Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Samstag, 15. 10 16

15.10.16, 00:12 | 'Rage within the machines'
Die zwei Definitionen der modernen Nächstenliebe: Auf der einen Seite der unbegrenzte Zwang zur Hilfe ohne Betrachtung möglicher Folgen für sich und andere. Auf der anderen Seite die eigenen Kinder, deren Erziehung man "Care-Arbeit" nennt und sich empört, dafür nicht selbstverständlich gut entlohnt zu werden. Hach ja.

#
Ganz schlimmes Kopfschütteln auch immer, wenn mir einer die Zukunft der Mobilität erklären will. Derzeit die Apologeten der Batteriefahrzeuge und auf der anderen Seite ihre Kritiker. Weder die einen noch die anderen kommen auf die Idee, daß wir auf eine Vielzahl an Teillösungen stoßen werden, von denen keine allein die Welt retten wird, die aber jede für sich an irgendeinem Platz ihre Berechtigung haben mögen.

#
Bemerknis am Rande: Keine deutsche Zeitung scheint in der Lage zu sein, einen Bundesratsbeschluß zu lesen. Daß die Zeitung die politische Einflußnahme einer Partei auf eine unabhängige Rundfunkanstalt weniger als ein Jahr später schon als heldenhaften Abwerkampf umschreibt. Daß die Zeitung, die ich nach Böll immer ZEITUNG schimpfen möchte, in der gleichen Ausgabe das "postfaktische" Zeitalter beklagt, das sie selbst mitverantwortet.

#
Ich weiß gar nicht, was mich am meisten stört: Daß eine Grundschullehrerin einfache englische Begriffe falsch schreibt und sie somit den Kindern falsch beibringt? Daß sie keine Rechtschreibkorrektur benutzt? Daß sie meint, keine Rechtschreibkorrektur zu benötigen? Daß es am Ende nicht einen der Anwesenden kümmert? Ist doch nur ein Wort, höre ich. Fickt euch, denke ich, sind immerhin zwei Worte.

#
Mit wachsendem Entsetzen und geradezu makabrer Lust lese ich die Chronologie der Ereignisse um die Ruine Fukushima nach. Ich weiß nicht, warum, verstehe ich doch nichts von Brennelementen und ihrer Sicherheit.

#
Dank des Versandhandels wurde aus meinem Hirngespinst, so etwas zu wollen und meinem sorgenvollen Blick auf die schwache Binnenkonjunktur, für die der Schwabe bekanntlich schuldig zeichnet, da er ja nur spart und nie nix kauft außer überteuerten Berliner Wohnungen, ein Rasierhobel, mit dem ich jetzt ab und an größere Weltkriegsszenarien in meinem kleinen Badezimmer nachstelle.

#
Ich sehe das Bild eines leicht mit Schnee überzuckerten Zeltes und bin unglaublich sehnsüchtig nach dem Draußen.

#
Und dann kommen sie daher mit ihrer Gleichheit. Nun, wenigstens bemühen sie nicht mehr die arg gebeutelte Gerechtigkeit, allerhöchstens noch das Recht, das blinde Huhn mit der Goldwaage und der Rechenschwäche. Ich erzähle Ihnen mal was: Ich bin einsvierundachtzig, Sie nicht. Das ist nicht gleich, aber deshalb noch nicht ungerecht. Ein Kind bezahlt nur die Hälfte dessen, was ich für eine Bahnfahrt bezahle. Das ist nicht gleich, aber womöglich berechtigt. Und dann ist da ein Knirps, der für sein Leben gern mit der Achterbahn fahren würde, was er nicht darf, weil man dazu einsvierzig groß sein muß, um nicht unter den Sicherheitsbügeln durchzuflutschen. Ich mit meinen einsvierundachtzig darf, mag aber nicht. Das ist höchst ungerecht, aber vielleicht trotzdem ganz sinnvoll, sonst fällt mir, der ich lieber am Boden bleibe, am Ende noch ein Knirps aufs Hirn.
Also nochmal ganz langsam: Gleichheit wird durch Unterschiede definiert. Keine Unterschiede gleich gleich. Gleich aber nicht gleich gerecht, und ungleich auch nicht gleich ungerecht. Und Gerechtigkeit ist ja sowieso etwas Virtuelles, eine Funktion von Irgendwas, was sich schon daran zeigt, daß ich heute noch größer als Napoleon bin, ihm das aber zu seinen Lebzeiten sicher nicht hätte ins Gesicht sagen können, ohne so lange von den Haaren her gekürzt zu werden, bis ich nicht mehr recht gehabt hätte. Recht war mal anders. Recht wird anders. Recht kann man ändern. Oh, und dieses Ding mit dem Sinn, das auch.

