07.11.25, 10:38
Alle drei Jahre lasse ich mir die Tauglichkeit für Einsätze unter Schwerem Atemschutz bestätigen. Eine Vorschrift möchte das so, und ich nehme diese Untersuchung als eine Art kostenlosen Leistungstest. Noch vor drei Jahren war alles anders, ich kam mit dem Rad von der Arbeit und hatte somit schon knapp sechzig Kilometer in den Beinen, als ich an die Kabelage angeschlossen wurde. Diesmal hatte ich schon bei der Selbstauskunft gezögert: Ist das noch Sport, was ich da tue, zwischen all dem, was ich sonst so mache? Außerdem dünnt sich das Feld um mich schon aus, und einige der Kameraden in meinem Alter kratzen das schwarze A von ihren Helmen. I'm not ready to make nice, I'm not ready to back down, I'm still mad as hell and I don't have time, singe ich mit den Dixie Chicks und tue wohl noch einige Jahre so, als wäre das Alter nur eine Zahl. Ich treffe einen überaus netten Mediziner, der alle aus den Körperflüssigkeiten gewonnenen Werte erklärt und für gut befindet. Der leicht saure Urin könnte vom Fleisch kommen, mutmaßt er, und ich füge seufzend die vielen Tassen Kaffee hinzu. Die Leistungsdiagnostik folgt, und ich werde für meine Herzelchen gelobt, das seinen Dienst wohl sehr gleichmäßig und gewissenhaft versieht. Wenigstens einer hier in diesem Sauhaufen von Texanerpersönchen, denke ich, und wenn nur mein Kopf auch so arbeiten würde. Dann die Belastungsstufen. Irgendwo dazwischen erzähle ich noch, vom Beruf und vom Sport, und nach den Pflichtstufen lache ich noch. Irgendwann lache ich nicht mehr, sondern beneide durchs Fenster die Menschen auf der Straße. Da sind wir lang durch die Pflicht und mitten in der Kür. Ich könnte noch eins, presse ich, ich hab noch Luft, und der Arzt nickt lächelnd und schaltet das Gerät ab. Bis in drei Jahren wieder, sagt er, und immer dann hab ich mehr Lust als Zeit.