Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Donnerstag, 22. 09 22

22.09.22, 13:27 | '10000 lightyears from home'
Wie ich andernorts schon geschrieben habe, hat alles seine Zeit. Die Zeit selbst endet vermutlich nicht, auch wenn sie, wie die Physiker sagen, wohl einst begonnen haben und auch heute noch relativ sein soll. Doch blogger.de in dieser Form wird enden, und mit ihm wohl auch dieses kleine Weblog. Wo ich mich gerade wieder daran gewöhnt und einen Modus gefunden hatte. Allem Anfang wohnt ein Zauber inne, habe ich einst an einem Badezimmerspiegel gelesen. Und erst Jahre später verstanden, warum es genau dort hängen mußte. So hat eben wirklich alles seine Zeit.
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Sonntag, 18. 09 22

18.09.22, 22:43 | 'Ansatzlos'
In einer sehr regnerischen Woche viel Zeit damit verbracht, um das neue Solarmodul auf dem Balkon herumzustreichen. Vermutlich habe ich damit mehr Energie verloren, als es gesammelt hat, aber nun.

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Auch einen sehr laxen Umgang mit der Sprache in der Energietechnik gefunden. Achselzuckend lebe ich nun damit, Energie zu erzeugen, auch wenn das physikalisch gar nicht - ach.

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Rekapitulation der Woche mit Google Maps. Das hätte ich dann auch nicht von mir gedacht. Jedenfalls bin ich tatsächlich mal wieder ins Büro geradelt. Dabei wurde ich von einer Kollegin auf einem Elektrorad und einem Herrn in kurzen Hosen überholt. Das Elektrorad habe ich aber bergab wieder eingeholt.

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Erste Woche in langen Hosen. Und wie es der Teufel will, erwische ich das Paar, das an den Schenkeln spannt und von der Hüfte rutscht. Das mir die Unterhose sonstwohin und das Unterhemd bis unter die Achseln treibt. Auf dem ich nicht radeln kann. Teufelshosen, lange.

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Einen Nachmittag und eine Dreiachtelsnacht mit Mais zugebracht. Im Radio jede Stunde ein Bericht über ein Urteil zur Arbeitszeiterfassung. Mein Spaß wird dünner, fürchte ich.

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Eine Feuerwehrübung mit Strom und Licht. Man bereitet sich auf das vor, was man sich nicht wünscht.

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Zwischendurch stand ich diese Woche vor der Collage in meinem Flur, die Bilder zeigt vom Schönen, das ich erlebt habe. Es bleibt ein Gefühl, als würde mir etwas entgleiten, aber vermutlich altere ich einfach nur.

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Wie vor zwanzig Jahren sitzen. Und wie vor dreißig Jahren haben wir uns noch etwas zu erzählen.

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Ich verbringe viel Zeit damit, zu lesen, was andere entwickelt haben, und diese Entwickungen für mich nutzbar zu machen. Selbst diese Arbeit erledige ich als Flickwerk, erlebe sie als unvollständig und das Nichtverstehen meiner Vorarbeiter als entwürdigend. Was ich alles nutzen darf! Funkprotokolle und -geräte, die ich nicht verstehe. Betriebssysteme, an denen Tausende geschrieben haben. Allein die Kommunikation über Kabel - wie genau funktioniert noch gleich ein serieller Bus? Am Ende stehen Werte, die ich per Funk vom Solarmodul abfrage und in eine Tabelle eintrage. Und wie immer schaue ich am Anfang alle paar Minuten in diese Tabelle. Und der Teufel will es, daß die Woche regnerisch und trüb vor sich hin herbstelt, und daß am Ende gerade einmal fünf Kilowattstunden stehen. Die habe ich sicher auf dem Weg verspielt, bis ich sie überhaupt ermittelt habe, und vielleicht könnte ich mich mehr freuen, wäre mein Lernen nur nicht immer Prokrastination von nötiger Arbeit.

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Und Klettern. Ich weiß gar nicht, wie lang das her ist, ich muß erst meinen Rucksack suchen. Ich mag kaum von der technischen, wenig kraftaufwendigen Wand weichen, und muß doch. Einst standen an den Routenzetteln hohe Zahlen. Einst hatte ich Projekte. Nun bin ich reduziert darauf, überhaupt meine Ausdauer in den Armen zurück zu gewinnen und rede mir ein, dafür könne ich genauso gut einfache Routen klettern. Und selbst dort verlässt mich die Eleganz schon nach Metern, wenn die Arme schwach und die Finger unsicher werden. Und erst da wird mir klar, daß ich vielleicht nur ihretwegen so am Klettern hänge. Elegant fühle ich mich sonst nie. Und auch wenn die Erkenntnis ein Trost ist, schreibe ich anderswo ins Internet, daß Altern einfach nichts für mich ist. Und zwischendurch stärke ich die Finger am Brett. Denn Aufgeben ist auch nicht so recht für mich.

