstämme, das Bändel, das die Lederhosen unterm Knie zusammenhält, der Saum eines fliegenden Rocks, am Boden samtene Schuhe mit Schleifchen, am Bildrand schmutzige Zehen eines Barfüßigen. Was haben wir getanzt!
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Sonntag, 2. 10 16

02.10.16, 16:37 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Bleibt alles anders.

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Zu mir finden.

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Phantomschmerz und Abwürfe.

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Schnell noch Zahnbürste und Kaffee für das neue, alte Büro herrichten.
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Montag, 1. 08 16

01.08.16, 19:40 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Kurz bevor ich offiziell zum Mittdreißiger werde, habe ich noch schnell Dinge eingekauft, von deren Notwendigkeit ich bisher nicht überzeugt war. Als da wären ein Klostein und ein Mikrofasertuch für die Reinigung von Fensterscheiben. So geht erwachsen, fürchte ich, auch wenn ich von Klosteinen in Zukunft wieder Abstand nehmen werde. Riechen komisch. Mikrofasertücher sind dafür prima. Und eine weitere Premiere ist der Erwerb einer Flasche Geschirrspülmittel. Nun, nicht der Erwerb an sich, aber der rechtzeitige, denn mit der alten Flasche sind noch etwa zwei Spülgänge möglich. Sonst gab es immer einige Tage ohne Spülmittel. Und einmal, da hatte ich diese Idee mit dem Vorrat. Kaufe drei, dann hast Du zwei in Reserve. Gedacht, getan, ein Mann, ein Wort, drei Flaschen Spülmittel, und nach ein paar Tagen war mir dann auch klar, woher der Schleim im Küchenschrank nur kommen konnte: Die Flaschen waren nicht dafür geeignet, liegend gelagert zu werden, weil nicht ganz dicht. Nun ja. Dafür habe ich dreierlei Sorten Kettenöl vorrätig. Das beschreibt mich ganz gut, fürchte ich. Auch mit Mitte dreißig, und Erwachsenwerden ist ja sowieso optional, sage ich immer. Und immer, wenn ich das sage, seufzt die Doktorin zustimmend. Ich weiß auch nicht, warum.
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Montag, 30. 05 16

30.05.16, 15:23 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Ein Wochenende des Wartens. Nichts Besonderes getan, und genau das reut mich ja immer. Mehr Überwindung, schwöre ich mir dann.

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Radeln mit Kindern. Kalt war es, geregnet hat es. Ein Sonnentag auf dem Rad, einer am großen See, und dort kaufe ich sogar Schuhe, weil ich nicht mehr schieben will. Weniger schieben, mehr erledigen.

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Lange Tage, lange Nächte, große Liebe zu den kleinen, schlaksigen Gestalten, die so Großes leisten, drei Tage auf den Rädern verbringen, die Laune nicht verlieren, das große Abenteuer suchen. Was wir ihnen geben können mit dieser Freizeit, eine kleine Erinnerung vielleicht, ein paar neue Freunde, ein Mehr an Kraft durch ihre Anwendung und ihr Austesten.

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Wenig Zeit, weil viel Durcheinander. Reibungsverluste.

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Unter den Tisch fallen lassen.

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Ich bleibe bei Dir, lade mich selbst ein.

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Radeln in der Sonne. Ein kleiner Sturz, abgefangen durch diesen großartigen Körper, den ich mehr und mehr zu schätzen weiß, obwohl er so gar nichts richtig gut kann, dafür vieles so ein bißchen.

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Eine Stunde bei einem lang nicht gesehenen Freund auf dem Ladewagen verbracht.

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Eine Stunde auf dem Motorrad. Wie es mich nur führt, wie Motorradfahren Lust und Zweck ist. Es ist gut, fahren zu können.

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Eine Stunde auf dem Häcksler. Ich bringe Dir das bei, sagt er, und mein Herz klopft.

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Noch ein paar Stunden radeln. Wie ich den Diesel aufrechne gegen den Treibstoff, den mein Körper braucht. Ich esse einen Döner in einem dieser kleinen, ausgestorbenen Straßendörfer.

