Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

03.01.17, 18:27 | 'Warten aufs Christkind'
Auf dem Heimweg durch den frischen Schnee, der sich auf den Gummikappen der Arbeitsschuhe zu spitzen Häubchen ballt und die Furchen der Arbeit im Leder verschließt, die Hände in den Taschen, ein Finger spielt gedankenverloren an dem Loch in der Jacke, rundum verschmort und verbrannt, die Mütze hält die wilden Haare im Zaum, die gute Mütze, denke ich noch, aber die schlechte finde ich nicht mehr, ich werde wohl eine neue gute brauchen. Oder vielleicht waschen, spare ich in Gedanken, und um mich her flattert das Licht der Straßenlaternen im Schneefall, und still ist es hier. Ich komme vom Bau, habe schon ein Bier getrunken mit dem Vetter, dem Bauherrn. Neulich erst haben wir das Dach gedeckt, mit einem halben Dutzend Männer, von denen ich sogar die Eltern kenne, die Autonummern, die Freundinnen kann ich aufsagen, wie man sich eben so kennt, ein halbes Durchschnittsleben lang. Ich bin angenehm müde und angenehm ungespannt, man könnte mich zusammenfalten und in eine Kiste packen. Hinter einem Garagentor ein Licht. Ich klopfe, ein kleiner Bub scheut, ein großer freut sich. Es ist ein großes, ruhiges Lächeln zwischen uns, und dann stehen wir draußen, ein kleiner Motor knattert durch den Schnee mit dem neuen Schild, der kleine Bub und ich räumen die Ecken frei. Alleine, alleine, sagt er, und ich halte die große Schaufel nur ganz leicht, während die Mutter den Straßenrand beobachtet, denn im Spiel ist uns beiden zuzutrauen, daß wir dann doch noch in ein Auto laufen. Wir trinken Bier und stoßen an, und ich fühle die Geborgenheit dieses Dorfes, dieser Heimat, dieses Lebens, und solange ich bei Freunden in der Garage stehen kann, mit kalten Händen und Flaschenbier, denke ich dann. Auf dem Heimweg ein Haus, in dessen Mitte das Licht fehlt. Doch der Schmerz lässt nach wie alles nachlässt, und ich winke nach oben und frage leise, ob Du das gesehen hast und ob Du stolz auf mich bist, und dann wird mir klar, daß ich das gar nicht fragen muß. Die Zehen bleiben kalt, das Herz wird warm, eine Träne zittert sich die Wange hinab, bis ein Schniefen sie ein winziges Loch in den Schnee schmelzen lässt.

Rauchzeichen




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