Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 18. 09 17

18.09.17, 09:29 | 'Rage within the machines'
Ich glaube, der Nachteil des privaten, modernen Laptops (und viel mehr noch der eines großen Streicheltelefons) liegt darin, daß beide im Gegensatz zu meinem alten Kloben von Computer einfach schnell zur Hand sind - deshalb werden sie genutzt, oder besser: deshalb nutze ich sie. Ich muß nicht mehr schreiben, nur noch auf die Druckerei warten, und daher brauche ich den Laptop übers Wochenende nicht mehr nach Hause mitzubringen. Und siehe da: den großen Computer schalte ich gar nicht erst an, lebe weitgehend dann vom Draußensein und dem Blick aufs Draußen, anstatt dem Blick in Computerfenster. Es sind also - banalerweise - die Verfügbarkeit und - Erkenntnis! - die Bequemlichkeit, die mich an den Wochenenden in Displays schauen lassen. Und so werde ich das also auch wieder los. Immerhin gab es in der Schlafhöhle lange Jahre, tatsächlich Jahre, nicht einmal einen Internetzugang, auch wenn mir das heute unvorstellbar scheint.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Donnerstag, 7. 09 17

07.09.17, 11:49 | 'Tod und Teufel'
Gestern dann doch: mit dem Auto ins Büro gefahren. Verdammte Schwäche. Auf dem Heimweg dann auch nicht schneller gewesen als mit dem Rad. Ich schau ja immer auf die gleichen Uhren. Einundzwanzig Autokilometer. Nun.

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Staubwischen auf allen Schränken, den Fenstern, den Simsen, Türrahmen und im Bad. Holla die Staubfee. Ich kann mir meine Faulheit aber auch als Desensibilisierung für den Allergiker verkaufen, bin mir aber dank des nächtlichen Schnupfens nicht mehr ganz sicher.

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Wieder Arbeit am Manuskript. Noch zu viele "overfull hboxes", und wenn Ihnen das nix sagt, seien Sie froh. Ich weiß dafür jetzt, was das "Microtype"-Paket kann. Alles nötige. Umbrüche in den Verzeichnissen stellen sich als Problem heraus, das ich mit irgendwelchen KOMA-Optionen beheben will, die mir wiederum die "geometry" verderben, was mir wiederum die Umbrüche durcheinanderbringt, die ich ja eigentlich verbessern wollte. Seufzend ab, zig mal kompilieren, zack, Mitternacht. Und oben juchzt noch immer die Nachbarin.

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Meine Mutter schickt mir einen Zeitungsartikel über einen Lehrer, den ich sehr verehrt habe, und der nun in Pension geht. Von Auseinandersetzungen mit seinen Themen schwärmt er da, und er erzählt davon, daß er nicht glaubt, etwas hinterlassen zu können. Ich würde ihm sehr gern irgendwie sagen, daß er sehr wohl etwas hinterlassen hat bei mir, daß er zu meinem Wachstum beigetragen hat. Aber vielleicht weiß er das auch schon, weil ich ihn einst besucht habe, weil ich ihn im Frühjahr dieses Jahres, fünfzehn Jahre nach dem Abitur, auf dem Flur begegnet bin, mit leuchtenden Augen meinerseits und keiner Zeit seinerseits.

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Meine neue Büropflanze habe ich kränkelnd übernommen, und nun, am Fenster eingekeilt, höre ich ab und zu, wie sie ein Blatt fallen lässt wie einen Seufzer.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Mittwoch, 6. 09 17

