... Vorwärts fahren
23.05.24, 18:44
Wie wundervoll kleinteilig mir diese Renovierung gerät. Der Boden ist geschliffen, und besonders begeistert bin ich neben dem Nachlassen der Kreuzschmerzen von dem einen originalen Staubsaugerbeutel, der viel länger durchhielt als die ersatzweise nachgekauften. Die kaufe ich nach, gemeinsam mit den Rolladenmotoren. Irgendwie stören mich die alten Gurte, und irgendwie möchte ich dabei sein in dieser modernen Zeit. Ich möchte es mir schön machen, ich möchte nicht an den falschen Stellen sparen, also gebe ich an den falschen Geld aus. Und kaufe mir damit Arbeit ein, denn es sind Dosen zu setzen und Kabelschlitze zu klopfen. Der Grundputz muss ausgebessert und geschliffen werden, der arme alte Estrich, den ich mit dem Schleifer vom Teppichkleber und von zwei wichtigen Höhenmillimetern befreit habe, muss ausgebessert und versiegelt werden. Es sind tatsächlich Routinen, ich habe all das schon öfter getan und kenne die Schritte. Und so plane ich vor mich hin, bestelle dies und sammle jenes ein, was ich noch übrig habe. Mit dem Boden warte ich noch auf den Putz und auf die zündende Idee, ob mir außer Kork noch etwas anderes einfällt. Vermutlich nicht, und so werde ich mich in wenigen Jahren wohl über die tiefen Spuren ärgern, die Möbel darin hinterlassen. Ich freue mich trotzdem, und im Winter greife ich das Bad an. Weg mit den braunen Fliesen, weg mit der alten Wanne. Und schon bin ich unterwegs und suche flache Duschwannen und weiße Fliesen. Was man eben so tut.
23.05.24, 11:41
Die Herde am Deich, die Kühe stecken die Köpfe ins hohe Gras, dazwischen die Kälber, ein staksig hüpfender Kindergarten, und dazwischen irgendwo ich, in einer Hand den roten Eimer, in meiner Seitentasche die Nuckelflasche. Aus dem Graben quaken die Frösche, in den Bäumen rauscht der Seewind, und an einer Geilstelle sonnen sich die Echsen. Eine rauhe Zunge, die Milch schäumt vom eifrigen Saugen, und ich denke an die junge Frau, die ihren Büroberuf gekündigt hat, weil sie lieber mit Tieren arbeitet als mit Computern, weil sie mehr Sinn in diesen neuen Leben sieht als im Warten, und weil kein Parfum den Duft der Tiere ersetzen kann. Ich stehe lang, weil ich die Herde beobachte, und ich stehe lang, weil ich das so selten mache, und ich bleibe stehen, weil mir der Gedanke, ich könne irgendwann ein letztes Mal zwischen den Kühen stehen, die Schuhe in den Boden zwingt. Ich scharre im Sand und lasse mich von den Mücken stechen und von der Sonne wärmen. Ein Schritt, und noch einer, und den Eimer trage ich vor mir, damit mir auch das gar zu verspielte Kalb nicht folgt, und dann biege ich um eine Ecke Schilf und marschiere Richtung Zaun. Ich drücke einige Male auf die Wasserpumpe, und dann finde ich nichts mehr zu tun auf der Weide. Ein großer Schritt über die Stromlitzen, Eimer und Flasche auf die Ladefläche. Langsam poltert der Diesel rückwärts die Fuhre entlang, und nach wenigen Metern bin ich in diesem Urlaubsort wie in einer anderen Welt.
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