Wenn Sie jemanden erschießen, den Sie auf den Tod nicht ausstehen können, dabei aber versehentlich Ihren besten Freund gleich mit umbringen, dann ist das zwar effektiv, aber nicht effizient. Betriebswirtschaftler sehen das sicher anders. Aber ob die Freunde haben?

Mehrmals werde ich heute auf mein gefasstes Zurücklehnen angesprochen, als gestern nach kurzem Flackern mein Rechner als einziger im gesamten Büro zusammenbrach. Mir sieht man an, wie hart ich an meinen Flüchen schlucken muß.

Ich soll eine Schulung bekommen. Ich möchte aber keine Schulung haben, weil das ein Sicherheitsthema für neue Mitarbeiter ist und ich ja schon mehr als zwei Monate da bin, und so frage ich einen der Kollegen, der ebenfalls eingeladen ist, wie ich mich da herauswinden kann. Denk mal nach, sagt er, was diese Schulung bedeutet. Ich denke, denke, grinse anschließend und drücke auf "Zusagen".

#
Ich werde sehr geübt im Umgang mit meiner Thermoskanne. Der viele Tee hilft zwar nicht unbedingt gegen meinen Husten, aber immerhin kommt man mal raus, weil kein Mensch zwei Liter warmer Brühe bei sich behalten kann. Ich klemme die Schnur des Teebeutels unters Leder des Trageriemens und fülle drei und einen halben Drücker heißes Wasser ein. Ein Drücker ist die Menge, die die Maschine tröpfelnd absondert, wenn man einmal auf den Knopf drückt. Das ist ein unkommodes Maß, aber erklären Sie das mal jemandem, warum Sie eine Thermoskanne für vier Drücker brauchen. Sehen Sie?
Dann marschiere ich zurück ins Büro und schlenkere dabei die Kanne am Trageriemen. Das verteilt den Zucker ganz hervorragend und spart mir den Löffel, den ich sowieso immer vergesse. Zurück im Büro schenke ich sofort die erste Tasse ein und lasse sie abkühlen. Das alles dauert sechs Minuten, und der Clou dabei ist, daß nun der Teebeutel an der erwähnten Schnur in der Luft hängt. Ich muß ihn also nicht naß in den Papierkorb werfen und halte trotzdem die vorgeschriebene Ziehzeit ein. Lachen Sie nicht, Maschinenbauer freut sowas.

#
Wer freundlich zum Kaffeemaschinenmonteur ist, bekommt auch mal einen Probekaffee. Oder zwei oder drei oder eine ganze Reihe durch, wenn sich der Fehler nicht finden lässt, und erst nach dem seltsamen Gesöff aus Trockenmilch, Kakao und Espresso habe ich aufgegeben. Jetzt: Koffeinschock.

#
Ja, hier wird auch gearbeitet. Flächenpressungen und so. Und was ich mir wochenlang zähneknirschend zurechtkonstruiert habe, wo ich mir die Millimeter aus den Rippen geschnitten habe, das läuft jetzt durch. Und hält.

#
Fachbücher könnte ich den ganzen Tag über lesen. Für was es nicht alles Fachbücher gibt!

#
Wir proben jetzt intensiver, und die Textbücher müssen auch weg. Ich trage eine Rose zwischen den Zähnen und freue mich am Lachen. Außerdem trage ich Arbeitskleidung und rieche auch so. Das macht für mich den Charmeur nicht schwieriger, ganz im Gegenteil zu den schwärmenden Damen, die ihn mir abkaufen müssen. "Rutsch ein wenig näher" ruft mir die Regie zu, und ich sage laut und mitleidig, daß es jetzt vielleicht ein wenig unangenehm werden könnte.

An einem sonnigen Sonntag vor sich hinzurekonvaleszieren. Gammeln also.

Du wolltest Mitleid und hast zu hart darum gekämpft.

Menschen, die ihre Sportverletzungen besser kennen als ihren Sport.

Dieses völlig unhektische Leben hier. Ich wache morgens ohne Wecker auf, mit der Sonne oder dem Regen im Dachfenster. Dann gibt es Kaffee und die Zeitung, und vielleicht spiele ich ein wenig auf meiner Mundharmonika. Irgendwann breche ich dann auf ans Institut und bleibe dort an einem Rechner sitzen, bis jemand klopft und mich mit zum Essen nimmt. Das Essen ist meistens sogar noch warm, und wenn die anderen mitgedacht haben und wir während der Vorlesungen da sind, müssen wir nicht einmal lange anstehen. Wieder zurück am Schreibtisch nehme ich mir ein Tässchen Kaffee mit, und später vielleicht noch irgendwas Süßes aus der Kiste. Wenn Schokoriegel da sind, freue ich mich. Spät am Abend streife ich manchmal durch den Flur und spicke in die Papiertüten auf dem Frühstückstisch. Es ist schön, wenn jemand eine Brezel übriggelassen hat, die ich dann vor dem Vertrocknen rette. Wenn mir dann irgendwann die Hand schmerzt und die Augen brennen, gehe ich meist. Manchmal mache ich auch noch ein wenig, wenn ich das Gefühl habe, daß ich heute nicht weitergekommen bin. Dann packe ich meine Sachen und schiebe das alte Rad zur Tür. Den Knauf muß man drehen, wenn man der letzte ist, und die Tür hinter sich gut zuziehen. Meist vergesse ich irgendein Licht, aber dann ist die Tür auch schon zu. Auf dem Heimweg radle ich am Supermarkt vorbei, aber nur der kürzeren Strecke wegen. Der Supermarkt hat normalerweise schon zu. Immerhin brauche ich mich dann nicht an der Kasse anzustellen, und einkaufen gehe ich sowieso nicht gern. Milch bringe ich mir ja montags von zu Hause mit, und Kaffee reicht ja quasi ewig. Wenn ich ein bißchen mitgedacht habe, ist sogar noch Wein da. Ich muß nicht abspülen, freue ich mich. Ich habe ja nichts gekocht, es ist ja auch nichts da. Dann brauche ich schon nicht so auf Mindesthaltbarkeiten und Schimmel zu achten. Ich könnte so leben, denke ich dann. Ich setze mich also an den Tisch, trinke ein Glas Wein und lese noch ein wenig. Oder schreibe dummes Zeug wie das hier.

Ich wusste einmal die genaue Herleitung dafür, daß ein Diffusor die Leistung einer Turbine steigert. Jetzt weiß ich sie nicht mehr. Das lässt mich nicht schlafen.

Wie viele Türen dieses Haus doch hat! Vor allem, wenn man sich vorgenommen hat, alle auszuhängen, die Angeln zu schmieren und die Schließen nachzustellen.

Die Verwaltung schlägt zurück: Der Antrag, der im Oktober gestellt und im November abgelehnt wurde, wurde letzte Woche auf recht hoher Ebene angenommen. Die Verwaltung akzeptiert grummelnd und grinst sich einen: Der Antrag reicht nur bis Ende März. Dann spielen wir noch eine Runde.