06.09.19, 10:01 | 'Ansatzlos'
Die Tage sind voll und schön. Trotz der Büroarbeit gerate ich an den ein oder anderen Sonnenstrahl, und selten habe ich die Sonne so genossen. Das denke ich mir immer im Herbst, und typisch für den Frühsommer ist meine Angst davor, die Sonne zu lang zu missachten, als selbstverständlich hinzunehmen und zuletzt einem verpasstem Sommer nachzujammern. Katzenjammer ist immer, wenn der Sommer vergeht, wenn die letzten Maispflanzen nur noch Stoppeln sind. Das Getreide stand lang in diesem Jahr, weil der August doch regnerisch war. Nun sind die letzten Äcker schon schwarz, die ersten lang wieder grün. Nur der Mais hält sich tapfer, und jeden Tag schaue ich den Kolben zu, den Lieschblättern, den wehenden Fahnen. Nein, verpasst habe ich nichts in diesem Sommer. Ich bin selten so viel geschwommen. Ich könnte noch mehr draußen sein, wenn ich weniger am Schreibtisch wäre, ich könnte mehr radeln, wenn ich weniger Schlepper fahren würde, und vielleicht irgendwie noch etwas effizienter sein. Vielleicht nicht unbedingt in dieser ersten Stunde des Tages zwischen den beiden Weckern. Aber sonst so. Mit langsameren Handgriffen schneller arbeiten, weniger Hast. Als Beispiel meine Mutter, deren Bewegung in der Küche kaum auf die Menge ihrer Arbeit schließen lässt und deren volle Schränke allein nicht zeigen können, daß hier nichts verdirbt. Daran arbeiten auch die scharrenden Hühner mit, und Ehre, wem hier Ehre gebührt. Vielleicht ein paar Bilder noch, vielleicht ein paar Klimmzüge, etwas Fels unter den Fingern, und vielleicht doch in den letzten Septemberwochen noch ein paar Radtage mit Aussicht. Es gibt immer etwas zu tunim Kleinen, und auch wenn die großen Dinge sich ändern oder im Argen liegen, gilt es, diese nicht zu vernachlässigen. Das Gleichgewicht finden heißt auch, die Aufgaben gewichten. Vielleicht muß auch, wer im Kleinen richtig ist, vor Großem nicht bangen. If you take care of the inches, the miles will take care of themselves habe ich einst gelesen, als ich noch viel gelesen und geschrieben habe. Dabei hinter allem die Frage, was im Großen zu tun sei.