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Bilder vom ersten Schnee in den Bergen. Die habe ich, so schelte ich mich, freiwillig gegen Sand und Meer getauscht. Man könne nicht alles haben, schelte ich mich, und es kommt mir tatsächlich wie eine indirekte Rede vor, was ich mir sagen muß. Ich bin wohl selbst meine dritte Person.

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Wieder fabuliere ich von der Idee, mich von einem zum andern schicken zu lassen, auf einem ungeplanten Weg durchs Land, nur auf der Suche nach den Lehren, die nicht verloren gehen sollen. Die Besonderen möchte ich suchen, und anders als der Gernstl möchte ich wirklich von ihnen lernen, sie nicht nur zeigen und betrachten. Vielleicht also doch ein Buch schreiben, irgendwann.

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Ich sitze zu lang über Anzeigen für Hundewelpen. Aber wenn man sich erst mal eingesteht, so schreibe ich andernorts ins Internet, bekloppt zu sein, dann geht's eigentlich. Gerade so, denke ich manchmal, und an anderen Tagen geht's besonders gut.

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Wie es sein muß, das Zuhause aufzugeben.

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Für ein paar Stunden hatte ich diese Woche eine App installiert, die zur Abstinenz verhelfen sollte. Als sie mir morgens um elf dafür gratulieren wollte, nicht an Alkohol zu denken, habe ich sie wieder gelöscht. Andere Zielgruppe, denke ich, und anderer Leute Sorgen. Zum Wohl, zum Glück.

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Auch das letzte Buch über den Krieg ist an der Reihe. Von den Sachbüchern habe ich mich an die Romane gewagt. Die Schauplätze sind nah an der Familiengeschichte, und ich sehe in manchem Satz den Opa und frage mich, wie er danach überhaupt wieder zu einem Menschen werden konnte. Ob er im Krieg einer bleiben konnte.

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Von Geistern gelesen und gedacht, daß das mein Konzept sein könnte. Von guten Mächten wunderbar geborgen, hing einst handgeschrieben ein Zettel an Omas Küchenschrank. Irgendwo dazwischen mögen sie sein, meine Sparringspartner der Nächte, mit denen ich lange Dispute führe, mich heiß und heftig streite. Und doch bin ich ihnen wortgewandt, scharfsinnig, mit Witz und hoffentlich mit Güte. Mein besseres Ich spricht mit Geistern, und auch hier die Frage, wieviel man von den nächtlichen Kämpfen, Kriegen, Späßen, in den Tag tragen kann, wie man wieder Mensch werden kann danach. Ein besserer, wenn's recht wär'.

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Zeit kann ja nicht fehlen, oder?
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Montag, 12. 09 22

12.09.22, 00:01 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Wieder eine Woche um. Ein komischer Gedanke ist das, und ich kann ihn weder verscheuchen, noch ihm etwas abgewinnen. Ich trauere der Woche nicht nach und werde doch diesen Gedanken nicht los, daß sie um sein soll.

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Wir sitzen und trinken französisches Bier aus kleinen Flaschen. Es wird spät.

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An einen der Wochentage kann ich mich kaum mehr erinnern. Selbst die Zeitachse auf meiner Karte ist nur ein kurzer, gerader Strich. Irgendwo war ich wohl, auf direktem Wege hin und zurück, ohne daß das Telefon dabei aufgewacht wäre. Dabei hatte ich es vermutlich, denn wer geht schon ohne Telefon aus dem Haus?

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Dann hatte ich noch einen Tag frei. Mais. Wir sind weit entfernt von daheim, und doch beißt es mich, daß ich all diese Leute vielleicht nicht mehr sehen soll, die ich sowieso nur drei, vier Mal im Jahr sehe. Überhaupt dieses Sehen; ich habe dabei den Eindruck, daß in mir mehr von manchen bleibt, als ich hinterlassen kann. Auch dieser Gedanke verlässt mich lange nicht, und auch diesen kann ich nicht den guten oder schlechten Gedanken zuordnen.

