Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Dienstag, 16. 07 19

16.07.19, 11:46 | 'Carry me Carrie'
Ich habe die stählerne Klammer um Dein Herz gespürt. Ich habe nicht bemerkt, wie stark ihr Druck war, wie diamanten Du darunter geworden bist. Ich habe sie nur wahrgenommen, wenn Du sie gelöst hast: beim angelehnten Einschlafen, wenn ich Deinen Herzschlag sehen kann, der Puls langsamer und weniger hart an Deinem Hals, der Griff Deiner Hände sanfter, die Augen weicher, bevor sie sich schließen, weniger Härte mit Dir selbst, weil niemand so mit sich sein kann, soll und darf, die sich lösenden Muskeln zucken nach, ein Seufzen entwischt den Lippen, aus dem Anlehnen wird Anschmiegen, zwischen uns fließt Wärme, sie trägt die Information des Daseins, der Gemeinsamkeit und der Sicherheit zum anderen, sie dämpft die Umgebung, als wären wir warm unter einer gemeinsamen Decke.
Nicht mit Gewalt. Du kannst die Klammer nicht sprengen, indem Du hart bist. Die Klammer ist ein Teil von Dir und wird mit Dir hart und härter, eng und enger. Weich werden, warm werden, gleiten, lösen. Mit dem Nachlassen Deiner Spannung weicht auch die Klammer auf, und irgendwann kann sie abfallen von Dir.
Ich freue mich, wenn ich spüre, wie der Druck nachlässt. Im Schlaf und in ganz wenigen besonderen Momenten. Daran freue ich mich. An Dir, wenn ich unter die Klammer sehen kann, und an mir, wenn ich Dich wärmen und erweichen kann. Druck aufnehmen, Druck abnehmen. Und ich schäme mich, daß ich die Stärke der Klammer nicht begreifen konnte, womöglich nicht einmal sehen wollte. Du bist gut, wenn Du diamanten bist. Du bist mir noch viel lieber, wenn Du weich wirst. Größer wirst Du dabei, stärker. Und das möchte ich sein, das sollst Du sein. Stark sein, indem wir weich werden.
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Dienstag, 9. 07 19

09.07.19, 08:34 | 'Umanandastand'n ond rearn'
"Ach, Tiger", möchte ich sagen, doch das kann ich nicht mehr, und als Sparringspartner fehlst Du mir, als Gegenpol, als Senke meiner Dummheitenquelle, als Magnet für meinen Kompass und Gegenentwurf zu meiner kleinen Welt.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Montag, 1. 07 19

01.07.19, 20:53 | 'Ansatzlos'
Wie mich die Unzufriedenheit mancher Menschen unzufrieden macht. Und wie mich ihr Lamentieren ins Lamentieren bringt. Vielleicht ist was dran an der Idee, sich mit den Guten, den Lächelnden zu umgeben. Viel mehr noch möchte ich genau das sein, gut und lächelnd aus mir selbst heraus. Mein eigener Quell des Wohlbefindens zu sein, das muß das Ziel sein.

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Und doch: Kayfabe oder was der Wrestler in uns so tut.

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Der brennende Wunsch nach einer Säge. Was man nur alles sägen könnte, könnte man nur!

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Die Leichtigkeit, mit der andere ihre schlechte Zeitplanung auf mir abladen, ärgert mich. Eine Stunde liege ich in der Sonne neben dem Schlepper, eine Stunde erzwungener Ruhe nach all der Hektik, die mich pünktlich gemacht hatte. Und ach so frech angelogen zu werden.

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Die Woche liegt offen vor mir, die Abende purzeln wie Bauklötze übereinander, und ohne ein Durchatmen vergeht die Woche, schließen sich die Lücken.

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Wir schauen hinab auf die nachgezogenen Sonnwendfeuer der Umgebung. Der Horizont wehrt sich lodernd gegen die Decke aus Dunkelheit. Sternenglitzer. Den Berg hinablaufen auf schmalen Pfaden im Schein einer kleinen Lampe.

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Dein Antlitz, das ich sehen möchte, Deine Kontur, die ich unter den Decken ahnen möchte, Dein Geräusch, dem ich lauschen möchte.

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Vielleicht kann man alles aussprechen.

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Kümmern.

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Eine Nachricht zur Lehrveranstaltung. Die Möhre vor des Esels Nase rückt näher.

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Es ist nun soweit, daß ich für Vorführungen von Tätigkeiten gebucht werde, die ich als Bub noch einfach so vom Opa gelernt habe. Sitz her, hat er gesagt, und dann hat er gezeigt, und ich habe geübt, wieder zugeschaut und wieder geübt. Wie schnell die Welt sich dreht, erkenne ich an diesen Kulturtechniken, die ich noch so selbstverständlich gelernt habe und die heute, noch vor mir selbst historisch geworden sind. Die wenigen Sensen, die ich noch sehe, werden mit dem Winkelschleifer brutal zerschliffen, statt anständig gedengelt und gewetzt zu werden. Aus dem Sack sehe ich niemanden mehr säen, und auch ich müsste den Schwung erst wieder üben. Die aus der Hand gesäten Sonnenblumen vom letzten Jahr waren doch arg ungleichmäßig verteilt. Was wohl als nächstes verschwinden wird? Das händische Melken vielleicht, begrenzt auf einen winzigen Personenkreis? Und das Wissen um den Boden, das Vieh, die Pflanzen und das Wetter, das sich in der Historie der Ernten kumuliert, die man vom immergleichen und nie demselben Boden geschenkt bekam? Vielleicht wird die Landwirtschaft als solche museal in den Augen der Mehrheit und ein kleiner weißer Wurm in einer Kirsche bald zur riesigen ekelerregenden Unverschämtheit. Was erlaube Wurm, und mit Verlaub, diesen Gedanken teile ich dann doch ab und an.

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Die Seltsamkeit dieses neuen Seins. Viel Freude, viel Unsicherheit, ein einziges Tasten. Und doch vom Suchen und Finden, davon handeln die großen Geschichten. Zeit für Geschichte, auch wenn sie vielleicht nie geschrieben wird.
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