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Mir kommen die Städte fremd und verlassen vor, dabei sind sie bevölkert. Die Bürger, glaube ich zu beobachten, ziehen sich ins Private zurück, ins Auto, in die Wohnung, in den Kleingarten, überlassen die öffentlichen Plätze denen, die ihnen wiederum fremd sind. Das Gefühl der Überfremdung kann ich durchaus verstehen, nur kann ich aus einem Gefühl keinen Schluß ziehen.

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Duschen, einigeln unter der Decke, und als ich mit einem Bier in der Hand lesen will, treffe ich den Mann mit dem Hammer und schlafe ein.

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Trink Bier mit uns, schreibt er, und ich sitze einen Moment lang da: Warum eigentlich nicht? Dann tanken, und erst auf der Autobahn merke ich, daß ich meinen Schlafsack vergessen habe. Ich werde ihn nicht brauchen.

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Trinken. Es ist warm, wir reden Belangloses mit geringem Eifer und großer Freude. Auf dem Balkon steht einer, eingefallene Wangen, dunkle, tiefe Augen, und irgendwann erzählt er mir vom Krieg. Ich spreche langsam, präpositionslos, wie ich mich immer anpassen will an die Sprache der anderen, wenn ich verstanden werden will.

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Spät in der Nacht sitze ich auf starken Schultern, reite durch die Stadt. Jungs, klingelt ein Vorwurf in meinen Ohren, aber es klingt dann doch so liebevoll.

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Irgendwann schlafe ich ein.

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Brunch. Habe ich ja auch selten. Heimfahrt. Ich reinige den Balkon und die Stühle vom Staub, der hier in der Stadt so dicht und schwer und grau ist. Ich putze die Wohnung, entkalke allerhand Geräte. Sonntagsarbeit statt Langeweile.

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Dann kommst Du. Draußen Gewitter und Regen, drinnen Zürcher Geschnetzeltes, Rösti, Salat, Rotwein, Erdbeeren mit Sahne und wir.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Sonntag, 27. 03 16

27.03.16, 16:23 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Wir haben eine Abmachung, die unter dem Mantel des Scherzes darin besteht, daß ich Dir jeden Tag ein Kompliment machen darf. Ein Lob, das Du nicht ablehnen darfst, sondern annehmen mußt, das ist Dein Teil der Abmachung. Und ich merke wieder, wie mir das wohltut. Der tägliche Kontakt, ein freundlicher Gedanke, und kurz darauf Deine Antwort, vor ein paar Tagen sogar mit einem der erhofften Kussmünder, den ich seither, locker as locker can, links liegenlasse, und links liegenlassen heißt ja linkisch schweigend zu grinsen, und links auf dem Herzen trage ich seither den Kussmund mit mir und meine Lobeshymnen in einer Notiz, ich wäre ja kein Ingenieur, hätte ich keinen Vorrat daran gesammelt.

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Überhaupt das Lob. Es zeigt mir, was mir an Dir gefällt, und ich muß dann über die Worte nachdenken, mit denen ich bisher schon gelobt habe. Ich muß über Dich nachdenken und über mich, und warum ich will, was Du bist, und was es mit mir macht, was ich will, was ich bekomme, was ich werde und wie.

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Du könntest Dich dran gewöhnen, sagst Du, und ich sage, daß unsere Abmachung nur sieben Tage läuft, meine Worte aber für siebzig Jahre reichen.

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Das Nebenbeibemühen, und so gehen sie plötzlich alle, die Rücksichtsvollen, sind müde oder müssen zur Bahn, und dann stehen wir da, und Du schickst mich weg, und mit einem Lachen lasse ich mich schicken. Ich will jeden Schritt gehen, hab ich mal gesagt, und vielleicht ist es das, was ich am besten kann.