06.09.17, 00:58 | 'Public preview'
"Mehr erzählen", schrieb ich gerade, und seit Neuestem muß ich ja wieder nachschauen, wo in der wörtlichen Rede das Komma hinkommat, also kommt. Keine Wortspiele, wenn Du Dich über Deine eigene Rechtschreibung beklagst, Texaner! sage ich mir, ganz ohne Anführungszeichen. Überhaupt rede ich ja wenig derzeit, vielleicht entschuldigt das meine Schwäche. Nein, tut es nicht. Ich finde Rechtschreibung wichtig und glaube, daß zum Spielen damit das Beherrschen dessen gehört. Beklagenswert, daß dem längst verblichenen Genitiv nun auch noch der Akkusativ folgt, der, verkürzt durch "nen" dabei auch noch die Geschlechter mit sich reißt. "Nen Geschlecht", sagen sie, und der eine oder die andere mag das sogar befürworten. Aber was wollte ich? Mehr erzählen.
Nun, der Tag. Ich saß noch am Schreibtisch, als der Tag begann, und wühlte mich durch Latex-Foren und Beschreibungen von Funktionen, die mir alle nicht recht helfen wollten. Bevor ich zu Bett ging, tat ich etwas, das ich seit dem Ende des Studiums nicht mehr getan hatte: ich schrieb einen Forenbeitrag. Dann war Licht aus. Um sechs klingelte der Wecker, und ich war wach. Weil ich aber um meinen guten Schlaf und diesen auch noch sehr zu schätzen weiß, drückte ich den Knopf für die zehn Minuten und wachte eine Stunde später wieder auf. Ich messe meinen inneren Wohlstand daran, ob ich die Kaffeemaschine morgens in korrekter Reihenfolge bedienen kann. Sagen wir so: heute hatte ich eine Tasse mit Milch und Zucker neben der Kaffeemaschine stehen, noch kein Pulver im Sieb und keine Idee, wie ich an Wasser kommen könnte. Gibt ja so Tage. Ein Kaffee also direkt für und in den Kopf, einen fürs Büro in mein geliebtes Erbstück, die Thermoskanne mit Ledereinband. Ein bißchen Zeit im Bad und unter Wasser verbringen, und eingedenk der nächtlich kalten Zehen zu beschließen, mit dem Auto zu fahren, diese beiden Tätigkeiten gingen nahtlos ineinander über und sozusagen Hand in Hand. Die Hände schlossen derweil das Fahrrad vom Balkongeländer, also radelte ich dann auch. Eh keine Jacke dabei. Braucht keiner, auch wenn die Finger morgens schon kühl werden. Die Mutter mit dem Kind und ihre beiden Elektroräder kamen mir nicht entgegen, ich war also reichlich spät dran. Feste getreten, auf den Lenker geschaut und den Vorbau, der von seinem Schwarz langsam in ein leuchtendes Gold wechselt. Was so ein bißchen Schweiß nicht alles anrichtet, wenn er auf die richtigen Stellen fällt, denke ich mir, aber das wäre dann doch zuviel verlangt für einen normalen Angestellten. Im Büro mache ich Bürosachen, und nebenher arbeite ich ein wenig. Dann schaue ich doch kurz in das Forum und versuche einen Rat zu befolgen, der mir an dieser Stelle sehr hilft und mich an einer anderen in Teufels Küche bringt. Mir wird klar, daß ich mich seit Tagen mit den ersten drei Worten des Manuskriptes beschäftige, und mit dieser Klarheit gehe ich essen. Ab vier fliegt die Zeit, erst um halb sechs piept die Uhr und rasselt mein Fahrrad. War klar, daß es jetzt zu rasseln anfängt, das gute schwarze Rad hat intensive Pflege noch nie gemocht. Deshalb darf es auch gleich wieder draußen übernachten, und für eine halbe Stunde versinke ich in Wogen von Kaffee und Fluten von Internet. Dann einkaufen, ich habe noch Pilze da. Kaufe Fleisch dazu und denke an mein Basilikumbrot, das ich gebacken habe. Basilikum in jedes Brot! denke ich, als ich zurück bin, die Einkäufe ausräume und leeres Brot kaue. Leider sind die Pilze verdorben, die sind aber auch auf seltsamen Wegen bei mir gelandet. Nun, also Zwiebeln, Fleisch und allerlei Gemüse. Ich kippe Kidneybohnen drüber und nenne es morgen eine Westernpfanne, denn ich muß den erstaunten Kollegen ja immer erklären, was ich denn nun schon wieder in Plastik bei mir habe. Daß ich das tatsächlich immer alles essen kann, die Nüsse, Äpfel, Schokoladen, glauben sie mir mehr oder weniger murrend mittlerweile. Dann setze ich mich noch einmal an die lange Mail der Lektorin, aber meine Antwort bleibt kurz. "Das ist keine Werbung", steht als Anmerkung neben meinem Vorschlag für den Buchrücken, und sie weiß ja nicht, daß mir das ein Kompliment ist. Aber gut, überlege ich mir noch etwas für meinen Lebenslauf - "Studiert seitdem das Leben am Einzelexperiment" wurde ja bereits abgelehnt und gestrichen. Spaßbremsen. Dann, das Essen ist schon fast wieder kalt, esse ich auch noch einen Teller davon. Verrückt. Gab ja Zeiten, da habe ich hier nicht gegessen, sondern nur gewartet. Gehaust statt gelebt. Jetzt habe ich auf dem Sims sogar eine Wasserflasche stehen. In der ist aber Flüssigdünger in Wasser gelöst, also trinke ich nach wie vor aus meinem Messbecher. Immer einen Liter. Ich hatte ja von Anfang an Gläser hier, aber so ein Glas und ich, das passt nun mal nicht ganz. Also Messbecher, nun ja. Ich hatte noch eine Dokumentation über Wolfgang Güllich offen, die mir unglaubliche Lust auf Klimmzüge machte. Film, Pause, Klimmzüge, Film, undimmersoweiter. Nun schmerzen mir die Arme, ich habe auf die Tastatur geniest, und es ist gleich schon wieder elf. Hinterm Bildschirm gähnt mich ein frischbezogenes Bett an, diese Tätigkeit müssen wir uns oben zwischen Kochen und Essen noch irgendwo dazwischendenken. Mehr nicht.
# |  Rauchfrei | Gas geben


06.09.17, 00:24 | 'Nicht drueber nachdenken'
Mehr erzählen.
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05.09.17, 19:40 | 'Maschinen bauen, Mensch bleiben'
Noch einmal den Text weggeschickt, den nach der Lektorin so langsam auch ich selbst nur noch "das Manuskript" nenne. Es geht in die Details, und deshalb verbringe ich Nächte damit, Kapitel zu erzeugen, die keine Kapitel sind, im Inhaltsverzeichnis aussehen sollen wie Abschnitte, aber bitte dann doch mit dem Einzug der Kapitel, und wenn es geht, ganz vorne im Verzeichnis. Nein, nicht, wenn es geht. Das muß. Und so muß auch ich, gerade. Nun. Wird mir wenigstens nicht langweilig.
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