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Am anderen Tag bekomme ich einen Anruf ins Büro. Ob ich denn, fragt man, und vermutlich kann nur ich mich immer jubeln hören, wenn mich jemand anruft, um mich das zu fragen. "Bei den Leuten sein", hat meine Oma das immer genannt, wenn sie die Katzend entschuldigt hat, die ihr um die Beine strichen, auch wenn die wohl recht genau gewusst haben, wer nach dem Melken und nach dem Essen ihre Näpfe gefüllt hat. Es gibt sicher schlechtere Antriebe im Leben.

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Überraschend viel Zeit verbringe ich damit, mit SMARD-Daten zu spielen. Wie so oft stolpere ich über eine Aussage, deren Herleitung technisch falsch ist, deren Schlüsse ich bezweifle oder deren Basis mich interessiert. Hier trifft alles zu, und dazu kommt der überhebliche Duktus von jemandem, der sich Wissenschaftler nennt und mit einer Anstellung an einer Hochschule kokettiert. Ich komme aus den Daten also zu sehr anderen Schlüssen, und ich komme mit meinen eingeschränkten Analysemöglichkeiten dann doch überraschend weit, finde ich, auch wenn meine Annahmen grob und vereinfachend bleiben müssen. Ich bohre also weiter vor mich hin, berechne selbstgebastelte Faktoren des Leistungszubaus für Photovoltaik und Windkraft, sowie sehr einfache nötige Speichergrößen. Ich bin mir der Größenordnungen nach ein paar groben Rechenschnitzern sehr sicher und denke ehrfürchtig an den früheren Abteilungsleiter, der mir schulterklopfend versicherte, man könne sich kaum so sehr verschätzen, wie man sich verrechnen kann. Er hatte wohl recht. Nach eindringlicher Selbstgeißelung kann ich jedoch sagen, daß die Idee, Kern- und fossile Energie zur Stromerzeugung insgesamt durch Sonne und Wind zu ersetzen, eine Größenordnung an Bauten erfordert, die weder dieses Land noch die Welt bisher gesehen haben. Ganz zu schweigen von der Substitution dieser Primärenergien für andere Zwecke.

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An einem Abend mulche ich Senf, und ich mag den Duft und den Lärm und den kleinen Schlepper, der aus den Bergen kommt.

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Noch ein Abend außer Haus. Den verbringe ich in Wolken von Zigarettenqualm, wie ich das früher so gewohnt war. Wie schön, wie spät.

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Ein Tag am Telefon. Wie anstrengend das ist.

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Ein Abend am Telefon. Auch das sehr anstrengend, und dabei liegt die eigentliche Arbeit noch vor mir.

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Mir kommt es vor, als hätte diese Woche dann doch sehr viele Tage gehabt. Dabei waren es zu wenige, wie so oft.

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Viele Mails, viel Hin, viel Her, viele Internethändler und viele, die ich für Betrüger halte. Dann ein Herz gefasst, und die großen Scheine aus dem Verkauf des Rennrads müssen ja auch im Umlauf bleiben. Während der Fahrt ändern sich noch die Mengen, und so fahre ich in einem alten Diesel fast zweitausend Watt Photovoltaik gut hundert Kilometer durch die Gegend. Lang stehe ich dann in der Garage, halte das Modul in die Sonne, die zwischen den Wolken blitzt, und freue mich an dreihundertundachtzehn Watt auf der Anzeige. Vielleicht ist es gerade die wahnwitzige Diskrepanz zwischen dem, was fehlt, und dem wenigen, was man tun kann, die mich frei und wirksam und zufrieden macht. Es wird uns nicht retten, keinesfalls, und vielleicht arbeitet es sich in der völligen Sinnlosigkeit ja doch am freudigsten. Und im Gefühl, dann doch irgendwie zu denen zu gehören, die größere Geschäfte aus der Hosentasche abwickeln.

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Was habe ich dieses Jahr denn schon gekauft, frage ich am Abend, und tatsächlich fällt mir nichts ein. Größter Einkauf des Jahres also dieses PV-Modul.

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Cousinentreffen. Wir sind die große Generation, und wir sind die, die über die Stärke ihrer Bande selbst entscheidet. Dazu passt Kinderlachen, Gläserklingen, rote Wurst und Rauch.icht nach und werde doch diesen Gedanken nicht los, daß sie um sein soll.

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Ach. Radfahren war ich auch noch, sagt mein Fotoalbum. An welchem Abend ich das gemacht haben soll, das kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen."
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