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Wie ich mich jetzt nicht mehr anbiedern muß. Ein Zeichen der Niederlage, vielleicht, denn vielleicht ist das Anbiedern, mit dem ich mich so beiße, auch nur das Geltenlassen der Anderen, vielleicht bin ich zu bissig mit mir und mit allen, zu überzeugt, zu breit stehe ich da und weigere mich ja immer, zu wanken und zu weichen. So standen wir neulich in einer Küche, und ich sagte einfach, daß das alles Unfug ist und ich es nicht mehr hören will.

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So stehe ich auch nun wieder, wo ich mich früher so heimisch gefühlt habe, mit Wunschbändern angeflochten an diesen Ort, und vielleicht war da mehr Wunsch als Band, und nun ist nicht mehr viel da, und manche ringen sich noch zum Hallo durch, und ich beobachte mein Schweigen, wie immer fällt mir nichts Nichtssagendes zu sagen ein, ich könnte ja Listen auswendig lernen und doch nichts wissen, und mit anderen bin ich warm und da, und wieder beobachte ich mich selbst, es reißt mich nicht mehr, es ist nun mal so, und ich bin auch müde, ich halte Dich nun wirklich für engstirnig und arrogant, und ein solches Urteil schlägt ja sofort im Kreis zurück, denn vielleicht bin ich es, engstirnig und arrogant, das kann gut sein, und unter Tränen hat mich die Königin der Dreikaiserberge einst als uninteressiert und kalt verschrien, und von Menschen, die mir am Herzen sind, kann ich mir auch das nur zu Herzen nehmen.

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Ich rieche es dann förmlich, ich weiß doch auch nicht, wie es passiert ist, rede mit anderen und amüsiere mich mit einer Lockigen, Lachenden, und es tut mir recht leid, daß wir beide darüber reden, wieviele Kinder hier schon gezeugt wurden, während sie von der Theke herüberschielen und abblitzen mit ihren Plastikbechern und den scharfen Getränken. Das tut mir leid, denn ich wünsche ja allen Glück irgendwie und ein Finden, wo ich schon hier nicht mehr suchen möchte. Ich räume das Feld, ich summe auf dem Heimweg vor mich hin, lasse das Licht und den Rauch und den Lärm zurück. Wer weiß, was in einem Jahr ist.

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Eine Altbauwohnung, die man charmant nennen müsste. Wasserleitungen mit Mosaiksteinchen verziert, eine Treppe, auf der man sich den Hals brechen muß, ein Chaos an Küche und eines an Nippes von den Reisen, und daß ich mich ja am liebsten übers Nicht definiere, damit mache ich es mir ja auch immer viel zu einfach, lasse mir also Schalen und Künstwerkchen und Tücher und alles zeigen und glaube mehr und mehr, daß man Länder überhaupt nicht bereisen kann, daß man nur Menschen erforschen muß und dazu ja viel zu wenig Zeit mitbekommen hat auf die Reise.

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Zeit - da arbeiten andere sich krumm, und ich überlege hin und her. Wäre ich stark, denke ich da, aber vielleicht muß einer auch von allem ein bißchen tun, ein bißchen Auto, ein bißchen Acker, ganz viel Luft.

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Im Kopf ein Bilderbogen, wie ich die vollgeladene Batterie vom leuchtenden Ladegerät trenne, ins Moped einbaue und das Fenster der Hütte öffne, bevor ich sie frevelhaft im Inneren starte. Kohlenmonoxide, alles, an mein Herz, ich schraube den Sitz wieder fest und starte dann.

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Meine Rundreisen sind kurz, sind an den Gashähnen und an Sonnenstrahlen herbeigezogene Gründe, weil ich ja nicht grundlos sein kann.

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Die Bäurin kocht nebenbei, und ich schreibe Adressen auf, und dann stehen wir auf dem Hof und reden, während meine Sehnsucht zu den Kühen quillt.

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Ein anderer Hof noch, noch ein freudiger Händedruck, und wieder Geschichten von der Arbeit, die man sich von außen nicht vorstellen mag, von der Zukunft, von dem wenigen Futter nach dem trockenen Sommer, von dem Milchpreis, bei dem man zu jeder Arbeitsstunde noch Geld mitbringen muß, und wenn ich etwas tun könnte, ich würde alles tun. Sag Bescheid, sage ich irgendwann, auch wenn das reichlich mager ist.

