Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Donnerstag, 15. 08 24

15.08.24, 09:09
Hier im Wald gibt es einen sehr kleinen früheren Stützpunkt der Bundeswehr. Ich bin nicht sicher, ob man es korrekterweise einen Stützpunkt nennt, aber ich kenne noch Männer, die dort ihren Wehrdienst abgeleistet haben. Dort wurden Funksignale übertragen, der Stützpunkt diente also der Kommunikation. Ab und an üben wir dort mit der Feuerwehr, denn das Gelände wird längst nicht mehr von der Bundeswehr genutzt. Man läuft dort über einen Vorplatz, bis man um eine Mauer aus Wellblech herumgehen muss, aus der Sträucher wachsen. Ich dachte an provisorische Blumenkübel aus dem, was man eben so hatte bei der Bundeswehr, bis ich auf die Idee kam, dass dies eine Schanze sein könnte, ein letzter Verteidigungswall vor der Eingangstür. Mit dieser Idee stand ich ganz anders zwischen den Sträuchern, und ich stellte mir vor, wie Soldaten aus der Tür stürmen und die Läufe ihrer Waffen durch die Sträucher schieben. Ich fragte mich, ob eine Kugel einen Wall aus Blech und Erde durchdringen könnte, und was es für ein Gefühl wäre, wenn in der Einsamkeit dieses Waldes, fernab aller Straßen, auf einen geschossen wird. Ich glaube nicht, dass man dabei viel Gelegenheit hat, über Sinn und Unsinn nachzudenken, und doch überkam mich für einen Moment eine gigantische Ausweg- und Hilflosigkeit. Wenn hier oben im Wald geschossen wird, dann muss doch für alles zu spät sein, dann kann doch weder Hilfe erwartet werden, noch irgendein Sieg. Ich ging weiter, um mich im Gebäude umzusehen, dessen Inneres zu beschreiben mir als unstatthafter Geheimnisverrat vorkäme. Räume, Treppen, Bedientafeln, eine kleine Küche. Ich gehe weiter, sammle unsere Werkzeuge ein: kleine Holzkeile, die Türen offenhalten, eine Leine, die einen Schlauch vor dem Abrutschen bewahrt. Im Hintergrund bläst ein starker Lüfter den Übungsrauch aus dem Gebäude, und durch das Fenster scheint sich ein Fetzen Angst in die warme Sommernachtsluft zu verfliegen, ein Knäuel aus Sinnnlosigkeit löst sich auf, wie alles Leben sich auflöst oder dunkelrot im Boden versickert.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Dienstag, 13. 08 24

13.08.24, 16:43
Es ist durchaus eine bittere Erkenntnis, dass ich nicht einmal mehr meine Fragen ans Universum mehr formulieren kann. Ebensowenig meine Fragen an mich selbst, an meine Zukunft; sie schmelzen, wenn ich versuche, an ihnen herumzukauen, zu Platitüden, die mir nicht schmecken wollen.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Dienstag, 6. 08 24

06.08.24, 09:32
Mehr und mehr gelange ich zu der Ansicht, dass ein erreichtes Alter durchaus eine Leistung ist. Dies geht nicht zufällig mit meinem eigenen Altern einher, soll aber nicht ausschließlich der Selbstbeweihräucherung dienen wie der Rest meiner kümmerlichen Texte in diesem Internet. Es ist stattdessen Erfahrung im Wortsinne, also Erfahrenes, oder besser Widerfahrenes. Und so glaube ich heute, dass wer das Alter nicht für eine Leistung hält, noch nie ernsthaft um sein Leben hat ringen müssen, und es noch nie aus vollem Herzen verflucht hat. Und so feiere ich mein Altern heute, wie es mir entspricht, und werde auf einem Schlepper sitzen und auf einem Fahrrad und mich dran freuen, dass ich so viel von mir in dieses Alter retten konnte, denn nichts zu verlieren ist manchmal auch ein Gewinn.
# |  2 RauchzeichenGas geben


06.08.24, 07:19
Zweiundvierzig. Immerhin das geschafft.
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