Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Dienstag, 26. 03 24

26.03.24, 20:01
Im Büro kann ich menschlich nicht schreiben, und in der Wohnung technisch nicht.

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Immer mal wieder blitzt der Gedanke auf, warum ich den einen großen Fehler wiederholen musste. Dann wieder fällt mir ein, daß es keine Wiederholungen gibt. Doch was mir diesmal eine einzigartig geformte Chance erschien, hatte diese Gestalt schon einmal gehabt und führte zur ähnlichen Entscheidung. Die Umstände, um nicht zu sagen, ich selbst, war jedoch anders. Ich kann nun viel besser still und für mich sein, und vielleicht brauche ich das sogar. Es entgeht mir vielleicht weniger, weil ich weniger gehe. Ich bin einer geworden, dem es gleich sein könnte, ob er hier sitzt oder dort. Dabei mag ich alles, nur nicht sitzen.

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Der Rücken mag das Sitzen auch nicht, obwohl er sich beim Gehen irgendwie verklemmt hat. Vielleicht nehme ich bald nur noch eine Treppenstufe mit einem Schritt, aber gerade abwärts ist das mein kleines, mein kleinstes verbliebenes Abenteuer. Und in der Kurve auf dem Treppenabsatz nur mit einer Hand am Geländer hängen, die Füße durch die Luft schwingen, und erst auf der nächsten Stufe wieder aufsetzen. Es ist ein Jauchzen in mir, das scheine ich mir noch nicht ausgetrieben zu haben.

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Es ist ja nicht nichts, sage ich, es ist nur vielleicht anders, wenn ich dann Tage verbringe mit einem alten Rad, das wieder hübsch sein soll. Ich freue mich schon darauf, und so bin ich auch um den letzten zugehörigen Erwerb nur eine gute Woche drum herum geschlichen. Ein Laufrad mit Nabendynamo soll es auch in diesem Rad sein, ein Zwilling des Lieblingsrades sozusagen, nur ohne dessen wenige Eigenarten, die so im Kern sind, daß ich sie nicht ändern kann. Und tatsächlich sind sie beide schwarz, und ich habe beide blind und mit viel Hin und Her auf mich eingestellt und anschließend vermessen. Sattelhöhe, Griffweite, alles gleich.

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Ein Wasserhahn ist undicht, und ich bastle vorsichtig ums glänzende Chrom herum. Schraube hier, drücke dort, und mit einem Mal ist alles dicht. Es ist kein rechter Erfolg, wenn man nichts repariert hat, denke ich hilflos und wasche mir lang die Hände. Kein Tropfen. Zwischendurch denke ich aber doch, auf dem Boden liegend, den Kopf im Unterschränkchen und das Telefon als Leuchte zwischen den Zähnen haltend, daß so ein Haushalt vielleicht zu komplex werden kann, um alles drin zu regeln. Das Radio findet das WLAN nicht mehr, die Wetterstation hat die Batterien tot, der Backofen möchte mit einem Telefon verbunden werden, und die Waschmaschine hat mehr Programme, als ich mir und der Welt erklären könnte. Was man nicht alles wissen muß, und ob dabei vielleicht etwas hinten runter fällt, und dann sage ich zum Besuch des Freischütz zu und muss mir irgendwann noch durchlesen, worum es da eigentlich geht und was ich so besuchen werde.

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Seit ich mein Lesegerät nicht mehr habe, vermisse ich es. Grund, ein neues zu erwerben, und das bedeutet natürlich ein gebrauchtes, und es bedeutet außerdem, daß ich den Erwerb lang überlege. Gut zwei Monate hat es gedauert, rechne ich zurück, ich kann mir also etwa dreißig Euro im Monat zurechtdiskutieren. Kommt hin, wird nach oben hin wohl nichtlinear, wenn ich mir so anschaue, was ich im letzten Jahr gekauft habe. Herrjeh.

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Jedenfalls habe ich zu tun, an allen Ecken, von undichten Wasserhähnen über Tapeten, die weichen sollen, über dieses Ding, das sich Beruf nennt, bis hin zum Hafer, der langsam in die Erde gehört. Und dazwischen möchte ich ab und an ins Feuer schauen, wenn die Abende sich nicht zwischen Sommertag und Winternacht entscheiden wollen.

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Gedämpfter Frohsinn vielleicht. Im Frühjahr stirbt hier keiner, schließlich wollen alle bei der Ernte dabeisein.
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