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Eine Runde noch, sage ich mir lachend, damit ich wenigstens zwanzig Kilometer gefahren bin, und plötzlich stehe ich auf noch einem Hof, da habe ich einen Augenblick wohl nicht mitgedacht, und ich sehe hoch zu dem alten Schloß mit dem hölzernen Balkon, auf dem Wäsche weht, ich sehe durch den Stall, wie einer vom Radlader springt und lacht und sich freut, und so laufe ich neben ihm her bei seiner Arbeit, durchs Haus irgendwann, und seine Frau freut sich und ärgert sich zugleich, daß sie nicht gekocht hat, und da sitzen die Kinder und rutschen bereitwillig, und ich sitze dann in der Sonne und esse Pizzastücke, und er redet draußen dann von seiner Krankheit, aber nur kurz, als würde er mich kurz hinter meinen Schutzschild in die Sonne blicken lassen, die ihn verbrennt, den Tätigen, den Willigen, den lachend Umarmenden und Zugreifenden, der dann doch nicht kann, nicht mehr können wird, der nur noch aus Willen besteht und mir von Werten erzählt, bei denen andere nicht mal mehr stehen können, wo er noch läuft und gabelt und kehrt und fährt, und wo er mich am meisten beeindruckt, das ist gar nicht die Arbeit und das Wollen, es ist das Schätzen der Sonnenwärme, deren Strahlung ihn gleichzeitig verbrennt. Da sieht einer die Freunde und die Freude und das Schöne nur noch deutlicher, noch klarer, je mehr Schmerz und Arg ihm die Welt bereitet, und da könnte ich in die Knie gehen mit meinem Gejammer, mit meinen Nichtigkeiten, meiner Kleinigkeit und Kleinheit. Mach Du weiter, sagt er zu mir, und einer, der immer lacht, scherzt doch nie zu sehr, nimm Dir eine der beiden, ich sag zu allem Ja. Ach, denke ich, immer diese Blitze, hinter denen ich mich in Stiefeln sehe statt in Anzügen, in diesem alten Schloß statt in dumpfen Wohnungen, in dieser Weite statt der Enge der Stadt, und ich sage, daß ich alt bin und die beiden jung sind, wie sie da oben saßen mit ihren Schlabberhosen und den Hausschuhen und den Engelslocken, wie sie gutmütig mit mir lachen, aber ach. Es ist schon gut so, es ist ein Blitz, und im Gewitter kann ja auch keiner leben, und doch kann ihm kaum jemand widerstehen.

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Ich singe unterm Helm. Idyllische Straße. Schwäbischer Wald. Kurvenräubern.

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Auf dem Weg zur Osternacht überlege ich, wie lange ich die Kirchen jetzt gemieden habe, was mir daran widerstrebt. Der Katechismus ist es nicht, den finde ich sehr tröstlich, und während der Wiederholungen und der Geschichten kann ich sehr gut meine eigene Geschichte denken, träumen vielleicht, wer weiß schon, was dazwischen liegt, aber es ist lang und ich bin irgendwann müde gedacht und ergebnislos, wie immer beim Träumen, und dann der Leib Christi, den mag ich nicht, um den habe ich mich schon als Kind herumgemogelt, abenteuerlich die Emporen gewechselt, wie wir da in Gruppen nach vorne gingen, zuerst bei denen, die warten, um zu denen zu gelangen, die schon auf dem Rückweg sind, und diesmal bleibe ich sitzen, einfach so, und dann habe ich den Eindruck, daß sich jemand an mich lehnt, an meine schwere, alte Motorradjacke, die mich auch im Schlaf noch aufrecht halten könnte, und ich sehe mein Hand auf einem Knie und denke immer noch oder träume schon wieder.

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Ich sehe Dich vorne beim Abendmahl, und ich sehen Dich leuchten, als Du zu mir zurückkehrst.

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Ich bekomme einen geschnitzten Elefanten geschenkt. Ein Elefant für mich. Anhänglichkeit, Anschmiegsamkeit, wie mir das fehlt.

