Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Donnerstag, 11. 01 18

11.01.18, 11:45 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Aus Paris habe ich eine neue Sucht mitgebracht. Durch eine spontane Einkehr- und Essensentscheidung saß ich vor einem weitgehend grünen Salat beim Thailänder, mit einigen Erdnüssen obendrauf. Und die Sauce - ein Gedicht, ach was sage ich, man lobt ja zu selten, eine Oase der Frische, leicht scharf, zwischen Essig und Zitrone irgendwie, sehr fruchtig, und erst beim gierigen Austrinken des großzügigen des fast klaren Restes in der Schüssel traten mir kleine Schweißperlen auf die Stirn. Erkannt habe ich eines der typischen Küchenkräuter, ebenfalls leicht scharf und für mich dem asiatischen Essen irgendwie zugehörig, dessen Name mir natürlich auch noch entfallen ist, und damit endet die Weisheit der Suchmaschinen meist auch schon. Stattdessen möchte ich hier auf die Weisheit der Leser schließen, vielleicht weiß von Ihnen allen jemand Rat, um einem unwissenden Landei kulinarisch auf die Sprünge zu helfen? Ich bin ja bereit, fast alles zu erwerben und zu verschlingen, um mich dieser nassen Göttin von einer Sauce erneut nähern zu können.

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Seit einigen Tagen eine doofe Entzündung im Mundraum, der ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht recht beikomme. Mittlerweile schmerzt selbst die Nase, und noch kann ich das ja alles eher distanziert und interessiert betrachten, noch wackelt ja kein Zahn und noch bin ich der Meinung, daß ein bißchen Hunger mich nun auch nicht gleich umbringen wird. Außerdem kann ich nicht mehr gedankenverloren in der Nase bohren und mir somit auch diese Unsitte noch abgewöhnen. Durch Schmerzen lernen ist jetzt auch kein neues Konzept, aber es hat dann doch ein paar scharfe Seufzer und zurückzuckende Finger gebraucht, bis ich den positiven Effekt für mich und meinen Seelenfrieden finden konnte.

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Aus irgendeinem Grund dann noch ein Asthmaanfall in der Nacht. Ignorieren half nicht, denn der Mund schmerzt mehr, wenn ich ihn auch noch zum Atmen hernehmen muß, und ganz ohne Atmung, nun, ich hab es mal versucht, ich tu es nicht wieder, versprochen. Bald darauf der übliche alte Husten, der so verlockend ist und dem ich doch nie nachgeben darf, denn Husten ist Arbeit, und Arbeit zieht Arbeit nach sich, wie Husten eben mehr Husten nach sich zieht. Und dann war da noch das Atmen. Alles schwierig, und als auch Lesen nicht half, lüftete ich mal großzügig. Stehen hilft, kalte Luft hilft mir auch, und erst als ich mich irgendwann halb sitzend fand, dachte ich daran, daß nicht alles, was hilft, auch ausreicht. Atmung und so. Also verschämt ins Bad, das alte Spray ausgepackt und dicht vor die kurzsichtigen Augen gehalten. Verwendbar bis, und dann eine höhnisch eingeprägte Jahreszahl zweitausendundneun auf der stählernen Kartusche. Egal, ich drückte, und nicht egal, denn sie hatte allen Druck verloren. Ich lutschte am Mundstück und saugte einen Unterdruck in den kleinen Behälter, daß ich meinte, das alte Plastik krachen zu hören. Meine Zunge passt ins Mundstück, kann ich nun mitteilen, aber eine weit ausgestreckte Zunge und ein scharfer Hustenreiz, nun ja. Also atmen, das klang nach einer Lösung, und langsame Schritte im Takt des Röchelns. Von oben sieht das aus wie fortgeschrittener Hospitalismus, lachte mir mein innerer Schelm zu, der auch nachts wohl nichts Besseres zu tun hat, als über mich zu lachen. Worüber sonst, allein im Dunkeln, entschuldigte ich ihn im inneren Zwiegespräch, dann ein leichtes Lächeln der Wiedergutmachung, dann Gesichtsschmerz, dann Grimasse, dann wieder Husten. Ach ja, atmen. Und gehen. Leider zeichnet die Fitness-App die kleinen Schritte zwischen Bett und Sofa nicht auf, sonst hätte ich diese Daten selbstverständlich der Wissenschaft und den Krankenkassen zur Verfügung gestellt. So kann ich nur berichten, daß mit den ersten Sonnenstrahlen meine nackten Füße zwar halb erfroren, der Rest jedoch ausreichend müde war, um einzuschlafen und elf Minuten zu spät zum ersten Termin des Tages zu erscheinen. Mit dem Rad, selbstverständlich, denn Helden sterben ja nicht im Bett, und wenn doch, dann zumindest nicht allein in ihrem eigenen, und sowieso gilt nach wie vor eines der wenigen Versprechen, die ich gegeben habe, daß Kinder nicht vor ihren Eltern gehen sollen. Derart abgelenkt wurde ich trotz allem nicht von einem ins Büro eilenden Kraftwagen überfahren, und auch das nehme ich als gutes Omen. Man muß ja nehmen, was man kriegt. Vor allem Luft. Also atmen, ohne zu lächeln.
# |  5 RauchzeichenGas geben