#
Eine einzige Motorradausfahrt in diesem Jahr, die wir gemeinsam gemacht haben. Schön, sowas.

#
Jokerman war eines der Lieder, die mich gerettet haben. Vor allem davor, herauszufinden, wovor sie mich retten mußten. Hey Bob, schrie einer gellend auf dem einzigen Konzert, das ich mir von ihm angehört habe. Hey Bob, immer wieder, und heute schreie ich mit: Hey Bob!

#
Ein Sportler erklärt, worüber wirklich in Umkleiden gesprochen wird. Ein Waschweib empört sich über dummes Gewäsch. Erbost spricht der Reeder über all das Gerede. Und ich bin mir nicht mehr sicher, ob ihr mich nun verarschen wollt oder das wirklich so meint. Meine Güte.

#
So. Zusammenreißen, jetzt. Alle.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Sonntag, 2. 10 16

02.10.16, 17:00 | 'Ansatzlos'
Ich bewundere ja den Himmel, die Wolken, die Sonne und all die wundervollen Farben. Über Menschen wundere ich mich einfach so.

#
Da erzählt eine davon, wie sie Hunde sozialisiert.

#
Einer erzählt vom Gewicht seines Fahrrads.

#
Einer arbeitet so lang, bis er vor Müdigkeit kaum mehr stehen kann. Mit halbgeschlossenen Augen erzählt er von seiner Tochter.

#
Hinter einer Fabrik in der Abendsonne sitzen zwei und trinken so lange Bier miteinander, bis sie ihren Streit vergessen haben.

#
Ich habe ganz schön was mitgenommen aus diesen Sommermonaten.

#
Die Teilnehmer einer Reisegruppe veröffentlichen die Fotos, die sie gemacht haben. Da teilen zwei ihre Begeisterung für prunkvolle Gebäude und sich selbst als Pärchen davor. Da fotografiert ein anderer die Stockbetten im Hostel, die Bäder, die Toiletten.

#
Ich versuche ja, milde zu sein. Nicht zu verzweifeln. Nur wundern, nicht ärgern, wie mein Senior immer gesagt hat.

#
Menschen, die in Rage geraten, wenn sie ihre Arbeit nicht schnell genug tun können. Die Ästhetik der Arbeit.

#
Wie ich mich mag in diesen langen Maisnächten.

#
Zwei, die sich für Autos interessieren. Reden über Felgen, stecken immense Summen in die Fahrzeuge. Kaufen, besitzen, verkaufen.

#
Ich schaffe es gerade so zum Tüv.

#
Wo wohnen?

#
Ich treffe einen, der an einem Freitagabend um neun noch ein paar Dinge erledigt, im Lehrerzimmer. Im Vorbeilaufen klopfe ich an die Scheibe, wir reden dann doch lang über das Geländer und den Fenstersims hinweg.

#
Menschen, die von ihrer Diät erzählen, bis zur Unverständlichkeit nuschelnd, während sie Pizza aus einer Pappschachtel essen und ich endlich ins Bett möchte.

#
Was wohl meine großen Widersprüche sind, die ich selbst nicht sehen kann?

#
Meine Mühe und meine Präsenz habe ich schleifenlassen in diesem Jahr und diesem Ort. Man merkt es sofort. Da kriegen sie Kinder, und ich nichts davon mit. Ich müsste das Telefon als solches verstehen lernen.

#
Ich tue mich schwer, in Gruppen einzudringen.

#
Was wohl meine Passion sein wird?

#
Jetzt erst mal Schulden bezahlen. Und ein Eis, vielleicht.

#
Dank des nachbarlichen Umzugs habe ich nun wieder kein Internet. Das hat mich letztes Jahr schon einige Seiten im Schriftstück weitergebracht und soll es auch dieses Jahr wieder tun. Erzwungene Konzentration.

#
Vielleicht ist mein Widerspruch, daß ich mit Inbrunst Traktoren fahre, anstatt in der freien Zeit das Schriftstück zu verfertigen.

#
Zwei Gespräche und ein glücklicher Abend.

#
Überhaupt Zweisamkeit.
# |  2 RauchzeichenGas geben


02.10.16, 16:37 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Bleibt alles anders.

#
Zu mir finden.

#
Phantomschmerz und Abwürfe.

#
Schnell noch Zahnbürste und Kaffee für das neue, alte Büro herrichten.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Dienstag, 13. 09 16

13.09.16, 01:41 | 'Single Trails'
Der Rahmen aus Alu oder Carbon. Sockel für Scheibenbremsen auf jeden Fall. Platz für zweiunddreißig Millimeter breite Reifen. Schutzbleche. Kassette und Schaltwerk aus einer alten neunfachen Ultegra-Serie. Ein gerader Lenker, um die Finger in der Stadt an der Bremse haben zu können. Die Kurbel mal als Einfachkurbel lassen. Zähnezahlen noch zurechtbasteln. Ein schicker Laufradsatz, die Felgen siebzehn Millimeter breit. Vorne unbedingt ein Nabendynamo. Ich glaube, das wird mein nächstes Rad.
# |  2 RauchzeichenGas geben