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Wie ich sein will. Woraus ich bestehen will. Wie mich verändert, was ich verändern kann. Die Arbeit und ihre Menge. Die Menschen. Ärztin, Christin, Reisende, Müsli statt Alkohol, die Pegeltrinker, die Lachenden, das Herumtreiben, und ich bin irgendwie alles und muß doch mehr eins sein. Wie man sich bindet, so liebt man. Wie will ich sein, wenn ich nicht weiß, wer ich bin? Wie will ich werden, wenn ich nicht weiß, was Du mit mir machst? Ich könnte der Ruhige sein in einem Moment, der geführte Reisen unternimmt und gebildet liest, und ich kann der Wilde sein im anderen Moment, der am lautesten lacht und am schlimmsten tanzt, ich kann nur nicht nur eines sein, fürchte ich, und muß es doch aufgeben, so zu sein, denn so wie ich kann niemand sein, wenn ich selbst nicht eindeutig bin.

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Es ist auch ein Maß an Körperlichkeit in mir, vielleicht ist auch das männlich, vielleicht bin das nur ich, aber auch daran messe ich mich, wie ich aussehe, wie ich mich forme, und welche Form ich fühlen will. Es sind die Dreißiger, denke ich, und vielleicht bin ich, Peter Pan, ja anders, daß ich so gar nicht älter werde, nur die Augen vielleicht, und überhaupt gar nie der Kopf, der Dumme, der ungefüge voller Unfug. Es kommt mir vor, als alterten, als reiften die anderen schneller, und das ist mein Vergleich, mein Benchmark, es ist gar nicht der Verdienst, der kümmert mich ja übers Wesentliche und die Fahrzeuge hinaus nur wenig, es ist die Zukunft, die ihr alle schon begonnen habt mit euren Häusern und euren Kindern und euren Familien, und vielleicht ist das keine Zukunft für mich, sondern wieder nur ein Traum.

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Es ist tatsächlich so, daß ich eure Freude hören möchte, auch wenn das ungehörig ist, auch wenn das ein Fetisch sein mag, dem man Lack und Leder eher verzeihen könnte als das schlichte Aufsaugen der Freude, ausgedrückt durch Herzschlag, Atem, Stimme, Hände.

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Ich singe wieder.
In your eyes faint as the singing of a lark
That somehow this black night
Feels warmer for the spark
Warmer for the spark
To hold us 'til the day when fear will lose its grip
And heaven has its ways
And heaven has its ways
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Es regnet am Morgen, und nach der Hälfte der Strecke halte ich an einer Tankstelle. Mache ich ja nie, wenn es nicht nötig ist, ich friere ja lieber fertig, als mich auf halber Strecke aufzuwärmen, ich mag ja keine Etappen, dachte ich. Da wischt eine Frau über die Zapfsäulen, und ich grüße sie lächelnd, was sie unterm Helm nicht sehen kann, und deshalb mag ich vielleicht die Helme so, die das Lächeln verbergen, und wenn ich mag auch die Augen, dann kann ich anlächeln, wen ich möchte. Ich suche mir eine andere Säule, tanke SuperPlus aus keinem Grund in das winteralte Benzin, und später weiß ich doch, daß ich mich am angezeigten Minderverbrauch freuen werde, und ich weiß auch, daß die Kilometer und der Verbrauch an sich ja unnötig sind, nur meiner Freude dienen, aber daß der Mensch nicht nur sitzen kann, daß sein Elend sein Drang und sein Trieb ist, das wußten wir ja schon. Ich gehe nach drinnen, ich bin der erste Kunde des Tages, und wir reden dann kurz übers Motorradfahren, und so bestelle ich noch einen Kaffee, ich, der ich Kaffee an Tankstellen verachte, weil es beim Fahren ja nur ums Fortkommen geht und nicht um Kaffee, und sie fragt und ich erzähle von meiner Freundin, die nicht Motorradfahren möchte, und deshalb fahre ich allein und am frühen Morgen, dann stiehlt uns das nicht den Tag, und ich lüge überhaupt nicht, wird mir klar, ich träume nur, und vielleicht bin ich im Traum mir selbst näher als jemals sonst, und Träume zu teilen wäre demnach das Ehrlichste, was ich tun kann, an einer ostersonntäglichen Tankstelle im Nirgendwo mit einer freundlichen Frau, die von ihrem Motorrad erzählt, und daß sie bei Sonnenschein ja immer arbeiten muß, und auch für mich kommt es gar nicht auf die Worte an, es ist der geteilte Traum, das Schöne, ob es das gibt oder nur aus Wolken besteht, die können ja auch schön sein, und so erzähle ich noch ein wenig, daß wir mit dem Auto an den Gardasee fahren wollen, ein wenig klettern, etwas Radeln, viel Liegenlachenlassen, und dann noch nach Fontainebleau, der Steine wegen, von der Wohnung und der Arbeit und unseren Gemeinsamkeiten, und so essen wir ein Stück des trüben Tages auf, schmecken den Sommer des anderen, und ich glaube wirklich, daß ein Traum die Süße im bitteren Tankstellenkaffee sein kann. Aufgewärmt gehe ich, und verfroren komme ich schließlich an. Und vielleicht erreiche ich auch mich, irgendwann, bevor ich erfriere.
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Samstag, 9. 01 16

