Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

24.01.25, 11:48
Vielleicht hilft es mir ja, wenn ich mich aufschreibe. Ein zweijähriges Kind und ein Mann, der zu retten versuchte, wurden erstochen. Und ich lese von der Frage, ob Straftaten, die in einem anderen Land begangen werden, irgendwie besser wären, und möchte für mich antworten.
Auf das Land kommt es mir nicht an. Aber auf die Entfernung. Und die besteht nicht nur aus einer Streckendifferenz, sondern auch aus einer Differenz an Bindungen. Sollte ich jemals vor der Wahl stehen, ob mein eigenes Kind oder ein beliebiger anderer Mensch, nehmen wir beispielhaft den Leser dieser Zeilen, sofort und auf der Stelle umgebracht würde, ich müsste keine Sekunde lang überlegen. Ich bin darauf nicht stolz, glaube aber, dass diese Entscheidung für die meisten Menschen genau so ausfallen würde. Und daher macht es, auch in feineren Abstufungen durchaus einen Unterschied, an wem eine "Straftat", ich halte diesen Begriff für derartige Morde für einen billigen Euphemismus, begangen wird. Und dieses emotionale Umfeld deckt sich teilweise mit dem lokalen Umfeld. Viele Menschen, die mir nah stehen, sind in meiner Nähe. Außerdem kommt der Aspekt der Sicherheit hinzu - wenn auf einem anderen Kontinent grausam gemeuchelt wird, beeinträchtigt dies nicht meine Sicherheit oder die derer, die mir nahe stehen. Im doppelten Sinne also: Ja, es macht einen Unterschied, und ich sage es ohne Stolz ebenso wie ohne Scham, es ist mir unendlich viel lieber, dass Abscheulichkeiten wie die geschehene weit entfernt von mir bleiben, wenn sie denn schon geschehen müssen.
Dies nämlich ist ein ganz anderer Punkt, der in der Fragestellung nicht auftauchte. Und auch hier ist die Wortwahl schon verkehrt, denn natürlich muss Derartiges nicht geschehen und geschieht trotzdem. Daher muss die Frage, die zu diesem Punkt gehört, eher sein, ob sich Derartiges verhindern ließe. Man könne es nie ganz verhindern, lese ich diesbezüglich, und dabei bleibt es meist. Man kann kaum etwas ganz verhindern, das Sterben nicht und den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid nicht, und trotzdem wird nach Maßnahmen gesucht und großer Aufwand getrieben, um das eine so spät wie möglich, so sanft wie möglich und das andere so gering wie möglich zu halten. Ist dieser Vergleich auch zweifellos schräg, so lässt sich die Fragestellung dadurch doch anpassen: Wie kann die Häufigkeit derartiger Morde verringert werden? Und wie auch beim Klimaschutz gelangt man ans Abwägen dessen, was zur Reduktion getan werden solle. Alles, sagen die Extremisten in ihrer Einfachheit. Und Nichts, sagen die Extremisten in ihrer Einfachheit. Weil alles getan werden muss und nichts getan werden kann, was absolute Sicherheit bietet. Damit lehnen sie jede Abwägung ab und - nichts weiter. An den Wahlumfragen lässt sich ablesen, dass etwa ein Fünftel der Wähler mit diesem Nichts auf eine Art und Weise unzufrieden ist, das sie zu fast allen Nebenwirkungen bereit macht, um nur nicht beim Nichts zu bleiben. Und auch mir ist das Nichts zu wenig, ebenso wie mir die bisherigen Maßnahmen - ob es nun um das Verbot von Energieträgern oder scharfer Klingen geht, entweder wenig zielführend oder mit stark unterschätzten Nebenwirkungen behaftet. Und auch bei den Nebenwirkungen gilt ganz selbstverständlich und ohne Stolz und Scham das oben vorgestellte Prinzip der Nähe, wenn auch nicht in der oben herausgestellten Krassheit.
Zuletzt lese ich noch, dass dieses Land kein Problem mit Terror habe. Keines mit Morden. Nur eines mit psychiatrischer Behandlung. Dazu fällt mir derart wenig ein, dass ich statt einer Antwort meinen Zugang lösche, um solchen Scheiß nicht versehentlich wieder lesen zu müssen.

Rauchzeichen




excellensa   |   26.01.2025, 22:19   |  
Schade. Das alles.
Mitrauchen
 


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