18.05.25, 12:50
Und während ich Stunde um Stunde damit verbringe, einen unterirdischen Behälter zu reinigen, Zentimeter um Zentimeter mit dem Hochdruckreiniger alle sechs Betonwände um mich herum abzustrahlen, während mir der Dreck um die Ohren spritzt und das Kondenswasser in die Haare tropft, währned im ohrenbetäubenden Lärm und Hall der Pumpe der klägliche Schein meiner alten Stirnlampe den Sprühnebel erleuchtet, da habe ich viel Zeit zu frieren und nachzudenken, schaue immer wieder hinauf zum einsamen Lüfter hoch oben im Mannloch, der mich mit frischer Luft versorgen soll, und ich denke darüber nach, was tausend Stunden dieser Arbeit mit einem Menschen machen könnten, wie die Erfahrungen von Arbeit den Menschen prägen können, was neuerdings als Arbeit gelten soll, wo ich mit meiner eigenen Definition von Arbeit noch immer hadere, und warum ein leichtes Reden von schwerer Arbeit allzu oft von geringer Erfahrung mit ebendieser zeugt. So denke ich mir Arbeit immer noch als zielgerichtete und bewußt ausgeführte aktive Tätigkeit, während ich den Zweck, den ich vor Jahren locker definierte, längst nicht mehr so stark eingrenzen kann wie damals. Alles in allem kann ich die Frage, warum ich arbeite, nach wie vor nicht beantworten, doch bleibe ich überzeugt, daß zu einer Definition der Arbeit stets ihr Zweck gehört, und daß der Lebensunterhalt nicht allein und vollständig dieser Zweck sein kann, wie ich mir selbst andauernd beweise. So steige ich nach Stunden über eine lange Leiter hinaus dem Bassin, dessen Beton nun sauber glänzt und all seinen Dreck an mich abgegeben zu haben scheint, und bin zwar an dieser Stelle weiter und doch an anderer Stelle keinen Schritt vorangekommen. Ich würde gern die Sonne wiedersehen, habe ich mir da drin gedacht, doch die ist längst entzogen, und so stehe ich im Hof in der Dämmerung, schmutzig, nass und frierend, und wundere mich wie zuvor.