09.01.16, 13:38 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Herzliches Zehntes, kleines Blog! Mit einer fremden Erkenntnis hat alles angefangen, damals vor zehn Jahren.

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Der einsame Abend.

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Die gemeinsamen Abende.

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Ach, Herdentier.

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Was zu tun ist. Als Liste vielleicht.
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Dienstag, 27. 10 15

27.10.15, 15:00 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Beim gestrigen Klettern zu Beginn noch ganz tapfer die Panik in schweren Zügen überwunden und durchgezogen. Und während jedes solchen Zuges wundere ich mich ja selbst. Das hält ja, denke ich, und darüber vergesse ich immer, mir die Bewegung zu merken. Das hält ja ist das Mantra, und Das hält ja möchte ich einüben. Leider verfliegt dieser Mut schnell, und durch das Bezwingen der Panik verringert sie sich leider nicht. Sturzangst durch Stürzen besiegen, aber das bringe ich im Moment nicht über mich. Und dann lässt die Kraft nach, und wenn ich ungünstig hänge, verdampft sie geradezu, und zurück bleibt heißer, klammernder Schmerz, der Vorbote des Loslassens, des Fallens. Mehr für die Finger tun, denke ich dann, und mehr für die Beweglichkeit tun, und dann noch mehr bewegen, noch mehr.

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Wir lachen über kalte Mädchenfüße und dicke Decken, über das Bewegen im Schlaf, und dann lehnen wir doch wieder aneinander, mein Seil um Deinen Körper geschlungen, Dein Ausdruck eine Einladung, eine Warnung, ich weiß es nicht. Ist das der Todesblick, frage ich vorsichtig, und da lachst Du schon wieder. Aber mehr weiß ich dann nicht.

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Ich erzähle vom Konzert und von der großen Liebe zu dieser Musik und der Göttin, die sie spielt, und ich vergleiche das mit meiner ersten Fahrt mit einem Sechszylinder. Reihensechser, sage ich, und Turbodiesel, und damit ist für mich auf eine Weise alles so klar wie auf die andere Weise für die Zuhörenden. Erwachsenwerden ist optional, sage ich zu einem, der, von einem Handtuch bedeckt, allzu auffällig zu uns herübersieht.

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Nachtradeln. Nightswimming.

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Ein Top-Down-Ansatz.

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Und eigentlich, denke ich mir, habe ich mich ganz gut eingerichtet in meinen Mängeln. In meiner kalten Wohnung, in meiner Fahrerei zwischen den Welten, in meinem leeren Kühlschrank und meiner irren Tageseinteilung. Ein Zweiter, denke ich mir, würde ja doch alles nur durcheinanderbringen. Und dann wird mir doch kalt.
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